1085
258/2
M. den 8
Aug.
87.

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Eben dachte ich, lieber Fritz Jonathan, an ein Anmeldungsschreiben, da ich

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Deine Einladung erhielt.
W
Du wirst es zeitig gnug bedauern, Dir eine

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solche Heimsuchung zugezogen zu haben. Es war schon alles abgemacht, nach

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einigen
Debatt
en. Gott wolle nur die Kopfschmerzen aus dem Wege räumen

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und aus Pempelfort verbannen. Sonntags u Montags ist unser Frantz mit

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gutem Erfolge wieder in einer offenen Kutsche ausgefahren. Ich komme

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auch unter glückl.
auspiciis
für den
D. Raphael
zum Pyrmonter anzulangen.

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Seine bisherigen Mittel fangen an beßer zu wirken auf
Eingeweide
und

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Haut
, durch Auswurf und Ausschlag. Ob die Maße dadurch geändert

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werden wird, weiß ich nicht, muß es hoffen und wünschen. – –

13
Gestern bin ich wider zum erstenmal
per pedes apostolorum
ausgegangen,

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habe mich im Dohm umgesehen und mit meinen Freunden, worunter auch

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Rath Schücking ist, bey
Druffel Caffe
getrunken.
Cormann
fehlt noch, ohne

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daß man weiß warum? noch wie? Schücking kam vorgestern her. Wir haben

17
uns noch wenig
einander
genießen können. Die Schuld liegt wohl an mir.

18
Der Sohn des
Epamin
on
das,
sagt mein Michael, heißt
Stesimbrotus,

19
wurde gekrönt und geköpft, für sein Glück u seinen Ungehorsam.
Fiat iustitia et

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pereat mundus.
In
Plutarchs
Abhandl. unter den moralischen
,

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wo der
Character der Römer u Griechen
verglichen wird, steht

22
diese Anekdote u die Qvelle
derselben

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Diesen Augenblick kommt
Cormann
– und ich stehe auf, ihn zu

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bewillkommen. – Zu Mittag ist es endlich im Rath der Wächter entschieden, daß

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wir erst den 11 d Sonnabends abreisen und
Dom X.
uns in Pempelfort

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widersehen

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Nicht allein ich, sondern ihrer drey kommen, nach St. Jacobi
IV.
15.

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Morgen waren wir willens nach Angelmodde zu wallfahrten.
Diotime

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kommt nach der Stadt mit
Ablaß
und es ist mir lieb bey meinen

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Umständen eines
operis operati
überhoben zu seyn, womit ich würkl. besorgte eine

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Sünde wider Ihren Geist zu begehen. Wenn ich gesunder und ein wenig

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leutseeliger ohne den bösen
Daemon
meiner Hypochondrie und noch ärgern
Diät

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von dem Pyrmonter in P. wider zurück komme: so wird es vielleicht ein

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beßer mit mir gehen. – Wie Dir und Deinen beyden würdigen Schwestern

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bey meinen Launen zu Muthe seyn wird. Habe wenigstens, lieber Jonathan

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die Barmherzigkeit selbige auf den Plagegeist, von dem ich beseßen werde,

S. 259
vorzubereiten, damit sie nicht dadurch in Ihrer Erwartung irre gemacht

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werden, und Du mit Deiner guten Meynung und Vorurtheile der

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Freundschaft zu Schanden wirst. Es bleibt also dabey, daß wir den 12 eintreffen

4
werden.

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Frantz kann nicht schreiben und hat heute gnug mit der Post zu thun. Die

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medicinische Angelegenheit ist abgemacht. Von alle diesem mündlich mehr. Die

7
herzlichen Empfehlungen u Grüße von uns allen.

8
Alles übrige mündlich und bald gegenwärtig, von Angesicht zu Angesicht.

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Was sich nicht sprechen noch schreiben läßt, wollen wir uns einander aus Aug

10
und Herz lesen. Hiemit Gott empfohlen von Deinem alten und seinen

11
Reisegefährten, die Gott begleite und an Ort und Stelle bringe! Von unserer

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ganzen Familie die herzlichsten Grüße an Dich u die Deinigen. Daß Druffel,

13
Schücking u
Cormann
dazu gehören, versteht sich am Rande, und der alte

14
Freund
Doctorandus


15
Adresse:

16
An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
.


17
Vermerk von Jacobi:

18
Münster den 8
ten
August 1787

19
J. G. Hamann

20
empf den 9
ten

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 561 f.

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 222–224.

ZH VII 258 f., Nr. 1085.

Zusätze fremder Hand

259/18
–20
Friedrich Heinrich Jacobi

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
258/17
einander
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aneinander
258/22
derselben
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
derselben.
258/26
widersehen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
widersehen.