1090
268/7
Pempelfort den 18
Aug.
87.
8
Meine herzlich geliebteste Freundin und Gevatterin,
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Den 16 Jul. erhielte ich Ihr erstes Andenken vom 5 das nach Berlin
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bestimmt war und mir nach Münster nachgeschickt wurde. Mein bisheriges
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Stillschweigen wird durch die Nachrichten, die Sie durch Hill erhalten haben,
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keine Rechtfertigung verdienen. Ich begreife selbst nicht, wie es mir mögl.
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gewesen, in Einem Zuge 7 schlaflose Nächte auszuhalten. In den letzten kam
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es zu fieberhaften Phantasien. In
Marienwerder
hatte ich einige
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vergnügte Stunden bey meinem alten Freunde, dem CanzleyDir. Megerlin,
16
und seiner herzlichen Frau, die mich in große Versuchung setzen mich
17
auszuruhen – In
Fordon
und
Bromberg
kam es
wurde wieder über eine
18
Ruhe Station zu Rath gegangen. Meine Ungedult den
D.
Lindner
19
festzuhalten überwog alle Bedenklichkeit. Endlich langte ich gantz erschöpft den 28 in
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Berlin an. Nach einer halben Stunde auf einer Bank im Posthause kam
21
Reichardt
wie ein Engel in einer Kutsche geflogen und holte mich in sein
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gastfreies wohlthätiges Haus, wo ein
geschmackvolles
Mittagsmahl
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bereitet stand. Ich ließ es mir so gut schmecken, daß noch denselben Abend
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mein Uebel ausbrach. Ich habe 8 Tage in Berlin in völliger
Penitenz
eines
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Kranken zugebracht, kam gar nicht aus dem Hause, konnte wenigen Antheil
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nehmen an allem dem Guten, womit ich überhäuft wurde, erhielt
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Bewillkommungsbriefe von meinem hiesigen Jonathan und Gev.
Claudius,
konnte
28
kaum dem letzteren antworten und marterte mich einige Zeilen an
Herder
29
zu schreiben, den ich nicht über das Herz bringen konnte so nahe und
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unbegrüßt vorbeyzugehen. Den 6ten Jul. verließ ich mit Gewalt Berlin in
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Gesellschaft meines freundschaftl. Artztes – nicht ohne einen Antrieb der Vorsehung,
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weil kurz nach meiner Abreise mein liebreicher Wirth mit Krankheit 2 Kinder
S. 269
heimgesucht worden, und ich darüber untröstlich geworden wäre der
dritte
2
Patient gewesen zu seyn. Was Reichardts Haus für einen unauslöschl.
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Eindruck gemacht hat, davon einmal mündlich mehr. Was für Ordnung in einer
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so zahlreichen Familie herrscht, läßt sich ohne Bewunderung und Entzückung
5
nicht beschreiben. Die ganze Albertische Familie ist ein Muster
guter
6
herzlicher
Menschen.
Großmutter
, ihre Tochter, eine wahre Hausehre
7
2 Schwestern, ein Bruder, ein junger Schmohl, ein Häuflein
8
zusammengebrachter Kinder – kurz eine Fülle und Hülle natürlicher Güte und Einfalt,
9
eine Harmonie des Geistes und Herzens, die dort im
Kleinen
, wie hier
10
im
Großen
herrscht.
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Den 7 Jul. kamen wir mit unserm braven Fuhrmann in einer beqvemen
12
Kutsche in Magdeburg an, nachdem wir die ersten 100 Meilen in einer Laube
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Mittags gefeyert hatten, wo der
V.
Sonntag nach
Trin.
und das
14
Evangelium vom Fischzuge Petri herrlich gefeyert wurde;
bey
Cons. Rath Funk,
15
an den ich einen herzl. Gruß von unserm würdigen
Böttcher
zu bestellen
16
hatte führte mich zu unserm gemeinschaftl. Freunde, dem Aßistentzrath
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Philippi, deßen Gemalin aber für die Freunde ihres Mannes nicht sichtbar war.
18
Ein für mich sehr auffallender Unterscheid von Reichardts
Hausehre
.
19
(Ich hatte in Berlin Hartknochs Reisestiefel und die von der
Lisette Reinette
20
gestrickte Handschuh vergeßen zu meinem großen Nachtheile unterwegs.
In
21
Aus Reichardts Hause ist alles uns nachgeschickt worden, aber zu spät – und
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in Philippi’s Hause habe ich die Eindrücke nicht erhalten, die ich aus Berlin
23
mitgenommen hatte, so unvergeßlich jenem auch unsere Freundschaft
24
geblieben war.
)
25
Den 10 überraschte uns Jenisch in Braunschweig und meldete uns ein zu
26
D.
Biesters Ehren angestelltes Gastmal an. Meine Füße wurden immer
27
dicker, und meine Diät eingeschränkter.
28
Den 13. hatten wir einen schlechten Wirth an
Schlüter
in
29
Herforden
; einen desto beßern des Abends an Fehr zu Minden in der Stadt
Berl
.
30
Den 14. kamen wir zu Bielfeld und hatten abermal einen erwünschten
31
Wirth an HE
Küsten
, wo ich nach Münster mich anmeldete und Hofnung
32
hatte gerade nach Welbergen zu fahren. Ich muste den Sonntag auf dem
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Bette zubringen, geschweige aus dem Hause kommen. Nachmittags kam
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einige Stunden früher ein Brief von meinem B. der unsere Abreise
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beschleunigte. Unser Fuhrmann hatte nunmehr seinen Abschied, mit dem wir von
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Berl. aus sehr zufrieden gewesen waren, und wir giengen mit
Extra
post
37
gerade nach Münster, weil unser Freund schon von seinem Gute dort
S. 270
heimgekommen war. Also kamen wir den 16
Jul
.
des Abends zwischen 8–9
2
glücklich an und wurden von
Marianne
empfangen, und bewillkommt, die uns zu
3
Ihrem und meinem
Franz
führte.
4
Den 1
6
7 muste ich das Bette hüten wegen meiner geschwollnen Füße
5
und seitdem hat meine Cur fortgewährt. Denselben Tag lernte ich den
6
Nächsten Freund des Hauses
Druffel
kennen, der noch diesen Herbst nach
7
Göttingen gehen wird. Den 18 war ich mit genauer Noth imstande ein paar
8
Zeilen auf dem Bette zu schreiben um meines Jonathans in Berlin erhaltnen
9
Brief zu beantworten und ihm mein näheres Daseyn zu melden. Den 19
10
wurde ich von der Fürstin überrascht, die den Tag drauf mit ihrer Tochter
11
Mimi
und ihrem
Mitri
(Demetrius)
wider erschien. Den 22 war Hans
12
in Angelmodde auf einem Dorfe, wo die Princeßin sich mit ihrer Familie
13
eingerichtet hat. Den 23. des Abends erschien in
Lebensgröße
mein längst
14
geliebter
JacobiJonathan
. Den 25 versuchte ich zum erstenmal
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aufzustehen; und den 27 Mittags mitzuspeisen, und auszufahren um die Wälle
16
der Stadt. Den 28 speiste die Princeßin hier und der
Exminister,
Pericles
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von Fürstenberg. Der Gebrauch von oben und unten wirkender Mittel muste
18
immer fortgesetzt werden. Den 29 lernte ich einen liebenswürdigen Jüngling
19
in dem einzigen Bruder der Marianne,
Detten
, kennen, den ich gleich
20
meinem Sohn zum Freunde bestimmte.
21
Den 1. meines Geburtsmonats wagte ich zu Fuß auszugehen, und erhielt
22
von der Fürstin 2
Bouteillen Cap
-Wein, den ich bis zu beßerer Gesundheit
23
versparen muste.
24
Den 2 wurde mit einem Briefe von Reichardt u Einl. aus Kgsb. an meinen
25
Sohn erfreut.
26
3 entschloß mich zur Haberschleim
diät,
empfieng von
Jonathan
ein
27
Buch
u eine
Schreibtafel
zum beständigen Andenken. Mein zerbrochenes
28
Tabac magazin
aus Magdeburg war schon durch 2
Tabat
ieren von
eben
29
demselben
ersetzt.
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Den 4. reiste Jonathan, mir eine Stätte hier zu bereiten.
31
Den 5 u 6. entschloß sich unser
Frantz
mit
Marianne
und
mir
,
32
nach vielen Jahren seine erste Ausfahrt in einer offenen
Chaise
zu thun.
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Wir freuten uns alle über diesen glücklich abgelegten Versuch – Weil er keine
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eigene Pferde hält; so werden immer 4 Postpferde dazu gebraucht. Eine fast
35
unverantwortliche Verschwendung in meinen Augen, weil der ganze Weg
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kaum der Rede werth ist.
37
Den 7 kam HE
Schücking
aus
Bonn
an, von dem einige glückl.
S. 271
Gedichte in dem Voßischen Musenalmanach stehen sollen. Ich war denselben
2
Nachmittag mit der ganzen Gesellschaft bey
Druffel
zum
Caffé.
In seiner
3
Mutter Apotheke wurden alle Arzeneyen gemacht, von denen ich in Münster
4
bisher gelebt hatte, und die kein Ende nahmen. Kräuterküßen um meine
5
geschwollene Füße und andere
ditos
von noch ärgerm Schlage.
6
Den 8 kam der letzte Freund meines B. von seinem Gute Welbergen an.
7
Arnold
Corman
,
deßen heil. Einfalt und Verbindlichkeit und Schicksal
8
mit meinem ziemlich parallel läuft.
9
Der 9 war der
merkwürdigste
Tag, den ich in Münster zugebracht.
10
Hemsterhuis Diotima überhob mich der Reise oder Ausfahrt nach ihrer
11
Bauerhütte zu Angelmodde, speiste bey uns und führte uns in ihr schön
12
angelegtes
Hotel
und den dazu gehörigen Garten, der mir eben so gefiel, als mich
13
die Bibliothek in Erstaunen und Entzücken versetzte. Wie sehr würden Sie,
14
liebste Freundin und Gevatterin, von dieser einzigen Frau ihres Geschlechts
15
eingenommen seyn, die an
Leidenschaft
für
Größe
und
Güte
des
16
Herzens siech ist. Da ist ein Vorrath in allen Sprachen, und Wißenschaften.
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Wie bedauerte ich meinen Hans nicht mitgenommen zu haben. Er wurde aber
18
auch mit einer engl. Uebersetzung des Euklides bedacht, und alles was
in
19
duplo
von Hemsterhuis Schriften da war, wurde mir zu Theil; was fehlte
20
habe ich noch zu hoffen.
21
Den 11 fuhren wir mit
Extra
post nach Pempelfort ab. In Dorsten auf
22
dem halben Wege hielten wir Nachtlager, wo im Thore schon ein Bedienter
23
No. 2 erwartete, alles im Posthause besorgt hatte, was zu unserer Pflege nur
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nöthig war. Sonntags den 12 wartete schon die Kutsche auf uns nebst dem
25
nöthigen Mittags Eßen und wir kamen nach 5 gegen Abend in Pempelfort
26
erwünscht an.
27
Die zärtliche Sorgfalt meines Jonathans und seiner ihm ähnlichen und
28
würdigen Schwestern
Helena
und
Lotte
übertrifft alles – Die erste ist
29
sein
ander Ich
, wie er sie nennt und die Seele seiner vortreflichen und
30
herrlichen Haushaltung. Ich bin von allem übertäubt und wie man bey uns
31
sagt,
verblüfft
. Mit meinen Füßen geht es ziemlich jetzt; aber Magen
32
und Kopf bleiben noch zurück. Gestern habe mit einer neuen Cur, dem
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Kalkwaßer des in diesen Gegenden berühmten
D. Hoffmann,
einst in Münster
34
jetzt in Maynz den Anfang gemacht. Ich bin zum erstenmal ausgefahren mit
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dem Anfange meiner neuen Cur. Heute zum erstenmal Fleisch und zwar
36
Sauerbraten geeßen und eben brachte mir Jonathan die
ersten
Kirschen
37
aus seinem prächtigen Garten, der voller Seltenheiten ist.
S. 272
Mein Sohn ist mit dem
D.
L. heute auf der Bibliothek und zum erstenmal
2
im Hause zu Düßeldorf gewesen, das eben so sehenswürdig seyn soll.
3
Nachmittags sind sie nach der hiesigen berühmten Gallerie gegangen – und ich von
4
diesem
und beynahe
allen Genuß
sequestri
rt, lebe mir selbst und
5
meinen grosmüthigen Freunden zur Last – möchte mich magnetisiren laßen,
6
um entdecken zu können, was mir eigentl. fehlt, da ich alles für Leib und
7
Seele habe, was sich nur ersinnen läßt. Diesen Morgen zum erstenmal im
8
Saal
Caffé
getrunken, aus dem man in den Garten gehen kann. Ich werde
9
noch eine Woche nöthig haben, um den Pyrmonter Brunnen brauchen zu
10
können. Wenn dieser nicht anschlägt; so weiß ich nichts mehr, was mir helfen
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könnte.
12
In Münster machte mich Mariannens nahe Entbindung und die
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Vermuthung einer zehrenden Krankheit unruhig, wodurch sie sich selbst
14
unkenntlich geworden seyn soll. Wegen seiner bin ich ruhiger, und kann mir alle seine
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Zufälle aus dem feinen zarten Nervensystem erklären, das aus seiner ganzen
16
Bildung in die Augen fällt und für ihn einnimmt.
17
den 19. Am Zöllner Sonntage
18
Gestern Abends fuhr noch mit meinem liebreichen Wirth durch und um die
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Stadt, die schöne Straßen u Gebäude hat – habe auch den Rhein gesehen,
20
die Wohnung nebst den uns zugedachten Stuben und die ansehnl. Bibliothek.
21
Mein linker Fuß behält noch immer Geschwulst, hindert mich an Bewegung
22
– und die Eingeweide scheinen allen Ton verloren zu haben. Appetit ist
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immer da, aber Verdauung fehlt und kein Nahrungssaft, der Kräfte giebt,
24
sondern in Schleim und Geschwulst, selbst im Gesichte und um den Augen
25
besonders ausartet – also von Haupt bis in die Füße, wodurch mein Gemüth
26
immer schwerfälliger wird.
27
den 20 –
28
Hofrath Abel, der Hausartzt und mein freundschaftlicher Reisegefährte
29
haben heute gemeinschaftlich beschloßen, daß ich morgen den Pyrmonter
30
anfangen soll. Oft sinkt mir alle Hoffnung Preußen wider zu sehen – und ich
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habe hier alles, was ich mir nur wünschen kann. Ueberfluß zum Genuß, nur
32
Kräfte zum Verdauen, weder Magen, noch Herz noch Kopf, noch Füße. Da
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die Brunnencur einen neuen Stillstand machen wird, eile ich mit diesem Briefe
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fertig zu werden. Meinem Sohn geht es Gottlob desto beßer, und dem fehlt
35
es Gottlob! an nichts, verliert auch nicht weder Zeit noch Absicht seiner
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Reise, hat Gelegenheit gnug zu sehen, zu hören und zu lernen, auch das Glück
S. 273
geliebt zu werden. Der beste Ersatz, den sich ein abnehmender Vater wünschen
2
kann, die seinigen zunehmen und wachsen zu sehen.
3
Während meiner Brunnencur werde ich nicht zu schreiben im stande seyn –
4
Vielleicht bin ich so glücklich Ihnen beßere Nachrichten liebste Freundin, nach
5
verrichteter Arbeit mitzutheilen. Trösten Sie sich wenigstens mit meinem
6
Schicksal, und Gott gebe Ihnen Gedult und Muth auch ihr häusliches Kreutz
7
zu ertragen. Wenn Sie können, geben Sie mir doch gute Nachrichten von der
8
Beßerung Ihres kranken Herrn Sohns, und daß Sie zufriedener sind.
9
Vergeßen Sie auch nicht meine Hausmutter und wie es bey mir aussieht. Wir
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wollen uns der Führung unsers himmlischen Vaters überlaßen, der am besten
11
weiß, was zum Glück und Wohl seiner Kinder auf Erden dient, und dem wir
12
alle unsere Sorgen anheimstellen können. Er sorget für uns, Er hütet und
13
wacht – Unsere Lage ist nicht ein
ungefähr
oder
Zufall
, sondern ein
14
Plan der höchsten Weisheit und Liebe –
15
Mein Jonathan Jacobi hat mir ausdrückl. vorgestern aufgetragen auch
16
in seinem Namen einen herzl. Gruß beyzulegen. Wie wohl würde es Ihnen
17
thun, den kleinen
Kreis
meiner
neuen Welt
zusammen zu sehen. Was
18
für ein Ausbund von menschlichen Herzen, in deren Mittelpunct ich
lebe
–
19
gelebt habe
und Hoffnung behalte, verjüngt noch
länger
zu leben –
20
und
beßer
im
Geist
, als nach Fleisch und Blut, das ohne ein kleines
21
Kreutz, bald übermüthig würde.
22
Ich habe Ihren Wunsch erfüllt und geschrieben. Nehmen Sie mit dem
23
leeren Innhalt zum Anfange für lieb, biß ich erst meiner mächtig werde.
24
Behalten Sie mich in gutem Andenken, und empfehlen Sie mich bey
25
Gelegenheit Ihrer Nachbarschaft
vis-à-vis.
Vergeßen Sie auch nicht sich der
26
meinigen zu erinnern, wie ich Ihnen und den Ihrigen gerne mehr Gutes
27
wünschen
möchte
.
Hans treibt sich in den schönen Gegenden hier ein
28
wenig herum und nimmt an meinen Gesinnungen herzl. Antheil. Die
gute
29
Henriette wird auch seine Schwestern nicht vergeßen. Ich küße Ihnen Hand
30
und Mund, als ein alter, unwandelbarer Freund u Diener
31
Johann Georg Hamann.
32
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:
33
à Madame / Madame Courtan, / née Toussaint / à /
Königsberg
34
mit roter Tinte vermerkt:
35
Nro
14
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 367–369.
ZH VII 268–273, Nr. 1090.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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269/31 |
Küsten ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Küster |
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270/16 |
Pericles |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Pericles |
|
273/27 |
möchte . |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: möchte . |
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273/35 |
Nro 14 ]
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Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas. |