1173
508/9
Vermerk von Jacobi:
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Hamann.
Empf den 16
ten
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beantw. den 17
ten
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den 14 Jun 88
im
Musaeo
und
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auf dem Stuhl unserer holden
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Fürstin,
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Liebster Jonathan, Ich kann nicht schreiben, bin aber fest entschloßen den
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19 oder Donnerstags mit der Post abzugehen. Mit Deiner Gesundheit hoffe
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ich, geht es beßer, wenigstens ist Dir ein guter Vorrath nöthig zu der
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Unruhe, die Du Herzens lieber Fritz Dir aufgeladen hast oder Dir zugedacht ist.
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Unser ganzes Haus komt abgeredter maaßen. Ich
verspaare
alles auf unser
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Widersehen. Wenn ich nur erst im Zuge seyn werde. Ich weiß von meinen
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Sinnen nicht, noch wie mir zu Muthe ist. In Deinem Elysio hoffe ich wird
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alles beßer werden. Die Einl. von Gr. Stollberg ist zu Hause; will ihn lieber
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künftigen Mittwoch schicken und mich noch einmal melden. Aus unsern
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Experimenten zu Duisburg wird wohl nichts werden. Mittwochs erwarte ich
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gantz gewiß ein paar Zeilen von Dir. Der Printz und Hemst. werden so viel
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ich weiß in ein paar Tagen erwartet; aber ich kann mich alle Tage weniger
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auf mein Gehör verlaßen und höre nichts als
rausende
rauschende Wälder
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in meinem kranken Kopf. Was ich seitdem erhalte, bringe alles mit. Die
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herzlichsten Grüße an Mama, Tante Deine lieben Kinder und übrige
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Hausgenoßen
.
,
die ich alle gesund und vergnügt wider zu sehen hoffe. Halte eine
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Postcharte fertig um meine Marsch
route
zu bestimmen und trage so viel Du
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kannst und willst zu meiner Expedition bey. Hast Du wegen des verlornen
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Packs nach Leipzig geschrieben? Mündlich, so Gott will mehr und alles
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übrige was ich nicht zu schreiben vermag. Gott empfohlen.
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Dein alter Joh. Ge.
S. 509
den 15
Dom IV p Tr.
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Dies ist wohl der letzte Sonntag den ich in Münster erlebe. Den ersten
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in Pempelfort werde beßer feyren. Mein Kopf ist so erschöpft, daß ich in
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der Einbildung, die Post gienge gestern ab, obige Zeilen schrieb. Mir fehlt
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mens sana in corpore sano
und ich bin zu nichts aufgelegt, tauge zu nichts.
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Mache doch, Herzenslieber Fritz Jonathan, daß ich im Zuge mich wider
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erhole. Donnerstag bin ich auf dem Postwagen – wenn der Herr will und
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wir leben.
Die 4 Tage wird Gott auch überstehen helfen.
Ich hoffe in Deinem
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Elysium noch ein wenig Luft zu schöpfen. Gott empfohlen. Von
Hau
Lindner
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u von Hause Briefe, die ich
selbst
mittheilen muß. Bis dahin Gott
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empfohlen unter 1000 Grüßen u Küßen. Ich
erwarte gewiß ein paar
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Zeilen mit der
Mittwochspost und was Du zu erinnern hast.
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N.S. Franz und Marianne sind ausgefahren um einen Versuch zu
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machen, wie Gertrudchen u die Amme die Bewegung der Kutsche vertragen
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können. Sie können daher erst mit der nächsten Mittwochspost ihre
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Ankunft dort anmelden und haben mir aufgetragen dies vorläufig in ihrem
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Namen zu thun. Mehr kann ich nicht –
Inter bonos bene
–
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 430.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 672 f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 253 f.
ZH VII 508 f., Nr. 1173.
Zusätze fremder Hand
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508/10 –11
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Friedrich Heinrich Jacobi |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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508/10 –11
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Hamann. […] 17ten] |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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508/19 |
verspaare ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: verspare |
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508/30 |
Hausgenoßen . , ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Hausgenoßen, |
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509/8 |
Die […] helfen.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |