1175
510/23
M. den 18
Jun.
88
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Liebster Herzens Jonathan, ich habe heute fast den ganzen Tag auf dem
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Bette und im Liegen zugebracht. Unsere holde
Amalie
hat mich übermocht
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einen Hauderer der Post vorzuziehen; schon Frantz erbot sich dazu und Hans
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machte mir auch den Kopf warm, und der meinige ist so schwach, daß ich mich
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nach ihm gar nicht richten kann. Es bleibt also bey der guten frommen
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Fürstin Abrede, die mich
franco
frey bis nach P. schaffen wird. Alle
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Aufwartung habe ich verbeten; ich habe an meinem
filius famulus
gnug, und es
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wird ihm wohl thun, wenn er
dienen
lernt und die Probejahre seinem
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alten kranken Vater wiedmet.
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Mama wird an Ihren ungerathnen Sohn zu ziehen haben. Ihr scheint
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Gottlob! alle vergeßen zu haben, wie sauer ich euch das Leben gemacht. Den
S. 511
20 des Abends fuhr ich aus Kgsberg und denselben Morgen bin ich auch
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willens Münster zu verlaßen
.
Ich werde also der letzte hier im Hause
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seyn – Frantz ist noch
laconi
scher wie ich. Gleiche Brüder, gleiche Kappen.
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Verzeih mein kurzes und abscheuliches Schreiben. Tausend Grüße u Küße
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zum voraus.
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Johann Georg.
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Auf dem Zettel der Nachschrift oben von Jacobi notiert:
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Hamann.
Münster den 18
ten
Juni 88. empf den 19
ten
.
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N. S. Diesen Augenblick komt HE
Miquel
mit der Nachricht daß der
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Fuhrmann
uns
den 20 Freytags frühe von hier aus, aber nur bis
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Mühlheim Sonnabends morgens schaffen wird. Also erwarte ich
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Sonnabends frühe
Chaise
und Pferde zu Mühlheim um weiter in
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Pempelfort befördert zu werden. Ich hoffe daß Du mich verstehst. Ich gehe
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Freytags morgens ab und erwarte Deinen Vorspann und Fuhrwerk
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Sonnabends frühe in Mühlheim.
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Joh. Georg. H.
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Adresse:
18
An / Herrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu / Düßeldorf.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 430.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 673 f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 255.
ZH VII 510 f., Nr. 1175.
Zusätze fremder Hand
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Friedrich Heinrich Jacobi |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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511/8 |
Hamann. […] 19ten.] |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |