798
322/21
d. 15
Jan.
85.
22
Voll Freuden komm ich zu Hause, meine 21 Hefte der Gräfin Kayserling
23
eingehändigt zu haben. Nun mag sie mit machen, was sie will. Noch einmal
24
diesen Dienst zu thun, bin ich nicht im Stande, das hab ich ihr gesagt! – – Wie
25
angreifend diese Arbeit für mein Gemüth u. meinen Kopf gewesen, kann
26
niemand sich vorstellen. – Die Durchsicht zur künftigen Ausgabe ist mir dadurch so
27
verekelt worden, daß ich alle Lust u. allen Muth verloren, mich dieser
28
herkulischen Arbeit zu unterziehn; denn es ist ein wahrer Misthaufen
Ennii
und
29
Augias
Stall. – Sich aller der Lagen und Krümmen u. Falten zu erinnern – aller
30
der Grillen, die mir durch das Gehirn gefahren sind – aller der unzähligen
31
blunders,
Misverständniße, Plane, Gespinste – – – Ach mein lieber Sohn, mein
32
einziger Sohn, Ja der Prediger hat schon gesagt: Hüte dich – denn des
33
Büchermachens ist kein Ende. Wie oft hab ich schon sonst der Rebecca nach gemurret:
34
da mirs also gehen sollte, warum bin ich Autor worden? Und doch kann ich mich
35
noch zu den glücklichen Schmierhansen
zählen. pp
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas von Nicolovius’ Abschrift des Briefes. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort der Abschrift von Nicolovius: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 27.
ZH V 322, Nr. 798.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
322/35 |
zählen. pp ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zählen. |