932
268/2
Düßeldorf den 10.
ten
Febr 1786.
3
Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
4
Erh. den 25
Febr.
Geant.
eod.
Nebst den ersten 5 Blättern abgegangen
5
den 28.
N
o
28.
6
Einliegend, mein Liebster, erhalten Sie endlich die versprochenen
7
Anmerkungen. Ich schrieb sie gestern Morgen
auf;
u da ich um Mittag Ihren Brief
8
erhielt, worin Sie mir sagen: „Ihr Freund Schenk ist alles für mich, was er
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für Sie ist“ – so überantwortete ich meinem Freunde mein Gekritzel nebst
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Ihrer Handschrift, damit er jenes abschreiben, u wenn er selbst noch etwas
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anzumerken fände, es hinzuthun möchte. Meine erste Gloße hat er richtiger
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gemacht; u die mit einem
NB
bezeichnete rührt v ihm selbst her.
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Mich verlangt sehr auf Ihren nächsten Brief, nachdem Sie Mendelssohns
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Vermächtnis werden gelesen haben. Ich muß noch immer darauf warten,
15
u werde leicht noch 8 Tage darauf warten müßen.
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Am Montage reist Clermont mit seinen Töchtern wieder zurück nach
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Vaels. Ich habe ihm die Flucht meines Sohnes u daß er hier sey, nicht
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entdeckt, selbst den Knaben auch noch nicht gesprochen. Ihrem guten Rath in
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Absicht seiner seh ich mit Sehnsucht entgegen. Schade daß Hill nicht mehr
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frey ist. Er wäre vielleicht der Mann gewesen, deßen Leitung ich meinen
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Sohn hätte anvertrauen können. Meine Verlegenheit ist unaussprechlich. Es
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scheint ich bin dazu bestimmt v allen Gattungen des Zweifelns u nicht Wißens
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in die Enge getrieben u verzehrt zu werden.
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Mit meiner Gesundheit schickt es sich allmählich wieder. Möchte ich nur
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bald recht gute Nachrichten v der Ihrigen erhalten. Strengen Sie sich nicht
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zu sehr an; man kommt damit nicht weiter, wie Sie selbst öfter werden
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erfahren haben.
28
Nachmittags
29
Ich wurde heute Morgen abgerufen, u gestört bis zum Eßen. Am
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Dienstag, so Gott will, mehr. Wenn ich nur so glücklich bin bis dahin
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Mendelssohns Schrift zu besitzen. Ich bekomme so viele Briefe über das Ding, daß
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ich wohl muß anfangen ungeduldig zu werden. Leben Sie recht wohl. Ich
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umarme Sie u herze Sie mit innigster Liebe –
34
Ihr F H Jacobi
Dem Brief lagen die Korrekturen Jacobis zum 1. Bogen des „Fliegenden Briefes“ in der Abschrift Schenks bei:
560/33
S. 1. Der Schriftsteller gab‥‥… zur Leipziger…
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Meße mit.
– Die Wendung dieser Periode ist etwas hart. Die
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Worte:
zur Leipziger Meße mit
, stehen zu weit von dem
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Satze ab, mit welchem sie zusammen hangen. In dem Comma:
S. 561
wo
er
damahls
u.s.w., liegt eine zweydeutigkeit. Der
2
grammatikalischen Wortfügung nach geht das Fürwort
er
auf den
3
Buchhändler, und soll sich doch auf den Schriftsteller beziehen.
4
Diese zweydeutigkeit würde vermieden werden, und selbst die
5
Periode etwas von ihrer Härte verlieren, wenn ihr folgende
6
Wendung gegeben würde: – Der Schriftsteller, welcher damahls,
7
nach‥…, ‥… in seinem väterlichen Hause der glücklichsten Muße
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genoß, gab seine Hansch. …… einem jungen Buchhändler mit,
9
der in seiner Nachbarschaft wohnte.
10
Ebendaselbst, Note:
Persius und Petronius sind die
11
ersten Claßischen Quellen gewesen, die
ich
u.s.w. –
12
In dem Texte spricht der Verf. von sich in der 3
ten
Person.
Eben
13
so noch einige Zeilen vorher in der Note. Auf einmahl geht er
14
nun zu der ersten Person über. Dieser Uebergang ist etwas zu
15
rasch, und die dritte Person scheint hier noch beybehalten werden
16
zu müßen.
17
S. 2. – – Das nicht weniger denkwürdige
18
Interregnum* seines Vaterlandes
– Was soll unter diesem
19
Interregno verstanden werden? – Die ganze Stelle wird dadurch
20
dunkel. Durch die Note wird die Sache nichts weniger als
21
aufgeklärt.
22
S. 3.
Note:
Ich weiß dem allgemeinen Geschwätz,
23
und schön aus der Ferne zeigenden Zeigefinger
–
24
Daß mir dieses unverständlich sey, habe ich schon gemeldet.
25
1
te
Fortsetzung.
26
S. 1. … Daß er das Ende meiner Laufbahn
27
überleben würde,
wie
ihm an ihrem Anfange etwas
28
gelegen war
–. Hier ist keine rechte Relation.
29
S. 2. … Ist das Gericht über 3. Prediger gehegt
30
worden.
Gericht
hegen
ist mir fremd.
31
S. 3‥
Gleich einem ehernen Typo, der eine Schlange
32
vorstellte, – war, – ward.
– Der eigentliche Sinn dieser
33
Allegorie will mir nicht auffallen.
34
Ibid.
–
Ein guter Beweiß von Geschicklichkeit
u.s.w.
S. 562
Hier müßte nothwendig die abgezielte Stelle in der Allg.D.Bibl.
2
citiert werden.
S. 4. Der saubere Oelgötze scheint
u.s.w. Dies verstehe
3
ich nicht; aber vielleicht blos deswegen, weil ich das Buch dieses
4
Oelgötzen nicht gelesen habe.
5
Ibid.
–
Die Sache selbst, sagt der Berlinische
6
Recensent
u.s.w. Da diese Worte sich in der Recension der
7
Zöllnerischen
Schrift befinden, so könnte ihre Anführung
hier
8
als eine Mißstellung ausgedeutet werden.
9
Ibid.
2. Theß
Il.
3–12. Diese herrliche Stelle verdiente wohl unten
10
in extenso
angeführt zu werden.
11
S. 5. Des Jüdischen Leibnitzs, Roußeaus und
12
Xenophons.
– Diese Worte müßten durch Gänsefüßchen ausgezeichnet, und die
13
bezielte Stelle in der Allg. D. Bibl. citiert werden. – Eben so die
14
Worte: „in der deutlichsten und verständlichsten Sprache“.
15
S. 6. Oder als wenn die Einkleidung eines
16
evangelischen
etc.
scheint mir zu spitzig und entsetzlich dunkel.
17
* einem Interregno muß ein Imperium vorhergehen.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 56–58.
ZH VI 268, Nr. 932.
Zusätze fremder Hand
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268/4 –5
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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268/5 |
N o 28. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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268/7 |
auf; ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: auf, |
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561/1 |
er |
Geändert nach der Handschrift; ZH: er |
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561/11 |
ich |
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich |
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561/12 |
Person. ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Person |
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561/27 |
wie |
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie |
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562/16 |
etc. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc |
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562/16 |
evangelischen |
Geändert nach der Handschrift; ZH: evangelisch en |