955
358/2
Düßeldorf den 13
ten
April 1786.


3
Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):

4
Erhalten den 26
Apr.
  Geantw.
eod
27 –  
N
o
36.


5
lieber Hamann

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Ich habe Ihnen am Dienstag nicht geschrieben, weil die 4 ersten Bogen

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meiner Schrift gegen Mendelssohn u seine Leute, die ich durchaus mitschicken

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wollte, ausgeblieben waren. Anstatt der 4 Bogen erhalten Sie nun 5, u denn

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auch gleich mit der nächsten Post den Rest. Ob der Augenschein die Würkung

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die ich hoffe auf Sie machen wird, muß ich abwarten. Sind Sie mit dem

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was Sie diesmahl erhalten nicht ganz unzufrieden, so darf ich des folgenden

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wegen ruhig seyn. Was mir immer geschieht wenns zum Treffen kommt, ist

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mir auch diesmahl begegnet; ich bin mitten ins Feuer gegangen, ohne

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weiteres. Sie werden sehen wenn die 4 letzten Bogen kommen, daß Sie alles

15
geh –


16
den 14
ten

17
So weit hatte ich geschrieben, als mein Fritz aus Aachen ins Zimmer trat.

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Er hat zwey Vettern mitgebracht, u ein 3
ter
war schon Tags zuvor von

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einer andern Seite her gekommen. Heute Morgen ists schon wieder sehr

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unruhig um mich herum gewesen, u meine Lebensgeister, wenn sie einmahl in

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Bewegung sind, werden desto unruhiger, je mehr ich sie stillen will.

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Ich wurde gestern in der Bitte unterbrochen, daß Sie, was ich Ihnen

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mittheile, äußerst geheim halten mögten. Ich habe die Bogen so arg

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beschneiden laßen, nicht um das Porto zu sparen, sondern damit das Paket zu Wesel

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nicht auf den Wagen gegeben werde. Meine Intention ist aber übertrieben

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worden. – Das Packet v Buchholtz ist wahrscheinlich zu dick gewesen u Sie

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haben es nicht zugleich mit dem Correctur Bogen ihres Fliegenden Briefes

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erhalten, sonst hätte ich wohl mit der gestrigen Post Antwort erhalten.


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Nach Tische.

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Meine Schwester Lene hat ein schwörenden Finger. Sie sollte Bley-

31
Waßer
brauchen, u der Apotheker schickte Bley
Extract
. Davon ist der

32
Finger so
schlim
geworden, daß ich meinem Hofrath Abel länger nicht

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trauete, sondern den Staabs Chirurgum hohlen ließ. Der kam da ich am

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Ende der vorigen Seite war. Darauf gieng ich spazieren, u darauf an den

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Tisch.

S. 359
Ich werde die folgenden Bogen am Dienstag doch nicht schicken können,

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weil am Montag Feyertag ist.

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Wegen Ihrer Reise wünschte ich bald etwas näheres zu erfahren. Ich bin

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sehr versucht einen Sprung nach England zu thun, der Grafinn v

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Reventlow zu Liebe, die ich sehr hochschätze, u v der ich auf das dringendste

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eingeladen werde. Sie ist die Gemahlin des dänischen Gesandten. Auch er ist ein

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sehr wackerer Mann. Ich war noch nie in England. Könnte den Rückweg

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über Hamburg nehmen. – Heute wieder ein Brief v Claudius, worin er fragt,

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wenn Sie kommen.

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Ich höre nicht ein Wort v unserm Johannes in Zürch. Habe meine

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Schrift abermals mit einer Stelle aus dem
Pon
tius
versiegelt, aus dem

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Capitel, Hohenpriester u Dienerwuth. Gleich nach der Osterwoche will ich an

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ihn schreiben. –
Gott befohlen
, lieber Hamann! –

14
Ihr Fritz Jacobi


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Ich habe diese Woche 2 Mahl das
requiem
æternam
von
Jomelli
ganz

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vortrefflich
aufhören
hören, u auch die Israeliten in der Wüste v E.Bach.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 210.

Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 292.

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 152 f.

ZH VI 358 f., Nr. 955.

Zusätze fremder Hand

358/4
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
358/4
N
o
36.
]
Hinzugefügt nach der Handschrift.
358/15
geh –
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
geh – –
358/32
schlim
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
schlimm
359/11
Pon
tius
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Pontius
359/15
æternam
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aeternam
359/16
aufhören
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aufführen