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360/7
Düßeldorf den 21
ten
April 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erh. den 3 May Geantw
eod.
No
38.
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lieber HerzensFreund!
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Hier der letzte Bogen meiner Schrift, nebst SchlußBlatt u Titelkupfer.
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Der Vorbericht, welcher gerade einen halben Bogen
einnimt
, folgt am
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Dienstag. Mit dem Postwagen schicke ich vorläufig 3 Exempl, u 8 Tage
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nachher, sechs andre.
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Ihren Brief von 3
ten
u 9
ten
April, lieber, trauter, herziger Vater Hamann,
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erhielt ich gestern eben vor Tische. – Er that mir im innersten der Seele
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wohl. Aber antworten konnt’ ich gestern nicht, u kann es heute noch weniger.
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Ich weiß nicht was ich seit einigen Tagen im Leibe habe, das mir ein
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unsägliches Unbehagen verursachte. In der Gegend des Magens ist der
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Hauptsitz des Uebels.
Bey
so gereizten Nerven erhielt ich nun gestern Abend spät
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noch
Lettre du Comte de Mirabeau a *** sur M M de Cagliostro et
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Lavater.
Ich kann Ihnen nicht sagen wie mich der Wisch erschüttert hat. –
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Das erkaufen u sich erkaufen laßen, das schändliche u grausame des ganzen
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Gewerbes ‥ Es gieng mir durch Mark u Bein, u da ich zu Bette gieng, bat
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ich Gott, er möchte mich v der Welt nehmen. – Sie werden nach u nach
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immer beßer einsehen lernen, lieber Vater Hamann, wo der eigentliche
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empfindliche Fleck meiner Seele ist, u wie alles auf die schwermüthige Trauer über
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die Natur des Menschen hinaus läuft.
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Erst gestern, Lieber, habe ich den ersten gedruckten Bogen des fliegenden
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Briefes an Herder geschickt. Der Zweifel, ob ich blos das gedruckte, oder
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auch Manuscript mitschicken sollte, ließ mich zögern. Doch wäre ich
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wahrscheinlich eher zu einem Entschluß gekommen, wenn es mir weniger
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entgegen gewesen wäre an Herder zu schreiben. – Ich kann nun einmahl zu
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dem Manne, wie ich lieb ich ihn habe, kein Herz faßen, u glaube daß er weit
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mehr Egoist, u überhaupt lange nicht so gut u
brav
ist, wie Goethe.
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Zerreißen Sie diesen Wisch. –
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Lieber HerzensFreund –
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Gott sey mit uns! – Ich herze Sie mit innigster Liebe, u küße Ihnen die
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Hände –
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Ihr Fritz –
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 219.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 293.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 157 f.
ZH VI 360 f., Nr. 957.
Zusätze fremder Hand
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360/9 |
Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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360/9 |
No 38. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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360/12 |
einnimt ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: einnimmt |
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360/20 |
Bey ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei |