1009
525/16
Pempelfort den 11
ten
August 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erhalten den 26 – Geantw
eod.
No
49.
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Hier bin ich wieder, lieber Herzens Vater, und mein erstes Geschäft ist,
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Dir zu sagen, daß ich wieder hier bin. Freytag Morgen reiste ich von
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Richmont weg, war den Abend in Dover, segelte Sonnabend Morgen um halb 7
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aus dem Haven von Dover, u war um 10 Uhr vor dem Haven von Calais.
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Ich bin ein wenig übel aber gar nicht krank geworden, ob wir gleich Sturm
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hatten, u die Farth ergötzte mich unaussprechlich. Sonnabend Nachmittag
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um 4 Uhr reiste ich von Calais ab, und war Montag Abend zu Aachen. Dort
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bin ich, meinen Freunden zu gefallen u weil ich es auf der Hinreise versprochen
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hatte
,
2 Tage geblieben, u so erst gestern Abend hier angekommen. Daß ich
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Dir heute weiter nicht viel schreiben kann begreifst Du. Du bist, außer
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Schenk, der einzige gewesen, dem ich von England aus geschrieben habe, u
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Du bist auch der einzige für den ich an diesem Tage die Feder in die Hand
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nehme. Meine Freude bey der Ankunft ist durch den Anblick meines lieben
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Witzenmann sehr gestört worden. Er hat sehr abgenommen, eine weit
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schlimmere Farbe bekommen, u ist so
low spirited,
daß einem aller Muth vergeht
S. 526
ihn aufmuntern zu wollen. – Mich verlangt sehr nach Deiner langen Epistel.
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Ich sage nichts von meiner vereitelten Hoffnung Dich diesen Herbst zu sehen.
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Mir ist als wenn die Sache sich noch anders wenden müßte. Das Werk v
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Schwedenborg soll Hartknoch haben wenn es irgend aufzutreiben. Es wird
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gegenwärtig ins Engl. übersetzt. Das lateinische original ist sehr rar. Schenk
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versichert mir, Dir jede Nachricht die er v mir hatte genau mitgetheilt zu
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haben. Er empfielt sich Dir aufs beste. Nim vorlieb guter Vater, mit diesem
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armen Blatte. – Wenn Schenk doch wahr sagte u die nächste Post brächte
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mir eine recht lange Epistel von Dir! Kann ich irgend dazu kommen, so
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schreibe ich am Dienstag wieder, u melde wie es zugegangen ist, daß ich von
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Deinem Auftrage wegen Schwedenborg nichts gewußt habe, u als Schenk
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deßen kurz vor meiner Abreise in einem Briefe gedachte, gar nicht wußte was
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er wollte. Es ist aber weiter nichts dabey versäumt als die Zeit. Ich laße den
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Auftrag durch
Schonborn
(dänischer
Chargé d’affaire
) der gerade der rechte
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Mann dazu ist besorgen. Er weiß um alle Schwedenborgische Dinge, u durch
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u durch ein deutscher Bidermann. – Meine Reisegefärthinn grüßt u küßt
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Dich. – Mein Befinden ist gut. Gott mit uns! –
Von ganzem Herzen –
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Dein Fritz –
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Von Herdern noch
oh
immer keine Zeile. Auch v Lavatern nichts. Ist es
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Dir recht daß er meinem Rath folgte?
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Adresse:
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An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg /
Fr
co
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Vermerk von Hamann:
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Erh. den 26 Aug. 86.
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Nach Riga geschrieben den 30 –
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 275–277.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 378.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 326 f.
ZH VI 525 f., Nr. 1009.
Zusätze fremder Hand
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525/18 |
Johann Georg Hamann |
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526/24 –25
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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525/18 |
No 49. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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526/14 |
Schonborn ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Schönborn |
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526/22 |
Fr co |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |