1010a
S. 1
Kgsb den 22 Aug.

2
Der Grund aller Ueberspreizung ist
  
1 str:
Instinct von Leidenschaft zu

3
Leidenschaft, Schwäche
 Kein David ist mehr hier,
unterscheiden ist das Meisterstück

4
 Kein Jonathan ist blieben!
des Verstandes.

5
So weit ist es mit mir noch nicht gekommen. Unser vertrauliches Du, Fritz!

6
hat lange geschlafen, und es ist die höchste Zeit, daß ich es wider aufwecke.

7
Zur Gnüge von Dir gehört; laß uns einmal wider plaudern, und einholen was

8
wir versäumt haben, und abmachen, theils was noch rückständig theils für

9
die Zukunft. Es ist kein Brief, keine Ohrenbeichte; nenn es laß es ein

10
Selbstgespräch seyn. Ich wünsche Dir mit einem
Bewi
Willkomm
Bewill
kommens-Kuß

11
Glück zu Deiner überstandnen Reise
und
und gegenwärtigen
nach
mehr
Gewiß

12
der Ruhe und Freude in Deinem Hause und Pempelfort,
nur
u daß Du Alles

13
wohlbehalten, unversehrt und gedeylicher wider gefunden haben mögst. Daß

14
Dir Dein Johann Georg dort und sein
Pendant
hier einige trübe Gedanken

15
gemacht, läßt sich leicht errathen. Sorge für keinen von beyden. Bleib des

16
einen liebreicher Vater und des andern grosmüthiger Freund: so wird Deine

17
Standhaftigkeit belohnt werden. Beyde sind krank gewesen; keiner zum Tode –

18
Auch die Freude in M. ist bald verwelkt. Alles Fleisch ist wie Gras, alle

19
Güte und Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blumen, das Gras ist

20
verdorret und die Blumen abgefallen. Aber Eins bleibt in Ewigkeit.

21
Die Sterblichkeit meiner Autorschaft hat Dir schon lange geahnt, und Du

22
wirst auf diese Nachricht schon vorbereitet seyn. Ich muß Dich also mit dem

23
Leichenbegängnis dieser unzeitigen Geburt noch beschweren, und Deinen ehrl.

24
Tiro
die Mühe und Sorgen deshalb überlaßen.
Phryges sero sapiunt.
Es geht

25
meiner
unstätigen
Mühe, wie der Prophetin Miriam
Schwester Mosis
;
auch

26
diese war
sie ist wie ein Todtes, das von seiner Mutter Leibe komt, es hat

27
schon die Hälfte ihres Fleisches gefreßen. Ach Gott heile sie!
Mos XII.
12, 13.

28
Ich bin
vorgestern war zum Nachtmal
gewesen
. Ich gehe nur Einmal des Jahrs,

29
aber diesmal hat es später gewährt. Gestern frühe erscholl auf einmal die

30
Nachricht, daß der König todt wäre. Die
jetzt
Thore wurden geschloßen,

31
und die Regimenter huldigten. Auf den Sontag trete ich in mein 57stes Jahr.

32
Ich habe mir vorgenommen diese ganze Woche mich nicht aus dem Hause zu

33
ruhen. Den Tumult in meinem Gemüth kannst Du Dir leicht vorstellen, und was

34
es mir für Gewalt kostet, so mannigfaltigste sich widersprechende Bewegungen

35
die an neuen Hirngespinsten fruchtbar sind, nicht unterzuliegen.

36
Nach verrichteter Andacht ergriff ich sogl. vorgestern die Feder an

37
Dich zu schreiben. Kaum habe ich den Anfang gemacht, als Kraus mit der

38
Post
von
Aus dem Oberlande ankam, wo er 5 Wochen sich aufgehalten hat.

39
Gestern habe ich mich den ganzen Tag gequält, fortzufahren. Kraus mit seinem

40
Lieblingsfreunde Sommer sprach an gegen Abend, und zu gleicher Zeit erhalte

41
eine
addresse
von der Post ein Päckel dort abzuholen, wofür es schon zu

42
spät war. Eben jetzt komt mein Sohn
zu Hause
, und es ist von B. ohne einen

43
Buchstaben vom
Dato
der Absendung.

44
Es gehören vielleicht 9 Monate dazu ehe ein empfangener Gedanke ans Licht

45
kann und wie viel als da nach, ehe er sein volles Maas erhält oder fertig wird.


46
In anderem Duktus (vmtl. später) notiert:

47
Gemüthsbewegung
schenkt
die Kinder, und der Gedanke nährt sie.

48
Ich besinne mich aus meiner Kindheit diese 2 Verse einige Tage lang

49
unermüdet gesungen zu haben. Den Anfang des Liedes
hab ich vergeßen
weiß

50
ich nicht mehr, aber die Weise deßelben gieng nach einem alten Gaßenhauer:

51
Ihr
Mauen
oder ihr
Scheuen
hört p

52
Unser vertrauliches Du, liebster Fritz! hat lange geschlafen, und es ist

53
die hochste Zeit, daß ich es aufwecke. Laß mich plaudern vom 100 ins 1000ste

54
und
einholen, was
wir
ich versäumt habe und abmachen was noch rückständig

55
für die Zukunft ist. Zuförderst wünsche ich Dir mit einem Bewillkommnungskuß

56
Glück zur überstandnen


57
den 27
Aug.

58
Liebster Fritz,

59
Ich erhielt im
Aug.
89 Deinen ersten Brief und gestern Morgen bringt mir

60
mein Michael statt des 9ten Briefes, den mir unser
Tiro
vom 4 d. versprach

61
den nächsten Dienstag zu schreiben und auf den ich
am
3 Posttage gewartet

62
hatte den 49sten Brief, auf dem ich sogl. Deine Hand erkannte und darüber

63
erschrack als über die Erscheinung eines Ariels, der mir eine Antwort auf

64
den Willkomm brachte, den ich dir erst den vorigen Dienstag geschrieben

65
hatte. Weil ich meinen Augen nicht traute, so sah ich nach dem Siegel, auf

66
dem mir ein Rad in die Augen viel, und weil ich es verkehrt hielt die

67
jungfräuliche Sphinx für den leibhaften Märtyrer Ixion ansahe.

68
Es hatte mit dem ganzen Rätzel folgende Bewandnis. Vorgestern fiel es mir

69
ein, weil ich die ganze Woche zu Hause bleiben wollte, und die Zeit lang

70
würde
Deinen ganzen Briefwechsel in Ordnung zu bringen. Diese Beschäftigung

71
wirkte auf mich wie die
Dulcamara
und brachte mich in einen außerordentl.

72
Schweiß und
G
Muhsal von Gemüthsbewegungen, da ich eben Deinen Brief empfieng.

73
Ich war zu Hippel den ich seit 14 Tagen nicht gesehen hatte, gebeten u ließ

74
mich entschuldigen. Daher weiß ich so genau die Anzahl Deiner Briefe, weil

75
ich sie alle mit rother Dinte nach verrichteter Arbeit
nume
riert habe, ohne

76
ein Zedelchen noch das kleinste Blättchen mit Bleystift von Deiner Hand

77
geschrieben vermißt zu haben. Der süße Wein Deiner Zartlichkeit, an dem

78
ich ganzer 2 Jahre gesippt hatte, war auf einen Zuge von mir erschöpft

79
worden, und daraus wirst Du Dir leicht selbst das ebentheuerl. Spiel meiner

80
Phantasie erklären können.

81
Nun ich freue mich abermal, lieber Fritz daß Du und Dein
alter Ego
und

82
schwesterl. Reiseengel alles nach Wunsch und zufrieden wider in Aachen und

83
Pempelfort
bis auf meinen jungen Freund
WZm!
gesehen hast bis auf meinen

84
jüngsten Freund
WZm.
mit deßen Schicksal
ich
so wohl als Sinn ich leider!

85
zu sehr sympathisire. Ich habe Dir Unrecht gethan, daß Du mermals an diesen

86
liebenswürdigen Hausgenoßen gedacht hast, da er
dreymal
2mal aber wie im

87
Vorbeygehen ein Magister angeführt wird; und es eben der ist, an deßen

88
Fragment
B.
über Matthäum B. Dich einmal mahnte.
Erst nur
Mein Stoltz fing

89
war anfängl.
Aus
Meine
Discretion,
und
wurde
artete in Vergeßenheit und der

90
unbekante Name machte ich immer stutzig und neugierig.
Mein Vetter

91
George ist doch wider hergestellt, wie ich schließe. In der Silhouette, die

92
mir Meister
Tiro
von ihm gemacht hat, fand ich soviel
homogenes
mit meiner

93
Physiognomie, daß ich Lust
hätte
bekam mit Dir zu tauschen
, wenn ich nicht

94
besorgen müste,
daß
wir uns beyde am Ende betrogen finden würden

95
Wir katzbalgen uns beynahe alle Stunden
in puncto
einer Cardinaltugend,

96
welche Ordnung heist, von der ich ein mehr als platonischer Liebhaber
in

97
abstracto
bin, aber
in concreto
ist
entre chien et loup
kaum
differentia

98
specifica,
und durch diesen Wortwechsel wird der Prediger
etc
und naseweise

99
Zuhörer so erhitzt, daß wir wie ein Paar Virtuosen ein
Duetto
von stotternden

100
und stammernden Trillern erschallen laßen, der alle Katzen weise übertrifft – –

101
Wenn nach dem Maasstab der
ehe
brüderl. Vergebung die Gegenliebe zunimmt,

102
lieber Fritz! so hab ich einen neuen zureichenden Grund Dich zu küßen und zu

103
umarmen, daß Du einen unbesonnenen Auftrag
von Hartk
von meinem Verleger,

104
worüber ich mir so viel Vorwürfe gemacht, so gütig aufgenommen und einen

105
so langen Weg ausgesonnen hast, diesen nun auch wirkl. verdienten Mann –

106
(
für andere mag er seyn
was er will und
wofür
S
sie ihn halten und ich habe

107
keine Thatsachen bis auf den heutigen Tag ihn nach ihrem Fuß vor der Hand

108
zu verdammen – einen so großen Gefallen zu thun
werden
, als er es mir damals

109
versicherte. Ich will mit erster Post Ihm Deine Antwort mittheilen, und

110
mir eine Kaufmannsche Erklärung darüber ausbitten,
so wohl in Ansehung

111
der
eine Anweisung
sowohl zur Bezahlung als Beförderung. Zufolge
m
seines

112
Bescheides kann der vorgeschlagene Freund
Schönborn
in London mit diesem

113
Geschäfte behelliget werden. Braucht Dein jüngster Sohn noch die Kämpfsche

114
Cur
mit gutem Erfolg
und hat sehr gegen seine Uebel ausgeschlagen. Würde

115
sie nicht auch dem lieben guten Magister, der mir seine Noth selbst geklagt,

116
zuträglich seyn. Mit dem 12
Lavement
fing ich an sie kalt zu nehmen,
und

117
befinde mich beßer dabey als bey der warmen.
welches dem Gefühl nach

118
wohlthätiger zu seyn scheint. Dies Resultat hat Dein armer Prometheus nicht

119
voraussehen können. Mir hat es geahnt. Ich fürchte mich angesteckt zu werden,

120
mit meinem
durch meine empfängl. Einbildungkraft. Ich fürchte das
rothe

121
Eisen, wenn es auch schon längst seine
schöne
hohe rothe Farbe verloren

122
hatt.
Piscator ictus sapiet
Die Physiognomie des Titels war mir schon

123
verdächtig, und auch Deine Ankündigung war ein viel zu heißer Brey. Wenn

124
der Titul selbst so ein gefährlich Buch ist, wie
deine
unsere gute Freunde

125
zu Berlin sie dafür ausschreyen: so wollen wir unserm eigenen Geist noch

126
weniger trauen, der von Natur ein
animal scribax,
wie
unsere Zunge
meine

127
Feder ein
animal legex
ist.

128
Noch kein Tropfen Wein, lieber Fritz in meinem Munde gehabt. Eine elende

129
Nacht verbracht – Ich konte nicht einschlafen, und erwache seit einigen

130
Tagen vor der Dämmerung; woran mein Nachtgeschirr schuld ist, wie Asmus

131
sagt. Muste mich wider hinlegen, bis
mir
meine alte Hausmutter ihrem Baßa

132
die angezündete Pfeife vor das Bett brachte. Ich gieng in die Frühpredigt,

133
wo ich zu spät kam, und einen Candidaten hörte,
von deßen Stimme ich einen

134
bloß den Schall
oder vielmehr den bloßen Schall sr. Stimme hörte; hierauf zu

135
Kr Hennings, Hippel, denen Ich Deine glückl. Heimkunft meldte, und nach Haus

136
in meinen Schlafrok eilte. Da fand ich ein
Brief
geschriebenes Compliment

137
von meiner Tochter,
die ich nicht mehr bitten laßen, sondern mit einer

138
Kutsche
die ich heute ohngebeten erwartetete, weil ein Kaufmann, der mein

139
Freund ist, sie immer mit seiner Tochter abholen läßt. Ihr Vater ist vorige

140
Woche von einer zieml. langen Reise zu Hause gekommen; ich erwartete sie

141
also vermittelst eines Vernunftschlußes. Mein Junge war über alle Berge;

142
aber sein Freund
Nicolovius,
ein wahres Muster gesetzter Jugend, überraschte

143
mich mit einem Glückwunsch zu meinem Geburtstage.
Ohne ihn
Weil ich
niemanden

144
keinen Gast hatte, so klagte ich ihm meine fortgeschlagene Hoffnung
Lisette

145
und
bat ihn
überlies es ihm
bot die Stelle meiner
Lisette Reinette
an.

146
Jetzt hat die Uhr 10 geschlagen. Es
ist
hohe
war höchste Zeit
mit einer

147
Egestio
zum
penso à posteriori
zu schreiten.

148
Peracti labores iucundi.
So wenig es auch jetzt
cantable
ist, sing ich auf

149
meine eigene Hand eines meiner alten Lieblingslieder. Herr
besänftige Mein

150
Herze
war noch
nicht aus der Kirche gekommen
“. Besuche Käthchen

151
auch in
der Kirche
der Kirche. Mutter,
Ma
das jüngste
Marianne Sophie

152
Mädchen
und die
Küchen
Magd arbeiten unten in der Küche.
Wundershalber
Ich

153
bin
Mein Magen ist recht neugierig nach den
Gerichten
Trachten und Gerichten.


154
den 28. –

155
Laß mich Nacht
r
ag halten und die gestrigen Einfälle zu Ende bringen.
Lisette

156
Reinette
kam doch nachdem ich mich verdrießlich gewartet hatte. Da erschien

157
endlich ein ganz gemeine Kirschsuppe. Die Erstlinge unsrer spät gepflanzten

158
türkschen Bohnen mit Wurst reichlich belegt ohne halbe Heringe. Statt

159
eines verhaßten Kalbsbraten, ein sehr schmackhafter Rinderbraten. Das

160
Kuchenwerk überließ ich den Kindern, die auch rein damit fertig wurden, bis

161
auf einen einzigen, den Lehne Käthe für ihre Freundin Louise Miltzen aufhob,

162
deren Vater als Nachbar u Leibarzt auf nach der Kirche auf einen Augenblick

163
angesprochen war.

164
Morgen und Abendlieder, die mein seel. Vater zu singen gewohnt war sind

165
eingegangen bis auf ein Mittagslied. Weil ich jetzt selten die Kirche

166
besuchen kann, und sich der Sonntag durch einen Braten vom gemeinen Tag

167
unterscheidet, singen wir immer 3 Lieder, fast immer dieselbigen nach dem

168
Eßen. Es blieb also auch nach der Hausordnung, und ich laß die Predigt

169
vor aus Hahns Postille, und
warf
kroch mit meinem müden Leib ins Bette

170
bis der
Caffe
kam, den ich am liebsten
privatim
trinke, daß mir keiner

171
zusieht als die Schenkerinn.

172
Nach dieser verrichteten Arbeit schritt ich zu einem neuen privativen

173
Schmause nach meinem
Bureau
der in einem jüngern Briefwechsel bestand,

174
aber eigentl. zur
Recension
des Deinigen den
wahren
Anlaß gegeben hatte,

175
der wegen des Zusammenhangs eine bloße
Einleitung des Ganzen
war, zu dem

176
ich mehrere Sonntage bestimmt hatte. Ich wurde mit der ersten heiter fertig

177
und behielt noch 10 übrig. Begnügte mich an dem glücklichen Anfange und

178
Vorschmacke. – – – –

179
Da kam
Crispus
wie ein
Hirsch p
und sprach: ich habe Ihnen ein wenig rothe

180
Dinte mitgebracht. Ich machte große Augen und anwortete: ich hab schon,

181
ich hab schon. Mein Sohn hat mir gestern welche mitgebracht. Er kehrte

182
sich an meine Einwendung

183
nicht u zog ein Fläschgen hervor, das ich gleich für rothen Wein erkannte.

184
Sein Busenfreund
Sauer
hatte ein wenig Kirschwein zum Geschenk bekommen,

185
von denen ich auch schmecken sollte, und dieses Fläschchen überbrachte er

186
selbst. Ich melde ihm sonst die Feyer meiner Geburtstage unter der Bedingung

187
das Amt eines Verschneiders zu verrichten, und dann übertreibt er die

188
Galanterie
um
Bouteillen
Wein mitzubringen und macht mich zu seinem

189
Mundschenken. Ich sagte ihm also warum ich keinen Verschneider dies Jahr

190
nöthig gehabt hätte, und daß die Hausmutter ohne mein Wißen und Willen

191
meine
Bouteille
rothen Wein hätte auf ihre Kosten holen laßen.

192
Der Scherz mit der rothen Tinte bezog sich auf eine vorgestern eingeschärfte

193
Ordre
an meinen Sohn, daß er mir nicht vergeßen sollte rothe Dinte

194
mitzubringen, die ich nöthig hatte um die Briefe zu
nume
riren. Weil er

195
sich bisweilen zu genau bey meinem Sohn nach meinen Arbeiten erkundigt,

196
so hat ihm dieser den Tag vorher geantwortet: daß ich nichts thäte, sondern

197
Briefe
nume
rirte, wozu er mir rothe Dinte hätte mitbringen müßen.

198
Wie wir eben im Lachen u Plaudern waren,
Unterdeßen wir lachten u

199
plauderten,
und uns       zum   freuten
, wurde das Fläschchen

200
dem jungen Gesindel überlaßen
hatten
meine Kinder
Louischen
zum Besuch

201
erhalten
, und mein Sohn den
hatte die Gesellschaft der Mädchen vorher

202
unsern
Nicolovius, Raphael u Hill
, der aber nach Trutenau zurückeilte,

203
von
Crispus
zu
S.
allein
.

204
Die jungen Leute nahmen mit einem Rührey und dem kalten Brote für lieb.

205
Louischen
gieng
eilte zu Fuß, Lisette fuhr zu Hause.
Nicolovius

206
und
Raphael
giengen ohne Regenschirm nach dem andern Ende der Stadt und

207
ich in meinem Schloße und Wohnstube ruhiger
und
heiterer und zufrieden

208
mit dem ruhigen Jahreswechsel, und der 36
Lavement
Visceraloperation

209
Ich schäme mich nicht, lieber Fritz, meiner Schwäche
und
Leere und Blöße
,

210
darüber d
aus der Du leider! ansehen kanst, wie ängstlich ich mit meiner

211
Individualität
beschäftigt bin, und daß es mir in meiner gegenwärtigen

212
Lage unmögl. fällt aus diesem Zauberkreise herauszukommen.
Cessante causa

213
cessat effectus.

214
Für die Reiseblätter, die sich

215
Mein einförmiger Briefwechsel
muß Dir
hatte Dir längst eckel werden

216
sollen, und der Honig
mund
mond des Deinigen
hat
ist von Ewigkeit für mich.

217
Ich bin des Schreibens überdrüßig u unfähig.
Der Gruß des Sehens
Gegenwart

218
kann unsre Bedürniße allein befriedigen. Die Resultate meiner dreytägigen

219
Arbeit und meines
Details
werden
sind die Hälfte derjenigen, die Du am

220
besten selbst machen kannst.
Meine
Ruhe ist Ehre u Wohlthat und Arbeit

221
ist Schande und Fluch für mich. Du willst doch selbst lieber am ersten

222
als letzten Antheil nehmen. Ich will heute wider meinen
fleischlichen

223
Brauch wenigstens dem Fleische nach abwarten, und alle Tage spatziren

224
gehen; habe mit
Crispus
einem jungen Freunde gestern den Abend genommen

225
mich dazu zu nöthigen. Dein Briefwechsel hat alles übrige bisher verschlungen.

226
Wir sind jetzt in den 50 der Zahl nach. Je
seltener
mehr sie nach diesem

227
äußern Verhältniße abnehmen; je mehr wird das innere des Endzwecks zunehmen.

228
Ich werde also nunmehr ruhig Deine Antworten auf meine letzten Briefe

229
abwarten. Der Siebenschläfer in M. ist der jüngste von uns und beschämt

230
uns alle 3. Er weiß mit Salomonischen Instinct die Zeit zu jedem, zum

231
Reden und Schweigen. Laß uns bey ihm in die Schule gehen; er hat uns

232
genauer beobachtet, als wir es bisher imstande gewesen unsere selbst

233
wahr zu nehmen. Die Furcht ihn zu sehen wird von der Liebe, die er

234
ausübt upredigt, überwunden werden. Sein Katholicismus beschämt

235
unsern Protestantismus.

236
Laß das Weitzenkorn meiner Autorschaft verwesen, daß es Frucht bringe,

237
und bedaure weder die Kosten noch die Schande meines Krebsganges. Folglich

238
wär der
gerade
der
kürzeste
, wenn das
gerade von unsern Augen und von

239
unserer Hand abhienge
u
als einen
für das andre ein Urtheil unseres

240
Auges ein Product unsrer Hand seyn könnte. Mein Brief wie
16   von
als

241
Dein Siegel verkenne
.

242
Hippels Bruder ist Pfarrer in Arnau; die Bauern werden bald zu Paaren

243
gebracht
werden
und ihr Aufwiegler zu Schanden gemacht werden. Vorgestern

244
haben
u Michael
geeßen,
weil er
und durch meine Zusage hätte er

245
die Tafel eines Ministers ausgeschlagen.

246
Vorigen Freytag hat man den Anfang gemacht die
Landeskreise zu bekehren
,

247
auch die
Collegien
haben geschworen. An unsere Frey
corps
ist noch nicht

248
gedacht. Mein
Junge
Michael brachte mir vorgestern die Nachricht zu Hause,

249
daß der König sich mit den
de la Haye de Launay
unterhalten, man wüste

250
nicht worüber. Ich
weiß es     als
will das sagen, damit jetzt
, von

251
nichts als unsren Urlaub zur Reise. Das war einer der lächerlichsten

252
Ahnenzüge
.
Cons. Ethke
VI 6.
die mit
sich
über Jahre
     

253
entflohen ist.

254
Dein alter
Prospero
giebt Deinem
Tiro
Ariel
das erfreulichste Zeugnis.

255
Er verdient Dein u mein Ariel zu seyn, wie
alles
mit u ohne uns
unter uns

256
gemeinschaftl. ist und bleibt bis auf mündliches Abreden. Dem Gebe alles

257
gute dem Bundesstifter alter Freundschaft und Liebe sey alles empfohlen

258
den Deinigen

259
Bis
puero,
et fiat  

260
Johann Georg H.


261
Der
K
hat noch den Tag vor seinem Ende unterschrieben, ist darüber

262
erschöpft worden.
Man
ließ ihm Zeit u stellte ihm vor daß nicht mehr als 3

263
Unterschriften übrig waren. Er thuts, wirft die Feder zur Erde,
und

264
begiebt sich zum
mit einem: Nun ist es aus! und begiebt sich zur Ruh.

265
Nach einer vermuthl.
Mensch
Legende soll er noch große Schmerzen gefühlt

266
u französische
mit dem
Worte an das
   
Anteil
Ens entium
entfahren seyn.

Provenienz

Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach)

Ein doppelseitig beschriebener Foliobogen mit Brief-Entwürfen an Jacobi vom 22. bis 28. August; Hamann verwendete diesen Entwurf für später abgeschickte Briefe, vgl. HKB 1011 und 1013.