1014
543/25
Kgsb den 29
Aug.
86.

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Liebwerthester Freund

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Der Geh. Rath
Jacobi
ist den 10 d. aus London heim gekommen, und hat

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mir den Tag drauf gl. geschrieben einen Brief, den ich am Sonnabend

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erhalten habe. Er meldt mir daß Schwedenborg jetzt ins Engl. übersetzt würde,

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und das lateinische
Original
sehr rar wäre. Er hat durch einen besondern

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Zufall, den er mir nächstens melden will, den Brief, worinn ich den Auftrag

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gegeben, zu spät erhalten. Er verspricht mir, Ihrem Verlangen und meinem

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Auftrage ein Gnüge zu thun durch einen Freund, de
n
r
lavagé
und

S. 544
Dänischer
Chargé d’affaires,
der
und gerade der rechte Mann ist dieses

2
zu besorgen, weil er um alle Schwedenborgische Dinge weiß und ein

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deutscher Biedermann seyn soll. Ehe ich darauf antworte, erwarte ich Ihre

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nochmalige Erklärung so wohl in
Ansehung des Preises
, wofür Sie ihn

5
selbst erhalten können, als in Ansehung der Art, wie es
expedirt
und die

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Bezahlung etwa
assignirt
werden soll, wie auch über alles dasjenige, was

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Sie noch für nöthig finden zu erinnern in
Ansehung der Art und

8
Weise das Buch an den Ort der Bestimmung zu befördern
,

9
um allen Misverständnißen vorzubeugen bey Aufträgen durch die dritte und

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vierte Hand.

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Gestern habe auch durch HE von Auerswald ein gedrucktes Exemplar des

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Lausonschen Gedichts auf die
Gustabalda
erhalten, aber nur eine

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Abschrift der Ballade auf den
heil. Barthel
. Soll ich die beyden Stücke an

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Sie mit der Post oder durch einen Fuhrmann
addressi
ren. HE von

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Auerswald wird sich noch alle mögl. Mühe geben ein gedrucktes Exemplar

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aufzutreiben wenn es ihm mögl. ist. Melden Sie bey der Gelegenheit dem HE

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Grafen, dem es vielleicht angenehm seyn wird sich eines würdigen Mannes

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zu erinnern, den er ehmals seiner Gnade und Vertrauens gewürdigt.

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Ich hoffe, liebster Freund, daß Ihre Frau Gemalin glückl. angekommen

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ist und daß Sie sich alle nach Wunsch befinden. In meinem Hause ist

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Gottlob alles wohl und empfiehlt sich Ihrem freundschaftl. Andenken. Nach den

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Gedichten ist unter unsern Papieren umsonst gesucht worden. Pr Kraus reiste

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in den Ferien zum HE von Auerswald; daher es mir einfiel, durch diesen Weg

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obiges zu erhalten.

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Gestern Abend habe das 40ste
Lavement
eingenommen; und vorigen

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Sonntag meinen 57 Geburtstag gefeyert. Meine Arbeit habe
reponi
ren

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müßen zu meiner Schande, weil Leben und Gesundheit mir lieber seyn müßen

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als der Kützel ungerathener Schriftstellerey, die mit zu den Anfechtungen

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und Versuchungen des Teufels, der Welt und des Fleisches gehören – endl.

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zu gewinnen u den Sieg zu erhalten.

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Wir leben hier in Erwartung guter Dinge, die Gott erfüllen wolle! Des

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alten
Nicolai
Sohn hat sich hier bey Gelegenheit des Domnicks, wo er den

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dortigen Laden
revidirt,
ein 14 Tage aufgehalten. Er hat hier vielen

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Beyfall gefunden, besuchte mich und wir haben uns einander bey
Jacobi
in

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seinem Hause
hier
u in Trutenau gesehen. Der alte Vetter N. hat Hofnung

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einen würdigen Nachfolger und Erbfeind St. Petri u seines römischen

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Stuhls zu erleben und dazu gebildet zu haben. Ich umarme Sie, bitte um

S. 545
Bescheid mit erster Post, damit ich nach Düßeldorf schreiben u die Balladen

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Ihnen zufertigen kann.

3
Ihr alter   Landsmann u Freund
Johann Georg Hamann.

4
Brahl ist mit Siebert
incognito
nach Berlin abgereist.  In höchster Eil.


5
Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):

6
HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / in /
Riga
.


7
Vermerk von Hartknoch:

8
HE Hamann in Königsb

9
Empf u beantw
d
26
Aug
1786


10
Nachschrift von Sophie Marianne Courtan:

11
Erinnern Sie sich nicht mehr Ihres Versprechens l. B. mir die Bücher v.
Zolikofen
zu schicken;

12
die Sie in Ihrem Taschenbuch aufzeichnen? – Ich bin gestern v. Pillau zurückgekommen – u. wünsche:

13
daß auch Ihre Frau gesund und angelangt seyn möge, welche ich
Sie
in meinem Namen zu

14
umarmen bitte!

15
den 30 Aug:
S. M. C.

16
1786.

Provenienz

Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.

Bisherige Drucke

Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 142.

ZH VI 543–545, Nr. 1014.

Zusätze fremder Hand

545/8
–9
Johann Friedrich Hartknoch
545/11
–16
Sophie Marianne Courtan

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
543/33
und
]
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
und
545/11
–16
Erinnern […] C.1786.]
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.