1030
59/2
Kgsb. den 12
Nov.
86.
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Liebster Hartknoch
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Den 9
Oct.
erhielt Ihren letzten Brief vom 18
Sept.
Gott gebe Ihnen
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einen guten gelehrigen Gehülfen an dem jungen
Nicolovius
der Ihnen wird
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gemeldt haben meine Unpäßlichkeit, von der ich mich erst seit den 1 d. ein
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wenig wider erholt habe. Heute habe nach Düßeldorf wider geschrieben und
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von dort schon vor einigen Wochen die Nachricht oder Vermuthung vielmehr
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erhalten, daß
Sw.
schon unmittelbar Ihrer
Addresse
zufolge
spedirt
seyn
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würde. Ihre übrige Aufträge sind auch bestellt, aber noch keine Antwort
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darauf bekommen, an die ich heute erinnert.
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Daß die Schuld wegen des
Rossi
nicht an Ihnen lag wuste ich; es war mir
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aber an der Ehre Ihres Zeugnißes gelegen, das ich von Ihrer Genauigkeit
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abgelegt hatte und die ich daher rechtfertigen wollte.
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Von
D.
Lindner ist hier nichts zu erfahren; wäre es nicht am besten, wenn
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Sie sich an seinen näheren Bruder in Mitau wendeten. Der wird doch
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wenigstens seinen Aufenthalt wißen, oder in Rechnung mit ihm stehen. Mir ist
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selbst am ersteren gelegen. Die
Molimina
zur Reise arbeiten zieml. stark
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bey mir; aber nichts kann zum Ausbruch kommen. Wir leben in Erwartung
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großer Veränderungen und
Reformation
en in unserm Fache.
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So bald ich aus D. Nachricht erhalte, werde nicht säumen Ihnen selbige
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zukommen zu laßen. Gott erhalte Sie u die lieben Ihrigen gesund und
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erfreue Sie auch mit guten Nachrichten aus der Schweitz. Sie wißen wohl
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nichts wegen der Artzney, ob sie mit Hartung oder über Riga gehen. Die
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Kirchenräthin
Neumann,
für die ihr Schwager Comm. R.
Wulff
sie
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verschrieben, soll ohne alle Hoffnung liegen. Ich wünschte, daß die Patientin
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noch ihre Ankunft erlebte.
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Lichtenberg soll im Götting. Almanach ein feines Lob auf Kant eingerückt
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haben, deßen Philosophie in Marburg verboten worden, wie einst die
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Crusianische hier. Ein dasiger
D. Coing
der auch eine
Metaphysic
765
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herausgegeben hat ein paar
Programmata
zum Theil gegen ihn geschrieben auch
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Walden
ein paar deutsche Bogen. Man hat sie ihm zugeschickt und er hat sie
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mir mitgetheilt, weil meine Neugierde größer als seine ist, sich um das
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Schicksal seiner
φφ
ie zu bekümmern.
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Drey neue Profeßores werden hier erwartet, und die Ausländer haben das
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Uebergewicht. HE v Baczko hat magistriren wollen; die
Statuta
sind aber
S. 60
seiner Religion entgegen. Ich umarme Sie und bin unter den besten
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Empfehlungen der Meinigen Ihr alter ergebener Freund
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Johann Georg Hamann.
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Wie ich mir in meinem 50sten Jahr die Gicht durch ein unzeitiges
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Aderlaßen zuzog; so hätte es mir beynahe jetzt ärger gehen können durch eine
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eben so unzeitige Abführung.
Vale et faue.
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Adresse mit Mundlackrest:
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HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsberg
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Empf den 9
Nov.
1786
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 237.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 135.
ZH VII 59 f., Nr. 1030.
Zusätze fremder Hand
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Johann Friedrich Hartknoch |