1038
91/10
Dußeldorf den 22
ten
Xbr
1786


11
Vermerk von Hamann (Erhalten-Vermerk und Nummerierung mit roter Tinte, Antwort-Vermerk mit schwarzer):

12
Erhalten den 3
Januar
87.   58

13
Geantw den 30 – 31 – –


14
Lieber HerzensFreund u Vater, die Posten gehen schon so unordentlich daß

15
ich Deinen Brief vom 1sten–7
ten
Xbr
erst am Dienstag erhalten habe. Ich

16
verschob die Antwort auf den v 11–13
ten
Nov, weil ich Dir 2 Briefe kurz

17
hinter einander geschrieben hatte, u einer neuen Epistel v Dir entgegen sah.

18
Du bekömmst heute nicht viel v mir weil ich mich gar nicht wohl befinde.

19
Nachdem ich einige Tage alle Gattungen v Schmerz am Kopf gelitten hatte,

20
fiel mir das Uebel auf die Brust, die mir seit vorgestern so befangen ist, daß

21
ich kaum einen Laut v mir geben kan.

22
Die Stimmung in welcher Dein ganzer letzter Brief geschrieben ist,

23
verräth so viel unangenehme Empfindungen, daß Deinem Jonathan, der noch

24
dazu krank war, unmöglich wohl dabey werden konnte. Vielleicht erhalte ich

25
in kurzem beßere Nachrichten von Dir, u kann Dir von mir beßere geben.

26
Heute bin ich in einem hohen Grade gedrückt u niedergeschlagen.

27
Von meinem Freunde Schönborn ist endlich eine Antwort eingelaufen.

28
Was
er
mir Schwedenborgs
Arc. Coel.
betreffend meldet, laße ich für

29
Dich abschreiben. Schlaberndorf war den 5
ten
Xbr.
noch nicht wieder in

30
London: also noch keine Antwort wegen der andern Bücher. Es verdrießt mich

31
nicht wenig, daß es mit meinen Besorgungen nicht beßer v statten geht.

32
Dein Auftrag wegen des
Th a Kempis
wird sich ohne sonderlichen

S. 92
Schwierigkeiten ausrichten laßen, u Du erhältst in meinem nächsten zuverläßig

2
Nachricht darüber.

3
Unsers Claudius Rebekka ist d 6
ten
dieses von einem Sohne glücklich

4
entbunden worden u
hatte
hat sich auch nachher wohl befunden. Ich bin

5
Pathe zu dem Knaben, der
Heinrich
genannt worden ist.

6
Mit Witzenmann sieht es übel aus. Er sehnte sich nach Kämpf in Hanau.

7
Ich bot ihm an, daß ich ihn in einer Jagt wollte hinbringen laßen, wenn

8
das Wetter offen bliebe. Vorigen Sonnabend wurde deswegen an Kämpf

9
geschrieben. Nun sagt man Kämpf sey in Caßel. Wir haben auch seit 2

10
Tagen wieder Frost. Ehe an Kämpf geschrieben wurde habe ich mich an

11
Hofmann, der sich
gegenwartig
bey dem Churfürsten v Maynz aufhält, u zu dem

12
ich als Arzt ein ungemeßenes Vertrauen habe gewandt. Ich habe alle

13
Mächte des Olimpus in Bewegung gesetzt, um den Unmenschen zu bewegen

14
sich meines Freundes anzunehmen, u erwarte nun sein Gutachten mit größter

15
Ungeduld. Ich hatte schon vor 1½ Jahren Witzenmann zu ihm nach

16
Münster geschickt; aber weder die Prinzeßinn, noch Fürstenberg, noch Graf

17
Neßelrode, konnten ihn bewegen über die Umstände des Kranken ernstlich

18
nachzudenken.

19
Gott gebe Dir einen glücklichen Beschluß des alten Jahrs, u verleihe daß

20
wir im neuen Jahr einander sehen. Grüße Dein ganzes Haus von mir, vor

21
allen
aber unsern Joh. Michael –

22
Dein Fritz Jonathan.


23
Adresse:

24
An Herrn / Johann Georg Hamann / in / Koenigsberg /
Fr
co


27
Vermerk von Hamann:

25
den 3 Jänner 87.

Schönborn an Jacobi, 5. November 1786, Auszug, abgeschrieben von Schenk; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

522/25
Vermerk von Hamann mit roter Tinte:
ad No. 58.


26
Auszug aus einem Schreiben von Schönborn.

27
Richmont, den 5
ten
Nov. 1786

28
‥‥ Ich habe Ihre Aufträge zeitig ausgerichtet. Ich habe

29
mich in Absicht der
Arc. Coelest.
nicht nur bey
Elmsly,
an den ich

30
gewiesen worden, sondern auch bey verschiedenen andern hiesigen

31
Buchhändlern
erkundiget
; keiner aber wußte mir auch nur den

32
geringsten Bescheid zu geben, wo sie zu haben, geschweige daß sie

33
sie selber haben sollten. Endlich fiel es mir ein, zu einem gewißen

34
alten 80.jährigen Schweden zu gehen, welcher sich hier aufhält,

35
und der ein vertrauter Freund von Swedenborg gewesen, also von

36
seinen Angelegenheiten unterrichtet seyn mußte. Dieser gab mir

37
folgende Antwort auf mein Ansuchen: Daß der
seelige
Swedenborg

S. 523
nicht lange vor seinem Tode alle noch unverkauften Exemplare

2
von diesem Werke, welches er, wie alle seine theosophischen

3
Schriften auf eigene Kosten drucken laßen, bis auf 24. vertilgt habe, mit

4
beygefügtem Grunde, daß dieses Werk nicht nöthig habe, sich in so

5
vielen Exemplaren in der Welt herum zu spielen, bevor die

6
Begierde darnach stärker und allgemeiner worden, und alsdann

7
würde man es ohnedem schon zu vervielfältigen suchen. Die erwähnten

8
erhaltenen Exempl. habe nach seinem Tode ein hiesiger

9
Buchdrucker bekommen, der sie aber alle schon theils in = theils

10
außerhalb England verkauft, jedes Exemplar für 8.
Guineen.
Ich weiß

11
also
hiebey
keinen andern Rath, als eine Gelegenheit abzuwarten,

12
bis dieses Werk etwa zum
öffentlichen
Verkauf vorkommt; wenigstens

13
kann ich den Ort nicht ausfündig machen, wo es zu haben, den

14
H. R. Correspondent mit solcher Gewißheit zu wißen scheint.

15
Ueberdem ist der Preis, den er dafür aussetzt, zu hoch
über den
des

16
ersten Verkaufes, als daß man nicht etwa auf einen
günstigern

17
Zufall warten sollte. Inzwischen da der Buchhändler so mit der

18
Uebersetzung eilt – vielleicht aus Furcht, daß ihm jemand

19
zuvorkomme – so weiß ich in diesem Augenblick keinen andern Rath,

20
als sich an HE. Reich zu adressieren. Könnte er aber noch ½ Jahr

21
warten, so wollte ich mich hier umthun, ob ich es ihm wo

22
auftreiben kann. Dergleichen günstige Zufälle sind in einem solchen Orte

23
wie dieser, wo so viel Verkehr ist, häufiger als anders wo. Ich

24
weiß nicht, ob Sie wißen, daß die
Arc. Coel.
hier übersetzt

25
werden, oder es vielmehr schon sind? –
&
c.
&
c.


26
Am Fuß der Seite von Hamanns Hand:

27
18 Guinées von H.
artknoch
Auftrag.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 439 f.

ZH VII 91 f., Nr. 1038.

Zusätze fremder Hand

91/12
–13
Johann Georg Hamann
92/25
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
92/11
gegenwartig
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gegenwärtig
92/21
allen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
allem
522/31
erkundiget
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
erkundigt
522/37
seelige
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
seel.
523/11
hiebey
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
hierbey
523/12
öffentlichen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
öffentl.
523/15
über den
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
über dem
523/16
günstigern
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
günstigen
523/25
&
c.
&
c.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
etc. etc.
523/27
Auftrag.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Auftrag