1081
252/2
Pempelfort den 20
ten
Juli 1787.
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Ja, Lieber, ich will der Erndte u Deinem Geburtsmonathe zuvor kommen,
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denn ich ertrags nicht, Dich so nahe zu wißen u nicht bey Dir zu seyn. Den
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Tag meiner Ankunft kann ich nicht bestimmen, aber es müßte mir sehr
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hinderlich gehen, wenn ich nicht in der Mitte der künftigen Woche schon bey Euch
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wäre. Unser Alcibiades,
der Schlaue
, hat mich zwar nach Münster
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eingeladen, aber mir kein Quartier in seinem Hause angebothen. Ich fahre aber
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gerade vor seiner Thüre an, u werde mir schon Platz zu machen wißen. –
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Grüß ihn herzlich von mir, u er soll wegen meiner Gesinnungen gegen Herder:
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vultu mutabilis, albus, et ater,
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unbekümmert seyn, u sich nur umsehen, ob man zu Münster Pyrmonter
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Waßer haben kann. Er muß mir 8 bis 10 Flaschen schaffen. Und Du sorge
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daß Deine Füße geschlungen sind, denn ich bringe die deutsche Uebersetzung
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des Alexis mit, die mußt Du mit mir
durchgehen
. Die Handschrift sollte
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übermorgen fort; nun behalte ich sie noch zurück. Da wird Buchholtz sich an
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der vereinigten u
renforcierten
schönen Natur von Hemsterhuis u mir laben
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können. – Was Reichardt von Engel bericht
ig
et ist lustig genug. Die
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Rezension in der Voßischen Zeitung habe ich gelesen u gleich auf Biester
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gerathen. Ich suchte sie mir zu verschaffen, gereizt durch Deine Adoption;
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denn Du schriebst: „
Auch
die Berlinische Rezension hat an Deiner Form
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manches auszusetzen“ –
ater, et albus!
– Es freut mich daß Du
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Leuchsenring gesprochen hast. Daß
Nikolai
gegenwärtig zu Pyrmont ist, um, wie er
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selbst sagt, sich v den Bißen der Hyder des Jesuitismus u Catolicismus zu
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heilen, wirst Du schon wißen. Daß Schloßer u ich
auf die Seite der
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Vernunftfeinde
getreten, sieht er als ein Zeichen v jüngsten Tage an.
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Mit ihm verwundert sich darüber der deutsche Merkur unaussprechlich.
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Grüße Raphaelen u den jungen Tobias von mir aufs beste. Wie ich mich
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auf Euch alle freue! Wenn ich doch nur gleich einsitzen u fort reisen könnte!
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Lindnern will ich meine Noth gläubig klagen, nur muß er sich durch die
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confusionem judicii cum experientia,
die sich bey meinen Berichten oft
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ereigenen
wird, nicht irre machen laßen.
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Ich habe noch an die
Prinzeßinn schreiben
wollen u sehe daß es schon halb
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eilf ist, u ich nur eilig siegeln muß. – Lebe wohl Herzens Vater! Bald, bald
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in Deinen Armen!
Dein Fritz Jonathan.
S. 253
Buchholtz muß der Prinzeßinn
d
zu wißen thun daß mich der Abgang
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der Post übereilt hat, u daß ich nach Münster komme Dich zu bewillkommen.
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Adresse:
4
An Herrn J. G. Hamann – / Abzugeben bey / Herrn Franz Buchholtz – /
5
Erbherrn zu Welbergen – / zu / Münster /
Fr
co
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Vermerk von Hamann:
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Erhalten den 21
Jul.
87.
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Geantw den 22 –
Dom VII.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 379 f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 558 f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 216 f.
ZH VII 252 f., Nr. 1081.
Zusätze fremder Hand
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253/7 –8
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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252/21 |
Auch |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Auch |
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252/23 |
Nikolai ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicolai |
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252/32 |
ereigenen ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ereignen |
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252/33 |
Prinzeßinn […] schreiben] |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prinzeßin schreibenn |
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253/5 |
Fr co |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |