1103
308/2
Pempelfort den 3
Oct.
87.

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Mein Herzenslieber Franz,

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HE.
R.
Kleuker wird Ihnen den besten Bericht von meinem äußern

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Gesundheitszustande, als Augen- und Ohrenzeuge abstatten können, den Sie mit

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der Zeit mit Ihren eigenen Sinnen vergleichen mögen. Ich fahre noch mit

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dem Pyrmonter fort, und liege unter der dazu nöthigen
Quarantaine.
Denken

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und Schreiben verbietet sich selbst. Was im Verborgenen geschieht, weiß

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Gott am besten.
Erlösung, Vergebung brauchen wir alle

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unter denen ich leider! der vornehmste bin. Die Winterabende sind lang, und

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Gott wolle uns beyden nur Gesundheit geben, über unsere Grundsätze zu

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schwatzen, und uns einander, so viel als möglich, verständlicher zu machen.

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Mein enger Kopf hat kaum zu einer Idee Raum, wenn selbige wie ein

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Sauerteig aufgeht, und bey meiner jetzigen Schwäche traue ich dem kahlen

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grauen Schalke nicht, eine Juno von einer Wolke zu unterscheiden, den

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Körper von seinem Schatten. Mein Vertrauter zu seyn, haben Sie das

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erste Recht – ohne Feder und Dinte, sondern Aug ins Auge, Mund zu Mund,

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ohne Unterhändler noch Mittelwerkzeuge.

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Ich hoffe zu Gott, daß meine Versuche hier und dort, dort und hier nicht

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ganz mislingen werden. Wenn ich ein unnützer Knecht bleibe: so liegt weder

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die Schuld an Ihrer That, noch an meinem Wunsch nützlicher zu werden.

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Aber gnug hievon!

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Was macht Ihre liebe kleine Gertrud und die kranke Marianne und Ihr

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Artzt? Diesen will ich selbst um gute Zeitungen mahnen, und hoffe alles im

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guten und beßeren Zustande zu finden. Unser Freund Ernst wird

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wahrscheinlich schon abgereiset seyn. Die guten Engel, seine Begleiter, denk ich,

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wachsamer, als alle menschliche Einschränker seiner Lage, deren

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Undenklichkeit
mich eben ein wenig neugieriger und dringender machte, als ich hätte

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seyn sollen. Ich kenne aus Erfahrung die Blendwerke der

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Menschenfurcht
. Aber auch bey mir trifft das Sprichwort ein:
Artzt! hilf dir

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selber
! Also gut für beyde, nicht vertraulicher und umständlicher hierüber

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geworden zu seyn. Sagen Sie ihm das beste in meinem Namen, sobald Sie

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ihm schreiben.

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Ich und Hans Michel danken beyderseits für ertheilte Genehmigung

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unsers Unfugs. – Das Faß
Roter
ist bereits abgegangen und die Proben

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des angekommenen Malaga werden mit der nächsten Woche befördert

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werden; doch Ueberbringer wird alle Aufträge, Grüße und Wünsche von uns

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allen beßer mündlich ausrichten, als ich es schriftlich zu thun im stande bin.

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Gott seegne meinen lieben Franz, unsere Marianne und die kleine liebe

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Gertrud reichlich aus den Schätzen des Heils. Ich ersterbe mit Herz, Hand

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und Mund

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Ihr

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alter treuer
Johann Georg.


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Bitte den jungen Detten unserer zu erinnern. Gott empfohlen zum

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vergnügten Widersehen! Die beyden Bücher habe richtig
erhalten


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Adresse mit Siegelrest:

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HErrn / Franz Buchholz / Erbherrn zu Welbergen /
Düßeldorf
.

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Postvermerke:

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Detten / Detten

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 bb.

Bisherige Drucke

Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 143 f.

ZH VII 308 f., Nr. 1103.

Zusätze fremder Hand

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Unbekannt

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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erhalten
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
erhalten
309/13
Detten / Detten
]
Hinzugefügt nach der Handschrift.