1114
S. 344
Münster den 23 Nov. 87.
2
Gestern waren diese Briefe angekommen und mein Frühstück war es
3
selbige flugs für Sie abzuschreiben, lieber Freund
Crispus,
dem selbige noch
4
mehr behagen werden als mir selbst. Ersterer ist vom Regierungsrath, HE
5
von
Lamezan
an meinen Frantz, unter denen eine so innige Liebe als zwischen
6
Vater u Sohn, Bruder und Bruder obwaltet. Der zweite ist von einem
7
schwäbischen
Cavalier,
Herrn von
Sturmfeder
, der in Schwaben u in der
8
Pfaltz Güter haben soll, und deßen orthographische Eigenheiten ich in meiner
9
Copie
so viel nur mögl. beybehalten habe. Diese Briefe betreffen alle Ihren
10
biedern leidenden Schwaben, den wir alle hieher zu ziehen hoffen mit eben
11
so guten Erfolge für seine Gesundheit – Es waren 3 paar der neuen
12
Erfindung von Lamezan seinem Briefe beygelegt, und ich habe eins fast mit
13
Gewalt meinem lieben
Frantz
Alc. abgepocht. Die Sache wird hier bey
14
unserm
Pericles
mit allem Eifer getrieben werden, und Sie würden, alter
15
lieber Freund, vielleicht imstande seyn
Testimonia
für den würdigen
16
Candidaten in Berl. auf allen Fall auszuwirken, wovon der
stoltze
Patient
17
aber nichts wißen muß. Unter diesem Vorwand habe ich wenigstens die
18
botanischen
Silhouett
en erpreßt.
19
Nicht mehr wie einen einzigen Brief von Ihnen lieber Profeßor erhalten.
20
Wie viel habe ich in Gedanken an Sie geschrieben; wie manche Stunde habe
21
ich mich mit Ihnen überworfen. Sie wißen daß meine Freundschaft etwas
22
von der
Xantippe
an sich hat. Ich habe mich in Pempelfort und Düßeldorf
23
den Kopf über Ihre
Recension
des
Glossarii
wacker zerbrochen. Zum Glück
24
hat man hier erst den
Septembr.
Mein lieber Jonathan erhält mit jeder Post
25
beynahe gelehrte Nachrichten und Neuigkeiten. Wie ich da gewühlt, können
26
Sie leicht erachten. Meiner widerauflebenden Gesundheit wegen, gab mir
27
Gott ein hieher zu flüchten. Ich habe wie Jakob mich fortstehlen müßen.
28
Ohne Gewalt und List wäre keine Trennung möglich gewesen. Das Gute was
29
ich dort aufgeopfert, ist von mehr als einer Seite hier ersetzt, und es war
30
Pflicht
den Urheber meines Glücks, Frantz und Marianne, auch meinen
31
Reisegefährten und treuen Artzt widerzusehen. Ein längerer Aufenthalt
hatte
32
mich dort verwildert. Ich kam den 6 d. mit dicken Füßen wieder an, mit
33
Extra
post die mir von hier entgegen geschickt wurde. Gestern habe ich den
34
Gebrauch der
martiali
schen Mittel ausgesetzt und zum erstenmal
China
35
Pillen gebraucht, die mir in 24 Stunden so außerordentlich wohl gethan,
36
daß mein linker kranker Fuß kaum mehr von dem rechten zu unterscheiden.
S. 345
Diesen gantzen Morgen habe ich an einem Durchfall laborirt, den mein
2
guter Artzt für eine kritische Entscheidung meiner sich wider ermannenden und
3
erholenden Natur ansieht. Marianne giebt ebensoviel Hoffnung ohngeachtet
4
der traurigen Witterung, die uns eingeschloßen hält. Auf die Woche hoffe ich
5
die groß- und gutmüthige Fürstin
Amalie
auf ihrem Bauersitze
Angelmodde
6
zu ertappen, und denn geht die gantze Familie nach
Wellbergen
dem
7
Rittersitze meines auserwählten u. geliebten
Franz
. Hat Ihnen, lieber
8
Profeßor, mein alter
Christoph Berens
nichts an mich aufgetragen,
9
über deßen Andenken und den Besuch, den er bey meiner
Lisette Reinette
in
10
Ihrer Gesellschaft abgelegt, und Ihnen für die mir und ihr erwiesene Ehre
11
herzlich danke.
12
Wie angenehm mir dieser Winter verlaufen wird, wenn Gott Gesundheit
13
erhält und meiner Wiedergenesung Anfang fördert, können Sie lieber Freund
14
Crispus
leicht erachten.
Jonathan
hat mir Bücher mitgegeben und theilt
15
mir bis auf seine Briefe mit, die er bekommt. Die Fürstin hat mir ihre
16
prächtige Bibliothek auch offen gelaßen, wo ich eine Pfeife zu
Caffe,
17
Chocol
ade auch ein Glas Wein nur fodern darf. Der würdige
Pericles
hat mir
18
Gagliani della Moneta
geliehen, den er von Person gekannt hat. Vorgestern
19
besuchte er mich und schrieb sich die Werke des
Gagliani
auf, nebst dem
20
Espion devalisé,
wo sie verzeichnet sind. Wir lesen alle Tage mit dem
D.
21
Raphael
u Michael und sein großer Gegner
Morellet
nennt es selbst ein sehr
22
schätzbares Werk. Es ist wie Tag u Nacht von seinen
Dialogues
23
unterschieden, die nach einem
petit-maitre
und
bel esprit
aussehen, der in Frankreich
24
ganz ausgeartet ist.
Pericles
hat ihn in
Napoli
als einen
windigen
25
Passagier
genau gekannt. Damals soll sein würdiger vortrefl.
Oncle
gelebt
26
haben, der in
Napoli
eine Stelle bekleidet, wie der
grand aumonier
in
27
Frankr. vorstellt, den ital. Namen habe ich vergeßen u an dem Werke
28
Antheil gehabt haben soll. Es herrscht ein sehr gesetzter überlegter reif u tief
29
gedachter Ton in diesem Buche.
30
Des Morellet Refutation de l’ouvrage qui a pour titre Dialogues etc.
31
à Londr.
770.
p.
360 gr. 8
o
habe ich erst diese Woche zu Ende gebracht mit
32
der grösten Zufriedenheit und habe mich eben so geärgert, daß dies Buch
33
noch nicht übersetzt worden
, da es ein wahres Meisterstück ist und ich
34
den Empfehlungen des
Voltaire
und deutschen Mercurs niemals getraut.
35
Geärgert habe ich mich noch mehr daß der deutsche Uebersetzer der Gespräche
36
nicht aufgemuntert worden seine Anerbietung des beßern Buch
della Moneta
37
auch zu liefern.
S. 346
Morellet
hat eine allerliebste feine Stachelschrift gegen den
Linguet
2
geschrieben unter dem Titel:
Theorie du Paradoxe,
die von Heinse u seinem
3
damaligen Wirth meinem Jonathan Auszugsweise im deutschen
4
ausgekommen. Die
starkere
Widerlegung der
Dialogues
ist in 4 Monathen nach
5
Ausgabe der Dialogen fertig gewesen und im
April
70 abgedruckt, wurde
6
durch die
Censur
unterdrückt und dorfte nicht eher als im
Nov.
74. öffentl.
7
verkauft werden. Ein wahres Muster und Meisterstück über politische
8
Gegenstände zu philosophiren. Sie müßen
Domine Politice!
schlechterdings
9
dies Buch lesen und wo mögl. bring ich es mit. Michael übersetzt mir die
10
Vorrede zum
Werk
della Moneta,
die
deßelben
würdig ist und ein
11
schönes
Frontispice
des Ganzen.
Morellet
arbeitet seit vielen Jahren an
12
einem
Dictionnaire de Commerce,
von dem sich was Neues und Aechtes
13
erwarten läßt.
14
Kurz, liebster
Crispus!
ich weiß oft nicht wie mir zu Muthe ist und durch
15
welche Wege der Vorsehung ich hier versetzt worden bin ohn all mein
16
Verdienst u Würdigkeit. Nach so viel harten u bittern Prüfungen, die sich kein
17
anderer vorstellen kann, der nicht in meiner Stelle und Lage gewesen, lebe ich
18
in einem Ueberfluß u Genuß, alles desjenigen was mein Herz und Kopf sich
19
nur irgend wünschen und ersinnen kann. Daß meine Begierden nicht die
20
mäßigsten
sind, auf Nichts oder Alles gehen, wißen Sie, und wie viel
21
mir die kleinste Verleugnung gekostet, läßt sich leicht ermeßen.
22
Vergeßen Sie doch nicht sich der
meinigen
und des
Hills
anzunehmen,
23
der sein Glück nicht aufopfern soll. Antworten Sie mir doch bald, auch
24
besonders
in puncto
Ihres lieben Schwaben, an dem ich einen künftigen
25
Freund zu verleben hoffe. Frantz hat mir gestern u heute erlaubt seine Briefe
26
zu lesen, worinn er
scrupuleu
ser wie Jonathan ist, die haben mich sehr für
27
den unglückl. Mann eingenommen. Theilen Sie mir Ihre Meinung in
28
Ansehung der allenfalls nöthigen
Testimoni
en mit und geben Sie mir doch
29
einige Nachrichten von Ihren Gesinnungen für mich, die sich doch wol kaum
30
durch meine Entfernung geändert haben. Zum schreiben taug ich noch nicht
31
und mein Kopf ist ein altes und neues
Chaos,
dem es an Licht fehlt an
32
Wärme und Ruhe, die ich erst bey meiner Heimkunft wider zu finden und
post
33
festum
zu genießen hoffe.
Lieber Vetter
Verzeyhen Sie daß ich einen
34
beschmierten Bogen zu diesem Briefe gerafft, den meine Gevatterinn u Freundin
35
offen Ihnen überreichen wird. Grüßen Sie Jacobi, bey deßen Eltern mich
36
mein Sohn gemeldet, seine Nachbarschaft und bey der ersten Gelegenheit
37
Ihre Aspasie u den Gemal derselben von
Ihrem alten ewigen Fr.
Hamann
38
signiert mit roter Tinte:
39
Nr
o
11.
1. Freiherr v. Lamezan an Franz Kaspar Bucholtz, 17. November 1787, Abschrift von Hamann:
546/8
Copia. A.
9
Innigst geliebtester B!
10
Schon lange habe ich nichts von unserm lieben Steudel gehört,
11
weil seine Krankheit ihm das Schreiben nicht erlaubte, als ich
12
gestern von Sturmfeder, der in Eßlingen war, beyl. Brief
B.
13
nebst den darunter gesetzten Zeilen von dem kranken St. erhielt.
14
Wie freut es mich, daß unser Freund einmal Ruhe sich erkämpft
15
zu haben scheint, und wie sehr wünschte ich, daß diese Ruhe Ihn
16
einst zur Heiterkeit und Froheit bringen möge, die eine Folge des
17
Glaubens an eine Vorsehung ist. Auch werden Sie aus diesem
18
Briefe sehen, daß St. sehr gesonnen wäre die Münsterer
19
Professur
, gewiß hauptsächlich in Rücksicht auf sie, Mein Bester!
20
anzunehmen, wenn seine Gesundheit es gestattet. Darum
21
wünschen wir alle daß die Sache wegen dieser
Professur
so lange
22
unentschieden bliebe, bis wir sicher wißen, ob unser Freund sie
23
annehmen könne oder nicht, welches vermuthlich künftiges
24
Frühjahr entschieden sein muß. Ob sie mein herzl. geliebter B. nun
25
hierüber selbst
zu
schreiben, oder mir es überlaßen wollen Ihn
26
das fernere zu melden, wie auch, wie es mit der allenfalsigen
27
Besoldung stehe, das werden sie, mein Bester! so einzurichten wißen,
28
wie es Ihnen
am
schlicklichsten zu seyn scheint.
29
Ich lege Ihnen hier einige
Silhouetten
von Steudels
30
Erfindung bey, damit sie sehen, wie Er sich bey der Unvermögenheit
31
zu schreiben mit Mechanischen Arbeiten beschäftigt, welchen ich
32
einen Theil seiner Ruhe zuschreibe. Die Erfindung ist gewiß artig,
33
und wenn sie der verehrungswürdigsten Fürstin, deren Andenken
34
uns immer heilig ist, der Fürstin Gollizin auch einige davon
35
zukommen laßen wollen, so verbinden sie mich noch besonders,
36
da
ß
sie mich dadurch in das Andenken einer der vorzüglichsten
S. 547
Bekanntschaften meines Lebens zurückruffen.
Schückings
2
Anliegen ist hier ohne alle uns. Verwendung so glückl. durchgegangen,
3
daß, als wir ihre Briefe empfiengen, schon alles ausgemacht war.
4
Mich freut seine Bekanntschaft, indem Er ein biederer, fester
5
Mann zu seyn scheint. Er will mir in der Folge schreiben, welches
6
ich gern sehen werde. Auch Ihren
Pater
Fuchs
habe ich
7
gesprochen und als einen aufgeklärten frommen Geistl. gefunden,
8
allein seit der Zeit seiner Abreise (welches nun 3 Wochen seyn
9
mag) habe ich nichts von Ihm gehört, ohngeachtet Er mir gleich
10
zu schreiben versprach. Liebster Bester! Halten Sie mich in ihrem
11
Andenken und in dem aller meiner würdigen Münsterer Freunde.
12
Alle hiesigen grüßen sie herzlich. Gottes Seegen ruhe auf Ihnen,
13
auf ihrer Frau, auf ihrem Kinde, auf Freund Hamann und denn
14
auf ihrem unwürdigen aber treuen Freund
15
Mheim den 17 9
br.
87
Lamezan
jun.
2. Sturmfeder und Steudel an Lamezan, 14. November 1787 (Abschrift von Hamann):
547/19
B.
20
Essling
14 9
br.
87. aus
Steudels
Zimmer.
21
Guten Tag lieber ich fand unseren Freund noch immer krank
22
und leidend, die Krämpfe an Halß und Brust mit den
23
schmerzhaftesten Ausdehnungen, und all ihren folgen fand ich fast stärker
24
als vorher, in 24 stunden kann er oft keinen Bißen eßen also
25
urtheilen sie, was er leidet und doch dabey noch immer geschäftig,
26
und seine Hauptseelenplage, daß sie nicht so viel wirken kann als
27
der liebe Mann will, der im
punct
der Menschenliebe ehender
28
durch zu viel als zu wenig das
medium tenuere beati
nicht
29
allezeit
observi
rte.
30
über seinen seelenzustand wie er mir schien, erstaunte ich, er
31
scheint nicht allein ruhiger, er ist es, und ich weiß es. die Freude,
32
womit ich es sah, kann ich ihnen nicht sagen und gestern abend,
33
wenn keine menschen zugegen gewesen wären, und ich mich (nicht)
34
geschämt hätte, so würde ich vor freuden geweint und ihm um
35
den hals gefallen seyn. ich fand den leydenden Mann, deßen
S. 548
schmerzen manchen unser anderen längst zerdrückt
hatten
, so
2
glücklich, sein ohnglück zu genießen zu danken und sich zu freuen,
3
daß es so war mit ihm und nicht (zu) wünschen, daß es anderst
4
gewesen wäre beschämt und gerührt fühlte ich im Herzen liebe,
5
dank und was man fühlen aber nicht sagen kann. jetzt hoffe ich
6
mehr wie jemals seine Genesung; die rückwirkung von seele auf
7
körper muß gute folgen haben, wenn nur die krämpfe und
8
schmerzen, wenn nicht gleich getilget doch gelindert auch nur auf gewiße
9
Zeiten gelindert werden könnten, daß er eßen, stärke sammlen
10
reysen und dann die nöthige Mittel brauchen könnte! jetzo ist es
11
unmöglich, vom
magnetismo
hofte ich mögl. Linderung seiner
12
Krämpfe und jetzo da
gmelin
zu
heilbronn observation
en
13
darüber gemacht und drucken laßen hat, die ich ihnen zum lesen
14
empfehle, so hoffe ich um so mehr darauf wenn er einst bey ihm
15
angewendet werden kann. er grüst und küst sie und
16
buchholz
tausend mal. daß er euch nicht schrieb, war nicht seine
17
schuld. in seiner Lage bey seinen Körpers leyden kann der Kopf
18
oft nicht schaffen wie er will. Wegen der Münsterer
Professur
19
müßen Sie lieber! dem
buchholz
und fürstenberg schreiben, die
20
solche offen und
in statu quo
zu erhalten suchen – so viel ich unsern
21
freund begriffen und so viel ich in wahrheit einsehe, kann er sich
22
jetzo nicht ganz
resolvi
ren; seine Krankheit leidet es durchaus
23
nicht – gehet es diesen Winter über beßer und wird es aufs
24
frühjahr mir erträglich, so will er hinreisen, sehen,
probi
ren,
gernthun
25
und
annehmen
wenn er kann, nicht nehmen, wenn er nicht kann,
26
zu offentl. gewohnlich
professor
s
gasconnad
en ist er nie
27
aufgelegt gewesen jetzo weniger wie jemals, ächt und wahr lehren und
28
Menschen wohl thun an leib und seele an lehr und that gewiß
29
mehr, wie hundert
gradui
rte gewöhnl. haasenfüße … halten sie
30
ihm also den posten offen – den er nicht verwirft aber jetzo
31
wegen Krankheit noch nicht nehmen kann – zum
testimonium
32
sammlen
ist seine liebe seele zu stoltz – also samlet ihr für ihn, wenn
33
er ihrer braucht und glaubt euch Fürstenberg nicht –
Steudel
thut
34
keinen schritt dazu, so viel ich ihn kenne. jetzo müßen sie und
35
Buchh.
doch auch unserm Freund schreiben, wie es um den
36
nervum rerum
das lumpengeld aussiehet. wer S
teudel
kennt, weiß,
37
wie wenig ihm an dem
quark
liegt, aber so reich um in fremden
S. 549
landen immer blos aus eigenem beuthel zu zehren glaub ich
2
unsern Freund nicht also must ihr doch auch sagen wie es da
3
aussieht – und ob man für mühsame arbeit die man gern thut doch
4
auch jenes nöthige, so stand, alter natürl. guthigkeit und
5
obendrein kranklichkeit foderet, ich brauch sie nicht zu bitten hier
6
eyfrig für unsern Freund zu wachen daß die stelle offen und er
7
einen guten platz bekomme daß thun sie und
buchh.
gewiß – unter
8
seinen vielen Geistesqvaalen ist es eine mit der grösten, euch und
9
coeteris
seiner freunden nicht schreiben zu können
vale fave
10
ihr alter
Sturmfeder
11
ich lese unserm lieben diesen wisch vor er sagt ja dazu und weil
12
sie unglaubig von
natur
sind, so sehen sie
ecce vide
!
13
(Ein
P. S.
von Steudels eigener Hand)
14
Ich unterschreibe alles, lieber Edler, was unser Freund Ihnen
15
von mir sagte nur das nicht, was meine persönliche
16
Eigenschaften angeht, die ich gerne zu haben wünschte, und zu bekommen
17
strebe, aber, zumal in jetziger Lage nicht erreichen kann. Ich hoffe,
18
Ihnen und Buchholtzen in wenigen Tagen schreiben zu können;
19
der liebreiche tröstliche Besuch unsers lieben Freundes, der meine
20
ganze Seele wieder weckt und aufwärmt, wird großen Einfluß
21
auf meinen Körper haben und mir neue Kräfte geben, diesen
22
Winter wenigstens erträglicher als den vorigen hinzubringen. Zum
23
Beweiß daß ich Sie, mein Lieber und Buchholtzen nicht vergeßen
24
habe, lege ich von letzterem ein paar Schattenriße nach meiner
25
invention
bey, zum traurigen Beweiß, wie wenig ich seit langer
26
Zeit meinen Kopf benutzen kann und zu mechanischer Arbeit meine
27
Zuflucht nehmen muß, um mich der Gewißheit meines Daseyns
28
zu versichern. – Gefallen Ihnen diese Schattenriße, so befehlen
29
Sie mehrere; aber wenn bekomme ich denn ihrer und meiner
30
pfältzischen Freunde
Silhouetten
?
31
Steudel.
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 394–396.
ZH VII 344–346, Nr. 1114.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
344/31 |
hatte ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätte |
|
345/16 |
Caffe, |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Caffé, |
|
346/4 |
starkere ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: stärkere |
|
346/39 |
Nr o 11. ]
|
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas. |
|
546/28 |
am ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: an |
|
547/15 |
87 ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 87. |
|
548/1 |
hatten ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätten |
|
548/24 |
gernthun ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gern thun |
|
548/25 |
annehmen ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: annehmen, |
|
548/32 |
sammlen ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: samlen |