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383/13
Aus dem Bette, Freytag den 21
ten
Dec 1787.


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Vermerk von Hamann:

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Erhalten den 26
Xbr
an demselben Tage als

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D. Raphael
u Michael in Welbergen erschienen.


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lieber Herzensfreund und guter Vater

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Ich habe Deinen Brief vom 3
ten
am Tage Mariä Empfängniß, den
8
ten
,

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u den aus Welbergen vorigen Dienstag erhalten. Ich bin diese ganze Zeit

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beständig krank, wiewohl nur einen Tag bettlägeri
ch
g gewesen. Da ich den

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2
ten
Theil von Starkens Apologie für Dich einpackte, war ich kaum im

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Stande dies zu thun, u es wäre mir unmöglich gewesen dabey zu schreiben.

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Dieses sollte mit der reitenden Post geschehen, u so war der Brief doch noch

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eher in Deinen Händen als das Buch. Auch hätte ich Dir am 12
ten
wenigstens

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einige Zeilen geschrieben, wenn nicht gerade durch die Prinzeßinn die

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Nachricht eingelaufen wäre, Du seyst nach Welbergen abgegangen. Ob ich gleich

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darauf vorbereitet war, so machte doch diese Nachricht, u verknüpft mit dem

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Umstande, daß Du gar niemand mit genommen hättest, einen solchen

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Eindruck auf mich, daß es mir für diesmahl unmöglich wurde zu schreiben.

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Dieses Staunen worin ich blieb, da ich
v
durch Niemanden nähere

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Nachrichten bekam, u mein sehr schlechtes Befinden waren Schuld, daß ich auch

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die 2 folgenden Posttage verstreichen ließ. Am Dienstage da ich Deinen Brief

S. 384
aus Welbergen, nachdem die münsterische Post schon abgegangen war,

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erhielt, war ich sehr versucht, Dir
per Estafette
zu antworten, u es wäre

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auch gewiß geschehen, wenn ich nur mit dem Schreiben hätte zurecht kommen

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können. – Wegen Deiner Gesundheit bin ich äußerst besorgt. Lieber, das

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kann unmöglich gut gehen in dem feuchten morastigen Welbergen – Ich kann

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mir vorstellen wie dem guten Buchholz mag zu Muthe gewesen seyn, da er

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es geschehen laßen mußte daß Du dahin abgiengest.

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Deine Erläuterungen über Materie u Form Deines Abschiedes v hier,

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will ich unkritisiert auf sich beruhen laßen. Ich weiß daß v dem Vorurtheile,

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wie Du es nennst, meiner Freundschaft für Dich, mir nichts genommen,

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sondern das es stärker ist als es je gewesen. Eben so wenig hat sich die Liebe

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u Verehrung meiner Schwestern gegen Dich vermindert. Wir alle sind

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überzeugt, Gott versteht Dich
würklich
. Und bey mir ist das ein solcher fester

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Glaube, daß ich zu anderem Glauben mich daran hinauf schwingen kan. Du,

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u was ich in Absicht Deiner so tief empfinde u unwiderstehlich ahnde, dies

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zusammen ist mir ein köstliches factum.

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Mein guter Oheim in Zelle hat mir seinen leichten u überzeugenden

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Beweis geschickt, u ich habe dieses Buch mit ganz ungemeinem Geschmack gelesen.

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Ich schicke Dir es so bald die Schwestern damit fertig sind. Von einem

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Dichter, Samuel Gottlieb Bürde, habe ich ein Exempl geistliche Poesien erhalten,

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begleitet mit einem Briefe der mir Freude gemacht hat, aber durch die

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abscheuliche Nachlaßigkeit von Loewe oder seines Leipziger
Commißionairs
,

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8 Monathe alt geworden war. Ich will Dir das Büchlein mit dem Briefe

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schicken. Unter den Poesien sind verschiedene die auf mich einen starken

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Eindruck gemacht haben; unter andern ein Oratorium, der Gekreuzigte, u ein

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OsterPsalm.

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Ich habe oft gedacht wie schön es wäre, wenn Du einmahl eben so

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unvermuthet wieder her kämest als Du weg gegangen bist. Ich will aber auch gern

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zu Dir kommen, u komme gewiß auf den ersten bedeutenden Wink den ich v

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Dir erhalte.

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Mein Haus ist würklich verkauft, an Herren Merrem, der die einzige

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Tochter der vertrautesten Freundinn meiner
seeligen
Frau,
ge
der Madam

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Wichelhaus geheirathet hat. Wir hatten immer gewünscht das Haus in

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diesen Händen zu sehen, ohne die geringste Hoffnung dazu zu haben. Gerade

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in diesem Augenblicke wäre sie am lächerlichsten gewesen, da Merrem ein

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prächtiges Haus zu Elberfeld, mit Garten, Wiesen, u aufs schönste gelegen,

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welches ihm von seiner Frauen Seiten zugefallen, mit vielen Kosten ganz

S. 385
neu hatte
neu hatte
einrichten, u alles Geräthe, bis auf das letzte hatte

2
hinbringen laßen, um es die vorige Woche zu beziehen. – Ich v meiner Seite

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hatte das Project mein Haus zu verkaufen einschlafen laßen, u Lene u ich

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waren, ohne Verabredung, in unserem stillen Sinne darüber Eins geworden,

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nicht mehr davon zu reden. Da wird mir nun den 7
ten
, Abends da man schon

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die Lichter angezündet hatte, Herr Merrem gemeldet; er wünsche nur zwey

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Worte mit mir zu reden. Ich konnte nicht begreiffen was das wäre, was den

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Mann um diese Stunde zu mir führte, u wurde auf seine unerwartete Frage,

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ob ich würklich gesonnen sey mein Haus zu verkaufen, etwas bestürzt;

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antwortete aber, ohne mich weiter zu bedenken, Ja, sagte den Preis, u wir

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wurden des Handels einig. – So ist denn also auch dies geschehen, u ich werde

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ein Landmann ganz u gar.

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Einliegender Brief v Hill ist gestern angekommen. Laß mich doch bald

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erfahren wie es um das Packet Alexis steht. Hier auch ein Brief
von
Claudius,

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der Dich mit angeht; u Hahns Antwort an Theobald Hoffmann, die

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stuffenweise Entwickelung des
Schopfungsplans
betreffend.

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Wegen
Berkley’s Principles,
u
discourse addressed to an infidel

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Mathem,
habe ich längst geschrieben; auch Nachricht erhalten, daß beydes

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nächstens komen soll. Schönborn hat noch nicht geschrieben; ich aber auch

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noch nicht an ihn. Ich bin überhaupt mit meiner Correspondenz jezt wieder

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schrecklich zurück. An Prudentius will heute noch geschwinde ein paar Zeilen

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schreiben u Dich entschuldigen. – Lebe wohl Du Lieber! Gott gebe daß ich

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bald gute Nachrichten von Deiner Gesundheit erhalte. Von Mama die

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herzlichsten Grüße!

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Dein Fritz Jonathan.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 398.

Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 596.

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 47–49.

ZH VII 383–385, Nr. 1129.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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,
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
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würklich
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
würklich
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Commißionairs
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
Comißionairs
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seeligen
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
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von
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
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Schopfungsplans
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
Schöpfungsplans
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Mathem,
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Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mathem