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394/2
Düßeldorf den 22
ten
Febr 1788
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Vermerk von Hamann:
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Erhalten den 26 Febr. zu Welbergen. Geantw wenigstens geschrieben den
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27 – 29. durch Franz.
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Ich hoffe, lieber Vater, daß Du Dich gegenwärtig beßer befindest als ich.
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Ich habe seit 4 Wochen arg gekränkelt, u bin jetzt so herunter, daß ich mir
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vorkomme wie der alte
Swift,
da er seinen letzten Brief schrieb. Das Leben
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dieses außerordentlichen Mannes, v
Sheridan,
ist seit 14 Tagen fast meine
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einzige Lectüre gewesen.
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Vielen Dank, Lieber, für die mitgetheilten Briefe. Der v Nicolovius hat
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mich bis zu Thränen gerührt – Laß mich ja erfahren wie es weiter mit Hill
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geht; der Zustand dieses Unglücklichen ist mir durch Mark u Gebein
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gegangen.
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Mein
George
wünscht mich auf Ostern zu besuchen. Ich schicke Dir
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seinen Brief. Ich habe ihm geschrieben, er soll kommen. Du mußt den Jungen
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sehen. Ich habe deswegen große Lust ihm bis Münster entgegen zu reisen.
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Aber Mama Lene wünscht, daß wir, er u ich, Ostern hier seyen, weil sie den
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2
ten
Feyertag ein Fest anrichten will.
George
soll mir schreiben, wie bald er
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abreisen, u wenn er in Münster seyn kann. Will es sich mit dem Abholen
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nicht fügen, so begleite ich ihn zurück. Du aber mußt mich auch wißen laßen,
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ob Du gegen den 9
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März wieder in Münster zu seyn gedenkst.
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Du findest auch einliegend 2 Briefe v Reichardt, welche ein u andres
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enthalten was Dich intereßieren wird. Was den Dich betreffenden Punkt
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angeht, so schreibt heute Mama Lene um Lindnern zu entschuldigen.
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Nach dem Bericht der Prinzeßinn sind Deine Geschwüre nichts als Folgen
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v Spanischen Fliegen. Ich habe v einem bloßen Semfplaster einmahl eine
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solche Wunde am Beine gehabt, die mir lange zu schaffen machte. Mein
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Vater, trotz seiner gesunden Säfte, hat 2 Mahl an Wunden v spanischen
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Fliegen lange u sehr gelitten. – Wärest Du nur einmahl wieder in Münster!
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Mit dem Gedruckten, das ich Dir schicke, machst Du was Du für gut
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findest.
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Ich hätte Dir so viel zu melden u zu erzählen, aber mein Kopf ist wüste,
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daß an kein besinnen u sondern zu denken ist.
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Es hat mich gefreut, wenigstens Deine Hand auf der Adreße des Packets
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zu erblicken, welches Du mir durch die Prinzeßinn zufertigtest.
S. 395
Grüße Lindenern. Ich küße meinen lieben Johann Michael, ob ich ihm
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gleich ein wenig böse bin, weil er mir nie Nachrichten v Dir gab.
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Ich herze Dich, Gott weiß mit welcher Liebe
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Dein F J.
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Von Hamann auf der Rückseite des letzten Blattes notiert:
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Nebst 2 Briefen von Freund Reichard dd 19
Jan.
16 Febr. worinn eine
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Abschrift von Kants Antwort an
D. Selle
über die Grundsätze der reinen
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φφ
ie
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Brief von Jonathans Georg Arnold dd den 13 Febr.
10
c. remitti
rt
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 105.
ZH VII 394 f., Nr. 1136.
Zusätze fremder Hand
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394/4 –5
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Johann Georg Hamann |
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395/6 –10
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Johann Georg Hamann |