1144
432/17
Oster heil. Abend, des Morgens
18
frühe im Bette
19
Wo
ich jetzt bin, Herzens lieber Jonathan! weist Du aus den
20
eigenhandigen
Zeilen, die ich gleich bey meiner Ankunft in Gesellschaft des
21
Frühlings
den 19 d. hintennach schrieb. Der Sprung von einem vierteljährigen
22
Lager in
Franzens
Wagen und die Fahrt einer fast ganzen Tagesreise,
23
war ein wenig übereilt. Der eine fehlt durch Nachläßigkeiten, der andere
24
durch entgegengesetzte
Extrema;
und wir haben alle Verzeihung unter
25
einander nöthiger, als Scheidemünze zum Wechsel der Gesellschaft.
26
Das
Mst
unsers Zürchschen Joh. Caspar und das gedruckte Andenken
27
für meinen Sohn sind mein Frühstück am grünen Donnerstage gewesen.
28
Tausend Dank Ihm und auch Dir für promte Beförderung. Trotz Deiner
29
gegenwärtigen
φφ
schen Muße, bleibst Du den Pflichten öffentl.
30
Geschäftsträger treu, die Du ehmals mit Ruhm und Ehre verwaltet hast, und wie
31
ich hoffe, noch im verjüngten Maasstabe verwalten wirst, wenn meine
32
Ahndungen nicht trügen. Meine
Ruhe
zu
Vlubris
wäre durch Dein dickes
33
Pack umgeworfen worden; also auch Unrecht hat Recht, wenn man sich Zeit
34
läßt den Lauf der Dinge abzuwarten, so krumm wie er auch geht.
S. 433
Mein erster froher Genuß bestand in 2 Briefen, von Dir und der
Diotima,
2
die bald darauf in Person gl. einer
Dea ex machina
erschien, weil wir Sie
3
wünschten
, an Sie
dachten
, und von Ihr
schwatzten
. Sie gieng vor
4
dem Abendbrodt weg und ich ins Bett, wo ich bey einer
Chocolade
suppe
5
fasten muste, weil mir eine ganze
Bouteille
Mallaga unterwegs, ein Fuß
6
vom gekochten Huhn und ein Bißen Pumpernickel mit Butter zur Last
7
gelegt wurde. Kaum hatte ich Zeit die beyden Briefe u die Bücher recht
8
anzusehen als unser alter
hospes
zu Bürgel sich zu den Füßen
wo
des
9
liegenden Rabbi setzte, und erst um 10 Uhr zu Tisch unten gieng. Ich fürchte mich
10
vor der Nacht, aber der verlorne Sohn hat sich hier wider eingestellt, und
11
ich habe die 3 Nächte in dieser Heimath herrlich geschlafen.
12
Hat Dich mein vorletzter Brief, Fr. Jon. traurig gemacht, so wird mein
13
allerletzter Dich geärgert haben. War er nicht dicker als meine beyde
14
verdorrete ausgetrocknete Lenden, trotz dieser feuchten, morastigen Gegend. Am
15
stillen Mittwoch frühstückte ich bey grauem Tage unter den Küßen ohne
16
Pulver noch Pillen, stand früher auf und kleidete mich zum ersten mal wider
17
an, wagte es die Treppe allein herunter zu zittern und zu schleichen
18
überraschte die
Baucis
mit ihrem
Philemon,
der mir die Kapelle öffnen muste um
19
wenigstens ein teutsches
P. N.
in einer römischen
proseuche
zu stammeln.
20
Um 7 Uhr setzten wir uns in die Kutsche, kaum waren eine viertelstunde
21
gefahren, als ein zufälliger Einfall unsern
Mentor Angelicus
erinnerte sein
22
Geld vergeßen zu haben. Der
Famulus angelicus
muste den Rückweg nehmen.
23
D. Arnold
holte uns ein und schwazte noch ein
vale!
Statt bey dem
24
Schultheißen Mittag zu halten, muste es bey einer alten Frau geschehen die der
25
Hexe zu Endor ähnlich sahe. Ein Meteor von Schulmeister wartete auf uns
26
und vertrieb mir die lange Weile der bestellten Biersuppe mit seiner unruhigen
27
Neugierde, die uns für holl.
Expatrio
ten ansahe, oder für 3 irrende Ritter.
28
Die alte
hospita
wünschte mir 3 mal gute Beßerung und fröhliche Ostern,
29
ich
reciproce.
In der Herberge hatte der alte kranke Mann den
30
unaussprechl. Verdruß Dein gestohlnes
Quispeldoor
zu vergeßen, deßen Rückkehr
31
ich tägl. erwarte, und behelfe mich im Bette mit dem porcellnen
32
Nachtgeschirr, das mir seit dem ich
rein Waßer
saufe, unentbehrlicher als der
33
kleine Münstersche Almanach des Tages ist – und so kamen wir gegen
34
6 Uhr an, ich etwas entfremdet von dem städtischen Leben u Sitten gleich
35
einer
mus rusticus,
finde mich aber tägl. beßer in der städtischen großen Welt
36
und lebe so herrlich und in Freuden, daß ich morgen zu Gast mich führen
37
laßen will bey
Me. Detten,
weil mein linker Fuß eine der
Bandag
en trägt,
S. 434
die sonst das
Scapulai
re meines zerfetzten Rückens befestigten. Diesen Abend
2
ist alles abgelegt gleich den Grabtüchern
des
eines Auferstandnen.
3
Halleluja!
4
Argere Dich und schäme Dich, lieber Jonathan, wenn Du willst und noch
5
kanst über einen
locum topicum
Deines letzten Briefes, der für mich und
6
meinen Deinen Augen apokryphisch höchst schimpflich und empfindlich ist.
7
Es thut mir leid daß der auf unser beyde
r
Urtheil und Ehrlichkeit
8
aufgehobene und gewältzte Stein auf Dein philosophisches Seherauge so schwer
9
zurück fällt. Wär ich damals klug gewesen, und mir selbst treuer als den
10
Consiliis aulicis
und sibillinischen
Oracul
sprüchen, hatte ich nicht die Pferde
11
hinter den Wagen gespannt, und vom schmalen Wege der Reinigung auf die
12
Heerstraße der Stärkung und Aufklärung geeilt: so hatte Dein Elysium und
13
Gesundbrunnen die Ehre gehabt – nun aber war sie dem feuchten sumpfigen
14
Thale zugedacht, und ich brachte die Kräfte des Wohllebens hieher zurück.
15
Mama
wollte den alten Bengel
erziehen
, da es zu spät war, und er entlief
16
Ihrer Zucht.
Bitter Urtheil
ist heilsam, wenn es auf
data
und nicht
17
assumta
und
supposita
beruht; dies ist aber die Erbsünde der Psilosophie,
18
und
gegen den Geist
reiner Vernunft, der von ihren Antipoden
19
gekrittelt wird. Der Anlaß Deines heftigen Ausfalls gegen meinen
20
Menschenverstand und gegen mein Menschengefühl der
Selbstliebe
, die mir so heilig
21
als
Nächstenliebe
und die Furcht eines höhern als beyde ist – war
22
freylich edel, köstlich, ein
Excess
Deiner Freundschaft
, Deiner
23
parteyischen Freundschaft
, übertriebenen
Wohl
guten Willens; aber die
24
köstliche Salbe
durch eine schädliche tödl. Fliege
Eccles.
25
Also Schläge zum Dank – und nochmaligen Warnung Dich vor Deinen
26
philosophischen Blase und Plagegeist in Obacht zu nehmen. Meine letzte
27
Krisis zu Welbergen bestand in einer Anwandelung meiner ersten und
28
ältesten Muse, die mich dort auf einmal überrascht hat. Komt sie zu Unfall;
29
so must Du Gevatter seyn. Ich will das selbst thun,
dafür
was ich Dir zu
30
vereckeln bemüht gewesen seyn. Vielleicht komt ein kleiner attischer
31
Versuch funkelnagel neu auf die Welt über das Triumvirat und den Dictator
32
mit einer doppelten Zuschrift an
Jemand
und
Jedermann
. Der
33
Jemand soll zu Deiner Strafe kein anderer seyn als Du
autor mali
durch
34
Deinen Steckbrief im Museo – also bist Du im nächsten Verstande
Compere
35
zu dem Knaben meiner Sara oder Hagar. Ich will den
freudigen
Geist
36
des Psalmisten zu Hülfe nehmen und über Dich, mich selbst und die ganze
37
Welt zu lachen über die Humanität der leidigen Autorschaft
.
Oyslo
sagte
S. 435
der Stallmeister des spanischen Ritters zu seiner Hausehre. Diese Anekdote
2
s
e
ieh als kein Evangelium, sondern als einen Vorboten als ein
3
Frühlingsblümchen von Genesung an auch als ein Feigenblatt meines
silentii
4
pythagorici
in meiner neuen gegenwärtigen
Lage
5
Wozu soll ich sorgen daß alles mir anvertraute
rein und gantz bleibe
?
6
Hast Du das letzte Pack etwa versehrt zurückerhalten. Weder mit meinem
7
Wißen noch Willen. Mit einem blaupapiernen Bande kann es nicht so
8
genau abgehen für einen
Bet
Kranken der auf dem Faulbette oft
9
liegen muß und sich mit seinen
volumen
nach dem Lichte drehen.
10
Der Nachmittag des grünen Donnerstags wurde mit den beyden ersten
11
Monathen des Berl. Luna u dem Jänner der A. G. Z. verschmaust. Rath
12
Schücking kam zum
Caffe
u brachte mir die
Cautiones
zum Geschenk
13
mit, an denen ich mich gestern erbauen wolte. Zum Abend war die fromme
14
Fürstin u brachte mir 2
vrceos Cap
wein in Ihrer eigenen Tasche mit.
15
Gestern war mein schlimmer Tag. Marianne und Gertrudchen und
16
Franzens Besuch zum Trotz bin ich in der
II Sectio
des
Sheridani,
für den ich
17
Dich küße und umarme. So ein kritisch politisches Werk habe ich gar nicht
18
erwartet. Mein
Collecta
neen Buch ist in vollem Gange. Nun verstehe ich
19
den
hypocrite reversed.
In so gutem Verstande magst Du mich auch dem
20
mad Parson parallelisi
ren. Kurz ich bin alles was Du willst vor Freude
21
über ein so schönes Buch, und denke aus Swifts Herzen und Seele über
22
die Torrys u Whigs, Eure theologisch-politische Vorurtheile und
23
Parteylichkeit und Misverständniße in Kutschen mit vier und 6 Pferde, auf einer
24
alten
Rossinante,
das Dir der Bauch schüttern soll. Wenn ich nur nicht ein
25
Lügenprophet werde und es meiner schwangern Muse nach der Empfängnis
26
abermal unrichtig geht. Vor einem solchen Unglück kann die ehrlichste
27
Gebährmutter nicht und ihre
Lusus
sind den
Legibus
einer hohen Natur
28
unterworfen und unterthan –
29
Gestern schickte die fromme
Dido
ein Gebacknis, an deßen Teig der
30
Kritikus des reinen jüdischen diätischen Geschmacks vieles auszusetzen hatte;
31
dagegen erlaubte er mir ein Gläschen
Cap
Wein auf Gesundheit der Geberin.
32
Mein schlimmer Tag währte trotz der Gesellschaft des Dechanten Elias und
33
seines würdigen
Biographen
bis Schücking kam. Die Geberin mild und
D.
34
Druffel wurden umsonst erwartet u ich hatte mir ein Biersüpplein auf
35
meinem Faulbette bestellt; weil sich Niemand einstellte u Schücking
36
fortgeschlichen war,
vor
folglich Noth an Mannschaft zum Abendbrodt,
37
ermannte ich mich selbst und machte Gesellschaft. Marianne trank mit uns ein
S. 436
Glas von Deinem
Vino de Tinto
auf Deine Gesundheit
in petto
ohne an
2
unsere eigene zu denken, noch
post coenam
an Gäste, als
Nicodemus
3
Schücking kam, noch einmal zu eßen gegeben werden muste um den hungrigen
4
Wolf satt zu machen, der wie ein
Ascanius
ohne alle
mores
fraß, daß
ich ihn
5
an Sirachs Sittensprüche und mich selbst an ihm spiegeln muste. Diesen
6
Morgen geht er nach
Bürgel
Herpen ab und ich liege noch zum letzten
7
Verband,
habe heute die
Hoffmann
sche
China
mit Kaltwaßer angefangen, das
8
mir noch beßer als Mariannen thun soll.
9
Küß Deine Martha u Maria nebst Deinem kleinen Gesindel. Du mit
10
Deinem göttingschen Ritter S. George werden hier schmerzlich und voller
11
Sehnsucht tägl. erwartet. Macht uns keinen April. Stellt Euch wie der
12
Frühling und sein Welbergscher Mercurius ein im gehörigen
Termino.
Laß
13
Dich in keine Logomachien ein mit Deinem Knappen und Gott gebe gute
14
Gesundheit und Witterung, daß Du mittlerweile Großpapa wirst. Warte
15
noch ein wenig mit den aufgetragnen Küßen, bis ich aufgestanden bin, Deine
16
Caleçons
wenigstens auf dem Leibe habe und mein kleiner Landsmann vom
17
barbieren
aus Lingen, wo der
Reformator
Loen vergeßnen Andenkens sein
18
Spiel trieb – Auch schönen Dank und frohliche Ostern an Dein ganzes
19
Haus und Deinen Alltagsgast, den galanten Hofmann Schenk – Viel Glück
20
zur Wallfahrt nach Deinem Elysium.
Veni et vide
den ewigen Ahasverus,
21
flüchtigen Pater von Wellbergen,
le vieillard dela Montagne ou plutot
22
de 7 Collines d’Ottocar,
Ihn Selbst von Angesicht zu Angesicht und
23
Compp
.
24
Schäme Dich nicht; es soll all Dein kritischer Unfug vergeßen, vergraben
25
und vergeben seyn. Schone meine Freunde und denke an Deinen Vorrang
26
dieser kleinen Heerde.
Viuat hodie et cras et in secula seculorum
der gute
27
Hirte Seiner
Schaafe
.
Viuant ad dexteram Eius;
zur Linken stehen die
28
stößigen Böcke mit Hörnern und Klauen
29
N.S. Komm doch fein beladen her, wie ein Kameel, lieber Jonathan. Die
30
Weisshauptiana,
welche ich nicht gelesen habe
, bring zum Exempel
31
mit. Des
S. Real
Uebersetzung v
Thom. à
Kempis
ob ich vielleicht das in
32
Lenglet
Ausgabe 30 stehende letzte Capitel des 1 Buchs darinn übersetzt
33
oder wenigstens angemerkt finden sollte. Doch
S. Real
lebte ja lange vorher
34
wo ich nicht irre – Mir schaudert vor der Algebra in den
Calonnianis;
ach
35
daß
Neckers
letzte Schrift fertig wäre!!!!
36
Vielleicht bescheert der Himmel auch
noui monstri quid ex
Africa
37
zu Deinem Willkomm u Empfang. Doch wir wollen uns auch ohne
S. 437
Zeitungen u Bücher die Zeit nicht lang werden laßen. Bleib
zu
nur gesund und
2
halte Wort und vergiß die Humanität nicht
bey
der Autorität.
3
Ich will nur den am 27
pr.
angefangenen Brief an
Commere
C.
schließen
4
um mich gleich wieder Deinem
Sheridan
in die Arme zu werfen, der mir von
5
der Vorsehung recht bescheert kommt; die
Excerpta
halten mich auf, die von
6
Deinen sehr verschieden sind – Dennoch hoffe ich vor Deiner Ankunft fertig
7
zu seyn und von dem übrigen auch das meiste zu bestreiten. Lebe recht wohl.
8
Ohne einen Gruß an
Raphael
abgetragen zu haben, erinnert er mich Dich u
9
Euch alle zu grüßen und empfiehlt sich bestens dem geneigten Andenken seiner
10
dortigen Freunde, welche zugl. die meinigen sind. HE Hofr Abel vergiß nicht.
11
Du bist zuverläßiger als unser liebe Frantz Alcibiades, den ich schon heute
12
wacker
schmackostert
habe. Ist dieser
ritus paschalis
auch dort Sitte,
13
daß der am frühesten aufsteht, dem andern ein Fell giebt.
14
Morgen werd ich kaum verschlafen, weil ich zu Gast gebeten bin. So was
15
schreib ich mir hinters Ohr. Die
moralschen
Pharisäer mögen mich
16
immerhin einen Freßer und Weinsäufer und
gourmand
im Scherze schelten.
Lebe
17
wohl und nochmals Gott empfohlen
au revoir
–
Joh Ge. H.
18
Fortgesetzt Nachmittag
19
Der Brief war eben versiegelt um ihn aus den Augen zu haben als
20
Marianne mit Deinem letzten erscheint. Also bist Du im stande gewesen,
21
lieber Fritz Jonathan, die lange Epistel durchzuwaden ohne im Sande zu
22
ersaufen, oder Dein Kopfweh ärger zu machen. Das bittere
23
Coloquint
engericht hat der
Doctor
nicht gelesen, aber Deine
Submission
zur Abbitte. Er
24
ist ein guter Mann, und zur Güte gehört
et
immer eine Art von Größe,
25
nicht umgekehrt
. Wir sehen alle mit Verlangen dem jungen Großpapa
26
und seinem Begleiter entgegen. Michel freut sich eines neuen Spießgesellen;
27
ich hoffe unsere Kinder werden ihre Väter
in puncto
der Freundschaft.
28
Doch mögen sie sich wißen; wir wollen uns darum nicht bekümmern und nur
29
dafür sorgen, daß wir uns genießen können einander zu guter letzt. Marianne
30
freut sich insonderheit auf die Ankunft Deiner beyden Begleiterinnen. Sie
31
trug mir auf selbige einzuladen, ich schützte aber meine Untüchtigkeit vor
32
Geschäfte an Damen, wie Moses an Pharao zu verwalten – und die gnädige
33
Frau auf dem Hause Welbergen – Ich freue mich von Grund der Seele
34
Mama und Tante zu sehen und Abbitte zu thun wegen meines pollnischen
35
Abschiedes.
36
Um durch Vorrede aller Nachrede vorzubeugen, bestehe ich
ausdrückl
.
S. 438
auf dem
M
defecten
Morellet
und
wünschte nur daß Titel u
2
Vorbericht durch eine leserlichere Hand als meine eigene
suppli
rt wird und
3
dadurch Zeit ersparen kann. An dem Innhalt ist mir gelegen und an der
4
Materie; die Einkleidung u Form mag mein
Gagliani
behalten. Also keine
5
weitere Umstände, um ein anderes Exemplar. Die Ausgabe kann beßer
6
angewandt werden und ein Verschwender wie Du muß zur Oekonomie
7
angehalten werden. Dergl.
quid pro quo
denk ich bist Du an mir gewohnt mir
8
Dinge prächtiger und trauriger als sie wirklich sind vorzustellen. Ich habe
9
keine Absicht gehabt den Bänden Deiner Bibliothek eine Schmeicheley zu
10
sagen. Sie kamen mir von ferne und von hinten so prächtig vor. Ungeachtet
11
ich sehr geitzig seyn muß, gebe ich doch einem Engl u Franz. gern gantze
12
Bände. Den Nachtrag von Stark bringst Du wohl mit. Die mit rother Dinte
13
angemerkte Sorge war bereits erfüllt. Ich befinde mich Gottlob nun mehr
14
als 3 Tage beßer, als bey meiner Ankunft. Worinn besteht die gegenwartige
15
Arzney, die Du brauchst. Ich bin auch ein wenig in der lateinischen u
16
griechischen Küche jetzt bewanderter als ehmals. Kennst Du auch schon die
17
Simaruba,
welche auch ein paar mal versucht.
18
Ich freue mich eben so herzl. Deinen Sohn zu sehen und wünsche Dir viel
19
Freude an Ihm u Seinen Geschwistern zu erleben. Mit meinem habe mich
20
wegen der Abschrift der Bondelischen
Corresp.
wacker herumgezankt und wir
21
hätten beynahe beyde vom Leder gezogen. So brav bin ich auf
alt
meine
22
alte Tage geworden –
23
Die Freundschaft sey ein milder Wein, der uns erwärme, aber nicht
24
erhitze, bis zum Herzklopfen. Ich kann die Recension der Gött. Zeitung von
25
Alexis nicht sehen, aber die in der lateinischen habe gelesen.
26
Dein Name wird sehr gemein gemacht; ich will ihn nicht entweyhen durch
27
meine Zueignung an Jemand.
Pulcrum est
digito
monstrari
– Frohliche
28
Ostern mit den Deinigen, wie mit den meinigen. Gott gebe bald mündl. mehr
29
– und weiter zu kommen.
30
Entschuldige mich wenn und wo und wie Du kannst gegen alle Dir
31
bekannte meine Gläubiger denen ich ohne meine Schuld Antworten schuldig
32
bleiben muß. Hat
Prudentius
die Pfarre im W
eimarschen
orms nicht
33
bekommen?
Vale et faue Seni Tuo!
Ich freue mich auf die
Deduction,
die
34
nicht
à la Stark et à la Nicolai
sondern
à la Schenk
seyn wird –
a Dio.
35
Kennst Du schon das Stück
über
Völkerkunde über Hume?
36
Adresse:
37
HErrn / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 402 f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 621–628.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 149–155.
ZH VII 432–438, Nr. 1144.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
432/20 |
eigenhandigen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigenhändigen |
|
435/4 |
Lage ]
|
Geändert nach der Handschrift; in ZH ohne Absatz dahinter. |
|
435/33 |
Biographen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Biographen, |
|
436/4 |
ich ihn ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich |
|
436/7 |
Verband, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verbande |
|
436/27 |
Schaafe . |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schaafe. |
|
436/31 |
Uebersetzung v ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebersetzung |
|
436/31 |
Kempis |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kempis, |
|
437/2 |
bey ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei |
|
437/3 |
Commere |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Commère |
|
437/15 |
moralschen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: moralischen |
|
437/16 |
Lebe ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leb |
|
438/1 |
M defecten |
Geändert nach der Handschrift; ZH: M defecten |