1153
454/23
Pempelfort den 29
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April 1788
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Vermerk von Hamann:
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Erhalten den 30 April
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Geantw. den 7 May.
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Ich habe, lieber Vater, Deinen Brief v 27
ten
mit den Beylagen erhalten,
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und bin über Dein schlimmes Befinden recht betrübt geworden. Auch mir geht
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es übel genug, u die vorige Nacht hatte ich solche Beängstigungen u
ein solches
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Unbehagen, daß ich gewiß glaubte, ich würde heute Morgen nicht aufstehen
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können. Doch bin ich gegenwärtig aus dem Bette, und will Dir nun Deine
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Briefe, für deren Mittheilung ich Dir recht sehr danke, zurück schicken. Ich
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lege einen Brief von meinem Studenten bey, den Du auch der Prinzeßinn
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zeigen magst, wenn die Gelegenheit dazu bey der Hand ist.
S. 455
Die zwey Bücher wovon ich neulich schrieb, sind nicht mit in Münster
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gewesen, sondern waren hier am unrechten
Orte
liegen geblieben.
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Den Nahmen Gamaliel hatte ich mir in dem Verstande gegeben, den Du
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mit Mühe nur errathen haben willst, da sich doch schwerlich ein anderer
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gedenken läßt. Ich zielte hauptsächlich darauf, daß die Rede des Mannes doch
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keine beßere Folge hatte, als daß die Apostel
gestäupt
u von neuem
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bedroht wurden. Mathematisch oder Hypochondrisch genau habe ich die
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Vergleichung nicht erwogen – Aus einem Briefe, der zugleich mit dem Deinigen
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gekommen ist, vernehme ich, daß mein Rezensent der Geh. Secretär Rehberg
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ist; derselbige, welcher den Ardinghello und Herders Gott
rezensiert
hat.
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Wenn Du an Krause schreibst, so gedenke meiner mit einem nachdrücklichen
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Gruß u neuer Einladung nach Pempelfort, auf Pyrmonter,- Triburger,-
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Spaa u Selzer Waßer, u Rhein,- Burgunder,- u Cap Wein. Nach Tische
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will ich ihn immer von Staatswirtschaft unterhalten, bis er eingeschlafen ist;
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auch, wenn er an mir nicht genug hat, zu diesem Ende den Minister
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Edelsheim von Carlsruhe kommen laßen, den ich Freytag u Sonnabend zu Gast
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gehabt habe.
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Unsern Hans Michael bitte ich, den lieben Nicolovius recht herzlich u
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freundschaftlich von mir zu grüßen. – Auch recht viele Grüße v mir an
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Lindner bitte ich zu bestellen. Ich weis nichts
von
mehr von dem Briefe an ihn,
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als daß er mit der preußischen Post gekommen ist. Daß Couvert war mit
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einer Heraldischen Encyclopedie gesiegelt; ich erinnere mich kaum ein
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angefülteres Wappen gesehen zu haben
.
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Unserm Franz schreibe ich, so Gott will, am Freytag. – Mit Herz u Seele
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Dein Fritz Jonathan
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Vermerk von Hamann:
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Zurückgeschickt die beyden Abhandlungen des
Bercley
den 2 Theil v
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S. Pierre
Reisebeschreibung nebst Wizelmanns gedruckten Abhandl. von
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der Fürstin, auch das Ende meiner Vorlesung über das Sp. Büchlein.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 410 f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 639.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 190 f.
ZH VII 454 f., Nr. 1153.
Zusätze fremder Hand
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454/25 –26
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Johann Georg Hamann |
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455/27 –29
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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454/29 |
ein solches ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: solches |
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455/2 |
Orte ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Ort |
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455/10 |
rezensiert ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: rezensirt |