1156
465/2
Pempelfort, den 9
ten
May 1788


3
Vermerk von Hamann:

4
Erhalten den 10 –


5
Ich würde unruhig geworden seyn, lieber Herzens Vater Hamann, da

6
ich mit der heutigen Post wieder keinen Brief von Dir erhielt, wenn nicht die

7
Prinzeßinn zum Glück geschrieben, u gemeldet hätte, Du wärest wohl.

8
Zufolge meinem, durch Buchholtz gethanen versprechen, erhältst Du hiebey

9
1. Ein Schreiben an mich v Doct Hufeland, im Nahmen der Exped d

10
Allg. Lit.
Zeitung
, nebst meiner Antwort, u dem N
o
14 der deutschen

11
Zeitung. –
NB.
Die deutsche Zeitung mußt Du vor meiner Antwort lesen,

12
weil Du sonst ein
e
Stelle in dieser nicht sentieren kannst.

13
2
Ein Schreiben meines Rezensenten, des geh Secretär Rehberg in

14
Hannover, nebst meiner Antwort. – Ich lege ein älteres Schreiben eben

15
dieses Rehberg bey, deßen in meiner Antwort auf sein jüngstes gedacht

16
wird.

17
3
Ein Brief v Fritz Stollberg (in Abschrift, weil ich das Original, dem

18
Verlangen des Schreibers gemäß, an Schloßer geschickt habe) nebst

19
meiner Antwort.

20
4
Ein Exemplar des N
o
92 der Allg. Lit.
Zeitung
, für in Dein Archiv.

21
Du magst diese siebenSachen auch der Prinzeßinn u Fürstenbergen

22
mittheilen, sorge aber daß ich die 3 ersten Nummern richtig, u nicht später als

23
mit der Post von Montag über 8 Tage zurück erhalte. Der lieben holden

24
Fürstinn schreibe ich, so Gott will, am Dienstag. Grüße sie in meine Seele,

25
u sage ihr vorläufig meinen Dank für das gestern eingelaufene Packet. Auch

26
noch dieses: Sie braucht mir das Schriftchen v Wizenmann nicht zurück zu

27
schicken; es war gleich mein Wille daß sie es behalten sollte.

28
Mein verlohrner Groschen hat sich wieder gefunden, unter den Sachen

29
meines Studenten, der nicht wußte wie er dazu kam. Es ist nun wieder in

30
meinen Händen, u ich erhielt zugleich ein Dedications Exempl der
philosophischen

31
Bibliothek v Feder u Meiners. Dieses Buch bringen die Munsterischen

32
Buchhändler gewiß mit v der Meße. Noch habe ich von Leipzig nichts erhalten;

33
hoffe aber daß am Sonntag etwas kommen soll.

34
Mit meiner Gesundheit ist es diese Woche etwas beßer als die vorige

35
gegangen; aber doch darf ich kaum sagen, daß mir nur halb recht ist.

36
Ich muß noch ein paar Zeilen an Buchholtz schreiben, u es ist schon halb

S. 466
eilf.
– Lebe wohl, u bleibe Deinem Jonathan was man einem Jonathan

2
bleiben soll. Ich herze Dich mit treuer Liebe

3
Dein
Fritz J


4
Die Gewißheit daß
Struwe
Hufeland den Brief der Exp. d. Allg. Lit.

5
Zeitung
geschrieben hätte, erhielt ich durch einen Reisenden, HE Schlegel aus

6
Copenhagen, der seine Hand kannte.


7
Vermerk von Hamann:

8
Aus Friedr. Leopold Grafen Stolbergs Briefe
dd
Neuenburg den 28 April

9
88.   bey Schloßers launichter Antwort auf die unbescheidene Anforderung der

10
Berliner ist mir
Corbiell
es
i
eingefallen, der in Verbindung mit jungen Leuten

11
stand die
Chansons
gegen die
Maintenon
gemacht hatten
.
Er lag an Podagra

12
als der
Lieutenant de Police d’Argenson
zu ihm kam ihn zu verhören
:

13
d’Arg. Où avez vous soupé un tel jour? Corb. en
baillant:
je ne m’en

14
souviens pas. d’Arg. Ne connoissez vous pas tels et tels Princes? Corb.

15
je ne m’en souviens pas du tout. d’Arg. Il me semble qu’un homme

16
comme Vous devroit se souvenir de ces choses-là.
Corb
. Oui Mr.

17
mais devant un homme comme Vous, je ne suis pas un Homme comme

18
moi.

Zu den vier von Jacobi erwähnten Anhängen, die Hamann mit HKB 1162 zurücksandte (vgl. HKB 1162 [VI 474/11–14]):

1.

Vgl. zum Schreiben von Hufeland an Jacobi, Ende April 1788: Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 174.

Zu Jacobis Antwort an Hufeland, 30. April 1788, vgl. ebd., 191 f.

2.

Vgl. zum Schreiben von Rehberg an Jacobi, 24. April 1788: ebd., 178.

Zu Jacobis Antwort an Rehberg, 2. Mai 1788, vgl. ebd., 193–197.

Zum „älteren Schreiben“ von Rehberg an Jacobi, vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 272 f.

3. Zum Brief von Stollberg an Jacobi, 28.4.1788, vgl. ebd., 184–187.

Zu Jacobis Antwort an Stollberg, 7. Mai 1788, vgl. ebd., 201–203.

4.
ALZ 1788, Nr. 92
Auf der Rückseite des letzten von Jacobi beschriebenen Blattes machte Hamann ein umfangreiches Exzerpt von Hemsterhuis’ „Alexis ou du Militaire“. Die Schrift im Stil eines platonischen Dialogs ist eine Fortführung von Hemsterhuis’ „Alexis, ou sur l’âge d’or“ von 1787 – Jacobi publizierte im selben Jahr eine Übersetzung –, die lediglich als Manuskript zirkulierte und erst 1924 veröffentlicht wurde. Hamann erwähnt die Lektüre auch in einem Brief an Kraus vom 2. Juni 1788 (HKB 1169 [VII 501/32]): „Ich habe den Anfang eines
Alexis II du Militaire
im
Mst
gelesen.“ Vgl. Emile Boulan (Hg.): François Hemsterhuis. Le socrate Hollandais suivi de Alexis ou du Militaire. Groningen, Paris 1924, 111–136.

S. 1
p.
41  
II.
Alexis ou du Militaire.   Diocles.
Alexis
;
des letzteren Traum,

2
in dem
er glaubte bey
de
r
m
alte
n
Demades
zu
Colophon,
der Familienwirth,

3
zu seyn u darauf zu
Claros
aus der heil. Quelle trinkt. Der Priester hält

4
ihn
ein Nachkomme des
Trasybule
ab in den Tempel zu gehen u schickt ihn nach

5
seinem Hügel mit den tröstlichen Versicherungen, daß ihn
Apoll
erhören

6
und nicht verlaßen wird,
Diocles
soll ihm rathen ob er sich in die Dienste

7
des
Demetrius
u seines Vaters
Antigonus
oder des Ptolemaeus begeben solle.

8
Die erste Frage ist: ob
Alexis
das
Militaire
als eine
Kunst
oder als einen

9
Stand in der Gesellschaft
liebt. Die
Chirurgie
ist eine nüzl Kunst
Eumelus

10
ein Meister darinn.
Le guerre est la disposition par laquelle des etres

11
dela meme espece se font volontairement le plus de mal que possible.
Ist

12
diese
Disposition
den Menschen natürl. Die Geschichte ist zu jung. Die

13
Philosophie entscheidet zur
Wahrheit
. Es wäre abgeschmackt, daß die Natur

14
ein
Principe destructif
sollte in unsere Natur gelegt haben.
Le guerre
=
un

15
effet de volontés contraires ou differentes, ou conformes.
Die einerley

16
Gegenstand wollen, streiten sich darum.
Le vraie cause de la guerre se

17
reside pas dans ceux qui veulent mais dans la nature de ce qu’ils veulent,

18
s’il peut etre à chacun d’eux en particulier ou à tous en commun. La vraie

19
cause du guerre est donc hors de l’homme et de l’animal
accidentelle
, et

20
pas
naturelle
.
Alexander
hatte die Absicht die Welt beßer zu machen – wenn

21
sie unter seinem Gesetz lebten – weil er Ammons Sohn war, dem man diese

22
Ausschweifung verzeihen müste. Die φφ
ie
des
Enthydemus
u
D
y
ionysodorus.

23
Les originaux demontraient a Socrates que sa mere etait une crâbe et n’etait

24
pas une crabe.
Ruhm
. Ein Lobgesang des
Heraphilus,
den
Strato
von
Lyndes
neul.

25
hersagte. Der Vef. muß entweder ein
Argier
oder Samer seyn
.
Ein Bild des

26
Plato zeigt nicht was er wirkl. war sondern wie er dem Maler aussahe und

27
erschien.
nonante
et 9 autres p. 22.
Das Scheinen hängt nicht von uns,

28
sondern von andern ab. –
il faut que nous nous donnions l’etre
 Welche

29
die Ehre suchen,
eine Wolke statt der Juno, die sie nicht suchen haben

30
das Glück
Endymions.
Schade daß
Heraphilus
nicht eine Strophe über den

31
Ruhm des Paphlagoniers der Linsen durch ein Nadelöhr warf – den
Promaclus

32
den Alexander krönte weil er den ungeheuren Becher des
Heracles
ausleeren

33
konnte.
Les seuls objets dela gloire sont à eclairer les hommes 2. à leur

34
faire du bien 3. à la defendre des maux. La premiere gloire est la plus

35
solide, la seconde la plus douce. La derniere la plus riche et la plus

36
brillante. 4. celle d’amuser les hommes. Ombre veine trop recherchée parmi

37
nous, mais le caractere du dispensateur de cette gloire qui est le peuple

38
indique assez ce qu’elle vaut.
Die wahre Ehre mit dem Fluß
Asterion
vergl.

39
der im nemeischen Hain bescheiden fließt, aber so bald er herauskomt,

40
rauscht u schäumt. Die
Ueberzeugung des Ruhmes
würdig zu seyn ist die Wirkung

41
des moralischen
Principii,
vermittelst deßen sich unsere Seele in die Stelle

42
anderer versetzt u sich selbst von sehr verschiedenen Seiten bespiegelt.

43
Alexis giebt den Ruhm auf u sucht blos Uebung der Kunst an Feinden in Egypten

44
oder Asien? Glück für die Welt, weil
Alexis
gewiß auf die gerechte Seite

45
treten
.
Die Gerechtigkeit ist bey Fürsten auf beiden Seiten (wie die Wahrheit

46
bey der Philosophie Ist Gerechtigkeit ein bloßes Verhältnis von + u −.

47
entgegengesetzt wie schwarz u weiß.
Les hommes ont cru devoir se faire un

48
juste
factice
qu’ils confondent avec la justice eternelle fils de Jupiter.

49
Le mot
juste
designe pas une
substance
mais une modification, une matiere

50
d’etre. Juste et injuste c’est etre conforme ou contraire à une Loi quelconque.

51
Une Loi est l’effet dela nature des choses qui determine leurs rapports.

52
Sans parties il n’y aurait
pas
meme de l’existence
. Dans la physique l’injuste

53
est l’impossible ou l’absurde. Dans le moral ce que est contraire à la
Loi

54
dela nature
. Les choses dont il s’agit ici sont des etres
actifs qui veulent
.

55
La solidité et la mobilité
würde die festen Körper
deponi
ren
sans leur

56
attraction
ou leur gravitation mutuelle.
cinf.
il faut dans des essences

57
actives et voulantes une pente, une gravitation mutuelle pour etre susceptibles

58
de moral et d’intellect – une proprieté analogue à cette attraction, une

59
relation active entre les parties integrantes qui le composent, non seulement

60
pour faire un total quelconque mais meme pour exister. C’est donc cette

61
pente, cette gravitation mutuelle entre les hommes qui constitue la partie

62
de sa nature d’ou nous devons tirer cet effet ou cette loi que nous cherchons.

63
Cette union est impossible puisque ce que nous appellons corps a l’etendue

64
figurée ou determinée parmi ses attributs. Or toute etendue figurée ou

65
determinée exclut pa sa nature toute autre etendue determinée. Le sentiment

66
d’individualité de l’Ame
ist gar nicht zu vergl. mit der bestimmten Ausdehnung

67
eines Körpers.
L’apparence determinée ne tient pas à la nature du fluide.

68
La modification de cette apparence derive dela nature de ce qui l’entoure de

69
ce qu’il n’est pas. Deux gouttes homogenes se
confondront
sans autre changement

70
dans aucune de leurs (1000) vertus et proprietés que la duplication de leur

71
energie. Damon
et
ou Pytheas sentent doubler
l’affin
affections lorsqu’il

72
souffre ou qu’il joue dans son ami – mais il est fort naturel que ceux qui

73
sont la plus capables de ces sublimes sensations, sont rarement les memes

74
qui y reflechissent le plus. Alexis sent la realité et la necessité de cette

75
pente ou de cette attraction, mais il rougit de n’avoir pas senti que l’union

76
parfaite est à la fin la suite necessaire de toute homogeneité.
Diocles
.

77
Nous voila si je me trompe Alexis à la vraie source de cette Justice divine

78
que les stupides Bocotiens adorent sur les bords du Cephisse sous le nom de

79
Themis, la croyant née du Ciel et dela Terre, tandis que nous voyons avec

80
evidence qu’elle est la fille de Jupiter et de l’Amour
– den 14 May 88.

81
vor der Wallfahrt nach Angelmodde.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 204 f.

ZH VII 465–466, Nr. 1156.

Zusätze fremder Hand

465/4
Johann Georg Hamann
466/8
–18
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
465/10
Zeitung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Zeit
465/13
2
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
2.
465/17
3
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
3.
465/20
Zeitung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Zeit
465/20
4
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
4.
465/30
philosophischen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
philosoph
466/1
eilf.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
eilf –
466/3
Fritz J
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Fritz J
466/5
Zeitung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Zeit
466/10
Corbiell
es
i
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Corbielles
; bei Stollberg steht hingegen „Corbinelli“ (ebenso bei anderen Quellen für diese Anekdote; vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 186)
466/13
baillant:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
baillant