1166
491/11
Pempelfort den 27.
ten
May 1788.


12
Vermerk von Hamann:

13
Erhalten den 28 in Angelmodde durch HE
Miquel.

14
Geantw den 31 im
Musaeo
der Fürstin


15
lieber Herzens Vater, Freund und
Hamann
!

16
Ich habe Sonnabend den Pyrmonter Brunnen angefangen, u heute in der

17
Frühe schon meine sieben Gläser genoßen; darauf im Saal Caffee getrunken,

18
u Deinen gestern Abend eingelaufenen Brief zum 2.
ten
Mahle gelesen; darauf

19
eine gestern vollendete Arbeit durchgegangen u zum Abschreiben fertig

20
gemacht; darauf einen Brief an meinen Studenten nach Göttingen geschrieben;

21
u nun gleich muß ich eine Arbeit für einen Freund vor die Hand nehmen, mit

22
der ich kaum auf den Abend fertig seyn werde. Gott lob, ich befinde mich

23
vollkommen wohl, u es ist eine Sünde daß Du nicht hier bist, u Dich eben so wohl

24
befindest. – Wenn wirst Du denn kommen?

25
Meinen Dank für Deinen letzten Brief müßtest Du mit Deinen eigenen

26
Augen in den meinigen lesen. – – Du Lieber, Lieber, Du! – –

27
Hier
die zwey Briefe über des alten Onkels AmtsJubelfeyer. Du mußt aber

28
meines Sohns Brief durchaus zuerst lesen, u den Brief der Tochter des

29
würdigen Alten an Tante Lotte nachher.

30
Das Buch
della Moneta
ist nicht vom
Abbate Gagliani,
sondern von

31
seinem Oheim, dem Präsidenten.
(Das Buch
della Moneta
ist doch vom
Abbate
)

32
Dieses hörte ich neulich vom Minister Edelsheim, u wurde mir
v
Neßelrode

S. 492
bestättigt. Beyde haben den Präsidenten u den Abbé sehr gut gekannt. –

2
Die Erkundigung wegen der versprochenen Uebersetzung will ich einziehen.

3
Von Stolberg habe ich auf meinen ersten Brief eine allerliebste Antwort

4
erhalten, die ich Dir mit nächster Post schicken werde. Er kommt

5
wahrscheinlich mit seiner Frau nach Wisbaden u Pempelfort.

6
Ich fürchte sehr Schloßer ist krank, weil wir seit länger als 14 Tagen

7
keine Briefe. Ich lebe hierüber in steigender Unruhe seit vorigen Mitwoch.

8
Spendire doch immer einen Umschlag zu Deinen Briefen wenn Du mir

9
schreibst, zumahl v Münster aus, wo immer bey den blos gefaltenen Briefen,

10
zwey Blätter unter das Siegel gefaßt werden.

11
Habe ich Dir schon gemeldet, daß wir eine Kuh haben, u jetzt selbst Butter

12
u noch sonst allerley machen?

13
Die verwittwete Herzoginn v Braunschweig hat an den verstorbenen

14
König, auf die guten Nachrichten die ihr Zimmermann von dem Kranken

15
ge
brachte
hatte
, einen Glückwunsch geschrieben, worauf der König

16
geantwortet hat. Diese Antwort soll sehr demüthigend für Zimmermann seyn,

17
u ist HE Nikolai v der Herzoginn ausgeliefert worden. – Man hört v allen

18
Seiten, daß es dem Windbeutel schrecklich übel gehen wird.

19
Lieber Herzens Vater! Ich schäme mich, daß ich Dir immer nur elende

20
Wische schicke; u kann doch nicht anders.

21
Lavater hat einen christlichen Religions Untericht geschrieben, der mir

22
unaussprechlich wohl thut. Das erste Heft (mehr ist nicht heraus) beträgt

23
126 Seiten. Ich bin an der 72
ten
.

24
Wegen Wizenmanns Matthäus erwarte ich diese Woche Antwort von

25
Häfeli. – In de Marees 3
ten
Heft enthalten die 2 ersten Briefe viel

26
anstößiges; aber weiter hinein findet man sich in alles. Mama Lene schrieb darüber

27
am Freytage an ihre Schwester nach Aachen: „Der ehrwürdige Greis steht

28
in seinem echten
Χ
stenthume so glorreich da, daß man ihm die Knie

29
umfaßen möchte; u unter seinem Silberhar glänzt ein so warmes Blut auf der

30
Stirne, daß einem das Herzklopfen davon
ankommt.“

31
Da ist Herr Schenk, u das Schreiben hat ein Ende.

32
Lebe wohl, Du Trauter, Lieber! – Gehe doch in Dich, und sage Dir selbst,

33
wie lieb ich Dich habe! –

34
Von ganzem Herzen

35
Dein Fritz Jonathan.



S. 493
Der Brief wurde umfangreich von Hamann interlinear kommentiert:

2
Auf der ersten Seite:

3
Zu HKB 1166 (VII 491/27) „Hier die zwey Briefe“:
remittirt
den letzten May

4
Zu HKB 1166 (VII 491/27) „Amtsjubelfeyer“:
am Sonntage vor Pfingsten

5
Zu HKB 1166 (VII 491/28) „meines Sohns Brief“:
dd
Hannover den 11 –

6
Göttingen den 15 May

7
Zu HKB 1166 (VII 491/28–29) „Tochter des würdigen Alten“:
Caroline

8
Zu HKB 1166 (VII 491/29) „an Tante Lotte“:
dd
Zelle den 15 16 May

9
Auf HKB 1166 (VII 491/29) „nachher“ folgend:

10
Vom
Thurm
geblasen die Melodie seines Favoritliedes:
Gott ist mein Lied
.

11
Der ganze Magistrat die ältesten 2/3 Kinder (Mädchen) der Pfarrei
Echte

12
geboren Hanne in weiß
gekleidet streut den
Weg mit blumen   Der Greis

13
zwischen dem Abbt von
Loccum
u Consistorialrath Koppe, Printz Ernst

14
Printz von Mecklenburg Strelitz als
communicant.
die Landschaft, das ganze

15
Tribunal,
Cantzley und Hofgericht. Gesungen vor der Predigt: Wie groß ist

16
des Allmächtigen Güte  
des
Nachmittags Kirche um 2 Uhr aus   Ein groß
Diner

17
auf dem Rathhause von 86 Personen 36 in der Pfarrei für die
Dames
u Freunde.

18
Me
Wichmann
mit der
Ludwigschen Pension


19
Am oberen Rand der zweiten Seite:

20
Die Schüler der 1 Claße mit Fackeln Music 20 deutsche 4 lateinische

21
Gedichte, der Greis giebt ab und an ein groß
Soupé
auf dem Rathhause allen

22
Jacobi
ten, den Magistratspersonen u ihren Frauen. Wir halten den
4.
u

23
5 May dieses Jahres für die schönsten Tage unsers Lebens. – Auch ihr

24
Georg wähnte nie glücklicher gewesen zu seyn. Dienstags Familienschmaus

S. 494
u Mittwochs schied alles von einander. Schwester
Juste  
Montags Mittag

2
wurden alle Kinder des
Zucht u
Werkhauses von dem
Oncle
bewirthet.


3
Auf der leeren vierten Seite:

4
φφ
ische Gespräche über das Vergnügen von Aug. Wilh. Rehberg

5
Hochfürstl. Osnabrückscher Regirungs Sekretair Nürnberg (Felßecker) 785:

6
S. 130 – 8 Arist u Cleanth. Bezieht sich auf seine ersten Gespräche über die

7
Bestimmung des Menschen unter dem Titel
Cato
Basel (Thurneysen) 780

8
Hemsterhuis a) ein Schriftsteller, deßen Werke alles übertreffen was

9
jemals in der Art gedacht u geschrieben ist selbst den Plato und den s.

10
Jahrhundert nicht werth ist S. 30 bey Gelegenheit der
Lettre sur les desirs
führt

11
Diderots Mst. Jaques le Fataliste
an S. 119
idem

12
Sprache der Menschen am Anfang dazu
Nicht
nach Regeln – auch

13
nicht
nach
abc
ordnung – sondern
nach dem Leben
aufgenommen.

14
I.
Theilchen Erfurt (GA Kayser 780. S. 160, 8
o
Dem Volk in Sachsen u

15
Thüringen zugeeignet vom Verfaßer – für Jörge Thauer, ein Düringer

16
C.
VIII
Briefe zweener Domherren. Im April u May 787. Frf. u Leipz.

17
787. S. 77. 8
o
Zwischen einem DomDechanten u dem Baron von der

18
H…
C…
Domicellaren zu… seinen Vetter. Drey an den
Domdechanten.

19
Vom letztern 4, Antworten des ersteren 4. bey Gelegenheit des Gerüchts daß

20
der König von Preußen seinen zweiten Sohn zum
Coadiutor
in Würzburg

21
u Bamberg machen wolle.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 240 f.

ZH VII 491–494, Nr. 1166.

Zusätze fremder Hand

491/13
–14
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
491/27
Hier
]
Geändert nach der Handschrift; in ZH ohne Absatz.
491/31
(Das […] Abbate)]
Hinzugefügt nach der Handschrift; später von Jacobi mit anderer Tinte hinzugefügt.
491/32
v
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
von
492/30
ankommt.“
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ankommt?!“
493/1
–494/21
Der […] wolle.]
In ZH im Apparat.
493/10
Thurm
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Thurn
493/12
gekleidet […] den]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
zu Kindes taufe der
493/14
communicant.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Communicant
493/16
des
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
den
493/17
Dames
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Dames
493/18
Me
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Me
493/22
4.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
4
494/1
Juste  
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Juste,
494/2
bewirthet.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bewirthet
494/2
Zucht u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Zucht- und
494/16
C.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
(.
494/18
Domdechanten.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Dom
dechanten