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306/25
Vermerk von Hamann:
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Erhalten den 23 Febr. über Weimar.
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Geantw den 11 April durch HE Hartknoch.
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Eilig
. Schafh 4
Jan.
85.
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Theurster Hamann
!
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Sie sind mir mit unsterblicher Liebe so tief ins Herz geschrieben, daß es mich
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herzlich freut, wenn ich eine Zeile von Ihnen sehe, oder durch Herder oder
S. 307
Lavater
Etwas Gutes von Ihnen höre; ich spreche mit Ihnen, wenn
S
ie mich
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gleich nicht hören, aber worte, die nicht zu
schreiben
sind. Dies ist die Ursache,
3
warum ich Ihren
B
rief vom 3 8
br
so alt habe werden lassen.
Hill
hab ich
4
leider nicht getroffen;
Er
weil ich auf dem Lande war u. er eilte wie ein Engel
5
davon. Ich bedauere es, einen Menschen, der solche Entschlüsse fassen kann, ist
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der Mühe werth zu
seyn
sehen, u. bedauere es noch mehr da mir
Lavater
u.
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Gaupp
allhier so viel Liebes von ihm sagen. Er ist auch bey 2 andern meiner
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Freunde gewesen, die sich nicht in ihn finden konnten, weil er immer selbst redte
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u. niemand reden ließ, u. doch nachher mit Entzükung von diesem herrlichen
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Abend sprach.
Sein
Der Zweck seiner Reise,
gute Menschen zu sehen
, schien
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mir zu neumodisch. Doch das
sehen
Sehen allein von so Millionen
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Gegenstände wirkt wenigstens
implicite
auf ihn – ein Geist treibt ihn u. Er weiß selbst
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nicht wozu? und wohin? Wenn Freunde von Ihnen hieher kommen, so weisen
14
S
ie sie mir doch zu, ich lebe gerne mit ihnen, weil immer
neu
eine neue
S
eite
15
der
S
eele berührt u. geöfnet wird.
Lav.
schickt mir oft zu. Für Ihr Golgatha u.
16
S
ch. danke herzlich, es ist wie alle ihre
S
chriften nach
Claudius
Ausdruk ein
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nächtlicher Himmel, wo ich aber tausend güldene Sternlein erblike. Doch
18
versteh ich
S
ie immer beßer. Warten
S
ie der Zukunft, die gegenwärtige Zeit ist nie
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gerecht gegen ihre Propheten, u. villeicht spinnen in künftigen Zeiten die philos.
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theol Weberzünfte manchen Golddrath aus ihm.
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Mein edler Freund
Gaupp
wird Ihnen bald durch einen Freund schreiben, er
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hat unmögl izt Zeit. Ueber ihren König ist mir gestern Nachts bei
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Brenkenhofs
Leben
ein Licht oder
S
chatte aufgegangen, so wie neulich bei
Nüßlers,
das
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Büsching
beschreibt. Mein
B
ruder lebt für den winter auf einem
S
chloß bei
25
Iverdun
ganz allein m. s. Bedienten ein Leben voll Unschuld, künfftiges Jahr
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soll s. Schweizerhistoria womögl ganz kommen.
S
ie werden befriedigt werden.
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Ich – ich bin der alte Träumer u. Phantast, geliebt von
Freu
edlen Freunden,
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deren ich immermehr kenne, u. von andern heimlich gehaßt. Die vorigen 2 Jahre
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waren eine windstille. Izt heissts:
Inter Spem curamque,
amores
inter p
wird
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der Traum meines Herzens oder m. Liebe
realisi
rt, so sollen
S
ie auch von m.
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Freude haben, u. wenigstens Ihr lieber
Michael
soll sie einst sehen, so Gott will.
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Der Herr hat alles wohl gemacht, u.
bishieher
mir geholfen –
wie
das
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tröstet mich auch mitten unter m. Fehlern, die mir
um
u.
um anliegen
.
34
Leben
S
ie herzlich wohl u. ruhig in Ihrem Gott, lieber alter, väterlicher
35
Freund.
S
chreiben Sie mir auch
wieder!
Ich ersterbe der Ihrige
Müller
.
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Adresse:
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An Vater Hamann.
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 28a.
Bisherige Drucke
ZH V 306 f., Nr. 794.
Zusätze fremder Hand
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306/26 –27
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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306/28 |
85. ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 85 |
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307/35 |
Müller . |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Müller . |
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307/35 |
wieder! ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wieder. |