811
364/18
Kgsberg den 16 Febr 85.

19
Herzlich geliebtester Freund J.

20
Vor Freuden hätte ich beynahe
dem
gewöhnligen Ueberbringer Ihrer Briefe

21
entgegenspringen mögen, da er gegen die Mittagsstunde in meine Amtsstube

22
kam.
Sind Sie’s? rief ich, weil ich meinem Gesicht nicht trauen kann. Meine

23
Unruhe kam von einer Besorgnis Ihrer Unpäßlichkeit – und daß Sie meines

24
vielen Schreibens,
dies
- und
jenseits
der Sache, müde und überdrüßig

25
geworden waren. Das letzte war mir gleichgültiger, als das erste; denn

26
Misverständnis läst sich leichter heben, als Krankheit. Den
letzten Tag des ersten

27
Monats
erhielt ein Pack aus Münster mit Lavaters Meßiade und

28
Herzenserleichterung. Dies Pack war den 7 Jänner abgegangen und von einem Briefe

29
darin die Rede, der vielleicht denselben zuvorkommen sollte, auf den ich aber

30
mit getäuschter Sehnsucht von Post zu Post warte – und auch hier besorge ich

31
Krankheit
sowohl als Misverständnis.

32
Ihr liebreicher freundschaftl. Brief hat mich etwas beruhigt und in der

33
Hofnung gestärkt, daß alles nach Gottes Willen gut und beßer als unser Tichten

34
und Trachten gehen wird. Da Sie meinen unbekannten großen Wohlthäter

S. 365
errathen; so verrathen Sie Ihn wenigstens nicht, auch mich nicht.
Ich bin noch

2
um kein Haar klüger, und warte noch immer auf Licht zu meinem Wege, den ich

3
gehen soll und jeden zu gehen gleich bereit und willig bin – mit der Post oder auf

4
meinem alten Sorgstuhl neben meinem Bette.

5
Den 7 d. habe erst nach Weimar antworten können auf dortigen Brief vom 7

6
Nov. und nach Osnabrück bin auch eine Antwort schuldig vom 1. Jänner. Nicht

7
als wenn ich über meine
neuen
Freunde der alten vergäße – sondern weil Sie

8
der
nächste
und erste Vertraute in der Hauptsache sind, die mir auf dem

9
Herzen liegt. Sie dürfen sich nicht wundern daß ich Ihnen schon den 14 Nov.

10
einen Wink gegeben, weil ich den 10
ej.
einen Brief von Lavater erhalten, von

11
dem ich weiter nichts als höchstens die Möglichkeit zur Ausführung einer Jahre

12
lang
in petto
gehegten Wallfahrt zu meiner Gesundheit und
Valet
von Herder

13
u
Claudius
absehen konnte.

14
Die
imbecillitas hominis
und
securitas DEI
ist aus dem
Seneca Epist. LIII

15
und liegt mir deswegen im Sinn weil ich sie aus dem Kopf, welches ich niemals

16
als in der grösten Noth thue – falsch angeführt habe in den Einfällen u

17
Zweifeln gegen Nicolai.
Imbecillitas
ist das eigentl. Wort für mich, weil ich ohne

18
Stock meines Schwindels wegen kaum zu gehen im stande bin.

19
Wißen Sie denn nicht mehr, daß Moser mich zum M. in Norden gemacht und

20
halten Sie nicht die Stelle in Lavaters Physiogn. auch für eine Weißagung.

21
Wenn ich Ihnen alle die kleinen Umstände erzählen
könnte
, welche mir diese

22
beyde Erscheinungen
eindrücklich
gemacht haben: so würden Sie es mir nicht

23
verdenken, daß ich mich
Ihrer
derselben auch zur Unzeit erinnere. Ich weiß

24
Gottlob! nichts von Kopfschmerzen; aber nichts greift meinen Kopf so heftig

25
an als Suchen und Aufräumen. Es war mein rechter Ernst, bey dem Tode des

26
seel. Lindners mit seiner Bibl. auch zugl. die meinige zu verkaufen. Ich schrieb

27
daher meine Bücher an einem Sonnabend auf, weil es die allerhöchste Zeit war

28
mit dem Abdruck zu eilen – und glaubte alle meine Sinnen über der Arbeit zu

29
verlieren, brach auf einmal ab und nahm mir vor den Sonntag im eigentl.

30
Verstande zu ruhen und in die Kirche zu gehen. Eben da ich mich ankleiden will,

31
schickt mir ein alter Freund, Kriegsrath Hennings den neu angekommenen

32
Theil der Physiognomik zum Ansehen und Durchblättern. Ich entschließ mich

33
also zu Hause zu bleiben, setz mich der schönen Witterung wegen in das leere

34
Gehöfte meines damaligen Hauses
und l
ese
in aller Unschuld fort, bis ich auf

35
mein eigen Kopftuch kam und auf die über mein kahles Haupt ausgeschüttete

36
Salbe. Dieselbe Woche wie die
Auction
angehen sollte überfiel mich und mein

37
ganzes Haus beynahe ein Quartanfieber, als wenn ich es bestellt hätte, und

S. 366
gieng mit mir am gelindesten um. Dergl.
individuell
e
Züge
Beweise

2
göttlicher Güte und
Herunterlaßung
zu unsern Bedürfnißen sind
feurige
Kohlen

3
und dringen tiefer in die Seele als das faule Holtz scholastischer Begriffe von

4
Substanz,
attribut
en,
moden
und
Ens absolute infinitum.
Wer keine

5
Erfahrung hat oder braucht, kann sich immer mit diesen Schellen reiner Vernunft die

6
Zeit vertreiben.

7
Ich habe diese Woche eben den
ersten Theil
der Ethick mit der deutschen

8
Uebersetzung verglichen, in einem einzigen Abend auf Veranlaßung meines

9
Freundes Scheffner, dem ich letztere leyhen muste und sich über die Dunkelheit

10
derselben beschwerte. Er hat Recht – ich finde einen ganzen Satz ausgelaßen,

11
wodurch der Verstand gantz verstümmelt ist – der Uebersetzer ist beynahe so ein

12
Purist, als der Humische. Ein bestehendes Ding, für Substantz –
formalis

13
essentia,
das ausmachende Wesen
obiectiue,
vorgestellter Weise – Noch mehr

14
hat mich
Sp.
aber am Ende des ersten Buchs geärgert, der sich über die

15
praeiudicia de bono et malo, ordine et confusione cet
aufhält und sie für lauter
modos

16
imaginandi
erklärt, als wenn seine
Definitiones
aus etwas anders beständen

17
und keine
modi imaginandi
wären. Da seh ich den Mann der über sich selbst

18
lacht, wenn er sich mit Fliegen und Spinnen die Zeit vertreibt.

19
Ich habe gestern in
Descartes opusculis posthumis
seine
regulas ad

20
directionem ingenii
mit Vergnügen zu lesen angefangen u in der
X
sagt
er:

21
Dialecticorum praecepta – quasdam formas disserendi praescribunt, quae tam

22
necessario concludunt, vt illis confusa ratio, etiamsi quodammodo ferietur ab

23
ipsius illationis euidenti et attenta consideratione, possit tamen interim aliquid

24
certum ex vi formae concludere: quippe aduertimus elabi saepe veritatem ex

25
istis vinculis, dum interim illi ipsi, qui vsi sunt, in iisdem manent
irretiti:
quod

26
aliis non tam frequenter accidit, atque experimur, acutissima quaeque

27
sophismata neminem fere vnquam pura mente vtentem, sed ipsos Sophistas fallere

28
consueuisse.
Ohngeachtet die Stelle keinen rechten Zusammenhang für mich hat,

29
scheint sie
mehr
sehr fruchtbar zu seyn.
Auf dies eitele Vertrauen
ex vi formae

30
Gewißheit zu erhärten scheint mir das ganze Kantsche Gebäude zu beruhen
und

31
ich werde wohl nicht eher Lust bekommen die Ethik des Sp. zu endigen, bis seine

32
Moral diese Meße erscheinen wird.

33
Scheffner nennt mir
Swie
ten
als den Verf. des Versuchs über die Existenz

34
der materiellen Welt ohne mir zu melden, wo er den Namen her hat.

35
Neben
Cartesio
habe ich auch
Hobbii Civem
u
Leuiathan
aufgetrieben aber

36
seine
Opera philosophica
die ich in Curl. gelesen, hier nicht finden können. Ich

37
bin beruhigt, daß Mendelssohn seinen
Mann
gefunden – und werde nicht eher

S. 367
mitreden, als biß ich etwas reifes und entscheidendes glaube gefunden zu haben.

2
Kant ist mir näher als Mendelssohn.
Dem
was L. von Freunden und Feinden

3
sagt, giebt die
Wahrheit
selbst Zeugnis. Die einen sind die
gröste

4
Wohlthäter
, und die andern öfters die
gefährlichsten Parasiten
. Es ist eine

5
schreckliche Wahrheit des Predigers, daß
kein Mensch kennt weder die
Liebe

6
noch den Haß
irgend
eines, den er vor sich hat
– und dennoch haben

7
Menschengunst und Menschenfurcht so viel Einfluß in unsere
Bewegungsgründe

8
Eh ichs vergeße, wie gehts mit Ihrer Uebersetzung des
Turgot?
Hieß er nicht

9
so? Unser alte Pädagog hat den
Necker
auch gelesen – den ich mir auch bald

10
hier zu haben wünsche – Ich pfleg wol sonst so ein guter Bücherjäger als

11
Menschenfischer zu seyn. Unterdeßen ein alter
Brandenburger
das fr.
Finantz
wesen

12
reformirt, geht hier Land und Volk durch welsche Buben und
Cartouchen

13
zu Grunde.
Hinc illae lacrimae – Punicae!

14
Auf das
Steckenpferd
meiner Reise zu kommen: so würde ich mir gern die

15
Marschroute unsers lieben Claudius gefallen laßen – Aber es hängt alles von

16
Umständen ab, und vornemlich von einer
höhern Erlaubnis
ab. Mein

17
Freund Reichardt ist plötzlich nach London gegangen – Der mir zu meinem

18
gegenwärtigen Posten verholfen, hätte mir auch in der gegenwärtigen

19
Angelegenheit gern beygestanden, auch sich bereits dazu erboten.

20
Der bisherige Mangel an Schnee ist heute beynahe durch einen Wolkenbruch

21
ersetzt worden, und der Winter ist hier so gemächlich gewesen, daß ich nur

22
einmal des Tags einzuhitzen nöthig gehabt, ohngeachtet ich eine
wahre
Stube

23
nicht entbehren kann. Der Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und

24
Bahn –
Providebit

25
Ich wünschte in mancher Rücksicht dieses Jahr lieber einen Besuch in meiner

26
Heimath. Durch die mir widerfahrene Herzenserleichterung von Sorgen und

27
Kummer, die mich niedergedrückt, fühle ich mich verjüngt und zum Sitzen und

28
Gehen gestärkt. Bloß die Unmöglichkeit von der andern Seite meinen Wunsch

29
erfüllt zu sehen, würde mich nöthigen allen Hindernißen Trotz zu biethen; denn

30
meine philosophische
Neugierde
den
Mann
zu sehen und zu genießen, ist noch

31
mehr
durch Ihre
Nachrichten
, als durch H. u. L. Empfehlungen und meine

32
eigene Sympathie der Empfindungen gereitzt. Ich finde mich aber in einer

33
Verlegenheit mich selbst gegen Ihn auszuschütten, weil alles den Schein eines

34
bestochenen Urtheils und einer parteyischen Leidenschaft in beyder Augen haben muß.

35
Lachen Sie, liebster Jacobi, so viel Sie wollen. Bey meinem
großen Glück

36
an Freunden
, mit denen ich mich gar nicht vergleichen darf, hab ich immer

37
eine Leere in meiner Seele nach einem
Alcibiades
gefühlt und am
letzten

S. 368
Jänner
lag mir immer im Sinne
Ευρηκα ευρηκα
– „Unter 1000 habe ich

2
einen
Menschen
funden“ einen
Jüngling
, der sich nicht schämt, ein
Christ

3
zu seyn. Nahm ich die letzte Neige meines Muttertheils um den Layenbruder zu

4
suchen – ich hätte das
Außerste
gethan, Seine
u
Meine Neugierde zu stillen.

5
Es giebt noch Fälle für mich alten Greis, wo ich noch wie ein
wilder Mann
zu

6
Werk gehe. Dies
Homogene
ist für mich anziehender als alles übrige, was ich

7
bereits gehört. Seiner Gesundheit und eignen Ueberzeugung wegen von meiner

8
ganzen Lage, wünschte ich Ihn dies Jahr hier zu sehen, und gesetzt daß es Ihnen

9
auch mit mir so gehen sollte, wie mit Ihm – sollen Sie auch unter St. Jacobi

10
Bedingung von meiner
παρουσια του σωματος ασθεης
und
λογος

11
εξουθενημενος
überzeugt
werden

12
Er hat mir ein ungemein ansehnl. Capital
anvertraut
, von deßen Zinsen

13
ich gleich Gebrauch gemacht wie Sie wißen zur Erziehung meiner Kinder. Ich

14
hoffe es mit aller Treue dazu anzuwenden, und will Ihm das
Eigenthum

15
gern überlaßen – Meine Kinder, wenn sie sich deßen würdig machen, sollen es

16
Ihm
allenfalls und nicht mir zu verdanken haben. Die Kosten
meiner Reise
,

17
welche ich gern mit meinem Sohn thun möchte, würde ich höchstens davon

18
abrechnen, wenn es dazu kommt. Die 3 Briefe welche ich bisher erhalten,

19
machen mich dürstig nach mehr und längeren – Auch seine Familienverhältniße

20
sind mir gantz unbekannt. Das Rätzel seines
ersten
Briefes ist zu meiner

21
grösten Zufriedenheit aufgelöst – im dritten sind eben solche
Aufgaben
, deren

22
Auflösung ich von Ihm Selbst erwarten muß – und ich bin eben so wachsam

23
auf mein eigen Herz wie auf Seins.

24
Zur Buße für Ihre Härte, womit Sie den Alcibiades Ihres Freundes

25
abgewiesen, bitte ich Sie Ihm Beyl. zuzustellen, von der ich mein eigenes

26
ausgerißenes Exemplar desto eher abgeben kann, da
Scheffner
mir das seinige zur

27
etwanigen Sammlung meiner Schriften, deren ich mich kaum des Verlegers

28
und Freundes Hartknoch wegen entziehen kann, zugesagt. Die Fünf

29
Hirtenbriefe sind Ideale an den seel. Kirchenrath Lindner über seine
Schulhandlungen

30
die er als Rector in Riga ausgegeben, über die Beurtheilung derselben in den

31
Litteraturbriefen und eine Verantwortung des Verf. dagegen, die einen Bogen

32
macht und hier von mir besorgt wurde, kaum auswärtig bekannt worden. Die

33
Zugabe sind würkl.
Billete,
die ich an Prof. Kant geschrieben.

34
Ich werde Sie nicht mehr mit Einl.
beschweren
aber gegenwärtige wünschte

35
ich am liebsten durch Ihre Vermittelung bestellt zu sehen, weil mir die losen

36
Blätter im Wege liegen und ich sie gern aufräumen wollte, ehe etwas davon

37
verstreut würde.

S. 369
Wenn
und
wie viel
Hefte ich im Kayserlingschen Hause abgegeben, habe ich

2
Ihnen bereits gemeldt, ob sie abgegangen sind, weiß ich nicht. Den 1 d. war

3
angesprochen um
Gesneri Isagoge
abzuholen, die der Graf gern kennen lernen

4
wollte; muß nächstens wider hingehen, um die Samml. Ihrer Schriften zurück

5
zu haben. Ich habe die Gräfin nicht gesprochen und mich nach nichts erkundigen

6
mögen.

7
Wie sollte ich Lavater nicht lieben? Ohngeachtet seine
Herzenserleichterung

8
es nicht für mich
nicht
gewesen in vielen Stellen, und die unerschöpfliche

9
Thätigkeit und Sanftmuth dieses Mannes mit meiner
vis inertiae,
Ungedult pp

10
seine schnurgerade Hand mit meinen Fliegenfüßen, seine klare Lauterkeit mit

11
meinem Trübsinn, seine Angstlichkeit mit meinem Leichtsinn gewaltig absticht –

12
so habe ich doch mit Wohlgefallen manche
Ahnlichkeit
unsers
innern
Menschen

13
gefunden, und mir gleich dies Buch angeschafft, als ein wahres Seelengemählde

14
zu seinem schönen Kupferstich, der über mein Bett hängt. Seine Meßiade hab ich

15
mir gewünscht, aber nicht das Herz gehabt es mir merken zu laßen geschweige

16
die Kupfer –
Wir haben nun 2 Meßiaden, die so verschieden sind in ihrer

17
Oekonomie als Martha
und Maria. Ich freue mich auf die Fortsetzung und

18
Vollendung einer so schönen evangelisch-apostolischen Encyclopädie, deren historischer

19
Stoff alle Poetische Form übertrifft. Ich habe einige Tage nichts als diese

20
Gesänge lesen können und das Wort des Uebersenders ist an mir reichlich erfüllt

21
worden.


22
den 17 –

23
Was für herrlicher Winter statt des befürchteten Thauwetters! Den

24
Dilettanten hat es eben nicht an der Bahn auf dem Eise gefehlt, aber die Zufuhr auf

25
Schlitten ist bisher ausgeblieben aus Pohlen u Rußland und das Mark unseres

26
Handels und Wandels.

27
Von Gibbon kann ich Ihnen nichts mehr sagen als von jedem andern Buche,

28
das ich lese, weil ich nichts behalte, und nur so lange ich das Buch
für
vor

29
mich
mir
habe, seine Güte oder Mängel mehr anschauend schmecke und genieße,

30
als zergliedere. Den Geschmack unserer Zeit abgerechnet, redt er mit Billigkeit

31
und gesunden Urtheil von der
Hauptsache
des Christentums, das über alle

32
Religionen gesiegt 1. durch die überzeugende
Evidentz
der Lehre und 2) die

33
regierende Vorsehung
ihres Urhebers. Auch die Wahrheit der

34
Nebenursachen
läßt sich nicht leugnen. Manche schöne Erklärungen und Milderungen

35
aus dem Zusammenhang der damaligen Umstände. Kurz es ist ein großes

36
herrliches Gemälde – Ideale Schönheit in den Zeichnungen – in der

37
Zusammensetzung – im Licht und Schatten. Ein
außerordentliche
s
r
Kopf gehört immer dazu

S. 370
aus dem Chaos der Materialien, ein solches Meisterstück der Darstellung von

2
einer solchen Epoche hervorzubringen.
Ferguson
, deßen Fortsetzer er ist, kenne

3
ich noch nicht. Sein großes Werk kam damals mit
Stewarts
Staatswissenschaft

4
frisch aus Engl. an. Meine
Praedilection
für dies tiefsinnige Werk vereckelte mir

5
die Weitschweifigkeit des andern. Aus seiner Moral, die ich kürzl. nach Garvens

6
Uebersetzung gelesen, besorge ich beynahe den Autor verkannt zu haben und

7
werde mich auch um seine römische Geschichte bekümmern.

8
Ich erhalte eine Einladung zu Hippel – und muß auf meine Loge (so heißen

9
die alte Amtsstuben, die neu angelegten
Bureaux
) Gott erhalte Sie und Ihre

10
Lieben. Verzeyhen Sie künftig mein zufäll.
Stillschweigen
, wie bisher mein

11
Geschwätz
. Nach meiner Chronologie ist auch über Jahr und Tag
bald
. Seyn

12
Sie versichert, daß ich kein
trahe me post te!
nöthig habe, wenn ich kommen
soll

13
und
kann
.
Beruff
und
Kräfte
gehören zu allen. Leben Sie recht gesund und

14
wohl bis zum Sehen, oder schriftl. Widersehn. Die Herzenserleichterungen

15
kaufte eigentl. auch
mit für meinen Sohn
, der seine gute Hand, die er auf

16
dem Lande anfieng, auf einmal verdorben hat. Ich habe ihm blos die
Stelle

17
gezeichnet
, und nicht mehr zu lesen erlaubt,
weil,
ich alles, was L. sagt, eben so

18
weit und breit auch meyne. Aber meine stotternde Zunge u Hand liegt in der

19
Seele
Ohe iam satis.


20
Vermerk von Jacobi:

21
Königsberg den 16
ten
Febr 1785.

22
J. G. Hamann

23
beantw

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 34–41.

Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 59–67.

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 41–47.

ZH V 364–370, Nr. 811.

Zusätze fremder Hand

370/21
–23
Friedrich Heinrich Jacobi

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
364/20
–22
Vor […] Amtsstube kam.]
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
364/20
dem
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
den
365/1
–4
Ich […] Bette.]
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
365/13
Claudius
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Claudius
365/23
Ihrer
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ihrer
365/34
und l
ese
]
eändert nach Handschrift; ZH:
und lese

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): und
las
lese
365/36
Auction
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Auction
366/1
individuell
e
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
individuelle
366/2
Kohlen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kohlen
,
366/2
Herunterlaßung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Herunterlassung

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Herunterlaßung
366/13
obiectiue,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
objectiue,
366/20
er:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
er
366/25
irretiti:
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
irretiti.
366/29
mehr
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mir
366/29
–30
Auf […] beruhen]
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
366/33
Swie
ten
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Swie
ten
367/2
Dem
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Dem,
367/5
Liebe
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Liebe,
367/6
irgend
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
irgend
367/7
Bewegungsgründe
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bewegungsgründe.
367/11
Brandenburger […] Finantzwesen]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Brandenburger das fr. Finantzwesen

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Brandenburger
das fr.
Finantz
wesen
367/22
wahre
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
warme
367/30
Neugierde
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Neugierde,
368/2
Christ
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Christ
368/4
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
368/4
Außerste
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Aeußerste

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Außerste
368/11
werden
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
werden.
368/16
Ihm
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ihm

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ihm
368/29
Schulhandlungen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Schulhandlungen,
368/34
beschweren
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
beschweren,
369/12
innern
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
inneren
369/12
Ahnlichkeit
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ähnlichkeit
369/16
–17
Wir […] Martha]
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
369/28
–29
für
vor
mich
mir
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
für mich
| mir vor
369/37
außerordentliche
s
r
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
außerordentlicher

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): außerordentliche
s
r
370/17
weil,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
weil