814
S. 380
Kgsberg den 23 Febr. 85.

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Alter lieber Freund. Ich habe das ganze neue Jahr gnug an Sie gedacht, ohne

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daß es mir mögl. gewesen ist zu schreiben, um mich wenigstens für die

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Haselhüner
u.
Caviar
zu bedanken – welches sich wie HE
Motherby
sagte, da ich ihm

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deshalb meine Noth klagte, unter guten Freunden von selbst versteht.

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Vor einer Stunde komt der neue Liebausche Buchhändler zu mir, um

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Abschied zu nehmen, und bringt mir einen Brief von der Post, der Beyl.
enthielt

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und
selbige auf das geschwindeste zu befördern befiehlt. Ich habe seinen Brief

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von
Novbr pr.
erst den 8 d. beantworten können. Mein langes Stillschweigen

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komt ihm auch unerklärlich vor. Der Schreck über den Fall meines Bildes aus

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seiner vergoldeten Einfaßung ist ihm auch eine Ahndung gewesen viel Neues

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von mir zu hören. Ich war willens heute bey meinem
Jacobi
zu speisen, muß es

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aber bis morgen aussetzen, weil mich Kr. Hippel gebeten, und ich habe alle

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Hände voll diesen Posttag zu bestreiten.

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Ich erwarte Sie aber bald Selbst wegen der nahen Ostern – Gott schenke

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Ihnen Gesundheit, guten Weg und Witterung. Gott Lob und Dank daß am
II.

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Theil der Ideen gedruckt wird. Ich freue mich herzlich darüber und wünschte die

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alte Freundschaft zwischen beyde sich einander nöthig habende Hände wieder

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vollkommen hergestellt und verjüngt.

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Haben Sie doch soviel Gedult mit unserm gemeinschaftl. Landsmann und

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Gevatter als Sie mit mir haben, der sich recht vorgenommen das Maas seiner

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Sünden voll zu machen. Ich habe das dicke Pack von
Reiske
noch kaum Zeit

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gehabt anzusehen. Gott erhalte Sie und die Ihrigen gesund – und kommen Sie

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mit guter Laune her.

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Alles übrige Neue bis auf unsere persönliche Zusammenkunft – Bey mir ist

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Gottlob! alles wohl, wie ich es bey Ihnen wünsche. Entschuldigen Sie und

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vergeßen nicht Ihren

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alten
Cunctator
und Freund

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Johann Georg Hamann.


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Adresse mit rotem Lacksiegelrest:

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HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
.
15
Fr.


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Vermerk von Hartknoch:

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HErrn
Hamann
in
Königsberg

34
Empfang.
d
16. Feb. 1785

Provenienz

Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.

Bisherige Drucke

ZH V 380, Nr. 814.

Zusätze fremder Hand

380/33
–34
Johann Friedrich Hartknoch

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
380/4
u.
]
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
u
380/31
Riga
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Riga
380/31
15
Fr.
]
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.