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Kgsberg den 9 März 85. auf dem Bette.

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Herzlich geliebtester Freund

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Ihren längst erwarteten u gewünschten Brief
sine die et consule
habe am

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Dom. Laetare
erhalten und bin wenigstens in Ansehung Ihrer Gesundheit

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beruhigt worden. Ich habe seit 14 Tagen sehr oft an Sie gedacht und
war
willens

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bey HE
Ass. Hoppe
anzusprechen und wenn der auch nichts wüste an Sie zu

S. 390
S
schreiben. Sie reden wol von einer Reise zur Ostermeße, denken aber gar nicht,

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ob und wenn Sie hier durchkommen werden – da ich
Sie
ebensosehr meiner

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selbst als eines Freundes wegen, den ich aus Deutschl. erwarte, zu sehen wünschte.

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Den letzten Febr. befiel an einer Art von Kolik mit fieberhaften Krämpfen.

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Ich hatte
seiner
langer Zeit eine Hauptrevolution in meinen
Evacuatio
nen

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bemerkt, die nicht so willig und stark wie gewöhnlich waren, schrieb solche dem

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Cichorien Caffe zu, ohne zu wißen warum? unterließ den Gebrauch meiner

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alten Pillen und lies meinem heftigen Appetit den Zügel. Aderlaßen habe auch

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diesen Herbst ausgesetzt. – Ich habe daher erschrecklich an den Plagegeistern

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versetzter Winde leiden müßen und besorgte schon die Güldene Ader – an die mein

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seel. Vater glaubte ohne selbige
erlebt
zu haben. Gestern
Ipecacuanha p. X.

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eingenommen, die gut gewirkt. Alle Nachmittage findt sich jetzt eine leichte Spur

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vom Fieber, wo die Kälte nicht bis auf die Nägel komt, die Hitze sich aber in

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einen guten Schlaf und Schweiß verliert.

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Mein Artzt ist ein guter Freund und Nachbar von mir, der zugl. noch ein

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Schulcamerad von Ihnen oder Ihren HE Brüdern gewesen. HE

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Regimentsfeldscherer Miltz der sich lange in Africa bey der holl.
Comp.
aufgehalten, und

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ein Mann von vieler Erfahrung, u guten Urtheil. Auf dem Lande hat er unter

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dem Titel des
φφen
von Braddau gelebt u seiner einzigen Tochter wegen

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ist er seit einigen Jahren nach der Stadt gezogen.

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Unser Pr. Kant lebt, und wird auf seine alte Tage der fleißigste Autor, wie

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aus sn Beyträgen zur Berl.
Monathsschrift
zur allgemeinen

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Litteraturzeitung
, wo er Herder recensirt, zu ersehen. Seine
Moral
wird auch diese

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Meße erscheinen. Kraus bekomme selten zu sehen. Er ist zum Morczinimastix

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geworden durch sehr zufällige Umstände.

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Mich wundert, daß ich keine Sylbe aus Weimar von der KammerHErrin v.

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der Reck gehört; im Kayserlingschen Hause aber daß sie sich dort sehr in dem

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Umgange mit der Gr. Bernsdorf gefiele. Sie war so gütig mir einige Briefe von

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dem Ruß. Leibartzt Weickhart mitzutheilen, welchen ich hier hatte kennen lernen

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können, wenn ich
gewollt hätte
, da er an unsern
Jacobi adressirt
war, der ihn

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aufnahm u mich auch bitten ließ. Ich war den Tag übel aufgeräumt – und der

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fremde Gast muß es auch gewesen
seyn
. Die Idee, welche man hier von ihm

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hatte, war gantz abweichend von der KammerHErrin Beschreibung seiner guten

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Laune. Von diesem Mann ist das Leben des HE von Gleichen, genannt

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Roßwurm, welches wo ich nicht irre
confisci
rt worden, und deßen System von der

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Erde einige Ähnlichkeit mit dem Ziehenschen haben soll. Die KammerHErrin

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versprach es mir zu schicken – und ich gab ihr dafür zum
viatico
den
Servan

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mit. Was die Bogen
qu.
betrifft; so hoffe ich daß Sie ein Exempl. des

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Schiblemini werden erhalten haben, weil Sie selbst an dieser Schrift d
achten
enken,

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und ich vermuthe daß ich das
opus supererogationis
in meinem letzten Briefe

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auf deßen genauen Innhalt ich mich nicht mehr besinnen kann, werde

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hinzugefügt haben
und erinnere mich,
einige grobe Druckfehler für Ihr erhaltenes

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Exemplar corrigirt zu haben. Daß Sie die Weickhartsche Schrift nicht kennen

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wundert mich – vielleicht erhalte ich sie durch die Kammerherrin – und dieser

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passus
Ihres Briefes ist mir eben so dunkel als Ihnen der meinige gewesen ist.

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Über Herders Ideen hätte ich gern einige nähere Entwickelung gewünscht.

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Haben Sie dazu einmal ein wenig Muße, so wünschte ich daß Sie Ihre

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Gedanken darüber mittheilten zu meiner eigenen Belehrung.

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Dengel hat eben jetzt seinen Schwiegervater den
Dir. Noble
verloren. Er

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hat seinen Laden verkaufen wollen und sich dabey so niederträchtiger

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Schleichwege gegen einen höchst unwißenden jungen Menschen bedient, daß er sich

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dadurch in den Augen des ganzen Publici verächtlich gemacht. Die Sache liegt vor

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dem Senat, und wird vermuthl. auf jeden Fall einen stinkenden u traurigen

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Ausgang nehmen. Unser akad. Kanzler ist plötzl. gestorben u in der grösten

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Dürftigkeit.

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Meine älteste Tochter ist seit dem 28
Xbr.
bey uns. pr.
Beaumont
der Bar.

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von Bondeli in Pension, durch ein Wunder der göttl. Vorsehung u Liebe –

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welches ich wol gewünscht, aber niemals hätte hoffen können. Meinen Sohn

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erwarte in der Osterwoche mit seinem Freund Ernst Deutsch die akademische

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Laufbahn anzutreten. Schreiben Sie doch nicht so sparsam, u vergeßen nicht mir Ihre

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Ankunft u die Zeit derselben zu bestimmen, weil mir daran viel gelegen ist.

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Eben jetzt besucht mich der Hofmeister des HE Seiff aus Pillau, dem ich Ihren

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Gruß an
Me Courtan
u
Toussaint
aufgetragen. So bald ich wider auszugehen

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im stande bin, werde ein treuer
Distributeur
aller übrigen seyn. In

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Friedrichsthal u Sprintlacken bin vorigen Sommer selbst gewesen – u da müßen Sie auch

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hinreisen. Gott gebe Ihnen gute Gesundheit u laße es Ihnen an keinem Guten

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fehlen. Ich umarme Sie in Gedanken und ersterbe mit aller treuer Freundschaft

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der Ihrige  
Johann Georg Hamann.

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Wißen Sie nichts von Ihrem
Neveu?


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Adresse mit Mundlackrest:

34
Des / HErrn Doctor Lindners / Wolgeboren / zu /
Halle
.


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Bleistiftvermerk von fremder Hand:

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In der Lebergaße in der Post bey Frau Vollandin. rechter Hand 2

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Treppen hoch, beym Eingange durchs Thor

Provenienz

Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.

Bisherige Drucke

Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 107 f.

Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 134, 141–142.

ZH V 389–391, Nr. 817.

Zusätze fremder Hand

391/36
–37
Unbekannt

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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seiner
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1965): Emendation: seit statt seiner Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): seit
Verschreibung H.s, zunächst wohl:
seiner Zeit
390/11
erlebt
]
In der Abschrift Wardas:
erlebt erlebt
; vmtl. versehentliche Wortverdopplung beim Abschreiben.
390/19
φφen
]
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Philosophen