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409/28
Kgsbg den 4 April 85
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Mein
Auserwählter
, mein gewünschter Sohn,
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Wie die Mutter des Königs Lamuel, hält sich meine Muse an dies von Ihnen
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Selbst mir
gegebene
Verhältnis, welches je länger je mehr meinem Herzen
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Gnüge thut – wenngleich dies Geräth eines thörichten Hirten meinem eigenen
S. 410
Urtheil und Geschmack bisweilen anstößig vorkommt. Die Verhältniße der
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Natur sind mir inniger und verständlicher, als die gesellschaftlichen; und ich
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weiß kein natürlicheres, welches dem ganzen System meiner Empfindungen
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und Sympathie so ganz angemeßen wäre, als dasjenige, welches sich auf
5
Ihren eigenen Einfall bezieht, den ich lieber Eingebung nennen möchte.
6
den 6 –
7
Den 2 d. erhielte früh Morgens Ihre erwartete Zuschrift vom 18
pr.
Die
8
eingeschloßene
Silhouette
war das
erste
was mir entgegenfiel und meine
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Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie Sie allen meinen Wünschen zuvorkommen und
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selbige errathen können! dacht ich oder rief ich aus. So sehr mich der Kopf
11
interessir
te
und mich für sich einnahm, fand ich doch bey allem meinen Mangel eines
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physiognomischen u überhaupt irgend eines Kunstsinns einen Widerspruch in
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mir Ihren Schattenriß darinn zu erkennen – und eben so unerklärlich war es für
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mich einen andern zu vermuthen. Ich eilte daher zu Ihrem Briefe zum
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Aufschluß. Meine hypochondrische Einbildungskraft fand so manche ähnliche Züge
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mit Ihrem unglückl. Freunde – und mit wie viel getäuschter Sehnsucht ich wie
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ein anderer
Diogen
s
es
einen Menschen oder vielmehr einen
Nächsten
gesucht,
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dem ich mich gantz anvertrauen und auf deßen herzl. An- und Aufnahme ich
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mich verlaßen könnte, und der eben die Neigung hätte
Experimente
mit mir
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zu machen, welche ich so öfters gleich einem Artzt, der sich nicht selbst zu helfen
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weiß, mit jedem, der mir in den Wurf kam, versuchte, indem ich blos die
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Erfahrung meines eigenen Elends anzuwenden und mitzutheilen suchte. Mit eben der
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Wahrheit, womit sich St. Paul eine unzeitige Geburt nannte, sah ich mich selbst
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als eine große Windelpuppe an, die noch immer auf ein ich weiß selbst nicht was
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für ein Wunder seiner Entwickelung, Ausbildung und Leben erweckende Liebe
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eines Pygmalions, ohne Hoffnung gehofft. Sollten Sie der Jüngling seyn, den
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Gott dazu ausgerüstet mich alten versteinerten Sokrates – Wenigstens wollen
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wir uns bey unserer leibl. und persönl. Zusammenkunft weder heucheln noch
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schmeichlen, sondern
Wahrheit
soll unsere Freyheit oder die Rechte des
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Eigenthums unter einander entscheiden – wünsche daher nicht mehr Ihre Silhouette
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eher zu haben, bis wir uns von Angesicht zu Angesicht gesehen und erkannt
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haben, wenn dies auch mit Ihrem Sinn übereinstimmt.
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Seit dem Empfang Ihres Briefes habe ich kaum eine Stunde allein und für
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mich selbst gehabt, indem durch ein besonderes Schicksal eine Stöhrung die
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andere abgelöset. Ich hatte den letzten März eine Antwort nach Düßeldorf, wo
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ich den Empfang des mir so erwünschten
Necker
u anderer Bücher wenigstens
S. 411
bescheinigen muste, angefangen und beschloß mit aller mögl. Eil – um die Ihnen
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schuldige durch dieselbe Post abzumachen. Da wurde mir eine dringende
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Angelegenheit mitgetheilt, ohne das geringste Vertrauen meines Einflußes in selbige
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deshalb nach Berlin zu schreiben, worüber ich mich seit einem Vierteljahr (den
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23 Jänner) bedacht hatte. Zugleich wurde von meinem lieben Jungen Joh.
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Michael überrascht, der einen Tag eher mit dem Gepäcke eintraf, als ich ihn
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vermuthet hatte und mir nebst allen Freuden auch neue Sorgen mitgebracht – nicht
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nur schnell ausgewachsene Kleider, mit denen er nicht in der Stadt auszugehen
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imstande, und einen nach jetziger guter Sitte freyen, aber dabey auf dem Lande
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etwas verwahrlosten Haarwuchs, sondern auch den Kopf so voller Vorurtheile
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in nuce,
Widersprüche und Hirngespinste, daß ich Eßig und Lauge nöthig habe
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um selbigen zu säubern, und seine falsche Selbsterkenntnis und blinde
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Studiersucht zu lenken und zu beschneiden – worauf ich freylich schon ziemlich
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vorbereitet und darauf gefaßt gewesen bin, so sehr auch meinen Ahndungen immer
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widersprochen worden und ich selbst gegen selbige mistrauisch bin. Unterdeßen
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ist Gottlob! alles wie in der besten Welt
passable
und
reparable.
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Nur bleibt es für mich immer ein fast unerklärlicher und oft höchst
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niderschlagender und kränkender Contrast, daheim, bey den Meinigen und in der Nähe so
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wenig Vertrauen, und in der Ferne dafür einen gar zu übermäßigen Credit zu
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finden. Meine Unwißenheit ist wahrlich keine Ironie, und ich
gehöre
bin in
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keiner Wißenschaft noch Gesellschaft zu Hause – thue beynahe alles vor langer
22
Weile. Meine ganze Philosophie ist wie des Pythagoras seine, wahre
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Maulaffererey – oder vielmehr geht es mir wie jenen Arbeitern im Evangelio, die den
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ganzen Tag bis zur 11
ten
Stunde müßig standen, und auf einen warten, der sie
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dingen und ihre eigentliche Bestimmung und rechten Beruf oder Weinberg noch
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erst anweisen soll – unterdeßen der ewig reiche Hausvater mir durch seinen
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guten Schaffner wie gleich den ersten, welche des Tages Last und Hitze getragen,
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den vollen Lohn gegeben, daß ich auch sagen kann: „Ich bin der Letzte
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auferwacht, wie einer der im Herbst noch lieset p
“
Sirach
XXXIII.
16/17.
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Das einzige große und
relative
bestes Wirthshaus ist hier bey
Schenk
in der
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Kehrwiedergaße (einem
cul de sac
der hiesigen
Junkerstraße
). Ich besuche
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kein öffentliches Haus, bin aber in diesem oft gnug
gewesen
um es noch vor
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allen andern am besten zu kennen. In unserm ganzen Lande sind die öffentliche
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Anstalten für Fremde schlecht, und die Schinderey auch berüchtigt, daß man
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für alles was man verlangt auch ohne zu erhalten, bisweilen bezahlen muß. In
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Curland desto beßer und billiger, und so immer weiter nach Norden, die Städte
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ausgenommen.
S. 412
Eine Schüßel sauer Kraut und eine pommersche Mandelsuppe, wie man die
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durchgeschlagene weiße Erbsen hier nennt, haben mich
noch mehr
bey meinem
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Faulfieber, wo mir alles Fleisch verboten war, noch herrlicher erqvickt als in
4
gesunden Tagen. Je leichter aber mein natürlicher, gesunder Hunger zu stillen ist;
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desto schwieriger ist meine bisweilen anwandelnde Lüsternheit nach
gutem
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Eßen und Trinken
zu befriedigen, und ich freue mich beynahe über ein neues
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Gericht und einen neuen Geschmack auf einem fremden Tisch, wie über eine
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neue Wahrheit, die ein anderer für mich entdeckt. Wild haben wir noch zur Noth;
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unsere Fleischer verarmen unter dem Druck der
Accise
und der zum
theil
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militairischen Polizey; das pollnische Vieh ist
Contrebande
– so ist das Engl.
11
Ale
– und ein Ast nach dem andern des auswärtigen Handels – die einländische
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Industrie durch königl.
Monopole
und durch die Leute seiner Hand verschlungen.
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So bald ich wider auszugehen imstande seyn werde, mit Gottes Hülfe die
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nächste Woche, werde ich nähere und zuverläßige Erkundigungen einziehen, und
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so bald ich Nachricht aus Manheim erhalte, theils mit dem Wirth, den ich
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ziemlich kenne, meine vorläufige Abrede nehmen, theils eine andere Idee, die mir in
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meiner Krankheit eingefallen, berichtigen können. Es ist nemlich in meiner
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Nachbarschaft ein schönes Sommerhaus, welches der Judenschaft gehört, und
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wie ich fast vermuthe diesen Sommer ohne Miethe bleiben wird. Es liegt am
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alten Graben, dicht an dem kleinen Hause, das ich einst bewohnt; dies Haus
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blieb auch einen Sommer ohne Einwohner und wurde von einer reichen
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jüdischen Familie zur Brunnencur genutzt. Sollte dieses wieder so eintreffen, so
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würde es vielleicht angehen die untere oder obere Gelegenheit mir zum
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Gebrauch Zeit Ihres Hierseyns auszubitten auf billigere Bedingungen als man in
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einem öffentl. Hause leben kann. Die 3 Kronenloge ist gleichfalls in der Nähe
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und hält einen Koch, der das Eßen nach Ihrer eigenen Vorschrift besorgen
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könnte; und die Wahl des Weins aus unsern 3 vornehmsten Weinkellern würde
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eben so leicht durch Ihren eigenen Geschmack ausgemittelt werden. Dieser
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Einfall beruht aber auf Voraussetzungen, von denen ich erst Gewisheit einholen
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muß, und auf den Fall, wenn Sie wenigstens 8 Tage sich hier aufhalten können.
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Ich werde unter der Hand indeßen alle mögl. Erkundigungen in der Stille
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einzuholen suchen.
33
Sollte aber Frkf. an der Oder nur von Ihnen erreicht werden können: so habe
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ich einen ebenso schnellen Wink davon nöthig um sogl. bey der
General
35
Administration
um Urlaub anhalten zu können, ohne die ich so wenig im Lande als
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außerhalb ohne Erlaubnis der
Gen. Adm.
und einen Reisepaß aus dem
S. 413
Cabinette reisen kann, und erstere nicht so pünctl. als letzteres antwortet. Vielleicht
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kostet es nicht so viel Schwierigkeiten, als ich mir eingebildet, beydes zu erhalten
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und ich muß darüber mit kundigen Leuten zu Rath gehn, um theils das Nöthige
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soviel ich kann hier zu Ihrer Beqvemlichkeit oder meiner Reise einzurichten.
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Beydes hängt also lediglich von Ihrer Nachricht aus Mannheim ab.
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Nun sehne ich mich mit der äußersten Ungedult nach Ihrem
Hauptbriefe
,
7
und daß es Ihnen möglich wäre noch selbigen vor Ihrer Abreise und deren
8
festgesetzten
Termin
abgehen zu laßen.
Hartknoch
erwarte alle Tage aus Riga,
9
vielleicht in Gesellschaft des
Wolke
, und denke jenem einen Brief an
Lavater
10
mitzugeben. In deßen verlegten
Billet
doch wol nichts gestanden, das einer
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besondern Antwort bedörfte; denn die Wahrheit zu sagen, ich habe seine Meßiade
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für ein Geschenk in seinem Namen, und nicht eigentlich von ihm selbst
13
angesehen, und ich bin Lav. und seinen sämtl. Freunden in der Schweitz unendlichen
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Dank schuldig für alles Gute was einer meiner tägl. Hausgenoßen, Namens
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Hill, ein lieber guter hofnungsvoller, aber noch gantz roher und fast wilder
16
junge Mann auf seiner Pilgrimschaft nach Italien genoßen, den ich schon für
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verloren hielt, und der mich außerordentlich
erfreut
und getröstet, durch
18
seinen Brief aus Rom, den ich am heil. Osterabend erhielt.
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Ihr vorletzter kleiner Brief vom 16 Febr. ist den 5 März hier angekommen
20
und den 9 und 10 auf dem Bett von mir beantwortet worden. Ich war gantz
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betroffen und betreten darüber, nichts von Ihrem
Hauptbriefe
darinn zu
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finden, aber der allerletzte hat mich wieder aufgerichtet. Gott laße alle Ihre
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Arbeiten der leutseeligsten Freundschaft und Nächstenliebe geseegnet und fruchtbar
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seyn – Seinen Augen alle Ihre Wege wohlgefallen – Seine dienstbare Geister
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Ihre Reisegefährten, Gesellschafter, Hüter und Wächter seyn. „ER gebe Dir,
26
was Dein Herz begehrt, und erfülle alle Deine Anschläge“ – wie ein Baum,
27
gepflanzt an den Waßerbächen, seine Frucht bringt zu
seiner
Zeit, und seine
28
Blätter verwelken nicht, und was er macht, geräth wohl – Gott hat auch das
29
erste Vierteljahr an meiner ältesten Tochter so geseegnet, daß sie alle meine
30
Wünsche und Erwartung erfüllt wo nicht übertrifft, nicht
aus
wen
- sondern
31
inwendig, durch den Grund, nicht durch die Schau –
32
Ich denke mit Wonne und Zuversicht
auf
an die
Kalend. Julii
und bin Ihr
33
ewig verpflichteter, durch Liebe und Erkenntlichkeit annehmlich verpfändeter und
34
verhafteter Diener und Freund
Johann Georg Hamann.
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Ich laße diesen Brief, ohne ihn zu überlesen, mit der
ersten
d. i. Donnerstags-
36
nicht wie sonst mit der zweyten d. i. Freytags-Post abgehen. Gottes Gnade und
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Seegen über Sie und mit Ihnen! Amen.
S. 414
Adresse mit Siegelrest:
2
HErrn / HErrn
Franz Buchholz
/ Herrn von Welbergen / zu /
Münster
/
3
in Westphalen
.
4
den 4. April 85.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 g.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 240–242.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 53–60.
ZH V 409–414, Nr. 825.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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409/29 |
Auserwählter ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: auserwählter |
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410/8 |
erste ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: erste, |
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410/11 |
interessir te ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: intereßir te |
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410/17 |
Diogen s es ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Diogenes |
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411/16 |
passable |
Geändert nach der Handschrift; ZH: paßable |
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411/29 |
XXXIII. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXXIII |
|
411/32 |
gewesen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen, |
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412/9 |
theil ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil |
|
413/9 |
Lavater |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lavater |
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413/17 |
erfreut ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? erfreut |
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413/30 |
aus wen - sondern ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus wen – sondern |