843
453/23
Nummerierung von Hamann mit roter Tinte:
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No
12.
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Pempelfort den 17
ten
Juni 1785.
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Ihre zwey Briefe, liebster Hamann, den vom 23
ten
May u den vom 2
ten
Juni
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habe ich richtig erhalten, u auf Ihre nahe Erscheinung mich im innersten der
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Seele gefreut. Hierin hat mich ein Brief den ich gestern Abend von Buchholtz
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erhielt etwas gestört. Er vermählt sich heute, u geht auch heute mit seiner
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Angetrauten nach Paris. Um die ersten Tage des Genußes ganz für sich zu haben,
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nimt er nicht den Weg über Düßeldorf, sondern geht auf Wesel. Dort
er
soll er
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aber wenigstens durch einen Brief von mir gestört werden, denn es ist noch eben
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Zeit daß ich ihn dort kann greifen laßen. Ich war Willens heute an ihn nach
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Münster zu schreiben, um Ihretwegen Abrede mit ihm zu nehmen, denn ich muß
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eines unerwarteten Vorfalls wegen Ende dieses Monaths nach Aachen, u kann
36
erst den 17
ten
Juli von dort wieder weg. Buchholtz war immer gesonnen Ihnen
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von
nach Frankfurt am Mayn entgegen zu reisen; um dahin zu gehen mußte
S. 454
er hiedurch; auf diese Weise schickte sich alles aufs beste. Seine Reise nach Paris
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ist vermuthlich dadurch veranlaßt worden, daß er, den Nachrichten der
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Prinzeßinn zu folge glaubte, Sie würden zu Berlin keinen Urlaub erhalten im
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Sommer zu reisen. Auch schreibt er mir am Schluße seines gestern eingelaufenen
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Briefes: „Hamann habe ich inständig gebethen, den Winter in Münster
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zuzubringen.“ Auf den Brief den er morgen in Wesel von mir erhält, verläßt er
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entweder gleich die Straße von Frankreich, oder ist doch gewiß vor Ende des
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künftigen Monaths wieder in Deutschland. Schreiben Sie mir nur, Bester, aus
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Halle, wenn Sie in Frankfurt am Mayn, u aus Frankfurt am Mayn, wenn Sie
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in
Colln
zu seyn gedenken. Oder im Fall Sie nicht über Frankfurt gehen, was
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für eine
route
Sie nehmen. – Mich verlangt herzlich nach Ihnen, u ich weiß daß
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Ihnen wohl bey mir seyn wird. Hätten Sie mir nur etwas mehr von Ihrem
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Reise Plan geschrieben. – Ich wollte auch Sie hätten mir gemeldet in welchem
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Theile der Berliner MonathsSchrift die stelle steht, mann dürfe die
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vertraulichen Gespräche der verstorbenen nicht gemein machen. Ich lese von allen
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denen periodischen Sachen äußerst wenig. Von
Duval
weiß ich nichts; ich
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werde darum schreiben. – Heute erhielt ich einen Brief v Claudius, dem ich den
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Schluß meines Briefes an Mendelsohn mitgetheilt hatte. „Ich glaube zwar,
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schreibt er, du wirst ihn nicht bekehren, aber es ist Deine Schuld nicht, denn Du
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hast sehr brav u wahr gesprochen, lieber Fritz, u mag er seinen Stockfischen fort
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reiten, er wird an dem wunden Popo schon inne werden daß Knochenlust nicht
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viel mehr sey als Fleischeslust.“ – Mich verlangt daß Ihre Metakritik reif
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werde; aber vor allem verlangt mich daß Sie kommen. – Gott segne uns! –
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reisen Sie glücklich, u schreiben Sie mir auf der
route.
Ich bin mit 2, oder 3
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Zeilen zufrieden.
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Ihr F H Jacobi.
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Ich kann Ihnen nicht sagen wie lieb es mir ist daß Sie Ihren J Michel
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mitbringen.
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Adresse mit schwarzem Siegelrest:
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An den Herrn J. G.
Hamann.
/ zu / Königsberg.
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Vermerk von Hamann:
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den 29
Junii S. Petr. et Paul.
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Geantw
eod.
u 30 –
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Berl. Monatsschrift März 785. Ueber gelehrte Lügen und Irrthümer
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nebst Vorschlägen die Schädlichkeit derselben zu vermindern von
Zöllner
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S. 266,
267.
*)
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 120–121.
ZH V 453 f., Nr. 843.
Zusätze fremder Hand
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453/24 |
Johann Georg Hamann |
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454/32 –36
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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453/24 |
No 12. |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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454/10 |
Colln ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Cölln |
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454/30 |
Hamann. ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann |
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454/33 |
Geantw eod. u 30 – ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Geantw. eod. u. 30 – |
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454/36 |
267. *) |
Hinzugefügt nach der Handschrift; ZH: 267 |