853
10/21
den
9
10
Julii Dom VII. p Tr.
85.
22
Am
Pfingst heil
. Abend erhielte ich, lieber alter Freund! Ihre
23
unverwelkliche Blätter zu meiner und meiner hiesigen Freunde grösten Freude
24
– und dachte mich selbst zu bedanken mit Mund und Armen in meiner und
25
aller Namen. Meine Ahndung ist eingetroffen, und war nicht bloße
26
Hypochondrie
und
oder schwermüthige Grillenfängerey. Ich bin zufrieden und
27
hab
in Gottes Herz und Sinn
mein
Herz und Sinn ergeben
28
– wie ich vor einer halben Stunde aus Ihrem Weimarschen Gesangbuche
29
gesungen habe.
30
Strafen Sie nicht mein Stillschweigen durch Zurückhaltung des
31
zweyten
Theils Ihrer Ideen, die schon um Johannis fertig seyn sollten. Laßen
32
Sie sich jammern des armen Predigers in der Wüsten, damit er nicht auf dem
33
Wege verschmachte, und erfreuen Sie mich mit guten Nachrichten von Ihrer
S. 11
Wallfahrt zum Karlsbade, und daß selbige der lieben Theano samt Ihrem
2
Demodor gedeylich gewesen ist.
3
Nach dem Gerüchte im Hollsteinschen, wovon aber nichts weiter gehört,
4
erhebt sich eins in Mitau, daß der Herzog an die dasige Regierung
5
geschrieben die erledigte GeneralSuperintendentenstelle
selbst
bereits besetzt zu
6
haben, und man vermuthet, daß die Kammerherrin Elisa Sie dazu
7
vorgeschlagen habe. Gott gebe, daß dies wahr und Ihnen anständig seyn möge –
8
Vielleicht wird Ihr Glück in eben den Gegenden, wo es die ersten Blüthen
9
getragen, auch zu
Ihrer
seiner Reife kommen, und Sie denken auch an
10
Ihre alte Verbindungen ohne Reue zurück – und mit einigem Antheil an
11
einem Durchzuge durch
J
unser
altes
armes Vaterland, das vielleicht
12
nicht immer eine Stiefmutter gegen ihre Kinder bleiben wird, und wo so
13
manche Brüder sich an Ihrem Widersehen stärken und laben werden.
14
Nun auf die
molimina
meiner Reise zu kommen: so wißen Sie, daß B.
15
den 1
Julii
meiner erwarten wollte zu Frankf. an der Oder.
S
Dieser
16
Abrede zu folge kam ich den 1
Junii
bey der
Prov. Direction
ein mit meiner
17
Bittschrift mir einen Urlaub auf 3 Monathe bey der
Gen. Adm.
zu
18
bewirken. Stockmar war willig und bereit dazu, beförderte selbige mit allem
19
Nachdruck,
und Jedermann machte mir weiß, daß ich meinen Endzweck leicht
20
erhalten würde. Meine Gesundheit war ein gantz natürl. u gegründeter
21
Vorwand; ich wollte meinen Freund Lindner zu Halle im vorbeygehen zu Rath
22
ziehen, der mich durch die
Dulcamara
Cur glückl. von meiner Gicht p
23
befreyt – und hatte Familienangelegenheiten mit einem
Freunde
24
abzumachen, der mir zu Anfange dieses in Frankf. entgegen kommen würde, und
25
mich daselbst erwartete. Alle meine Freunde hielten mich ab ins Cabinet zu
26
gehen, wie ich aus Noth und einfältiger Liebe des geraden Weges zu thun
27
gesonnen war. Einige Tage drauf nach Beförderung meiner Bittschrift,
28
brachte mir Hartknoch einen zieml. alten Brief vom
D.
Lindner, der mir
29
seinen plötzlichen Aufbruch nach
Jena
wegen des dortigen
Instituti clinici
30
meldete – Wer war froher als ich in meinem entworfenen Plan nicht irre
31
gemacht worden zu seyn. Kurz darauf erhielt ich Nachrichten aus Münster
32
und Düßeldorf, die mir auch erfreulich waren und meinen Entwurf zu
33
begünstigen schienen. Eine Heyrath und eben so schnelle Reise nach Paris
34
veränderten weiter nichts, als daß ich dadurch die mir angenehme Frist gewann
35
einen Monath später zu reisen. Ich war also bestimmt zu Anfang des Aug.
36
abzugehen und freute mich den Ihnen beliebigen
Termin
pünctlich erfüllen
37
zu können. Zugleich wurde mir gemeldet, daß die Fürstin Galliczin durch
S. 12
ihren Bruder den Grafen von Schmettau ohne mein Wißen und Willen die
2
Erlaubnis zu meiner Reise betrieben und letzterer von
de la Haye de Launay
3
die mündl. Versicherung erhalten, daß man mir auf den ganzen Winter
4
Erlaubnis ertheilen würde, ohne daß ich nöthig hätte den König selbst
5
damit zu behelligen. Dies war alles Waßer auf meine Mühle – und ich war
6
beynahe überzeugt die gesuchte Erlaubnis, höchstens unter Einschränkungen
7
und einiger Verlängerung des gesuchten
Termins
zu erhalten. Selbst der
8
Verzug einer Antwort schien mir ein gutes Vorzeichen einer vortheilhaften
9
zu seyn. Wie war mir aber zu Muthe wie ich den 22
pr.
nach dem ersten
10
Löffel
s
Suppe
ein
Secretair
der Direction eine
Resolution
ins Haus brachte
11
vom 10
ej.
dd
die als eine Einl. eines andern Schreibens verdeckt geblieben
12
und zufällig herausgefallen war, worinn mir die Reise nach
Halle
rund
13
abgeschlagen wurde. An die andere nach Frankf. war nicht gedacht, noch daß
14
mir daselbst ein Freund entgegen kommen und erwarten würde.
Vous lui
15
repondrez, que nous pouvons d’autant moins lui accorder un pareil
16
delai, qu’il doit trouver dans une ville aussi importante que Konigsb.
17
des medecins aussi experts qu’il peut y en avoir à Halle Signé dela Haye
18
de Launay.
19
Grodart
.
20
Nun, Hochwürdiger Vater und Freund, ich thue Ihnen meine
Ohrenbeichte,
21
und bitte um Absolution meiner Schooß- und Busensünden. Mein
22
damaliges Mittagsgericht war eine derbe Schüßel graue Erbsen mit Rindfleisch
23
gekocht und Poree angemacht. Den grauen Erbsen zu Liebe war mein seel.
24
Vater im Lande geblieben. Sonst sind die weißen durchgeschlagen mein
25
Leibgericht;
und
aber auf meine alte Tage nimmt mein Geschmack an den
26
grauen mehr und mehr zu. Ich bin daher auch damit zufrieden, daß die
27
Hausmutter dem Studenten zu Gefallen uns öfterer damit bewirthet als
28
sonst. Wir aßen im Hayn Mamre – und ich verschlang meinen Mittag mit
29
einem so grimmigen Wolfshunger, mit solcher Rachgier, wie man hier zu
30
Lande sagt, als wenn
dela Haye de Launay
und
Grodart
in der Schüßel
31
gelegen hätten. Gleich nach der derben Mahlzeit bot ich meinen Sohn auf
32
mich zu begleiten, um noch einige Gänge nach der Stadt vor Aufschluß des
33
Packhofes zur Zerstreuung und Erleichterung meines schwer beladenen
34
Herzens und Magens zu thun.
35
Die Verdauung gieng geschwinder und leichter von statten, als ich
36
gehofft hatte. Mein Nachbar, der Regimentsfeldscheer Miltz fand den Morgen
37
drauf meinen Puls in seinem gewöhnlich schleichenden matten Paßgange
S. 13
und rieth mir ein klein
Digestiv
von Hausmittel einzunehmen, welches ich
2
auch auf der Stelle that, und ohngeachtet der gewesene Hofmeister meines
3
Sohns, HE Scheller noch denselben Tag bey mir wider Herberge nahm und
4
mehr als eine Woche mit einem kleinen dunkeln Kammerchen für lieb nehmen
5
wird, ließ ich mich weder durch diese äußerl. und meine innere
6
Ruhe
Unruhe nicht abgehalten mein jährliches Fest der
Eucharistie
am
V.
Sontag
7
nach
Tr.
und noch dazu mit meinem
Johann Michael
zum ersten mal
8
zu feyern.
9
Ich finde in dem ganzen
Drama
dieser Begebenheit einen unsichtbaren
10
Leitfaden einer höheren Vorsehung und Regierung, dem ich blindlings zu
11
folgen schuldig und willig bin durch jeden Act und Scene deßelben. Außer
12
dieser Pflicht des inneren Menschen, schien mir auch die abschlägige Antwort
13
auf mein Gesuch eine
doppelte Wohltat
für mein Fleisch und Blut
14
1. ein
alimentum
meines vielleicht lächerlichen
Haßes
, den ich aus
15
patriotischen oder pharisäischen Eifer den welschen Hunden geschworen habe, wo
16
nicht meinen Muth doch meinen Kützel an ihnen zu kühlen. Meiner
17
Mu
h
se hat sich das:
Komm ich um
, so
komm ich um
– meiner
18
Muhme Esther so lange und so fest eingeprägt, daß ich gern ein blaues
19
Auge wagen möchte, aber nicht eher, als bis ich bey den Haaren dazu
20
gezogen werde. Es wäre eine heimliche Last für mich gewesen, diesen
21
Beutelschneidern und Schinderknechten meines allerdurchl. Landesvaters ein solches
22
Glück, als ich mir ehmals träumen laßen – zu verdanken zu haben.
23
2. Aber dies Glück im Traum wurde auch wie ein leerer Schlauch für
24
mich – und um meine Ohrenbeichte, liebster Herder zu vollenden, waren Sie
25
und noch 2 andere Freunde, die mir Gott gegeben hat, sagte Adam im
26
Paradiese, Schuld an meiner Verlegenheit, durch Ihre Ungedult und Erwartung
27
und Zurüstungen Freude und Ehre von mir zu erleben, die Ihnen gewiß
28
fehlgeschlagen wäre. Ich alter unvermögender sophistischer Greis hätte wie
29
Blumauers
pius Aeneas
von reiner Butter auch allen Ihren Pasteten eine
30
sehr unsaubere Figur gemacht, daß Sie mehr Ärger und Schande als
31
Zufriedenheit von meiner Heimsuchung gehabt hätten.
32
Nach der Lage aller Umstände weiß ich allso nichts klügeres und beßeres
33
anzufangen, als stille und ruhig zu seyn, bis mein unbekannter Wohlthäter
34
mit seiner jungen Frau von Paris zurückkommt, denn ihn zu sehen ist mein
35
Hauptgeschäfte
und das gröste
Bedürfnis
, das ich allem
36
lüsternen Genuß der Freundschaft vorziehen muß, zu dem ich stumpf und steif
bin
37
Am meisten hat es um meinen Sohn mir leid gethan, und um die Freude,
S. 14
die wir wenigstens an unsern Kindern gehabt hätten. Er hat sich beßer zu
2
finden gewußt, als sein alter Vater, und ich habe ihm zur kleinen
3
Schadloshaltung erlaubt HE Scheller zu Waßer nach Pillau, und zu Fuß nach
4
Trutenau zu begleiten. Ich habe allem Vergnügen für diesen Sommer
5
entsagt.
6
Ich habe die Freude gehabt von meinem Hill einen Brief aus Wien zu
7
erhalten den 27
pr.
wo er den 11
pr.
angekommen in Lumpen, ohne 1
8
Kaysergulden in der Tasche. Ich habe die 18 # die ihm in Welschl. gestohlen
9
worden ihm den 4 d. übermacht. Hippel gab mir allein 12 #. Er hat in Trieste
10
5 Wochen wegen eines schlimmen Ausschlages sich aufhalten müßen, der ihn
11
abgehalten mit einem Schiffer, den er bereits halb verdungen, nach Smyrna
12
zu gehen. Ein evangelischer Prediger in Trieste Arnold hat in seiner Gemeine
13
5½ #
collig
irt, aber der Superintendent Fock nicht das Herz gehabt ihm
14
4 # vorzuschießen, sondern ihm die einzige Wohlthat erzeigt ihn an den
15
Buchhändler Wucherer zu verweisen, der sich seiner angenommen. Er hat
16
von Trieste bis Wien 5 Kaysergulden ausgegeben. Die ganze Reise bis Rom
17
hat ihn nicht mehr als 16 # gekostet. Ich wünschte sehr, daß dieser
18
außerordentliche
junger
wilde junge Mensch nach Weimar käme um ihn
19
kennen zu lernen. Im fall er Geld braucht, bitte nichts als einen
Vorschuß
20
von Ihnen, weil ich hier noch Geld von ihm liegen habe – und ihn als einen
21
Vorläufer
Ihres alten Freundes anzusehen.
22
Verstehen Sie unter
J
Leßings
Evangelisten seinen theol. Nachlaß? Ein
23
Pack von Hartknoch für mich liegt noch in Berl. worunter auch der 2te Theil
24
des
Monboddo,
deßen
Ancient Metaphysics
ich auch erwarte als einen
25
Pendant
zu
Harris Arrangements
u
Philological Inquiries,
in denen ich
26
eben nicht gefunden, was ich gesucht.
27
Wer mag doch Verfaßer der Schrift über
Offenbarung Judentum
28
u Christentum
seyn? Von Mendelssohns
Morgenstunden
soll
29
schon der erste Theil fertig seyn, neml. gedruckt; wie sein kleines Jerusalem
30
2 Theile hat. Der Titel ist ein Rätzel für mich – bedeutet vielleicht eine
31
Rhapsodie
im Shaftesburyschen Geschmack.
32
Sie sehen, liebster H. ich bin nicht im stande einen Brief zu schreiben; so
33
mürbe ist mein Kopf, so leer – Gott erhalte Sie desto gesunder, und laß die
34
Brunnencur an Ihnen und
Theano
geseegnet seyn, und fördere den
35
Fortgang Ihrer
Ideen
und
Blätter
. Wenn Sie kein Deutsch können; was
36
soll ich sagen? Ihre beyde jüngste Schriften sind bewährt wie das Silber im
37
Tiegel und das Gold im Ofen. Adelung hat meine Scherflein viermal in
S. 15
seinem 1 Theil über den hochdeutschen Styl
citi
rt, ohne den rechten Fleck
2
getroffen zu haben.
3
Mein Gast Scheller hat heute für den Pf. Fischer gepredigt, ich habe mich
4
nicht aus dem Hause gerührt. Ich glaube daß die naße, kalte stürmige
5
Witterung auch viel Einfluß auf mein Gehirn, wie in meinem ganzen Körper
6
hat. Gestern fieng ich ein paar Zeilen an Scheffner an, dem ich schon auf
7
einige Briefe Antwort schuldig bin, muste aber auf einmal abbrechen, weil
8
mir die Finger wie abgestorben waren, und ich muste ins Bett kriechen um
9
mich zu erwärmen. An statt meinen angefangenen Brief zu Ende zu bringen,
10
kommt es mir wie ein
Paroxysmus
an,
Sie
Ihnen
zu schreiben, welches ich mir
11
erst über 8 Tage bey beßerer Ruhe vorgenommen hatte. Weder Ruhe noch
12
Beßerung ist abzusehen. Ich tauge weder zur Leyer der
Correspondentz
13
noch
Conversation,
und ich wäre Ihnen und allen meinen Freunden eine
14
unausstehliche Last und rechtes Skandal gewesen.
15
den 11 Montags.
16
Nun, liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Ich will noch suchen
17
diese Seite voll zu machen. Habe erst vorige Woche zufällig erfahren aus
18
einem alten Briefe unsers
Jac.
an unsern Kaufmann, daß unser B. den
19
Titel eines Raths
an
. Seine Ehe hat mir herzl. Freude gemacht, und ich bin
20
auch mit seiner Reise zufrieden, die er wegen seiner Gesundheit thut, und daß
21
ich ihn erst
nach
derselben zu sehen bekommen werde. Aber übrigens weiß
22
ich von seinen Umständen kein lebendiges Wort, so sehr ich auch einige Winke
23
darüber erwartet. Seine
Diät
scheint seiner Gesundheit eben so nachtheilig
24
zu seyn, als mein unbändiger Appetit bey meiner sitzenden Lebensart, und
25
sein Vertrauen auf diese Diät scheint mir die gröste Qvelle des Uebels zu
26
seyn, das er leicht durch einen welschen Qvacksalber ärger machen könn
en
te,
27
wofür ihn Gott behüten wolle! Der Unterschied zwischen der
Oekonomie
28
eines ledigen Junggesellen und ehlichen Hausvaters muß erst durch
29
Erfahrung und kann nicht
a priori
erlernt werden. Wenn man selbst Kinder zu
30
erwarten hat, können nicht fremde auf jener Eigenthum Ansprüche machen.
31
Den inneren Character meines Wohlthäters kann ich aus seinen Briefen und
32
der Sympathie unserer Gesinnungen lesen und schlüßen; aber die äußeren
33
Data
erfordern eine andere Evidenz. Er hat mir immer zu einem
34
Hauptbriefe
Hoffnung gemacht, den ich aber noch nicht erhalten, und der vielleicht
35
über alles mir die nöthige Auskunft gegeben hätte. Nun aber weiß ich noch
36
kein einziges Wort nicht was ihn bewogen noch wozu? sondern ein bloßes:
S. 16
Nimm hin, dank Gott
und
bekümmere dich um weiter nichts
.
2
Das hab ich auch bisher redlich gethan, und werd es auch thun – in Ansehung
3
der Zinsen, die Gott sichtbar seegnet durch die Bildung meiner Tochter, ich
4
meyne die innerliche, nicht die äußerl. welche der Baroneße eben so viel
5
Thränen als mir selbst ablockt, ohngeachtet ich sie wenig besuche, und nur
6
einmal jeden Monath in mein Haus holen laße – alles nur durch die dritte
7
Hand und zufällig erfahre, mit welcher rührenden Zärtlichkeit sie meiner
8
Lisette Reinette
dankt für ihren triebsamen stätigen Fleiß und sittsame
9
Gelehrigkeit, wie glücklich Sie sich schätzt, wenn alle übrigen ihr ähnlich
10
würden und ihr das Leben so erleichterten – Sie hält meine Tochter in
11
Kleidung und Lehrstunden beynahe ganz frey und begnügt sich mit der bloßen
12
Pension
– und den ital. Sprachmeister, den mir Hill bey seiner Abreise
13
empfahl und an seiner Stelle zurückließ um eben den Thaler des Monaths,
14
für den er ihm Stunden gegeben hatte. Er heist
le Roi,
ist ein gemeiner
15
Soldat, den der Hauptmann
Cornelius
zu seinem Freund gemacht hatte.
16
Kurz, ich hab es unserm J. so nahe gelegt, daß ich auf alle meine Grillen ein
17
wenig Erläuterung von ihm nächstens erwarten kann.
18
Noch eins fällt mir ein. Hippel ist hier mein nächster Freund und ein
19
großer Wohlthäter meines Sohns. Wir speisen die Woche wenigstens
20
Einmal bey ihm. Er hat geglaubt Ihnen als ein
em
Landsmann und wahrer
21
Theilnehmer, patriotischer Theilnehmer Ihres litterarischen Ruhms mit
22
seinem
Medaillon
eine Freude zu machen, den er mit vieler
Discretion
nur selbst
23
austheilt – er hat den Künstler
Collin
auch vermocht mich zu versteinern,
24
und weil er
ihn
darüber eine Mäckler Stelle geben muste, werd ich wol das
25
letzte Gemächt seiner
Virtù
werden – und einen jüdischen Mahler
Levi
gar
26
an einem Kupferstich preuß. Kunst u Art zu arbeiten. Schreiben Sie mir
27
allso ein wenig vor, auf welche Art ich es mir soll merken laßen, daß sein
28
Andenken Ihnen angenehm gewesen und daß Sie an dem Guten, was er an
29
der Residenz und Hauptstadt unsers lieben Vaterlandes
thut
noch einigen
30
Antheil nehmen. Kommt es so weit, daß Sie einen Durchzug halten, so
31
werden Sie in allem Ernst sein
Hotel
als das beste adl. Steinhaus in gantz
32
Kgsberg, seinen Schultheißensitz auf den Huben, seinen Gartengeschmack
33
bewundern – Antworten Sie doch bald wegen des Mitauschen Gerüchts – Gott
34
laße Sie den Geburts Monath mit Gesundheit, Seegen und Wonne erleben.
35
Auf allen Fall hat mir Gott schon einen Peltz und eine Mütze bescheert, auch
36
Reisestiefel – die in Weimar nicht unbekannt sind. Pathchen u Louischen
37
werden Mama
Theano
den zweiten Theil einpacken helfen, daß er warm
S. 17
und schwitzend mir zu Handen komt. Gottes Seegen über uns und die
2
Unsrigen!
Ihr ewig treuer
Johann Georg H
. mit Herz und Hand bis
3
zum Widersehen!
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 282–283.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 257–262.
ZH VI 10–17, Nr. 853.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
10/27 |
mein ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: mein |
|
11/17 |
Gen. Adm. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gen.Adm. |
|
11/19 |
Nachdruck, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachdruck |
|
12/10 |
s Suppe ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Suppe |
|
12/19 |
Grodart ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grodart |
|
12/20 |
Ohrenbeichte, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ohrenbeichte |
|
13/17 |
, so ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: so |
|
13/36 |
bin ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin. |
|
14/7 |
pr. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: pr |
|
14/7 |
pr. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: pr |
|
14/22 |
J Leßings ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leßings |
|
15/10 |
Sie Ihnen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen |
|
15/19 |
an ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat |
|
16/24 |
ihn ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm |
|
17/2 |
Johann Georg H ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Johann Georg H |