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Würdigster Freund,
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Meine Feder ist mir bisweilen noch undienstfertiger, als meine Zunge. Ich
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war nicht im stande vorigen Sonntag Ihre gütige Zuschrift mit einer
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einzigen Zeile zu erwiedern. Um Ihnen den Empfang des Innhalts einiger
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maaßen zu bescheinigen, gab ich Ihrem Bedienten die
Oeuvres
des
Duval
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mit, welche mir ein Student aus dem Logis des Pr. Kraus ablieferte, ich
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weiß selbst nicht wie? Montags frühe begleitete ich meinen Sohn zum HE
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Pf. Fischer zu seiner Abreise nach Graventihn, erkundigte mich genauer nach
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dem Hause, wo Sie abgetreten waren, und kam eben an, wie man eine
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Kutsche anspannte, Ihnen nachzufahren und das Geleite geben.
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Meine herzlichsten Wünsche haben Sie, würdigster Freund, wenigstens
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begleitet, und ich hoffe bald durch unsern
Doron
die Erfüllung derselben zu
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vernehmen. An Ihre weitere Reise habe ich wenigstens gedacht, da ich mit
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meinen beyden Kindern nach dem Tragheim fuhr, um ihre älteste Schwester
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abzuholen, und mir dieser kurze Weg beschwerlich wurde, weil ich des
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Fahrens gantz entwöhnt bin. Es war also in meinen Augen ein göttlicher Beruf
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für Sie, nach Hause zu eilen, und Gott gebe, daß
Ruhe
und
Freude
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Ihrer daselbst erwarten!
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Meine Absicht ist es wohl nicht gewesen, würdigster Freund, daß Sie Ihre
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Neugierde bezahlen sollten. Ein Mensch, der mit 16 # von hier bis nach
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Rom gekommen, hat an 30 mehr als zu viel, um von Wien nach seiner
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Heimath zu gelangen: unterdeßen danke ich in seinem und meinem Namen,
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denn einen frölichen Geber hat Gott lieb, wie geschrieben steht: Er hat
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ausgestreuet und gegeben den Armen. Seine Gerechtigkeit bleibet in Ewigkeit
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2
Cor IX.
7.9.
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Sie werden vielleicht in dem kleinen vertrauten Briefwechsel nur einen
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gantz
gemeinen Kopf
finden, aber der wenigstens
gute Füße
hat –
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und das
Herz
schlägt früher, als unser
Kopf
denkt – ein
guter Wille
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ist brauchbarer als eine noch so
reine Vernunft
.
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Ich habe gestern einen Brief aus
Paris
erhalten, wo man wegen meines
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Kreuzzuges im heil. Römischen Reich auf deutschen Grund und Boden ohne
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Noth sehr unruhig ist, und habe heute einen Brief aus
Berlin
gelesen,
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wo ein HE. von
Bosch
,
Sous-Controleur
im Krahn die allergnädigste
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Erlaubnis zu einer Reise von 3 Monathen und vermuthl. länger, erhält – –
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die mir versagt worden.
S. 28
Beykommender zweiter Theil des Lienhard und Gertrud kostet 2 fl. das
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Heften 6 gl. den Ueberschuß von 24
werde b
hat mein Sohn bey HE
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Dorow
abgegeben.
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Die Briefe des
Duval
an seine nordische
Bili
verdienen kaum alle gelesen
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zu werden. Sein
Leben
und die dahin gehörige
Aufsätze
nebst den
6
Antworten
des lieben Mädchens verdienen die meiste Aufmerksamkeit.
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Natur
und
Erde
, die unser aller Mutter ist, sey Ihre
Bibliothek – und
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Lieblingsstudium! Die Autorschaft Ihrer
Muse
, ein Ebenbild Ihres Lebens,
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das Hände und Füße, Kopf und Herz hat! Gott mache Sie zum geseegneten
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und fruchtbaren Stamm, genommener Abrede gemäß, aber zum Zeugen
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Ihres Glücks und Ihrer Freude
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Dero
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tief ergebensten Freund u Diener
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Johann Georg Hamann.
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Kgsb. den 28
Julii
85.
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Mit stumpfer Feder und noch stumpfern Kopf, aber desto schärferm
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Gefühl Ihrer Aufmerksamkeit, die alle Mängel der meinigen völlig ergänzen
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wird.
Vale et faue!
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 264 f.
ZH VI 27 f., Nr. 857.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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27/14 |
Doron |
Geändert nach der Abschrift Wardas; dort „w“ mit Bleistift über der Zeile vmtl. von Arthur Henkel ergänzt; ZH: Dorow |
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27/35 |
Bosch ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; dort „B“ doppelt unterstrichen, mglw. als Markierung einer unsicheren Lesung; ZH: Losch |
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28/4 |
Bili |
Geändert nach der Abschrift Wardas; dort „b“ mit Bleistift über der Zeile vmtl. von Arthur Henkel ergänzt; ZH: Bibi |
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28/7 |
Bibliothek – und ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Bibliothek und |