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Pempelfort den 29
ten
Julius 1785.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erh. den 17 Aug. 85
No
13.
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Lieber HerzensFreund
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Ich lebe seit vielen Wochen in einem unausstehlichen Gewirre von
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Geschäften, u bin deswegen nicht im Stande gewesen, Ihren Brief vom 22
ten
S. 32
Juni, den ich den 12
ten
dieses in Vaels erhielt, eher als heute, auch nur,
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flüchtig zu beantworten.
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Die abschlägige Antwort v Berlin hat mich sehr betrübt. Sie mögen
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sagen was Sie wollen, mein Verlangen Sie zu sehen bleibt daßelbige, u ich
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kann nicht zweifeln daß auch Sie bey der Reise gut gefahren wären.
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Von Buchholtz habe ich seit der Antwort auf den Brief den ich ihm nach
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Wesel schrieb nichts erfahren. Ich habe ihm auf gerathe wohl nach Paris
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geschrieben, u ihm, was Ihnen begegnet ist gemeldet.
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Cramers Buchholtz ist ein anderer; ein Holsteiner, wenn ich nicht irre. –
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Mit der Liebe unseres Buchholtz ist es folgender Maaßen zugegangen. Er
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hatte sich aus Gefälligkeit für einen Freund anheischig gemacht, auf einem
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bürgerlichen Feste, dem jener beyzuwohnen verhindert wurde, mit der
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ältesten
Mad
le
Detten zu tanzen, u so das gegebene Wort seines Freundes zu
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lösen.
Buchholtz
der die
M
Detten nicht kannte, gerieth erst an eine unrechte,
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u wurde hierauf zu seiner Mariane gewiesen, die ihn gleich intereßierte. Er
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besuchte sie des folgenden Tages in ihrem Hause, u es dauerte nicht lange, so
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war die Verlobung geschehen. Mariane Detten ist die Tochter eines
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Registrators, der seine Familie arm, u sich selbst tod gesoffen hat. sie hat eine sehr
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rechtschaffene Mutter, drey Schwestern, u einen Bruder. Jedermann hat sich
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über die Heyrath gefreut. Mariane ist durchaus gut gebildet;
oh
ihr
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Gesicht ist wie die Flamme v einem Wachslicht, u hat, nach meinem Gefühl
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etwas Klösterliches, überhaupt hat sie mir sehr
gut
gefallen. – Von
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Buchholtzens Vermögens Umständen weiß ich nichts genaues; aber ich glaube
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daß er mit dem seinigen ordentlich wirthschaftet. Für seine Person macht er
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fast gar keinen Aufwand, so daß ich zweifle ob er den vierten Theil seiner
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Einkünfte verzehrt. Wenn Sie eine gute Predigt für die Cardinaltugend der
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Oekonomie zu halten wißen, so wenden Sie sich lieber damit an mich; bis
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zur Buße habe ich oft u lange mich schon selbst gepredigt, aber bis zur
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gründlichen Bekehrung kann ich mich nicht bringen. Es gebricht mir überall an
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Weisheit…
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den 5
ten
August
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So weit hatte ich
gestern
heute vor 8 Tagen geschrieben, als ich durch
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die Ankunft der Gräfinn v Reventlow u ihres Mannes Bruder
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unterbrochen wurde. Sie war vor 2 Jahren mit ihrem Manne (welcher damahls
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dänischer Gesandte am Schwedischen Hofe war, u es nun am Englischen ist)
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u der Gräfinn Catherine Stolberg hier. Claudius hatte mir
damahls
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Mann u Weib
empfolen
, u sie hatten auch v noch andern meiner Freunde
S. 33
Briefe. Das Weib gefiel mir sehr, u hat mir diesmahl noch beßer gefallen.
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Drey Tage blieb diesmahl die gute Gräfinn. In der Nacht vom Sonntage
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auf den Montag bekam ich einen starken Rheumatismus im Genicke u der
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rechten Schulter, so daß ich mich nicht rühren konnte. Dienstag war es am
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schlimmsten, u so mußte mein Brief wieder einen Posttag liegen bleiben. Ich
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hatte große Bekümmerniß darüber, u gestern grämte ich mich hinten nach
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noch mehr, da Ihre liebe liebe Epistel vom
20
–
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Juli mir so ganz
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unvermuthet überkam. – Ich kann Ihnen nicht sagen, liebster, bester Hamann,
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wie sehr diese herzliche Epistel mich gefreut, mir im innersten der Seele wohl
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gethan hat. Ich bin nun gewiß daß ich Sie sehen, Sie in meinen Armen
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halten werde, ehe noch ein Jahr herum ist. Ich weiß auch daß Ihnen recht
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wöhnlich bey mir seyn wird. Ich wünschte in der Absicht mich u mein ganzes
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Hauswesen Ihnen schildern zu können. Aber das läßt sich nicht thun –
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Kommen Sie, lieber Hamann, kommen Sie!
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Ihr Hill, da er nach Italien reiste, hätte über Düßeldorf seinen Weg
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nehmen sollen. Ich habe es Ihnen schon einmahl gesagt. – Wenn es noch Zeit
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ist, so machen Sie daß ich ihn auf seinem Rückwege sehe. – Thun Sie’s,
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lieber Hamann! – O, thun
s
Sie’s.
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Die
philosophischen Vorlesungen über das so genannte neue
20
Testament
habe ich noch nicht gesehen, noch kein Wort davon gehört.
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Gleich gestern habe ich darum geschrieben u schreiben laßen. Es wird
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aber wenigstens 8 Tage dauren eh ich es erhalte, denn wir haben keinen
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ordentlichen Buchhändler in der Nähe. So bald ich das Buch gelesen habe,
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schreibe ich Ihnen meine Herzens Meynung darüber. – Was Sie bey dieser
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Gelegenheit vom Lesen sagen, ist vollkommen nach meinem Sinne. Wenn ich
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einem Autor Meister werden
konnte
, habe ich selten eher geruht bis ich
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es war. Ich bin im Grunde nur ein
sehr
mittelmäßiger Kopf; u daß ich
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etwas mehr zu seyn scheine, kommt bloß von dieser Methode, oder vielmehr
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von der Noth die mich dazu gebracht hat
. Ich könnte Ihnen
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hierüber viel erzählen.
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Mirabeau sur les lettres de Cachet et les prisons d’Etat
habe ich schon
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im Anfange des Jahres 83 nicht allein gelesen, sondern auch darüber
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weitläufig gegen eine Rezension in den Göttingischen Anzeigen geschrieben. Mein
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Aufsatz steht im April u May des Museums von demselben Jahre. Ich
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glaubte die Rezension wäre von
Schlözer;
dem ich schon ein wenig über die
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Nase hauen mochte, u erfuhr nachher, daß sie von meinem Freunde Müller
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war. Wenn Ihnen jene Stücke des Museums einmahl in die Hände fallen
S. 34
sollten, so werfen sie doch einen Blick auf die letzten Seiten meiner ersten
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Abtheilung. Es steht zwar etwas zu roh da was ich sagen wollte, u ist auch
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mißverstanden worden, aber ich meine noch immer daß ich im Grunde Recht
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habe. Das
Memoire à consulter
von Mirabeau
sur sa demande en
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cassation
habe ich gelesen, u bin sehr neugierig auf die vorhergegangenen Stücke
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dieses Prozeßes geworden. Wenn es mir gelingen sollte sie zu erhalten, wollen
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Sie sie sehen? Auf die
procédure de Pontarlier
bin ich am begierigsten, u
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gerade diese wird nicht zu erhalten seyn. Die Briefe des Vaters an den
Marq.
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de Marignaux
werden aber ziemlich die Stelle dieser
procedure
vertreten
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können. Es sind schreckliche Dinge in der Familie v
Mirabeau
vorgegangen.
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Diderot – oder der Graf Carl v Sickingen erzählte mir, die alte Frau v
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Mirabeau
hätte auf ihrem Todesbette, einmahl über das andre ausgerufen:
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il n’y a pas de Dieu!
Und mit Wuth ihren Mann aufgefordert:
Dis donc
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qu’il n’y a pas de Dieu!
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Ich höre u sehe nichts v unserm Buchholtz seit er mir aus Geldern schrieb,
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nachdem ich ihn zu Wesel hatte greifen laßen. Es war nie seine Meynung
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lange in Paris zu bleiben, u er wollte
im
mit dem Herbste wieder in
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Münster seyn. – Ich habe nie eine lieblichere Physionomie gesehen wie die v diesem
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Manne; nie eine die meinem Ideal v einem JohannesKopfe näher käme. In
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den Grundzügen hat er verschiedenes v Lavater. Aber von dem vollkommen
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schönen Munde des Buchholtz hat Lavater nichts. Dagegen ist Buchholtz klein
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v Statur, u ängstlich aufmerksam auf seine Gesundheit. Ueber seine naive
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Unschuld muß man sich wundern. Er sagte mir einmahl, es wäre curios,
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sein Mädchen wäre nicht ruhig als wenn er bey ihm wäre, u denn wär’ es
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ganz ruhig; er hingegen wäre nie unruhig als wenn er bey seinem Mädchen
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wäre, u bey dem Mädchen könte er nie ruhig seyn. Aus Furcht ich möchte ihn
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nicht ganz verstehen, erklärte er sich noch deutlicher. Meine Erklärung
von
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der
dieser Erscheinung schien ihm Genüge zu thun. Er hatte aber schon
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vorhin die Prinzeßinn darüber zur Rede gestellt, ob meine Behauptung im
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Woldemar, daß der Trieb zur Wollust im
weibch
weiblichen Geschlecht so
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äußerst schwach sey, Grund habe. Die Prinzeßinn, um des Weiblichen
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Geschlechts
Conto
der Tugend zu vergrößern, u durch kein
minus
dem
einem
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plus
die Wage zu halten, versicherte, ich hätte Unrecht, u der mindre Grad
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der Leidenschaft bey den Weibern, sey nur die erworbene Fertigkeit,
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derselben Widerstand zu thun: von Natur sey das Weib nicht minder reitzbar als
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der Mann. – Buchholtz war im Grunde das alles gleich viel: sinnlicher sind
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die Weiber, sagte er, ob mit dem obern oder mit dem untern Leibe, das wäre
S. 35
gleich viel; oder wenn nur im Ganzen, wie ich behauptete, so daß die
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Sinnlichkeit verschwemmt wäre, u nichts rein: desto schlimmer! – Buchholtz hat
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unveränderlich
nichts sehnlicher gewünscht, als daß Sie den nächsten
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Winter, mit Ihrem Johann Michel in Münster zubringen möchten.
5
Die Stelle in der Berliner MonathsSchrift deren Sie jüngst
so
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gedachten, hatte mir mein getreues
fac totum,
Heinrich Schenk schon
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aufgefunden. Wir zweifeln daß sie auf mich gemeint sey. – Es hat sich
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verschiedenes zwischen mir u Mendelssohn zugetragen. Die Leute sind in großer
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Verlegenheit, u ziehen mich dadurch vollends aus aller Verlegenheit. Ich
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laße würklich drucken. Alles läuft am Faden der Geschichte, u ich hoffe Sie
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werden mit dem Werklein zufrieden seyn, das ich Ihnen schicke so bald es die
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Preße verlaßen hat. Sagen Sie unterdeßen
niemand
etwas davon; auch
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Herder soll überrascht werden. – Die
Morgengedanken
sind
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vermuthlich zurück genommen worden, u erhalten eine neue Form. – Mendelssohn
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sagt mir gerade heraus, daß er mich immer weniger verstünde, je mehr ich
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bemüht sey ihm Erläuterungen zu geben; aber
gerade wie in meinen
17
Aufsätzen
, sey ihm im Spinoza selbst vieles unverständlich. Er will aber
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den
Statum controversiae
in der Schrift die auf Michael erscheinen soll
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festsetzen, um dadurch den Streit gehörig einzuleiten, u wenigstens zu
zeigen
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woran es liege, daß ihm manches so schlechterdings unverständlich vorkomme.
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– Nun muß ich ja wohl drucken laßen! denn nur der
Meßkatalogus
,
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wie Mendelssohn mir schreibt, wird mir Beweiß geben, daß er nach
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Maßgabe seiner jetzigen Schwäche in unserer
jetzigen
Streitsache nicht müßig
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gewesen.
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Von unserm Herder habe ich, seit er nach Carlsbad ist nicht das mindeste
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vernommen. – Ich muß abbrechen, um nicht abermahls die Post zu
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versäumen – Leben Sie recht wohl, liebster theuerster Hamann! – Nennen Sie mich
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dann u wann dem vortrefflichen Hippel. –
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Noch einmahl muß ich Ihnen sagen, wie sehr mich Ihr gestern
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eingelaufener Brief gefreut hat – Sie auf einmahl wieder so ganz lebendig,
so ganz
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durchweht von Ihrem Geiste zu sehen
! – Lieber Hamann. – Noch
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einmahl, leben Sie wohl, ich herze Sie mit innigster treuester Liebe –
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F Jacobi
Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 858 und 859.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 72 f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 100 f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 143–147.
ZH VI 31–35, Nr. 860.
Zusätze fremder Hand
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31/35 |
Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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31/35 |
No 13. ]
|
Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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32/14 |
Buchholtz ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Buchholtz, |
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32/37 |
empfolen ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: empfohlen |
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33/35 |
Schlözer; ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Schlözer, |
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35/19 |
zeigen ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: zeigen, |