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116/10
Kgsb. den
4
Novbr
85
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Herzlich geliebtester Freund,
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Den 16
Oct. Dom. XXI.
hatte ich meine Andacht, und Nachmittags
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wurde meine
Lisette Reinette
in der Tragheimschen Kirche eingesegnet. Den
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20 kam mein lieber Hill
an
mit einem kleinen Homer zum Geschenk von
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Herder und einem ganz kleinen
Epictet
von seinem lieben Gottfried an
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Michel und einem Briefchen von meinem Pathen August in der Tasche an.
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Den 26 war mein ganzes Haus zu Hills
Oncle,
dem Reg.Feldscherer Miltz
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eingeladen. In meiner Abwesenheit hat HE Füesli Ihr
Päckchen
abgegeben.
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Ich habe ihn Donnerstags u Sonnabends drauf des Morgens besucht, und
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fand ihn voll Unruhe, weil der Fuhrmann alle
Coffres
über das Haff hatte
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gehen laßen. Sie waren also nicht im stande den geringsten Besuch
abzulegen,
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und sind Montags frühe abgefahren, nachdem die Sachen den Tag vorher
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angekommen waren. Er schien in Ansehung seines Grafen in Verlegenheit
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zu seyn, und ich habe letzteren gar nicht gesehen. Ich und Ihr lieber
Fuesli
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haben uns einander wenig kennen gelernt. Die Schuld hat an uns beiden
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oder an keinem gelegen, sondern an Umständen.
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Den 23
pr.
wurde endl. mit einem Briefe aus Weimar erfreut, deßen
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Ausbleiben mich wegen Hills so beunruhigt hatte. Der Printz von Gotha, die
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Fürstin Galliczin mit dem Minister von Fürstenberg, Hemsterhuis und dem
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Rath Sprickmann p p haben sein Haus nach des Wanderers Abreise
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heimgesucht, der sich 3 Tage bey ihm aufgehalten, und alles Liebe und Gute
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genoßen, das ich weder Ihm noch keinem meiner Freunde vergelten kann.
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Ihr Levi ist den 26 abgereist. Ich konnte ihm noch eine gute Reise
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wünschen, da er eben in die Kutsche stieg und mit seiner jungen Frau abreisen
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wollte. Dängel,
sagt man
, legt sich auf die
Theologie.
Schlimmer wär
S. 117
es, wenn Sie auch die Bücher eingebüßt hätten außer ihrem Werth. Dies
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Glück haben Sie vielleicht dem undankbaren zu verdanken; denn menschl.
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Ansehen nach, geht es mit der ganzen Wirthschaft auf die Neige. Kanter hat
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sich das
Zerbach
sche Haus gekauft.
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Mit Cr. Rath Jensch werde noch vorher wegen des verlornen Briefes
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reden, ehe ich der Bar – daran denke, bey der ich alles was ich kann thun
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werde. Zeit bringt Rath. Mein Wohlthäter ist schon längst von Paris nach
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Zürich gegangen und wahrscheinl. schon daheim. Die Haare stehen mir zu
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Berge, an meine Reise zu denken. Was ist unser
Tichten
und
Trachten
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– wenigstens
wandelbar
!
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Gott gebe Ihnen nur Gesundheit zu Ihren Geschäften und erhalte Sie
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bey Kräfte und gutem Muth – Das wünsch ich auch meiner lieben Frau
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Gevatterin – Aber was für ein Weg! Nun es giebt ja noch Engel, die
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Menschenhüter und Wächter sind. Unser Kapellmeister Reichardt bleibt diesen
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Winter in Paris. Wie das zugegangen, weiß man noch nicht.
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Der erste Theil von M.
Morgenstunden
oder
Vorlesungen
über das
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Daseyn Gottes
ist auch schon hier und der
alles zermalmende K.
wie er ihn
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in der Vorrede nennt, wird nicht dazu stillschweigen, welches ich ihm
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nicht verdenken kann – recensirt auch vielleicht jetzt schon den 2ten
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Theil der Ideen – Mein alter schwindlicher kahler Kopf hat nichts als
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Grundeis, aber keine Grütze mehr in sich. Nun Gott wird
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helfen Amen.
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Habe
alles richtig erhalten
, und
mehr
als ich gebeten und
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gewünscht habe. Haben Sie Gedult mit Ihrem unnützen Knecht, und seinem
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unartigen Sohn, der übrigens
fleißig
ist, das ich ihm zum Ruhm
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nachsagen kann. Das Gedeyen kommt aber von höherer Hand. Von
Me Courtan
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erwarte ich wenigstens manchen guten Winterabend, uns Ihrer zu erinnern.
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Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus, erfülle alle Ihre Wünsche und die
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meinigen, Ihnen mit der That beweisen zu können, daß ich Ihres
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freundschaftlichen Vertrauens nicht unwürdig gewesen bin, und niemals aufhören
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noch ermangeln werde zu seyn, mit den Meinigen, der Ihrige in
petto
und
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effetto
Johann Georg Hamann.
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Adresse mit Mundlackrest:
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An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
.
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsberg
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Empf den 3
Nov
1785
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 122, 158.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 134.
ZH VI 116 f., Nr. 888.
Zusätze fremder Hand
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117/36 –37
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Johann Friedrich Hartknoch |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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116/10 |
4 ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: 4. |
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116/21 |
abzulegen, ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: abzulegen |