889
S. 118
Kgsb. den 5
Novbr
85.
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Herzlich geliebtester Freund und Jonathan,
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Ich habe diesen Morgen mit einem gewaltigen Gelächter eingeweyht, bey
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Ihrem Namensvetter, wo ich eine Einl. an Hartknoch zu bestellen hatte. Der
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Anlaß betraff einen Wortwechsel mit einem
Oncle
Tobias, der heute vor
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8 Tagen eine große Gesellschaft von Mädchen bey sich gehabt des
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Leichenaufzuges wegen.
Wir
Er und ich konnten garnicht einig werden, ob diese
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Gesellschaft aus 9, 10, oder 11 Personen bestanden hatte. Der
Oncle
hat den
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hiesigen Rathskeller und ist also ziemlich geübt Gäste zu zählen. Mir war
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eben so viel daran gelegen die rechte Zahl auszumitteln, weil meine Tochter
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mit gewesen war. Der junge
Neveu
nahm blos an dem Spiel unserer
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Finger beym Rechnen und Zählen Antheil – und da er aus
respectu parentelae
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sich des Lachens hatte enthalten müßen, war er desto froher mich beym
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Abschiede begleiten zu können. Wir schöpften an der Thür Luft, und die Natur
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hielt sich mit vollen Zügen schadlos, daß uns beyden die Thränen aus den
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Augen stürzten – Ich lief den Comm. Rath
Fischer
vorbey und eben gieng
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sein Bedienter ins Haus, der just von der Post kam mit dem
Avis
Ihres
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Päckgens, das er sich erbot von dem
Plombage-Bureau
abzuholen, womit
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mir auch ein großer Gefalle geschah. Vor mir fand in meiner Amtsstube auf
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dem Tische die Hamburgschen Zeitungen und weil ich selbige immer von
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hinten anfange, den neuesten Band der allgemeinen deutschen Bibliothek
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angezeigt und im Innhalt eine
Recension
des
Schiblemini
. Das war wider
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Waßer auf meine Mühle – und Sie können leicht denken, wie ungedultig
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ich bin meine Erwartung vergleichen zu können mit dem ergangenen
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Gerichte, das mir je ärger, desto lieber seyn
wäre
wird. Ich wurde auf eine
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Viertelstunde zu Hause geruffen, und kaum war ich auf meinen Post
en
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zurück gekommen; so kam der gute Bote mit Ihrem Päckchen. Mit dem einen
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Exemplar lief ich gleich auf die
Accise
Cammer um es meinem Freunde dem
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Einnehmer einhändigen zu können, der mir dafür meldete, daß diesen
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Morgen die Auszahlung unserer
Remisen
oder
Gratification
angekommen, aber
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die gröste Hälfte gestrichen wäre, anstatt einige 80 allso nur 41 rth uns
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ausgezahlt werden sollen. –
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Ich schreibe diesen Brief, da
Candidat
Jenisch mit Raphael und meinem
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Michael in der einen Stube den Sophokles exegesirt, und
Cand.
Hill in der
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andern die Anfangsgründe des Claviers meinen beiden jüngsten Mädchen
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vor declamirt – und mehr Stuben hab ich im Winter nicht. Gottlob daß ich
S. 119
von meiner Kindheit an zum Tumult beym Arbeiten gewohnt worden bin.
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Ich habe vorgestern den
Aristée
des Hemsterhuis mit so viel Vergnügen
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durchgelesen, daß ich mir
vornahm
meinen Dank dafür ausdrückl. zu
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widerholen, und bin heute durch neue Gaben für mich und meine Freunde dazu
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verpflichtet. Das dem Kr. Scheffner zugedachte Exemplar habe heute schon
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an Hippel abgegeben, der sich daran statt des seinigen pfänden kann, und
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ihm die Auslieferung oder Umtauschung mit dem seinigen überlaßen.
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Scheffner, der alle Woche fast zu schreiben und Bücher an mich zurückzuliefern,
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die ich hier für ihn auftreiben kann, gewohnt ist macht mich für seine
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Gesundheit besorgt. Vielleicht ist aber der schlimme Weg schuld daran, daß
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nichts nach der Stadt kommen kann. Wann ich den
Turgot
werde lesen
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können, weiß ich nicht. Kraus wollte mir einbilden ihn schon im deutschen
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gelesen zu haben.
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Vorgestern besuchte Kant, und gab mir den Brief des Mendelssohns zu
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lesen, mit dem er ihm seine Vorlesungen zugeschickt unter 17 Oct. Ich
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versprach ihm keinen Misbrauch davon zu machen, und muß Ihnen
im
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Vertrauen
sagen, daß man dort über Ihr Büchlein sehr erbittert und
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aufgebracht zu seyn scheint. Dieses melde ich Ihnen mit widerholter Bitte, sich
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nicht aufbringen noch in Harnisch jagen zu laßen: sondern desto
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gleichgiltiger zu
seyn
–
21
Ich glaube daß die
Recension
des Schiblemini schon mehr Licht geben
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wird für uns beyde. Kant wunderte sich selbst – Er hat Hip. schon diesen
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Brief mitgetheilt, der mir nicht eine Sylbe davon gesagt und sich über K.
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Vertraulichkeit wundert.
/
Sie merken hieraus das Verhältnis des
Politici
gegen
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den Philosophen u Philologen, nicht eben zu unserm beiderseitigen Vortheil.
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Nehmen Sie sich alles
ad notam,
machen Sie aber keinen Gebrauch, auch
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selbst bitte ich um Verschwiegenheit gegen Ihre u unsere Freunde. Kant hat
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sich vorgenommen,
mit aller Kälte
, sich in einen Gang mit Mendelssohn
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einzulaßen, woran ich viel Antheil nehme und ihn dazu aufgemuntert habe.
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Eine kleine
Diversion
kann Ihrer guten Sache auch nicht schaden. Ich
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bitte also nochmals, enthalten Sie sich, entziehen Sie sich, so viel Sie können.
32
Der
Frevel
, Briefe
ohne Erlaubnis
lebender Freunde offentlich
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zu machen,
Vertraulichkeiten
t
Todter
aufzudecken – ist nicht
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vergeßen. Man versteht Sie nicht – und hierinn sind Sie mit Kant – und
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vielleicht dem Prediger in der Wüsten in gleicher Verdamnis.
Versteht
36
man sich selbst
?
Lavater
komt auch in dem Briefe vor. Man findt
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in Ihrem Spinoza Büchlein, wie Claudius es nennt, des Sp. Kopf,
S. 120
Herders Torso u Göthens Zehen. Ich muß Sie ein wenig vorbereiten und
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abhärten gegen ärgern Unglimpf, dem Sie kaum entgehen werden. Bekommen
3
Sie die
allg. d. Bibl
. eher in Händen als ich, so theilen Sie mir Ihre
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Gedanken darüber mit. Für mich wäre es eine Wohlthat, wenn
S
sie das
5
Spiel so grob wie mögl. getrieben hätte
n
.
6
War willens morgen den ganzen Tag zu Hause zuzubringen, werde aber
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wohl ausgehen müßen. Ihr Namensvetter hier ist ein
weitläuftiger
8
Anverwandter und steht in Geschäften mit dem alten Vetter Nabal. Ich
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werde also wo nur immer mögl. ein Exempl. mit der Post kommen laßen.
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Vielleicht arbeiten diese ehrlichen Leute ohne ihr Wißen und wider ihren Willen
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für mich. Da ich aber noch nichts weiß; was kann ich davon sagen?
12
Dom.
XXIV.
6. November 1785
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Ich habe heut frühe dem Kr. Scheffner den Empfang Ihrer Schrift
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angemeldt, gieng darauf in die Kirche, und von da zu einem außerordentl.
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Frühstück – wobey ich zugleich das neueste Stück der allgem. d. Bibl. besorgte, das
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mit der ersten Post – höchstens innerhalb 14 Tagen – hier seyn kann. Mehr
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kann ich vor der Hand nichts thun, und muß das
Corpus delicti
abwarten.
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Da kommt ein zweiter Brief aus Wien, von dem mir jeder ½ rth
Porto
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kostet. Er ist von einem ehrl. Mann, der meinem Hill Guts gethan. Ich habe
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noch keinem meiner Freunde Nachricht u Dank abtragen können; nicht
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einmal Herder für seine letzte Oelung, die bis nach Konigsberg gereicht, noch
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dem Apostel in Zürich, dem Hill so viel und ich noch mehr zu danken hat.
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Was Sie neulich gegen Ihr Ohr ausstießen – eine solche Bestialität meines
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ganzen Sinns und Gefühls drückt mich bisweilen zur Verzweifelung. Ich
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bin nichts, ich weiß nichts, ich kann nichts. Beßer
nihil,
als
Caesar
zu seyn.
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Dieser Trost ist so närrisch, als die Verlegenheit meiner Lage.
27
Sie erfüllen meinen Wunsch mir B. Ankunft zu melden. Was soll ich Ihm
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schreiben? Mir fehlt es noch immer am ersten Wort: Es werde Licht! Meine
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Geschwätzigkeit gegen Sie ist ein
e
eben so grober Misbrauch Ihrer
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Gedult und Nachsicht. Ich muß Ihnen noch eine Lüsternheit beichten – Es fehlt
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mir jetzt nicht zum äußern Verstande Ihres Buchs, als der Brief des
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Hemsterhuis, deßen Antwort Sie dem Publico mitgetheilt. Ich möchte gern sein
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ganzes Urtheil über Spinoza wißen. Sind
keine Familienumstände
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in seinem
Briefe: so wär mir das Original lieber als eine bloße
Copie
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und ich werde die mir vorgeschriebene Bedingungen gewißenhaft erfüllen.
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Des Mannes Denkungsart intereßirt mich mehr – und meine übrigens
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unfruchtbare Einbildungskraft wird durch jeden originellen Zug aus der ersten
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Hand, bisweilen
impraegnirt.
Verzeyhen Sie meine Thorheit – auch eine
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abschlägige Antwort ohne
Motiven
wird mir lieb seyn.
4
Ich eile mit meinem Brief zu Ende, hoffe auf gute Nachrichten von Ihnen
5
u Ihren Nachbarn – bin willens morgen Abend ein paar Stunden
bey
6
meinem
ältesten
Freunde, Kriegsr. Hennings zubringen, dem ich schon seit
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Monathen einen Besuch versprochen, werde mir alles was mögl. vom Halse
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zu schaffen suchen – wünschte daß Scheller bald ankäme und in völliger
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Ruhe zu seyn zum Empfang des auf Golgotha gepflanzten Kreuzes – nicht
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darauf zu antworten, sondern vielleicht etwas zur Beförderung meines
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Plans zu finden oder anwenden zu können. Die Vorsehung hat mit weiser
12
Güte meine diesjährige Reise aufgeschoben u wird selbige durch ähnliche
13
Wege befördern,
die ich jetzt nicht weiß
.
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Umarmen Sie B. u Seine M. Gottes Seegen über Sie und die Ihrigen!
15
Alles übrige versteht sich von selbst –
und
wird sich zu unserer
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allerseitigen Befriedigung entwickeln. Verachten Sie meinen guten Rath nicht,
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langsam zu Werk zu gehen und erst Mendelssohns Antwort abzuwarten, auch
18
von meinen Vertraulichkeiten blos
einheimischen
Gebrauch zu machen.
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Die Wahrheit offenbart sich nicht im Sturm, noch Feuer noch Erdbeben,
20
sondern
ἁδυ το Ψιθυρισμα
, ein sanftes Sausen ist ihre
Stimme
.
So bald
21
ich kann und was habe, mehr von Ihrem alten treuergebnen
Joh. Georg
22
Hamann.
23
Ich würde diesen ganzen Brief gern in Stücke reißen, wenn ich einen
24
vernünftigern schreiben könnte.
But take me, as I am
– Ich warte auf meinen
25
Michael, um schlafen zu können, als einer, der des Tages Last und Hitze
26
getragen, und dem das Leben Arbeit ist – im Schweiß des Antlitzes.
27
Adresse:
28
An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Pempelfort
/ bey /
29
Düßeldorf. /
Frco
Wesel
30
Vermerk von Jacobi:
31
Koenigsberg
den 5
ten
Nov 1785
32
J. G. Hamann empf den 17.
ten
–
33
beantw
den 18
ten
–.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 95 f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 126–130.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 229–233.
ZH VI 118–121, Nr. 889.
Zusätze fremder Hand
|
121/31 –33
|
Friedrich Heinrich Jacobi |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
118/22 |
Recension |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recension |
|
119/3 |
vornahm ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: vornahm, |
|
119/14 –20
|
Vorgestern […] seyn] |
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert. |
|
119/20 |
seyn ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn. |
|
119/24 –120/5
|
Sie […] hätten.] |
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert. |
|
119/24 |
/ ]
|
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. |
|
120/7 |
weitläuftiger ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: weitläuftiger |
|
120/12 |
XXIV. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXIV |
|
120/23 –26
|
Was […] Lage.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |
|
121/5 |
bey ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei |
|
121/20 |
Stimme . |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stimme. |
|
121/29 |
Frco Wesel |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |
|
121/31 |
Koenigsberg ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg |
|
121/33 |
beantw ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: beantw. |