939
297/10
Kgsb den 4 März 86.
11
Nun bin ich ziemlich ruhig, mein lieber J. J. Kaum ist es mir möglich
12
gewesen die Post abzuwarten. Seit der MittwochsPost habe auf die heutige
13
gerechnet, gezählt und gewartet. Wäre Ihr Brief ausgeblieben; so hätte ich
14
vor langer Weile nicht gewußt etwas anzufangen. Die Kälte ist heute wegen
15
des schneidenden Ostwindes – und überhaupt diesen ganzen Winter
16
empfindlicher für mich, wie sonst. Nach Lesung Ihres Briefs zog mich an wider
17
meinen
Vorsatz
mich wenigstens auf meiner Loge und Amtsstube zu zeigen –
18
und bin jetzt drüber her das Erhaltene zu beantworten. Der Himmel gebe
19
daß Sie auf den Sonntag
Reminiscere
auch mein Päckchen zum
20
Nachtmal oder Schlaftrunk wohl erhalten mögen. So bald Sie es selbst
21
gelesen haben, ist die Hauptsache das
Münstersche Gutachten
, ohne
22
welches Sie nichts anfangen, und ohne welches ich keinen Schritt weiter gehe.
23
Dies erwarte ich von Ihm oder Marianne eigenhändig. Wenn Sie und
24
Comp.
nichts zu erinnern haben, geht der erste Bogen gleich zum Druck und
25
Abdruck
. Sollte der Abdruck nicht zu lange aufhalten: so hoffe ich daß der
26
erste Bogen die Probe ohne meine Correctur durchgehn kann. Nicht mehr
27
wie einen Einzigen nach Weimar; sonst nirgends weiter. Ihnen kann ich es
28
nicht verwehren sich mit dem Kreuze zu seegnen; aber Alcibiades muß erst
29
Erlaubnis dazu von mir einholen oder erhalten.
Gegen
100 Exempl. denke
30
selbst zu brauchen; nach einem beiliegenden Entwurf für die lange Weile.
31
Herders Erinnerungen bitte mir mitzutheilen und wo mögl. zu nutzen.
Ich
32
muß Ihnen so viel ich nur immer kann zu schaffen geben, damit Sie sich mit
33
dem mimischen u jüdischen Gesindel nicht einlaßen.
S. 298
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre freundschaftl. Instruction an
Claudius,
2
und noch mehr für Ihren Beyfall, der mich desto ungedultiger macht. Wenn
3
er doch so klug wär Moldenhawer beyzulegen. Er weiß nicht, daß er mein
4
Landsmann ist u ich die Hebamme zu seinen Anmerkungen über das N.T.
5
gewesen bin, unter sehr mißl. Umständen. Es geht ihm bisweilen wie jenem
6
Dichter:
7
Demitto auriculas, vt iniquae mentis asellus
8
Quum grauius dorso subiit
onus.
– – –
9
Wie ich ihm schon aus der Epistel an
Vinium
sein
paternum Cognomen
10
bey Anmeldung seines Boten habe vorrücken müßen und der liebe
11
Hohepriester zu
W.
auch denselben bisweilen
cum puncto
schreiben muß.
Also
12
laßen Sie sich es nicht verdrießen Ihre
Instruction
zu widerholen; auch
13
allenfalls hatte ich das
Porto
gern übernommen, wie ich gestern selbiges
14
mit Freude bezahlt für eine Comödie: der Betrüger, den die Kayserin von
15
Rußl. auf
Cagliostro
geschrieben, und mir eben nicht selbst sondern durch
16
Ihren Uebersetzer meinen alten lieben Freund
Arndt
, der mir lieber als
17
ein Dutzend Semiramis u Alexanders
sind
auch Salomons sind
18
überschickt hat. Es waren 2 Exempl. vermuthl.
ist
eines für seine Familie einen
19
P
Landprediger bestimmt. Ich habe ohne zu lesen, beyde schon verliehen.
20
Aber
Claudius
werde ich erst lesen, ehe ich ihn in die Welt schicke.
21
Nun fehlt mir noch Eins zu meiner Beruhigung und Gesundheit; ob Sie
22
schon in Ansehung Ihres u meines G – meinem unmaaßgebl. Rath gefolgt
23
haben, ihn wider zu Ihrem Sohn, wie jener des verlornen, mit Freuden und
24
willigem Herzen aufzunehmen – und
cunctando
an seine Wiederherstellung
25
zu denken.
Crispi
Rath in Ansehung einer Antwort kommt mir eben so
26
klug
als
billig
vor – und mich alten Mann auch nicht zu ärgern und
27
böse zu machen wie den jüdischen Weltweisen durch ein
praeuenire
.
28
Das böse Gewißen macht die Berl. Engel so geschäftig u thätig – daß sie in
29
das Gelag hineinreden, und sich nicht Zeit laßen, ihre eigene Gedanken erst
30
zu überlegen, höchstens ihre Worte
und
Ausdrücke als wenn die pharisäische
31
Reinigkeit der Schüßeln auch das Innere rein machte.
NB
was ich sage
:
32
ist einer von meinen liebsten
dictis classicis
der 2
Tim. II.
7. gedruckt steht
33
in allen Bibeln, ohne Unterscheid der
Au
s
gaben
. Ich verlange keine
34
Wunder
von Ihrer Gelaßenheit an Kaltblütigkeit zu sehen noch zu lesen; weil
35
ich selbige leider beßer als meine eigene kenne: sondern wünschte lieber, daß
36
Ihnen wie einem wahren
Galanthomme
ein wenig mehr
als
an
meiner
S. 299
als
Ihrer eignen Autorschaft
gelegen wäre. Je anmaaßender die
2
Forderung; desto angenehmer wird mir Ihre Willfahrung seyn:
Daß Sie
3
in der ganzen Sache
Recht haben
, braucht gar
keines Beweises
,
4
und am aller wenigsten, von
Ihrer Hand
und
Seite
. – Allerdings liegt
5
die Schuld an Ihnen, die unerkannte Schuld, daß Sie
Wahrheit
bey
6
einem Juden einem natürl. Feinde derselben gesucht und vorausgesetzt haben.
7
Solche Leute nimm nicht zu Rathe
, sagt der weise Jesus Sirach
8
XXXVII.
12,13,14. Und darinn bestand Ihr Hauptfehler, den Sie nicht
9
umhin können auch zu beichten, wenn Sie sich Absolution vom Publico und
10
nicht neue
Chica
nen zuziehen wollen.
11
Wozu brauchen Sie
Autoritatem Lessingianam et Mendelssohnianam,
12
die gar nicht zur
Sache
gehören, wenn Ihnen daran etwas mehr gelegen
13
ist als an dem Beyfall gelehrter u witziger Lügenzeugen. Sie haben durch
14
die Mittheilung und
Verrätherey
wie die Sprachverderber es nennen
15
des
Mysterii iniquitatis
ein wahrhaftig gut Werk gethan. Es ist die
16
lächerlichste Eitelkeit, daß Ihr Gegner alles in ein
point d’honneur
verdreht. Ein
17
Jude – ein Sophist und
point d’honneur
und
Delicatesse!
Wer hier nicht
18
faule Fische riecht, hat keinen Geruch noch Geschmack. Ihr Anliegen an
19
Lavater ist meines an Sie, und vereiteln Sie meinen guten
Willen
die
Frage
20
wenigstens
in integrum
zu
restituir
en
nicht durch eine
21
zuvorkommende
Demarche.
Werde ich nicht fertig; desto beßer für Sie, Ihr
22
Bestes zu thun. Mit meiner Gesundheit geht es Gottlob! gut, und ich schone
23
mich mehr, als ich nöthig habe und sollte im Arbeiten, aber nicht im Eßen.
24
Es schmeckt mir alles herrlich u köstlich – Unterwegs und auf der Reise habe
25
ich mir vorgenommen wacker zu fasten.
26
Elisa hat mir durch den jungen hinkenden Geitzhals sagen laßen, daß sie
27
wo nicht aus Memel doch aus Mitau gewiß antworten würde, wozu sie
28
hier nicht Zeit gehabt. Mir wär es lieber, wenn sie nicht Wort hielte, das
29
auch das beste für sie selbst wäre. Wind bleibt Wind er mag aus Kurland
30
oder aus Berl. wehen. Da geht es mir, wie meinem lieben Alcibiades, nur
31
daß ich keinen solchen Mantelträger
ad nutum,
vor jedem Zuglüftchen zur
32
Hand haben kann. Haben Sie Ihn schon in seiner neuen Wohnung besucht?
33
Wenn ich den ganzen Weg über faste, werde ich sehr
hellig
nach Münster
34
kommen. Er wird doch wohl nicht verreist seyn – Doch aus den heutigen
35
Zeitungen habe ich gute Aspecte für das laufende Jahr ersehen – und eine
36
Vertheidigung der Frau von Wahrens? Was meynen Sie dazu? Sollte
37
auch
nicht
Jean Jaques
auch nicht Romane für Beichten ausgegeben
S. 300
haben. Ich muß schließen, erwarte
Crispum,
um sich auszuwärmen, denn
2
zu Vorlesungen dürfte es nicht so bald wider kommen. Bleibe ich im Morast
3
stecken: so werden die Kosten eines Bogens nicht zu schwer fallen – An den
4
Brief habe ich noch nicht denken können: und ich folge Ihrem medicinischen
5
Rath, meinen schwärmenden Bienenkorb zu schonen. Morgen, wenn die
6
Witterung gelinder wird, weil es gern schneien will und nicht kann, denke ich
7
wenigstens
Kranke
zu besuchen. Ich umarme Sie und erwarte mehr am
8
Freytag. Für den heutigen Sonnabend ist gnug. Marianchen meine jüngste
9
Tochter hat sich auf ein
Dosin Rhabarber
wider erholt und hat Spielgäste,
10
die um mich herum plaudern – Bald mehr von Ihrem
emerito
J G H.
11
Catalogue
raisonné.
12
Düßeldorf
q.s.
= nach Gutdünken, den jüngsten Freund
Tiro Schenck,
13
auch allenfalls – nicht zu vergeßen.
14
Münster 2
für Alcibiades, wenn er sein
Vu bon
giebt. Wo nicht,
15
erhält die gute Fürstin alle beyde, mit dem
Ordre
eines
16
davon nach Haag an die Frau von
Hogendorp
für ihren
17
ältesten lieben Sohn
Dirck,
meinen unvergeßl. Freund in
18
Ostindien zu befördern oder zu seiner Gott gebe glückl.
19
Heimkunft aufzuheben. Sein HE Bruder der gelehrte
20
meines Wißens
Jura
jetzt studierende ist mir die
Oeuvres
des
21
Hemsterhuys
schuldig geblieben, von denen mir
noch noch
22
die Abhandl.
sur la Sculpture
fehlt.
23
Paris 1.
an unsern
Patroclus.
24
Schweitz.
6
7.
zwey für
Lavater
, der eins nach Rom an den Maler
25
Tischbein
zum Andenken meines Hills befördern wird,
26
1. für
Pfenninger
2 für Johann
Georg Müller
27
in Schaffhausen und seinen würdigen Bruder den
28
Geschichtschreiber
. Alle 6 können vorgeschriebener maaßen
29
an unsern lieben Lavater
addressirt
werden noch eins an
30
den würdigen Tobler, deßen Anverwandtin gl. Namens
31
hier durchging.
32
Weimar 3.
an
Herder
außer dem einzelnen Bogen ein ganzes
33
Exemplar, das zweite an
Göthe
, das dritte an
Wieland
.
S. 301
Wandsbek 6.
für
Claudius
,
der für gutes Botenlohn an
2
Klopstock
,
Voß
in
Eutin
die
beyden
lieben
Grafen
und
3
Gerstenberg
, jedem das seinige
expedi
ren wird.
4
Darmstadt 1.
an HE
von Moser
5
Osnabruck 1.
an Freund
Kleuker
.
6
Jena 2.
für die lateinsche
Zeitung
,
für meinen Freund
D.
7
Lindner
, wenn er nicht schon abgereist seyn wird.
8
Wernigerode 1.
an HE
P
Mag.
Pleßing
.
9
NeuSaltza 1.
D.
und Gevatter
Kaufmann
.
10
Magdeburg 2.
An den HE
Rect.
Funk und Regierungsrath, wo ich nicht
11
irre Philippi, des Prof. in Berlin Sohn.
12
Wörlitz 2.
an den Hofkapl. Häfeli u seinen Nachbar den
Gen
Super.
13
de Marées
14
Dantzig 1.
Schöppennherr
Uphagen
für seine
Parerga historica
15
Marienburg 1.
Capitain
von
Bentevegni
16
Marienwerder 1.
Kammer
Secretair
Bock
17
Liebau 1.
für den dasigen neuen Buchhändler Friedrich.
18
Mitau 3.
Hofrath
Tottien,
meinen alten Wirth u Freund –
19
KammmerHE von der Reck –
Pastor Ruprecht
in Grünbeck,
20
meinen ehemal. Nachbar.
21
Riga
3
4.
für die 3 Brüder Karl,
Christoph
, Georg
Berens
. Der
22
mittelste ist nebst Kant einer von den Zween der Sokr.
23
Denkw. – Für meinen alten Freund u
Verleger
24
gegenwartig
Notarium
in
Pernau,
Hintz
.
25
St Petersburg 2.
meinen lieben Freund, Cabinetsaßeßor Arndt und den
26
Obristwachtsmeister
Tieman.
27
Königsberg 24
Kriegsrath Hennings, meinen ältesten u einzigen
28
academischen Freund 2. Kr. Hippel 4. Pr. Kraus 2
29
Exempl.
pro studio et labore
5.
Archidiaconus
30
Matthes, meinen Beichtvater 6. den pollnisch
31
reformirten Prediger
Wanowski
8 Namensvetter
32
Jacobi, der auf seine Kosten mir den
LXIII.
Band
33
1. St. der allgem. d. Bibl. mir verschrieben, u
34
seinen Hofmeister 9. Oberhofprediger Schultz 10.
35
Pastor adj.
in Petersdorf HE Scheller 11. RegimentsFeld.
36
Miltz, Nachbar u Gesundheitsrath, sonst der Philosoph
S. 302
von Pratnau genannt. 12. Das Grafl. Kaiserlingsche
2
Haus. 13. Pf. Fischer am Kgl. großen Hospital. 14.
3
Baroneße von Bondeli 15.
Me Courtan
16. Criminalrath
4
Jensch. 17.
Sub-Biblioth.-Insp. Sommer.
18. Lotterie
5
Dir.
Kanter, ehmaliger Verleger, Papiermüller,
6
Schriftgießer u Erbherr von
Trutenau,
Buchdrucker in
7
Marienwerder – Ob er den Abdruck erleben wird.
N. Liquet.
Will
8
ihn morgen besuchen. 19.
Accise
Einnehmer Brahl 20. HE
9
von Auerswald auf Faulen. 21. Kr. Deutsch auf
10
Graventihn. 22. Kr Scheffner auf Sprintlacken 23. HE Pfarrer
11
Meyer, der einzige Schulfreund, wurde mit mir
dimitti
rt,
12
und hat meine Tochter eingeseegnet. 24. HE. Nicolovius
13
und Raphael Hill, die nächsten Freunde meines Joh.
14
Michels.
15
Noch 3 ungewiße. Wenn der
Ex-
Minister von der Horst
, den ich
16
ehmals durch Eberhard u nach ihm mit Briefen für meine Versorgung
17
bestürmt, in Ihrer Nähe auf seinen Gütern und nicht in Berlin sich aufhält,
18
wünschte ich auch zur schuldigen Danksagung für seine gnädige
19
Handschreiben.
20
Noch ein Freund
Maj. von Oven
der in Rußl. Diensten war und deßen
21
Aufenthalt wo ich nicht irre ehmals in Glatz, nachher in Neiß mir unbekannt
22
ist. Und denn 1 für den
Geh.
Secr.
Mayer
der mir die
Epist. posth.
23
übermacht aber unstätig ist, bald dort, bald hier bald in
Curl.
für mich den
24
Schreiber höchstens 12 wenigstens 6 oder 7.
25
—
Fa. Summa
70.
26
Ob ich dem andern der Zween, neml Kant selbst oder durch unsern
27
gemeinschaftl. Verleger Hartknoch auch ein Exemplar übergeben werde, weiß
28
ich nicht. Ich bin auf jeden Fall bereit und willig dazu. Denn jede
29
Freundschaft ist beynahe in meinen Augen unzertrennlich.
Eben hör ich, daß Schütz
30
aus Jena ihm geschrieben haben soll, wie der Verdacht des Atheismi gegen
31
ihn dort zunehme, und wie aus den von Ihnen angeführten Stellen Sie auch
32
diesen Argwohn zu bestätigen schienen.
33
Da klop
f
te jemand an der Thür. Ich schrie; das ist nicht Hill: der ein
34
sehr ungestümes lautes Klopfen hat. Da war es der Graf
Kayserlingk,
den
35
ich vorhin eben nicht fein gemahlt hatte – in Galla
mit
seidenen Strümpfen,
36
wie ich ihn noch niemals gesehen. Dies fiel mir desto mehr
auf;
da ich von
S. 303
meinem
pallio philosophico
oder alten Peltzrock das letzte mal Gelegenheit
2
nahm, ihm zu verstehen zu geben, daß mein innerer Geschmack meinem
3
äußern sehr entgegengesetzt wäre, und ich einen reichen jungen Mensch nicht in
4
sordider Tracht ausstehen könnte. Diese zufällige Beobachtung machte mich
5
heiterer, und ich trank über eine
Bouteille
Bier aus, das ich sonst nicht eher
6
als des Abends um 8 zu trinken anfange. Darnach kam Hill, den er sich
7
längst zu sehen gewünscht, und der bereits mehr wie einmal durch Kant bey
8
Ihro Excell. eingeladen worden. Ich habe ihn zu Fischer hingeschickt sich nach
9
der Einl. aus Hamburg zu erkundigen u bin willens morgen selbst
10
anzusprechen.
11
Hat sich Ihr kranker Freund erholt? Wer ist die Gr. von Horion? Nach
12
Wörlitz habe geschrieben, der Brief treibt sich aber noch herum, und ich hoffe
13
ihn morgen unterzubringen. Ewalds Uebersetzung habe besonders das erste
14
Stück
de emendatione
zieml. genau durchgegangen, Weitschweifigkeit u
15
einige Nachläßigkeit drinnen gefunden.
Crispus
oder
Crispinus
ist ein
16
Scheerenschleifer wie alle
Politici
– hat nicht Wort gehalten. Der Besuch hat ihn
17
geahndet, und wohl ihm, daß er ausgeblieben. Man hat mich nach der
18
Recension
der Morgenstunden in der Allg. D. Baal lüstern gemacht. Sie soll
19
bey allem Lobe aber nicht günstig seyn
Sat prata biberunt!
Ehe ichs
20
vergeße, habe Roustans Briefe zur Vertheidigung der Religion mit Vergnügen
21
gelesen, von dem
unglückl. Danovius
übersetzt, nebst seinem Leben u
22
Character von deßen Schwager Schütz zu Jena in der Vorrede. Ihre
23
Buchladen scheinen wie die unsern zu seyn!
Müllers
Dorfschule u Dorfprediger
24
nebst
de Marées
kann Ihnen auch empfehlen.
25
Kant hat den Verdruß gehabt gantz abscheulich in Kupfer gestochen zu
26
werden von einem Juden Löwe oder Löve, dem er einen Injurienproceß
27
ankündigen will, wenn er ihn verkauft. Er soll dem Pan oder Pastor
28
Polyphemus ähnlich sehen. Der Künstler ist ein
protegé
des H. wo ich das
29
monstrum horrendum
auch nächstens in Augenschein zu nehmen denke. Nun
30
nicht ein Strich mehr! Es ist Rüstabend.
31
den 6–
32
Ich habe gestern Kanter, deßen starke Natur kaum einen dritten Stoß
33
aushalten möchte,
Me Courtan,
auch Kant besucht der voll von der
34
Mendelssohnschen Sache zu seyn schien. Wir waren weit von einander in unsern
35
Urtheilen, und wurden durch einen Besuch gestört der ihm so wenig als mir
36
angenehm zu seyn schien. Ich sprach bey unserm Fischer umsonst an.
37
Claudius
wird sich von Ihnen bitten u mahnen laßen. Zur Strafe soll es ihn
S. 304
noch 2 fl lübsch für Moldenhawer kosten. Bey Ihrem Namensvetter aß zu
2
Mittage, kam früh mit Hill zu Hause, aber zu nichts aufgelegt. Kraus u
3
Sommer besuchten mich. Letzterer hat von Hof aus, vermuthl. auf des
4
ersteren Wink die
Revision
der Königl. Schule, welche das
Collegium
5
Fridricianum
heißt mit
D.
Gräf u
H
dem reformirten Hofprediger
Crichton
6
zu übernehmen zu halten. Die Kälte ist mir ungemein empfindlich, und ich
7
bin nicht im stande zu denken, noch zu lesen. Kanter hat eine gute Nacht
8
gehabt, und ich wünschte, daß ihn Gott noch erhielte. Der Sitz seines Uebels
9
ist in der Leber. Gegen Abend muß noch meinen Beichtvater besuchen, der
10
meinen Sohn vorige Woche angeruffen und mich zu sehen gewünscht.
11
Morgen oder übermorgen wünsche Hippel zu sehen, und gegen Ende dieser Woche
12
ist es wider hohe Zeit meine Arbeit fortzusetzen, an deren Ausführung
13
Crispus
zu zweifeln scheint. Man muß, wie Vater Abraham,
παρ’
ελπιδα
14
επ’
ελπιδι
πιστευειν
daß seine Kraft in der Schwachheit mächtig sey. Eben
15
schickt mir
Me Courtan
in Hartknochs Namen 5 paar Haselhüner, auf die
16
ich meine
Lisette Reinette, Crispus
und den Philosophen von Braddau mit
17
seiner Tochter zu Gast bitten will. Kraus ist nach
Relat. curios.
aus Africa
18
von den Negern u Mohren neugierig, womit Miltz ihn unterhalten soll.
19
Das wär doch ein verflucht dummer Streich, wenn ich schon einen
20
Catalogue raisonne
von allen Gästen zur silbernen Hochzeit meiner Autorschaft
21
gemacht hätte, und hernach aus der ganzen Sache nichts würde. Wie würde
22
ich die Augen aufheben können, wenn ich nach Pempelfort käme. Wie würde
23
Asmus
lachen? und ich gewiß nicht der letzte noch der faulste seyn
24
mitzulachen über den Anschlag meines Thurmbaus und geheimen Expedition gegen
25
die allgem. deutsche
Pucelle – Absit omen! – quis neget arduis Pronos
26
relabi posse rivos Montibus et Tiberim reuerti. – Melius te posse
27
negares, Bis terque expertum frustra!
Erwarte, lieber Jonathan übermorgen
28
zum
Frühstück des Gastgebots
einen langen Brief von Ihnen, u
29
guten Empfang meines Anfangs zum Abendbrodt des nächsten Sonntags
30
Reminiscere!
Fischer hat keinen
Corresp.
zu Hamb. Wenn
Claudius
doch
31
mir das
Porto
überließe! Ich zahl es gern.
32
Vermerk von Jacobi:
33
Koenigsberg den 4
ten
Marz 1786.
34
J. G. Hamann
35
empf den 16
ten
36
beantw den 21
ten
–
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 171–174.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 248–256.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 91–98.
ZH VI 297–304, Nr. 939.
Zusätze fremder Hand
|
304/33 –36
|
Friedrich Heinrich Jacobi |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
297/17 |
Vorsatz ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorsatz, |
|
297/31 –33
|
Ich muß […] einlaßen.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |
|
298/8 |
onus. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: onus |
|
298/9 |
Vinium |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vinnium |
|
298/9 –11
|
Wie […] muß.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |
|
298/25 –31
|
Crispi […] machte.] |
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert. |
|
298/30 |
und ]
|
Wortverdopplung am Seitenübergang: und und |
|
298/33 |
Au s gaben ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ausgaben |
|
299/2 –21
|
Daß […] Demarche.] |
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert. |
|
299/19 |
Willen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Willen, |
|
299/24 –25
|
Es […] fasten.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |
|
300/11 |
raisonné. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: raisonné. |
|
300/21 |
noch noch ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: noch |
|
300/28 |
Geschichtschreiber ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschichtsschreiber |
|
301/2 |
Eutin ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eutin, |
|
301/14 –302/14
|
Dantzig […] Joh.Michels.] |
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert. |
|
301/21 |
Berens |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berens |
|
301/23 |
Verleger ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verleger, |
|
302/23 |
Curl. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Curl. – |
|
302/25 |
— Fa. Summa 70. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fa. Summa 70. |
|
302/29 –32
|
Eben […] schienen.] |
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. |
|
302/34 |
Kayserlingk, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kayserlingk |
|
302/35 |
mit ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: in |
|
302/36 |
auf; ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf: |
|
304/5 |
Fridricianum |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedricianum |
|
304/13 |
ελπιδα ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐλπιδα |
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304/14 |
επ’ ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐπ’ |
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304/14 |
ελπιδι ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐλπιδι |