946
322/19
Düßeldorf den 21
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März 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erhalten den 2 April
No
33.
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Lieber Herzens Freund
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Es hat mir nicht gelingen wollen Ihnen heute den Probebogen liefern zu
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können; alles in der Druckerey war gerade besetzt, u ich erhielt den
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Correctur Bogen erst Sonntag Abend gegen 8 Uhr. Diesen erhalten Sie einliegend,
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u der Probebogen folgt am Freytage. Die Münsterische Post ist heute noch
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nicht angekommen. Schon zwey Posttage sah ich vergeblich Briefen v
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Buchholtz entgegen, ich fürchte, er ist verreist. – Sie werden mir nun sagen, was
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Sie bey’m Drucke gern verändert haben möchten. Mir deucht die Collonnen
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müßten wenigstens um 10 Buchstaben schmäler seyn, um 6 schmäler nach der
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Falze hin, u um 4 nach dem Rande. Es ist ein alberner Gebrauch von uns
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Deutschen, daß wir gegen die Falze nur halb so viel weiß laßen als gegen den
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Rand. Ein umgekehrtes Verhältniß wäre wenigstens vernünftiger. Die
S. 323
Englander laßen an beyden Seiten gleich viel weis. – Daß die
vignette
auf dem
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Titul nichts taugt, versteht sich. – Für fünf bis sechs gedruckte Seiten ist nun
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noch Manuscript vorräthig. Sollen wir nicht auch eine größere Schrift
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nehmen, wie die v Herders Ideen? Für 4 Format dünkt es mir schicklicher.
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Bestimmen Sie nur alles wie Sie es haben wollen.
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Ihr lieber Brief v 4
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ist am Donnerstag angekommen. Leider kann ich
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ihn heute nicht beantworten. Ich war gestern nicht wohl; nahm ein Arzeney
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Mittel, u wurde davon erst recht krank. Die vergangene
Nacht
habe ich
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vor halb 3 kein Auge zu thun können, u auch nachher schlummerte ich nur
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sehr unruhig u ohne Erquickung.
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Loewe hat mir geschrieben, er müße auf die Jubilate Meße eine 2
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Ausgabe meiner Briefe veranstalten. Er meldet mir, daß auch seine gelehrte
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Mitbürger sich über meine Schrift die Köpfe sehr zerbrächen, besonders aber
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Garve u Lieberkühn, die mit Schmerzen einer näheren Erklärung meines
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Systems entgegen sehen.
Leßings Bruder, der Münz-Direktor, sagt
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öffentlich, es sey ihm sehr wohl bekannt, daß der Bibliothekar der Lehre des
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Spinoza zugethan gewesen
.
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Die Berliner MonatSchrift v März, u den Correspondenten v 11
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werden Sie gesehen haben. Ich habe mich über die Bosheit dieser Leute, diesmahl
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doch etwas entsetzt – Sie treten mich wahrlich unter die Füße, wenn ich nicht
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dazu thue. – Können oder dürfen Sie mich gar nicht wißen laßen, was ich v
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Kant zu erwarten habe. Ich fürchte, er bleibt nicht einmahl neutral, sondern
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geht zu meinen Feinden über. Es ist eine fürchterliche Rotte.
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Claudius Rec. sind nun gewiß in Ihren Händen. Schwerlich hat er den
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Moldenhauer beygelegt, den auch ich noch nicht gesehen habe. Sie sollen ihn
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gewiß bekomen.
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Ungern, liebster Hamann, schicke ich diesen elenden Wisch an Sie ab. Am
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Freytage, so Gott will, mach ichs wieder gut. Von ganzem Herzen –
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Ihr
Fritz –
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Da kommen eben noch die nordischen Briefe. Nichts v Buchholtz. Aber ein
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Schreiben
den
der Prinzeßinn, woraus ich sehe daß Buchholtz in Münster
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u gesund ist.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 193.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 266.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 120 f.
ZH VI 322 f., Nr. 946.
Zusätze fremder Hand
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322/21 |
Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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322/21 |
No 33. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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323/15 –17
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Leßings […] gewesen] |
Geändert nach der Handschrift; in ZH nicht unterstrichen. |
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323/29 |
Fritz – ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Fritz |