947
324/2
Düßeldorf den 24
ten
Marz 1786.


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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):

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Erhalten den 5 Apr. Geantw den 9.  
No
34.


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Lieber HerzensFreund, ich hatte am Dienstag meinen Brief an Sie schon

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auf die Post geschickt, als mir von der Münsterischen noch ein Packet nach

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gebracht wurde. Es war eine große dicke Einlage an Sie. Eilig machte ich den

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Umschlag an Fischer, u brachte auch glücklich das Packet noch fort. Wenn es

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nur nicht zu Wesel auf die fahrende Post gegeben wird, eine Freyheit die
si

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man sich dort öfter nimt, wenn die Briefe dick sind; wahrscheinlich aus

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Ehrfurcht u Liebe gegen Euch Zöllner u Sünder. Zur Vorsorge will ich also

12
folgendes aus
Ham
Buchholtzens Brief an mich abschreiben. „Das

13
„Manuscript gefällt mir
sehr
ganz herrlich
. Die
cit.
Math.
XI.
42 muß

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ein Schreibfehler seyn, weil das
XI
t.
Cap nur 29 oder 30 Verse hat. Die

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Kosten des Drucks bist Du doch so gut, mich wenigstens zur Hälfte zahlen

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zu laßen. Ich muß den Brief an Hamann Dir zuschicken, weil ich sonst

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riskiere (wegen der
Ursachen
die ich Dir hier sagte) daß Hamann den Brief

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10 Tage später erhält.“

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Hier der Probe Bogen. Es sind doch noch 2 Druckfehler stehn geblieben.

20
Daß Sie den 11
ten
meinen Brief vom dritten noch nicht hatten, wundert

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mich. Ich hoffe übermorgen zu vernehmen, daß er angekommen ist. Seyn Sie

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ganz ruhig, Herzens Freund u Vater, über alle Befehle u Gegenbefehle die

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Sie mir ertheilen. Ich ahnde von ferne den Gang Ihrer Seele, u bin lauter

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Ehrfurcht u Liebe gegen Sie.

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Biestern werde ich mich gewiß nicht stellen, aber in meinem Aufsatz gegen

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Mendelssohns Beschuldigungen, soll er v Anfang bis zu Ende, die Antwort

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auf seine Frage finden. Ich glaube die Berlinische Methode, ihre
falsitatem

28
dispensativam
so deutlich u so vielfach dargestellt zu haben, daß mich

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jedermann begreiffen soll. Von meiner eigenen Philosophie, nicht eine Silbe. Das

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mag in einem zweyten Aufsatze nachkommen, der den Beschuldigungen, die

31
mir
allein
aus M M Person u seiner Philosophie erwachsen,
u

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gewiedmet ist, u mit denen es so gute Weile haben mag, wie es mit dem 2
ten

33
Theile der Morgenstunden haben sollte. Ich denke, Sie sollen mit mir

34
zufrieden seyn. Zweymahl habe ich Kant citirt, u das erste Mahl dabey die

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Stelle von Leßing, womit er seine Axiomata schließt, angebracht. Es würde

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mir sehr leid thun, wenn Kant die Parthey der Berliner Lumpenhunde

S. 325
nähme, u es würde ihn am Ende gewiß nicht wenig gereuen. Ich wiederhole

2
meine schon am Dienstag gethane Bitte, daß Sie mir melden, was ich

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ohngefähr v ihm zu erwarten habe. Gestern war ich in Bedenken, ob ich nicht

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an ihn selbst schreiben, u ihn fragen wollte, ob ich eine gewiße Note, die ich

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in der Ungewißheit anbringen mußte, ausstreichen, oder stehen laßen sollte.

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Auf jeden Fall soll er diesmahl nicht Ursache haben über mich zu klagen. Aber

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beßer wäre es für ihn u mich, wenn ich wüßte, woran ich mit ihm bin. Seine

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Relationen mit den Berlinern u Jenensern, scheint etwas
suchend

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kleinliches im
Charakter
zu verrathen.

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Sie wißen doch daß Johannes Müller, der
Geschichtschreiber

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gegenwärtig Bibliothekar in Mainz ist, an Dietzens Stelle. Ich erhielt heute einen

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sehr lieben Brief v ihm.

13
Ich denke alle Tage an Lavater; schriebe gern an ihn; aber es ist etwas

14
in mir das
s
mir sagt, ich thue beßer, wenn ich
nicht
warte.

15
Mein Befinden ist abwechselnd, im Ganzen aber leidlich. Claudius klagt

16
sehr daß der Winter so kalt gewesen ist. In seinem letzten Briefe äußert er

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ein großes Verlangen, Sie vor seinem oder Ihrem Ende noch zu sehen. Ich

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besuche ihn diesen Sommer zuverläßig, wenn der Himmel es nicht

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ausdrücklich anders will. Es freut mich sehr daß Sie mit den Recensionen nicht

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weniger zufrieden gewesen sind als ich. Es soll Dienstag nach Wandsbeck

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gemeldet werden. – Es schlägt 4 Uhr. Am Dienstag, so Gott will, schreibe ich

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wieder. Ich grüße Sie aus dem innersten meines Herzens, u küße Sie mit

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wahrer warmer Liebe.

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Ihr Fritz Jacobi.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 121 f.

ZH VI 324 f., Nr. 947.

Zusätze fremder Hand

324/4
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
324/4
No
34.
]
Hinzugefügt nach der Handschrift.
324/13
–18
„Manuscript […] erhält.“]
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
324/17
Ursachen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ursachen,
325/9
Charakter
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Character
325/10
Geschichtschreiber
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geschichtsschreiber