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344/25
Düßeldorf den 7
ten
April 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erhalten den 19 April
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Geantw den 23 – mit ½ Bogen
Mst.
N
o
35.
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Am vergangenen Dienstag, liebster Hamann,
überaschte
mich die
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Prinzeßinn v Gallitzinn mit ihren Kindern, u was kann billiger seyn, als daß ich
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mich Ihr, die wenigen Tage die Sie bey mir bleibt, ganz wiedme. Sie will
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am Sonntag schon nach Münster zurück.
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Ihren Brief vom 15
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u 16
ten
, erhielt ich am Sontag vor 8 Tagen, u gestern
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kam der v 25
t
u 27
ten
. Buchholtzens Antwort, Abschrift u Gedrucktes, alles
S. 345
wird nunmehr in Ihren Händen seyn. Ich habe Herdern den Probebogen
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noch nicht geschickt, weil Sie Ihren Entschluß verändert zu haben schienen,
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u die Sache wenigstens keine Eile mehr hatte. Herder ist mir noch eine
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Antwort schuldig, u ich nöthige ihn ungern in diesem Augenblick an mich zu
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schreiben, weil er sehr apprehensiv ist. Nun soll aber doch Ihr Probebogen
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unfehlbar mit erster Post an ihn abgehen.
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Ihre beyden letzten Briefe, liebster Hamann, sind voll gediegenen Inhalts.
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Ich fürchte mich der Sünde Eine dieser Stellen zu berühren, weil ich zu sehr
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zerstreut bin. – Was mir Ihre Briefe sind, u wie ich Sie lese, wenn Sie das
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wüßten, lieber Hamann!
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Der Zustand Ihrer Gesundheit macht mich sehr bekümmert. Ach wenn
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doch Gott gäbe daß es sich mit Ihrer Reise hierhin fügen wollte. So eben
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erhalte ich einen Brief v Claudius, der auch wieder davon spricht.
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Goethes Fritz ist ein Sohn der Frau v Stein, Goethes vertrautester
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Freundinn. Er erzieht diesen Sohn, u läst ihn kaum aus den Augen.
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Den Roman, die Fricksche Familie, habe ich nie gelesen, u weiß den
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Verfaßer nicht. Ich habe in diesem Fache gar keine Belesenheit. Den 3
ten
Theil
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v Lienhard u Gertrude habe ich v einem Freunde geborgt, u große Freude
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daran gehabt. Ich werde mir das Buch anschaffen. Siegfried v Lindenberg
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u die Papiere des Braunen Mannes, die Sie mir vor ohngefahr einem Jahr
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anrühmten, haben mir nicht schmecken wollen. Sie fanden Aehnlichkeit in der
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Manier des Verfaßers, mit dem
Retif de la Bretonne
. Von diesem
Retif
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habe ich nur den
paisan perverti
gelesen, nicht ohne Beschwerde, aber doch
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mit viel Erbauung. Was nicht von der einen oder der andern Seite
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Tiefsinn
, oder mehr als gemeinen
Scharfsinn
verräth, kann ich nicht
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genießen.
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Die künftige Woche wird mich mein ältester Sohn aus Aachen besuchen.
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Bey dieser Gelegenheit soll auch George wieder aufgenommen werden. Der
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älteste ist der Handlung gewiedmet, weil ich von meiner Frauen den 4
ten
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Theil an einer ansehnlichen Handlung geerbt habe, in der, wegen dieses 4
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Theils, auch
das
beynah
mei
n
ganzes Vermögen steckt.
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So viel ich weiß hat Nikolai recht, daß die Briefe über die Empfindungen
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vor den Gesprächen erschienen, u, die Aufsätze in der Bibliothek der schönen
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Wißenschaften ausgenommen, Mendelssohns erstes öffentliches Werk
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wären. Uebrigens haben Sie wohl recht daß dies Nikolaitische Etwas, wie
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im Traum geschrieben ist, u die Betrübnis darin gleicht der des Agamemnon
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nach dem Homer; Ein Eselsgang, wie man einen sehen mag.
S. 346
Gott befohlen, Lieber! Ich muß abbrechen. Am Dienstag schreibe ich
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zuverläßig. Grüßen Sie Krausen, u unsern lieben Johann Michael.
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Von ganzem Herzen
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Ihr Fritz Jonathan
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Von der Prinzeßin, die herzlichsten Grüße, u sie läßt Ihnen sagen, daß
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Ihre Schriften jetzt fast das einzige wäre, was ihr wohl machte.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 206.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 280.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 139 f.
ZH VI 344–346, Nr. 952.
Zusätze fremder Hand
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344/27 –28
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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344/28 |
N o 35. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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344/29 |
überaschte ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: überraschte |
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345/31 |
mei n ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: mein |