978
426/2
Pempelfort den 13
ten
Juni 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erhalten den 24. Geantw den 25
5
u den
III.
Correctur
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Bogen zurückgeschickt.
No
47.
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lieber Vater,
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Ich hoffte so viel Zeit auszugewinnen, daß ich vor meiner Abreise mich noch ruhig
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hätte hinsetzen können um an Dich zu schreiben; aber es hat mir nicht gelingen wollen.
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Warum geht mein Weg nicht zu Dir hin, Du Lieber; hin zu Deiner
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frommen, armen, traulichen Hütte? – Sorge, o sorge, Vater, daß ich Dich finde
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wenn ich wieder komme!
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Mir ist es oft so vorgekommen, als wenn es um eine Empfindung
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mitzutheilen nicht auf den Ausdruck, ganz u gar nicht darauf ankäme, sondern
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nur auf den Seegen, auf die treue Wahrheit, womit irgend ein Zeichen
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gesetzt würde.
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Hier
der 3
te
Bogen Deines fliegenden Briefes. Ich weiß nicht in
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welcher Zerstreuung Eyrich gewesen seyn muß, daß er nur 1 Exempl geschickt
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hat. Sende dieses gleich zurück; mit nächster Post erhältst Du zuverläßig ein
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zweytes. Schenk meynt es wäre auch zum 4
ten
Bogen Manuscript genug
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vorräthig. Wenn nun Eyrich wegen dem Stehen laßen der Schrift keine
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Schwierigkeit macht, so geht heute über 8 Tage der 4
te
Bogen an Dich ab.
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Wenn am Donnerstag ein Brief v Dir kommt, so wird Schenk ihn eröffnen,
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u die Fortsetzung des fliegenden Briefes, wenn er eine enthält, heraus
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nehmen. – Herder ist versorgt, u wird ferner versorgt werden. So auch
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Claudius u Buchholtz. Alles wird seinen richtigen Gang gehen, als wenn ich auch
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hier wäre. Kommt übermorgen ein Brief von Dir, so
finde
erhalte ich ihn
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am Sonnabend in Brüßel, u antworte Dir v dort aus ein paar Zeilen.
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Vermuthlich laße ich mich zu Calais übersetzen. Du kanst Dich darauf verlaßen
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daß Du nicht ohne Nachricht v mir bleiben wirst.
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Gestern erhielt ich die Dichtungen v Andreä, u lief Herders Vorrede durch,
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aus der ich nicht recht klug werden kann.
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Müller hat mir die neue Ausgabe seiner Schweitzer Geschichte verehrt.
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Ich hatte gegen ihn v Leuchsenring Erwähnung gethan. Er antwortet mir:
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„Den Menschen v welchem Sie schreiben habe auch ich u in gleichem Lichte
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gesehen
vor etwa einem halben Jahr gesehen. Welch sonderbarer Kopf!
S. 427
Ihm ist alles durch geheime Gesellschaft geschehen. Aufs wenigste das A.T.,
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Mosis Bücher zumahl, hat eine solche geschrieben, welche an Cyrus Hof die
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Spekulation ersonnen, den Juden ein Centrum zu geben wohin sie aus aller
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Welt steuren sollten. Das Gesetz war v gestern, u die geh. Gesellschaft machte
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ihnen weiß, es sey tausend Jahre alt. Nachmahls wurde ein Salomo u
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David erdacht, weil doch die Römer einen Romulus u Numa hatten – – So
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alles. Ich könnte ein Buch v seinen Einbildungen schreiben, das unglaublich
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scheinen würde.“
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Ich habe Lavatern nach Offenbach
geschrieben
.
,
u ihm sehr gerathen nach
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Goettingen zu gehen.
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Es kommt eine Stöhrung nach der andern. Ich muß schließen. Gott lob
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daß ich mich heute ziemlich wohl befand. Ich habe schrecklich gearbeitet von
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Morgens halb sechs an, bis jetzt Nachmittags halb 5. Nun muß ich noch in
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die Stadt; dann noch ein paar Briefe schreiben, Papiere einpacken u.s.w.
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Um 9 Uhr fahre ich fort. – Lebe wohl lieber –
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Gott mit uns!
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Dein Fritz Jonathan.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 254.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 353.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 246 f.
ZH VI 426 f., Nr. 978.
Zusätze fremder Hand
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426/4 –6
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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426/6 |
No 47. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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426/17 |
Hier ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Hier ist |
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426/35 –427/8
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„Den […] würde.“] |
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt). |
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427/9 |
geschrieben . , ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: geschrieben, |