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Königsberg den 19 Juni 86.
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Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
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Den 13 d. erhielt ich Ihr Päckchen, wollte noch denselben Abend den guten
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Empfang deßelben bescheinigen; wurde aber durch Verhinderungen von
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außen und Bedenklichkeiten von innen
abgehalten;
weil ich mit jeder Post
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Entscheidung aus Berlin vermuthen muste, die auch heute kurz vor dem
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Mittag eingetroffen.
Man
bewilliget mir an statt der vier erbetenen
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Monathe nicht mehr als einen einzigen, unter so harten Bedingungen, daß
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ich diese Gnade nicht annehmen kann; weil wenn ich diesen
Termin
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überschritte, gleich ein
Surnumeraire
an meiner Stelle auf meine Kosten
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angesetzt werden sollte. So gefaßt ich auch auf eine abschlägige Antwort war: so
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kann ich doch nicht leugnen, daß diese
chicaneuse
Einwilligung mich etwas
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näher traff, wie ich jene gefühlt haben würde. Es sind nun keine Instanzen
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mehr übrig, als ins
Cabinet
und an das Publicum zu
appeli
ren. Das erste
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ist unzugänglich für mich, und ich thue keinen vergebenen Schritt zweymal.
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Dieser Vorfall ist also die letzte Oelung für meine Autorschaft. O HERR
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hilf, o HERR, laß alles wohl gelingen!
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Da Sie diesen Monath häusliche Freude und Glückseeligkeit verhoffen:
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so wird es Ihnen an Zerstreuungen nicht fehlen, und daß ich in Gedanken
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mehr dort als hier bin – Ich beruhige mich aber mit der Ueberzeugung, daß
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die Vorsehung an meinen innigsten Gesinnungen Antheil nimmt, und nichts
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blindlings geschieht. Es ist zum Theil beruhigend für mich, von der
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Ungewißheit, worinn ich bisher geschwebt, befreyt zu seyn. Gott verkürze nur die
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Wehen Ihrer besten und liebsten
Marianne
, und erfreue mich bald mit
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der Nachricht Ihrer glücklich überstandenen Arbeit. Dadurch werden die
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meinigen erleichtert werden.
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Hippel habe ich eine von Ihren
Silhouetten
abge
treten
geben
. Die
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Baroneße Bondeli hat sich nicht satt sehen können, und freut sich, eine Ähnligkeit
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mit Ihrer Nase zu haben. Ich hatte meiner 3 Mädchen ihre bey einem
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hiesigen guten
Silhouetteur,
den ich ohne Rücksicht seiner Kunst liebe, bestellt,
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damit Sie mein ganzes Haus zu sehen bekämen, wenn ich und Joh Mich.
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gegenwärtig erschienen wären. Der Mahler ist aufs Land gefahren, und
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nun ist es Zeit gnug sie mitzubringen.
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Heute ist bey uns Jahrmarkt – und die Anwesenheit Hartknochs, der
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morgen abreisen wird, hat mir das Leben auch sauer gemacht, daß ich von
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meinen Sinnen nicht weiß.
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Ueber den Salomo fiel ich gleich her, und konnte nicht eher aufhören, bis
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ich ihn zu Ende gebracht hatte. Den dritten Theil der Meßiade bin ich noch
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nicht im stande gewesen anzusehen – Haben Sie Mitleiden mit meinem
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wüsten Kopf – Ich hoffe daß unser Freund heute vor 8 Tagen, seinem Vorsatz
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gemäß abgereiset und meinetwegen ruhig seyn wird, wenigstens ruhiger, wie
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Sie bey Ihrer damaligen Reise waren. Das Geheimnis seiner Zeit und
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Stunde wird uns auch offenbar werden.
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Erfreuen Sie mich bald mit dem Briefe, wozu Sie mein auserwählter,
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mein gewünschter Wohlthäter, Vater u
Sohn
mir Hofnung gemacht. Es
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wird Oel und Wein in meine Wunden seyn; selbst Ihre Verweise, wenn Sie
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selbige nöthig finden. Ich weiß mir selbst nicht zu rathen, nicht zu helfen, und
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kann meine Gedanken nicht ins reine bringen. Gott laße Ihrem Hause Heil
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widerfahren, Leben, Gnade und Freude, und mir nächstens Theil daran
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nehmen. Denken Sie mit Nachsicht und Gedult, liebes glückliches Paar an mich
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alten, niedergeschlagenen, schwachen Mann
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Johann Georg Hamann
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Adresse mit Siegelrest:
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HErrn / HErrn Franz Bucholtz / Herrn zu Welbergen / in /
Münster
.
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den Jun. 86.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 p.
Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 89–91.
ZH VI 433–435, Nr. 981.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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433/27 |
abgehalten; ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: abgehalten, |
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433/29 |
Man ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ? Man |
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434/15 |
abge treten geben ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: abgege treten ben |
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434/33 |
Sohn ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: Sohn, |
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435/5 –6
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HErrn […] 86.] |
Hinzugefügt nach der Handschrift. |