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Pempelfort, den 20ten Juny 1786.
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Vermerk von Hamann (nachträgliche Nummerierung mit roter Tinte):
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Erhalten den 1
Jul.
Geantw den 9 –
No
2.
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Ehrwürdiger, lieber Mann
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Sie erhalten hier die verlangte Abschrift der 6
ten
Fortsetzung Ihres
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fliegenden Briefes. Das Original habe ich hier behalten, um
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entweder zum Drucke oder zur Vergleichung davon Gebrauch zu machen; doch
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habe ich mich nicht entbrechen können, noch einen großen Theil daraus
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abzuschreiben, und es mit Ihrem Briefe vom 8
ten
Ihrem Jacobi nach London
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nachzusenden. Zu dem abgeschriebenen gehört unter andern die
schöne
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Stelle über das enge Band zwischen dem Geist der Beobachtung und
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Weißagung (b. S. 2); die furchtbare treffende Apostrophe an die Berliner (b. S. 3. 4.
S. 438
c. 1); das Apostolisch brüderliche Wort der Ermahnung an den Thomas
2
Gläubiger in Zürich (c. S. 1–4) und der Schluß S. 1. bis 3 des Bogens d. –
3
–
Großer heiliger Mann
! Schon Alexanders Liebling entschied, daß
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grandia fastidire
das Maas einer „gemeinen Menschenelle“
weit mehr
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übersteige, als seiner Augen
w
Weide und seines Herzens Lust daran zu
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haben. Auch hilft es Ihnen nichts, daß Sie den Nimbus von der Scheitel
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ziehen. Aus der bescheidenen Hand die ihn abnimmt, fällt sein Licht nur desto
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stärker auf den Verklärten, und war zuvor Ihr Haupt umstralt, so stehen
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Sie jetzt in vollem Glanze von der Sohle bis zur Stirne. – – Sie verzeyhen,
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Ehrwürdiger Liebevoller Mann! –
Quo constantior in abnuendo, eo
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dignior visus
–
12
Das Mscrpt, welches jetzt hier ist, reicht einschließl. der letzten Fortsetzung
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bis zur 5
ten
Seiten des 6
ten
Bogens hin. Sobald die Correctur des Bogens
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b. zurückkommt, laße ich gleich abdrucken, und den Bogen d. setzen. Um dem
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Setzer die Arbeit zu erleichtern, und zugleich den Correctur Bogen etwas
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fehlerloser zu erhalten, habe ich das Mscrpt abgeschrieben, so weit Jacobi
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es erhalten hatte. Mit der Folge werde ich eben daßelbe thun.
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Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit
19
Ihr
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Tiro Schenck.
21
– Ps.
LXXXVIII.
28 kann auch nicht richtig seyn (Note 88.); dieser
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Psalm hat nur 19. Verse.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 260.
ZH VI 437 f., Nr. 983.
Zusätze fremder Hand
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Johann Georg Hamann |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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No 2. ]
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Hinzugefügt nach der Handschrift. |
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Geändert nach der Handschrift; ZH: es dann |