988
S. 452
Pempelfort, den 29
ten
Juny 1786.


2
Vermerk von Hamann mit roter Tinte:
No
3.


3
Lieber, Verehrungswürdiger Mann!

4
Gestern lief ein Brief von Dover ein, worinn der HE. Geh. Rath Jacobi

5
seine glückliche Ankunft in England meldet, und mir den Auftrag giebt, Sie

6
davon gleich zu benachrichtigen. Sein Brief ist vom 24
ten
dieses datiert. Er

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gedachte, noch den nehmlichen Tag nach Richmont abzufahren. Die Reise

8
durch Braband hat ihm und seiner lieben Reisegefährtinn außerordentlich

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viel Vergnügen gemacht, und in die See ist er so verliebt geworden, daß er

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wie der Doge zu Venedig sich damit vermählen möchte. Der Tag an welchem

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die Ueberfahrt geschah war so heiter, der Anblick vom Verdeck für ihn so

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neu und reitzend, daß er in vollem Entzücken davon schreibt. Weder er noch

13
seine Schwester haben nur die entfernteste Anwandelung von Uebelkeit

14
empfunden.

15
Ihr Brief vom 19
ten
geht heute nach London ab. Sein Inhalt wird

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äußerst unwillkommen seyn. Despotismus bezeichnet das neue Babel in

17
allem was nur von ihm herrührt. Der Einschluß an Herrn Buchholz ist

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diesen Morgen schon besorgt worden.

19
Die letzte Fortsetzung Ihres Manuscriptes war würklich die 6
te
. Wenn

20
s
Sie
solche umändern, so bitte ich nur um Gnade für die Stelle gegen die

21
Ahabs Propheten und Consorten; es sey dann, daß Sie beschloßen hätten,

22
dies Gezücht
salienti
ori
mica
zu
erweichen
, zu deutsch:
noch
schärfer
in die

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Beitze zu nehmen
. Für ein so zähes Volk können die Ingredienzen nicht

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beißend genug seyn.

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Was vom gedruckten Bogen C an bis zur 6ten Fortsetzung an Mscrpt nun

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noch hier ist, wird ohngefähr 1½ Bogen betragen, folglich bis zur Hälfte

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des Bogens e. reichen. Sobald Sie den Bogen b. zurückschicken, laße ich ihn

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abdrucken, und demnächst den Bogen d. in Arbeit nehmen, wovon, sobald er

29
gesetzt ist, ein doppelter Correctur Bogen Ihnen zugesendet werden soll.

30
Vermuthlich wird dieser Bogen b. nächsten
Sontag
zurückkommen. Der Drucker

31
wünscht es.

32
Mit der innigsten Verehrung und Liebe

33
Ihr

34
Tiro-
Schenk.


35
Adresse:

36
An / Herrn
Georg Hamann
/ in /
Königsberg
.


37
Vermerk von Hamann:

38
den 12
Julii
86.

39
Geantw
den
eodem.

Provenienz

Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.

Bisherige Drucke

Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 278 f.

ZH VI 452, Nr. 988.

Zusätze fremder Hand

452/2
Johann Georg Hamann
452/38
–39
Johann Georg Hamann

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
452/2
No
3.
]
Hinzugefügt nach der Handschrift.
452/20
s
Sie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sie
452/30
Sontag
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sonntag