505
358/27
Kgsberg den 23
Junii
777.
28
Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
29
Hintz
Jakob Friedrich Hinz
Diesen Abend erhalte Einlage, und suche selbige sogl. zu befördern. Hintz
30
huj
diesen (Monats), 5. Juni 1777
kam den 5ten
huj
gantz entzückt von Ihnen an, brachte mir aber schlechte
31
Nachrichten von Ihrer Gesundheit mit, die mich bisher beunruhigt haben,
32
und auch Ihre liebe Schwester, welche gar den Verdacht zu haben scheint, daß
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kleine Christoph
Johann Christoph Neumann
der kleine Christoph dazu Anlaß gegeben. Es ist mir lieb, daß Sie Gelegenheit
S. 359
gefunden ihn dort unterzubringen. Meine damalige Nachrichten zielten zum
2
Theil darauf ab, Sie zu einem: Vogel friß oder stirb! zuzubereiten. Wenn
3
er unterdeßen einem guten Lehrherrn unter die Hände kommt, hab ich noch
4
Hoffnung, daß Sie die Früchte Ihrer guten Absicht erleben
werden
5
Zeit und Weile wird mir lang von Ihnen Antwort zu erhalten. Hinz hat
6
sich eine gantze Woche hier lang aufgehalten, wider seine Gewohnheit u einen
7
jungen Courtan
Fritz Courtan
jungen
Courtan
von 6 Jahren mit sich genommen zur Erziehung. Ich weiß nicht
8
wo er die Nachricht von Ihrer Krankheit her hat; wünschte von Ihrer völligen
9
Claudius
Matthias Claudius
Widerherstellung bald versichert zu seyn. Von Claudius weiß eben so
wenig
10
seel. Prof. Lindner
Johann Gotthelf Lindner
Vorige Woche kam der Briefträger mit einem Päckchen an seel.
Prof.
11
Lindner addressirt
zu mir; ich lösete es auf seine Bitte aus und fand daß es der
12
Bertuchschen Don Quixote
Der dritte Teil der
Don Quijote
-Übersetzung von
Friedrich Johann Justin Bertuch
dritte Theil des Bertuchschen Don Quixote war. Nach vielem Suchen fand
13
Fr. Consistorialräthin
Auguste Angelica Lindner
bey der Fr. Consistorialräthin einen Aufsatz der
Subscribent
en aber nur für
14
8
Exempl.
die ich bereits den Anfang gemacht habe auszutheilen; 2
Exempl.
15
muß er nach der ersten Lieferung abgesetzt haben und das eilfte scheint dem
16
Vicario
demnach Hamann selbst als Vertreter
Collecteur
und folgl. seinem
Vicario
zugedacht zu seyn. HE Rath
Bertuch
17
schreibt aber im
Met.
PS.
wegen des Geldes, das der seel. Mann, kraft des
18
verzeichneten
d d
von den 8
Subscribent
en wirklich empfangen und die gantze
19
Hartung
Gottlieb Leberecht Hartung
Summe
für 10
Exempl.
noch vor seinem Ende dem Hartung aufgetragen an
20
Leipzig zu bezahlen. Hartung hat deshalb eine Quittung über
101
fl. vor sich
21
gegeben und nach einem Papier von des seel. Mannes Hand hat sich ersterer
22
übernommen das daran fehlende zu
suppli
ren und zu ergänzen. Vielleicht ist
23
es Ihnen möglich ohne Ungemächlichkeit zu erfahren ob die Hartungsche
24
Buchhandlung dort in des seel. Kirchenraths Namen etwas ausgezahlt. Den
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Subscriptionsplan habe nicht finden können, weiß daher nicht, ob etwa in dem
26
Nachschuß
Nachzahlung
PS
von einem Nachschuß die Rede ist bey der letzten Hälfte der Uebersetzung.
27
Diesen dritten Theil habe in der Geschwindigkeit durchgelaufen und hie
u
28
da mit dem spanischen zusammen gehalten. Beynahe sollte ich an des
29
Uebersetzers hinlängl. Stärke im Spanischen zweifeln? Er hat immer unglückl.
30
den
Sancho Pansa
zu verschönern gesucht, ihm mehr Sprachschnitzer
31
aufgebürdet, als er wirklich begeht – z. E.
wie
reich
wie Crösus,
anstatt:
reich wie
32
Fugger
– und die Auslaßung eines gantzen Punctes wo es auf ein
33
engl. Uebersetzer
Tobias Smollett
Sprichwort ankommt, das der engl. Uebersetzer gar nicht auszufüllen im stande
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gewesen, wenn ich mich recht besinne, sind mir gar zu leichtsinnige
u
35
muthwillige
Treulosigkeiten
36
Meßgut
Bücher von der Ostermesse 1777
Vom neuen Meßgut habe sonst nichts gesehen als Lavaters
dritten
37
Versuch
. Ihr Kupfer wißen Sie bereits, war ein Andenken von Kaufmann. Aber
S. 360
Fragment aus dem Briefe über Sie
Mglw. ist die Passage über Herder in
Kaufmann (mit Ehrmann),
Allerley
, S. 99 gemeint.
Jünglings Motto
Kaufmanns Motto „Man kann was man will. Und man will, was man kann“ (vgl. auch
unten
) wurde von Lavater bei dessen Porträt im
3. Bd. der
Physiognomischen Fragmente
, Tafelband, S. 89
abgedruckt und auch im
Textband, S. 161
zitiert.
von wem ist das Fragment aus dem Briefe über Sie? Des Jünglings Motto
2
Graf Dalton
Pseudonym des Grafen von St. Germain
ist meisterhaft. Hier wird
St Germain
oder Graf
Dalton
erwartet und das
3
Johann Caspers
Johann Caspar Lavater
Gerücht ausgebreitet daß er ihm nachgeht nach Petersburg. Johann Caspers
4
Betrug, der mir Hahns
Postille
für seine eigene untergeschoben hat mir viel
5
Vergnügen gemacht; ich habe ihm weder antworten noch mich dafür bedanken
6
können, bin Ihm aber herzlich gut. Versichern Sie ihm das vor der Hand,
7
wenn Sie ihm schreiben sollten.
8
Kleuker
Johann Friedrich Kleuker
Kleuker ist so gütig gewesen mir den 2ten Theil seiner
Zend-Auesta
nebst
9
ersten Theil von Salomo
Kleuker,
Salomo’s Schriften
dem ersten Theil von Salomo zu überschicken.
J
ener
liegt noch beym
10
Fest Trinitatis
25. Mai 1777
Buchbinder u letzteren habe blos angesehen, fürchte mich ihn zu lesen – Am Fest
11
Kant
Immanuel Kant
deutschen Musäi
Deutsches Museum
Trinitatis
besuchte ich Kant der mir den März u April des deutschen Musäi
12
mittheilte worinn er auch die Frage des Mercurs zu beantworten versucht –
13
muste Kant
nolens volens
Recht geben, der mit dem Versuch sehr unzufrieden
14
war. Melden Sie mir bester Herder! unter welchen
, ob die Beantwortung im Mercur von Ihnen ist oder nicht?
16
Es ist mir zu viel daran gelegen, hierüber
Gewißheit
zu haben. Wenn Sie es
17
sind, sagen Sie mir ein Paar Worte, was Sie gedacht oder jetzt denken bey
18
Brücke ohne Lehnen
Der Titel des dritten projektierten Abschnittes der
Schürze von Feigenblättern
, der jedoch nie über die Überschrift hinaus ausgeführt wurde; die Formulierung stammt aus der
Antwort eines Ungenannten
, S. 218:
„Wer voraus geht, trage Sorge bey der Brücke ohne Lehnen!“
der
Brücke
ohne
Lehnen
? Ich beschwöre Sie bey aller Freundschaft und
19
Liebe, diese beyde Puncte mir zu beantworten. Meine Schrift liegt mir immer
20
vor Augen ohngeachtet ich seit dem Jänner keinen Zug daran thun können,
21
ist es mir nicht mögl. das Ideal, das mir im Sinn liegt aufzugeben. Der
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7te Monath dieses wegen seiner drey 7 und meines 47 Jahres merkwürdigen
23
Jahres soll durch ein
monstrum horrendum
gezeichnet werden und ich will
24
2 fehlenden Fladen
Anspielung auf die biblischen Schaubrote,
3 Mo 2,4
u.ö. Gemeint sind die beiden noch nicht ausgeführten Abschnitte der
Schürze von Feigenblättern
, „Brücke ohne Lehnen“ und „Charfreitagsbuße für Capuziner“, vgl.
HKB 594 ( IV 201/14 ) mir Hände und Füße waschen um die noch 2 fehlenden Fladen durchzuknäten
25
und auszubacken und Schau zu stellen – sie mögen gerathen wie sie
wollen.
26
Penzel ist gestern zum ersten mal nach der
Revue
bey mir gewesen.
27
Kreutzfeld
Johann Gottlieb Kreutzfeld
Recension der Ehlerschen Schulsamml
Rezension Kreutzfelds von
Ehlers,
Schulsammlung
, vmtl. in
KGPZ
Jg. 1777 nicht überliefert
Kreutzfeld hat ihm in der
Recension
der Ehlerschen Schulsamml. einen derben
28
Streich heute gegeben zum freundl. Willkomm. Sie waren gestern beyde in
29
meinem Garten. Meine Freundschaft für ersten scheint in letzten Zügen zu
30
Hofnung loß zu kommen
aus dem Militärdienst entlassen zu werden
liegen. Er hat Hofnung loß zu kommen, ohne durch seine Freyheit einigen
31
Krause ist im Gräfl. Kayserlingschen Hause
Christian Jacob Kraus
bei
Heinrich Christian Reichsgraf von Keyserling
Vortheil absehen zu können. Krause ist im Gräfl. Kayserlingschen Hause auf
32
Mendelssohn
Moses Mendelssohn
einem guten Fuß – Mendelssohn wird hier erwartet, (auch von mir) in
33
Memel
heute Klaipėda
Handelsgeschäften, die er in Memel abzumachen hat. Gott führe mir diesen
34
Sommer noch unsern Kaufmann zurück! mit seinem: Man kann was man will,
35
Man will was man kann.
36
Ursinus Balladen
Ursinus,
Balladen
Ursinus Balladen habe durch Hintz zum Ansehen bekommen; wünschte mir
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Percy Reliquien der alten Poesie
Percy,
Reliques
des
Percy Reliqui
en der alten Poesie einmal verschreiben zu können. Die
S. 361
neueste Ausgabe von Shakespeare
vmtl. die zehnbändige variorum-edition von George Steevens und Samuel Johnson (1773), vgl.
18th century Shakespeare-editions
neueste Ausgabe von
Shakespeare
in 10 Theilen habe mit meiner in 8 zu
2
Eschenburgs Uebersetzung
Eschenburg (Übers.),
William Shakespear’s Schauspiele
vergleichen Gelegenheit gehabt. Von Eschenburgs Uebersetzung nur den ersten
3
Theil gelesen; Krause ist weniger zufrieden damit, als ich –
4
kleiner Pathe
August Herder
Was macht mein kleiner Pathe? Werd ich nicht auch einmal seine
Silhouette
5
zu sehen bekommen? Gott gebe Ihnen Gesundheit, Zufriedenheit und mir
6
Gevatterin
Caroline Herder
Antwort – Meiner ehr und liebenswürdigsten Gevatterin wollte gern
7
schreiben aus meinem Wäldchen; bin aber noch nicht im stande selbiges zu
8
genießen, und weder zu denken noch zu empfinden – –
9
den 24 am Joh. Tage
10
Gestern Abend gieng mir auf einmal das Licht aus und heute hat mein
11
Einlage
s.o.
gantzes Haus verschlafen. Sehen Sie dies blos als ein
Couvert
der Einlage
12
Ihres Freundes Gedanken über das Universum
Dalberg,
Betrachtungen über das Universum
an. Ihres Freundes Gedanken über das
Universum
bin neugierig zu lesen;
13
Mit
dem Hartungschen Laden habe nichts zu thun und der Kantersche wird
14
Michaelis
zur letzten Buchmesse im Herbst 1776
vielleicht elend versorgt werden, hat Michaelis nichts erhalten. Endl. ist die
15
Papiermühle einmal fertig u vorgestern vor allen Meistern im gantzen Lande
16
eingeweyht worden.
17
Unsere Oberhofprediger Stelle soll gewaltig ins kleine gebracht worden
18
seyn und die
Inspection
der 80 Kirchen ist nunmehro vertheilt. Ein Andenken –
19
Meine Seele tritt auf die Starken!
20
Erfreuen Sie mich doch bald eigenhändig – Vergeßen Sie nicht liebster
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Herder! meine Bitte in Ansehung unsers Landsmanns des Kapellmeisters.
22
Ich brauch ihn noch sehr und er zeigt sich als ein Mann nach meinem Herzen.
23
Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus! Amen, amen. Ich umarme Sie
24
und ersterbe Ihr treuergebenster
25
Johann Georg Hamann.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 154–155.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 250–252.
ZH III 358–361, Nr. 505.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
358/30 |
huj |
Geändert nach der Handschrift; ZH: huj. |
|
359/4 |
werden ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden. |
|
359/9 |
wenig ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenig. |
|
359/17 |
Met. PS. |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Met PS |
|
359/20 |
101 ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: 101 |
|
359/27 |
u ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. |
|
359/31 |
wie reich ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: reich |
|
359/31 |
anstatt: ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: anstatt |
|
359/34 |
u ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. |
|
359/35 |
Treulosigkeiten ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Treulosigkeiten. |
|
360/2 |
St Germain |
Geändert nach der Handschrift; ZH: St. Germain |
|
360/9 |
J ener ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jener |
|
360/25 |
wollen. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen: |
|
361/13 |
Mit ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: mit |