565
110/25
Kgsb. den 17
7
9
bre
79.
26
Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
27
Ihrem Briefe
HKB 562
Vorgestern mit Ihrem Briefe erquickt und erfreut worden. Einl. nach
28
Morungen in derselben Stunde besorgt, weil die Rigische Post aber bereits
29
Rappolt
Christian Samuel Rappolt
abgegangen, die zweyte Einl. heute unter des Schwagers
Banco-Dir. Rappolt
30
Einschluß. Nun Gott Lob und Dank! wiederhol ich von Grund des Herzens.
31
thut alles …
Pred 3,11
Er hat alles wohl gemacht!!! Er
aber thut alles fein zu Seiner Zeit
32
würdige Hälfte
Caroline Herder
Eccles. III.
11. und stärke Ihre würdige Hälfte zur Erfüllung der glücklichen
33
apokalyptischen Knäblein
Herder,
Maran Atha
Reben. – Wie ich nach Ihrem apokalyptischen Knäblein schmachte! will das
S. 111
Porto
gern doppelt geben, um es bald zu küßen. – Habe die Geburtstage des
2
verfloßnen Augusts vom 18 bis 28 in großer Stille und Ruhe gefeyert; mir
3
an dem meinigen nichts anders zu gut gethan als ein Aderlaß, wozu ich durch
4
eine Schwäche und Schwindel in meinem Haupte genöthigt wurde, welches
5
noch leidet. Acht Tage drauf den 3
huj.
wurde durch einen außerordentl.
6
Besuch erschreckt, aber auf eine sehr wohlthätige Art. Ich hatte mich wie gewöhnl.
7
Loge
Hamanns Arbeitsraum am
Licent
, vgl.
HKB 484 ( III 306/18 ); wohl leicht ironisch-abfällige Bezeichnung (vgl.
Krünitz
, s.v. Loge: „eine Hütte, ein kleiner mit Brettern verschlagener Raum, ein Hundestall, eine Schiffskammer etc. etc. heißt“), ohne Bezug auf Freimaurer- oder Theaterlogen.
ad modum Heracliti
nach dessen Ausspruch „introite, nam et hic dii sunt“ (dt. „tretet ein, denn auch hier sind Götter“,
Cic.
nat.
1,74)
Nachmittags von meiner Loge weggeschlichen und saß
ad modum Heracliti
8
in meiner Küche bey einer Pfeife Taback u schwarzen Grütze, als ein
9
Grafen v Kayserlingk
Heinrich Christian Reichsgraf von Keyserling
Bedienter auf meinem Gehöft des Grafen v Kayserlingk
Exc.
anmeldete. Ich
fu
hr
10
zusammen, setzte meine Pfeife bey seite u lief vor die Hausthüre, wo ein paar
11
Ordensbänder ausstiegen – und ein paar
Dames,
die ich bald darinn sitzen
12
gelaßen hätte, weil ich meiner Sinne gar nicht mächtig war und einen der
13
schwersten Anfälle den ganzen Vormittag vom Schwindel ausgehalten hatte.
14
Gräfin Kayserl.
Caroline Charlotte Amalie Reichsgräfin von Keyserling
Die Gräfin Kayserl.
Exc.
gab sich endl. zu erkennen, daß Sie auch Lust
15
Mädchen mit ihrer Nätherin
Elisabeth Regina Hamann
,
Magdalena Catharina Hamann
und
Marianne Sophie Hamann
mit
Anna Regina Schumacher
auszusteigen hatte – und weil ich meine Mädchen mit ihrer Nätherin in der Stube
16
voraussetzte, bat ich unter dem Schatten im Garten; denn es war der schönste
17
Sommertag. Zum Glück kam noch ein
Fauteuil
zu rechter Zeit für den Grafen
18
Kayserlingk. Die übrigen setzten sich auf die schlechten Bänke. Nun war die
19
Rede bald von Weimar und vorzügl. von
Ihnen
und
Ihnen
– Ich fieng mich
20
an aufzumuntern als wenn ich mit
Eau de Lavende
beträufelt würde. Die
21
ganze Unterredung währte eine kleine Stunde. Man bat mich den Tag drauf
22
zur Tafel, welches ich wegen meines Taumels im Gehirn förmlich abschlug,
23
ob man mir schon eine Kutsche anbot. Nachdem ich meine Linnen gewechselt
24
hatte, befand ich mich, ohngeachtet dieser u jener Grillen und Nackenschläge so
25
gestärkt u erleichtert, daß ich den andern Tag halb geführt halb avtomatisch
26
mich nach dem Gräfl.
Hotel
verfügen konnte um wenigstens die andere Exc.
27
noch einmal in Augenschein zu nehmen – welches kein anderer war als
der
28
Graf von Görz
Johann Eustachius Graf von Goertz
; vgl. das Echo dieses Besuchs in Herders Brief an den Graf von Goertz, 25.1.1781 (
HBGA
, Bd. 4, S. 153)
Ihnen wohl bekannte und treu ergebene Graf von Görz
, welcher nach
29
Königs
Friedrich II.
St. Petersb. als Minister unsers Königs geht. Seit dieser Erscheinung ist mir
30
Hayn Mamre
1 Mo 13,18
meine Mooßbude ein
kleiner
Hayn Mamre. – Außer allen dem Guten, was
31
Gevatterin
Caroline Herder
Er mir von Ihnen und meiner verehrungswürdigen Gevatterin gesagt und
32
Statthalter in Erfurt
Carl Theodor von Dalberg
Kanzler zu Darmstadt
Friedrich Carl von Moser
von dem Statthalter in Erfurt und dem Kanzler zu Darmstadt erhielt ich auch
33
einige Winke über den Besuch des Virtuosen – dem Sie so gut scheinen
34
vorgebeugt zu haben – und von der Unzufriedenheit
Ihrer beyden Nachbarn
35
mit ihm, welches alles Balsam für mein krankes Haupt war. Vor einer Stunde
36
in Meusel
im
1. Nachtrag zur neuen, verbesserten Auflage (Lemgo 1774)
, S. 83 des von
Johann Georg Meusel
bearbeiteten
Gelehrten Teutschlands
Briefe eines Prinzenhofmeisters …
Goertz,
Briefe eines PrintzenHofmeisters
fand ich von ungefehr in Meusel
Briefe eines Prinzenhofmeisters
37
über Basedow
p
die ich mir sogl. aus dem Buchladen habe holen laßen. Sie
S. 112
scheinen Seiner nicht unwürdig zu seyn. Da ich vermuthlich Ihrer
2
Freundschaft, bester Herder, diesen ganzen Besuch zu verdanken habe: so wünschte
3
unsern Hof
in Berlin
ich einige Winke über diesen Staatsmann und wie er an unsern Hof
4
gekommen und ob er sonst als Autor unbekannt ist. Er hat mir einen Gruß an Sie
5
aufgetragen und mir, wenn ich nicht irre, zu verstehen gegeben, daß Sie ihm
6
noch eine Antwort schuldig geblieben wären. Wie komt er zu dem Namen
von
7
Schlitz
, Graf Görz? Ist er mit der Schwedischen Familie anverwandt?
8
Den 18 –
9
Ich habe gar nichts sonst, Ihren angenehmen Nachrichten entgegen zu
10
Kreutzfeld
Johann Gottlieb Kreutzfeld
liefern, bester Gevatter. Mit meinem letzten Freund hier Kreutzfeld scheint es
11
auch auf die Neige zu gehn. Er war in den Ferien auf ein acht Tage in Pillau
12
bey unsrer gemeinschaftl. Freundin
Me Courtan
Schwager, Seiff, und scheint
13
einen Ausbruch einer zehrenden Krankheit und schwindsüchtigen Hustens mit
14
Löbnichtschen Langgaße
Der Löbenicht lag im Osten Königsberg, die Laak im Westen; die Löbenichtsche Langgasse (in der später Heinrich von Kleist den
Zerbrochenen Krug
schrieb) war dennoch nur etwa 2 km vom Packhof entfernt.
gebracht zu haben. Er wohnt in der Löbnichtschen Langgaße, die mir ohnehin
15
fatal
ist weil ich zween Sonntage nach einander die ersten heftigen Anfälle
16
des Schwindels in dieser Straße – und also so weit für mich als ich für ihn,
17
daß unser Umgang also allmählig absterben wird. Das letzte mal meldete er
18
Hudibras
Kreutzfelds
Hudibras
-Übersetzung, von der zuvor dessen
Probe einer neuen Verteutschung
erschien; die ganze Übersetzung ist nie erschienen, vgl.
Sembritzki:
Die ostpreussische Dichtung 1770–1800,
in: Altpreussische Monatsschrift 45 (1908), S. 224
.
mir noch in seiner Krankheit die 3 ersten Gesänge des Hudibras ins Reine
19
Probe der Petersb. Uebersetzung
Im April-Heft des
Teutschen Merkur
(2. Vierteljahr 1779), S. 72–82 erschien eine weitere „Probe einer neuen Uebersetzung des Hudibras, die uns aus St. Petersburg zugeschickt worden“ (S. 72).
gebracht zu haben, worbey es wohl sein Bewenden haben möchte. Die Probe
20
der Petersb. Uebersetzung scheint seiner eben nicht nachtheilig gewesen zu
21
seyn. Ist Ihnen nicht der Verfaßer davon bekannt. Anfängl. vermutheten
22
Nicolai
Ludwig Heinrich von Nicolay
wir den dortigen Dichter Nicolai; aber es war ein anderer Buchstabe statt des
23
Namens.
24
Am Geburtstag Ihres ältesten Sohns nahm ich Akens Theorie der Opfer
25
vor und hab selbige auch zu Ende gebracht. In der Schreibart des Manns ist
26
eine Nüchternheit, Reife, Sorgfalt, daß ich den Kern dieser harten Nuß noch
27
öffentl.
eine Rezension oder öffentliche Äußerung Herders zu Aken nicht ermittelt
nicht aufgeben kann. Mir war Angst, daß Sie dies Werk öffentl. wie
inter nos
28
beurtheilt hatten: aber Sie bewundern – oder bedauren blos, daß dieser
29
deutsche Chrysostomus in seinem Pathmos sich so hat verirren können, vom
30
Ursprung der Opfer
Aken,
Ursprung der Opfer
Samml. seiner heil. Reden
Aken,
Reden zur Erbauung
Ursprung der Opfer auf eine so mystische Art zu schreiben. Ich habe die Samml.
31
seiner heil. Reden mir endl. aufgetrieben und im ersten Bande schon einige
32
Aufschlüße seiner Schreibart u Beziehungen auf jene Theorie gefunden.
33
Können Sie mir nicht
eine Nachricht von des Mannes Leben u Schriften
34
Propagien
nicht ermittelt
anzeigen. Ob seine
Propagi
en herausgekommen und seine
Origines
nichts
35
aufschließen?
36
Nun wünschte ich, liebster Gevatter, daß Sie auch Ihre
Ruhe
zur
S. 113
Urkunde
Herder,
Aelteste Urkunde
Vollendung der Urkunde
anwenden möchten, oder wenigstens eine aufrichtige
2
Erklärung,
ob Sie
den Willen haben dies Werk zu krönen
– wenigstens
3
Gräfin Kayserlingk
Caroline Charlotte Amalie Reichsgräfin von Keyserling
durch Vollendung des
Umrißes von Ihrem Plan
. Der Gräfin Kayserlingk
4
Lieder der Liebe
Herder,
Lieder der Liebe
Betrachtungen über das Universum
Dalberg,
Betrachtungen über das Universum
habe Ihre
Lieder der Liebe
geben müßen nebst den
Universum
.
,
weil Gr. Görz von beyden Autoren nicht guts gnug zu
6
sagen wuste, nicht als von Schriftstellern sondern als von
Menschen
und
7
Thätern
. Er schien Ihr Buch noch nicht zu kennen, auch nichts von der
8
zweyten Ausgabe des Universums zu wißen. Ist selbige
vermehrt
oder
geändert
9
ausgekommen? Vielleicht läst sich sein Problem ohne Chymie sinnlicher durch
10
Pudenda der göttl. u. menschl. Natur
Hamanns These in der
Schürze von Feigenblättern
, vgl.
HKB 573 ( IV 139/18 ) die
Pudenda
der göttl. u. menschl. Natur als den Mittelpunct ihrer
11
Vereinigung auflösen. Wenigstens thut jedem sein Steckenpferd auch auf der Reise
12
zum Himmel gute Dienste. – Sollten Sie wirkl. eine Antwort dem Minister
13
schuldig seyn, und selbige für nöthig finden nachzuholen: so erinnern Sie sich
14
wenigstens meiner im Lachen
. Denn Sie können leicht denken, daß ohne
15
eine
Gährung
aller meiner Lebensgeister die Sache nicht abgelaufen ist. Dergl.
16
Schlafsucht … Apoplexie
Eine Neigung zu übermäßigem Schlaf wurde neben Schwindel (
s.o.
) als Vorbote von Apoplexie/Schlagfluß angesehen, vgl.
Herders Conversations-Lexikon, Bd. 5, Sp. 85, s.v. Schlag
.
paradox
e Einfälle sind freylich ein kleines Gegenmittel meiner Schlafsucht,
17
die vielleicht sonst in eine völlige
Apoplexie
übergehen möchte – aber doch nicht
18
vt quae …
Per.
saturae
, 1, 24f.; dt.: [Wozu lernen, wenn dieser Sauerteig nicht aufgeht] und der wilde Feigenbaum, der nun einmal innen hineingewachsen ist, nicht nach Aufbrechen der Leber hervorkommt?
hinlänglich –
vt quae semel intus
19
Innata est, rupto iecore exierit caprificus.
20
En
pallor seniumque
–
21
Heinckens Briefe
Heinicke,
Beobachtungen über Stumme, und über die menschliche Sprache
; sie sind als „erster Theil“ markiert, wurden aber nicht fortgesetzt (Heinicke setzte seine publizistische Tätigkeit in anderen Schriften fort).
Endl. hab ich auch einmal Heinckens Briefe über die Stummen zu lesen
22
bekommen und verlange sehr nach der Fortsetzung. Meine Ahndung draus zu
23
Kl. Orthographie
Klopstock
Orthographie-Theorien in
Ueber die deutsche Rechtschreibung
und
Ueber Sprache und Dichtkunst
; für
Hamann,
Zwey Scherflein
lernen ist befriedigt, u gereizt nach der Fortsetzung. Was gegen Kl.
24
Orthographie erschienen, ist hier gar nicht zu haben, und weiß nicht ob es der Mühe
25
I. Band von Mätzchen
Mäzke,
Grammatische Abhandlungen über die teutsche Sprache
werth. Der
I.
Band von Mätzchen liegt schon ein vierteljahr bey mir; weder
26
den 2ten noch sein neues Buch zu sehen bekommen. Mit unsern beyden
27
Buchladen ist es fast aus. Bey K. gar nichts u. bey H. alles vergriffen, was ich
28
durch die dritte Hand suche, weil ich selbst dort nichts zu thun haben will.
29
Stellen Sie sich einmal vor, daß Semmler nicht einmal in unsern Buchladen
30
Kanzler von Korff
Friedrich Alexander v. Korff
gewesen außer den wenigen Exempl. die der Kanzler von Korff zur
31
Reisender aus Berl.
nicht ermittelt
Subscription gesammelt. Das Exempl. das ich gelesen, brachte ein Reisender aus Berl.
32
mit. Ich suche nach
Meursii Eleusinia
schon seit Jahr u Tag, sind nicht einmal
33
auf der Schloß
Bibl.
noch
Gronovii Antiqu.
die ich schon ich weiß nicht wie
34
lange von der Stadt
Bibl.
erwarte und nicht erhalte. –
35
Kupferstich seines Ehrensprunges
Wohl der Stich von
Chodowiecki
, der Claudius im Kreis seiner Familie beim spaßhaften Sprung über einen (imaginierten) Sohn zeigt; vgl.
Claudius,
Asmus omnia sua secum portans
,
Tl. 3, S. 67
und die Bildbeschreibung ebd., S. VI–VII: „Pag. 67 steh’ ich mit Erlaubniß selbst und will eben einen Ehrensprung thun, und der geneigte Leser wird mir diese Hausschwachheit zu gute halten. Ich denk’ überhaupt, man soll lieber in sich frölich als brummsch seyn […]“.
Eben erhalte von Gevatter Matthias einen Kupferstich seines
36
Augusta Ernestina Wilhelmine
Auguste Claudius
Ehrensprunges mit der Nachricht von der glückl. Ankunft seiner
Augusta Ernestina
37
Wilhelmine
am 2
huj.
Nun hab ich auch in
dieser
Woche
alles Gute für das ganze
S. 114
Hartung oder Hartknoch
Gottlieb Leberecht Hartung
oder
Johann Friedrich Hartknoch
, von der Herbstmesse
laufende Jahr erhalten und will selbige mit stiller Freude u Ruhe beschließen,
2
und herzl. Dank an den Geber aller irrdischen Unterpfänder himmlischer
3
Menschenliebe und Wollust.
4
Den 28
Sept.
5
Ich war den vorigen Sonntag zu Hause geblieben um diesen Brief endigen
6
zu können; aber ich habe nicht eher an die Fortsetzung gehen können als heute.
7
Verhinderung von außen und innen gehabt, auch zum Theil einen
8
Lauberhütten
das Laubhüttenfest
Einschluß aus Morungen erwartet, aber umsonst. Drey Tage die Lauberhütten
9
in der Synagoge gefeyert, mit vieler Andacht und Empfänglichkeit zu
10
Betrachtungen über den Geist u den Leichnam Mosis. Weil ich meinen eigenen
11
Johann Michels
Johann Michael Hamann
Geburtstag nicht gefeyert, gestern meines Johann Michels, der nun in sein
12
11tes Jahr Gottlob! geht.
13
Den 6
Oct.
14
Da kam
D. Holtzhauer,
der neul. aus Halle an des seel.
L’Estocq
Stelle
15
gekommen – und bald drauf HE von Auerswalde jener
Eques Prussicus!
der
16
Gagliani Dialogues
Galiani,
Dialogues sur le commerce des bleds
mich einmal mit des
Gagliani Dialogues
beschenkte und erfreute. Den andern
17
Kreutzfeld
Johann Gottlieb Kreutzfeld
Tag besuchte mich
Prof.
Kreutzfeld
p
Den dritten Tag war ich nach
18
verrichteten Stunden auf
Caffé
in eine Lauberhütte eingeladen; Sonnabends feyerl.
19
HE Friedländer
Wolff Friedländer
in die Synagoge und des Abends bey HE Friedländer. Sonntags zu Mittag
20
HE Seeligmann
Joseph Seeligmann
bey HE Seeligmann mit meinem Sohn, der das Hebr. Buchstabiren die Woche
21
glücklich angefangen hatte. Montags besuchte mit eben demselben Kypkens
22
Bibliothek, wovon Kreutzfeld den
Catalogum
besorgt, mit dem ich schon
23
dreymal vergebens wegen dieses Zuspruchs Abrede genommen. Gestern hab ich
24
Creys Richter, Advocaten
nicht ermittelt
mich den ganzen Nachmittag bis Abends zu umtreiben müßen, beym Creys
25
Richter, Advocaten und längst aufgeschobenen Besuchen und mit
26
unterlaufenden Geschäften. Da haben Sie, bester H. eine ganze Woche meines langweiligen,
27
kunterbunten, zerstreuten Lebenslaufs. Gottlob! mein Schwindel hat sich
28
ziemlich gelegt; aber mein Kopf ist voller Nahrungsgrillen, gelehrten Cruditäten
29
piis desideriis
dt. frommen Wünsche
stabulo Augeae
Augiasstall
und
piis desideriis,
daß mir übel und weh wird in diesem
stabulo Augeae
–
30
länger Othem zu schöpfen. Bey dieser innern Gährung und äußern Stockung
31
vergeht einem alle Lust und Liebe –
32
Briefe über die Liebe des Vaterlandes
Friedrich II.,
Briefe über die Liebe zum Vaterland
Die Briefe über die Liebe des Vaterlandes sind wol kaum des Ansehens
33
werth, und unter aller meiner Erwartung. Ihrentwegen bin veranlaßt
34
Eloge auf Voltaire
Friedrich II.,
Éloge de Voltaire
Zedlitz Vorlesung über den Patriotismus
Zedlitz,
Sur Le Patriotisme
worden auch das
Eloge
auf
Voltaire
anzusehen und
Zedlitz
Vorlesung über den
35
Patriotismus. Hier ein Gegenstand der Erziehung und dort vielleicht ein
36
Finanzmittel.
S. 115
O wenn Sie doch Ihr großes Gesangbuch durch Hartung oder Hartknoch
2
besorgt hätten um die bösen Geister zu vertreiben, zu beschwören oder zu
3
apokalyptisches Knäblein
Herder,
Maran Atha
verräuchern. Doch vor allen Dingen wird Ihr apokalyptisches Knäblein ein
4
wahrer Lebensbalsam seyn – wie kalt Waßer einer durstigen Seele.
5
Sie wollen Ihre Hypothek vergrößern, liebster Gevatter! Durch ein neues
6
Thibetschen Grammatik
Giorgi,
Alphabetum Tibetanum missionum apostolicarum commodo editum
, vgl.
HKB 562 ( IV 101/27 ) zweifle etwas darinn zu finden
zu Hamanns Versuchen, das titelgebende Wort
Konxompax
aus dem Tibetischen herzuleiten vgl.
HKB 560 ( IV 93/3 ) Anlehn Ihrer
Thibet
schen Grammatik. Ich zweifle etwas darinn zu finden;
7
mag aber die Witterung nicht eher aufgeben, als bis ich von ihrer Nichtigkeit
8
überführt seyn werde. Meine gänzl. Unvermögenheit auch nur einen
9
Strohhalm zur Freude Ihres Nestes beytragen zu können würde für meine
10
Empfindlichkeit noch niederschlagender seyn, wenn selbige auf nichts als einen
11
heimlichen Bauern u BettlerStoltz hinausliefe; ich habe aber das gute
12
Vertrauen, was Sie
s
Selbst
haben
.
,
daß hier etwas mehr
in petto
liegt. Gott
13
und die Zeit werden alles aufklären, und sollte es hier nicht geschehen, doch
14
gewiß dort. So viel zu meiner Beruhigung –
15
Ich denke an diese und jene Arbeit, ohne dazu kommen zu können. Alle Ihre
16
Aufmunterungen sind auch hierinn verloren. Sie
sehen
daß ich kaum einen
17
Brief zu schreiben im stande bin. Alle meine Freude einen Sohn von Karl
18
Berens hier zu haben, auch diese ist zu Waßer geworden, ohn daß ich weiß,
19
woran es recht liegt. Ich seh ihn fast gar nicht, er verspricht immer zu kommen
20
und hält niemals Wort. Ein Zug, der mir unausstehlich und meiner ganzen
21
Natur zuwider ist.
22
Verzeyhen Sie mir, bester Herder! daß ich alle Kleinigkeiten die mir auf
23
dem Herzen liegen, gegen Sie ausschütte. Meine ganze gegenwärtige Lage
24
besteht aus dergl. Triebsand, in dem ich wate. Ich schreibe dieses nicht Sie zu
25
beunruhigen, sondern mich zu entschuldigen, nicht nur zu entschuldigen, sondern
26
Και ειρηκε …
2 Kor 12,9
, Übers.: „Und er hat zu mir gesagt: Lass dir [an meiner Gnade] genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen [meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.]“
gar zu rechtfertigen.
Και ειρηκε μοι: Αρκει σοι — ἡ γαρ δυναμις μου εν
27
ασθενεια τελειουται. Ἡδιστα ουν μαλλον καυχησομαι — —
28
Denn dies sind die wahren Sehnen, Spannadern und Triebfedern meiner
29
Autorschaft und ihrer
Convulsionen
und Krämpfe –
30
vierspännig
Claudius
, Herder und Hamann haben alle drei nun vier Kinder, vgl.
HKB 569 ( IV 125/28 ).
Nun fahren wir Gottlob! alle vierspännig. Wäre ich in Weimar bey Ihnen;
31
Gevatter Matthias käm zu Fuß aus Wandsbeck. Was für ein
trifolium!
Was
32
für ein
Jubilaeum
für mein 50stes Jahr – –
33
apokalyptisches Knäblein
Herder,
Maran Atha
Nun, Seelenfreund! bitt ich noch einmal um Ihr apokalyptisches Knäblein
34
lieber Porto als franco
lieber vom Empfänger (Hamann) als vom Sender (Herder) zu bezahlende Sendung
gratiosa coeli rosa, krank und glimmend
aus Philipp Nicolais Choral „Wie schön leucht’ uns der Morgenstern“, vgl.
Quandt,
Neue Sammlung Alter und Neuer Lieder
, S. 259
– lieber
Porto
als
franco
–
gratiosa coeli rosa,
krank und glimmend erwart
35
ich seiner. Ist Ihr lieber ältester wieder völlig hergestellt? Ich hoffe es; auch
36
Graf Görtz
Johann Eustachius Graf von Goertz
Graf Görtz dacht an seinen Zufall. Wenn ich nicht
explicite
nach ihm mich
37
erkundigt: so ist es
implicite
bey jedem Morgen und AbendSeegen geschehen.
S. 116
liebe Hälfte
Caroline Herder
Gott erhalte und stärke Ihre liebe Hälfte, meine Verehrungswürdige Frau
2
Gevatterinn und Freundin u Gönnerin zu den dreyfachen Schmerzen, die Sie als
3
ein wahrer Ritter von Rosenkreutz Ihr noch zugedacht haben. Ich hatte Ihr
4
Mandel
Mengenangabe für fünfzehn Stück
Feder und Tinte …
3 Joh 13
auch ein Mandel Zeilen zugedacht; aber was sind Feder und Tinte für leidige
5
wie die Pfeile …
Ps 127,4f.
Werkzeuge, wie St. Johannes wohl wuste! Wohl Dir, Du hast es gut – wie
6
die Pfeile in der Hand eines Starken, also werden gerathen Deine vier junge
7
Sophiechen
Marianne Sophie Hamann
Knaben. Wohl dem der Seinen Köcher derselben vollhat. Sophiechen hat noch
8
keinen Zahn, befindt sich aber nach Wunsch, wie alles übrige Gott sey Lob und
9
Dank. Ich umarme Sie und all die Ihrigen mit aufrichtigen warmen Herzen
10
und ersterbe
11
Ihr alter Hamann.
12
Den 7 8
br
79.
13
Wißen Sie mir nichts von unserm alten Layenbruder zu erzählen. Er soll
14
ja Wittwer seyn. Wie heißen seine Stiefkinder? Was macht der wirklich
15
Göthe
Johann Wolfgang Goethe
Geheimte Rath Göthe?
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 182–183.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 96–101.
ZH IV 110–116, Nr. 565.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
|
110/25 |
7 9 bre |
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7 bre |
|
111/9 |
fu hr ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: fuhr |
|
112/6 |
von |
Geändert nach der Handschrift; ZH: von |
|
113/2 |
Erklärung, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erklärung. |
|
113/5 |
Universum . , ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Universum , |
|
113/37 |
Wilhelmine |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wilhelmi ne |
|
115/12 |
haben . , ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben, |
|
115/16 |
sehen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen, |