569
124/20
Den 29
Oct.
79.

21
Mein liebster und bester Herder,

22
Simonis Judä
Gedenktag der Apostel Simon und Judas (28. Oktober), vgl.
HKB 568 ( IV 124/14 )
Munus
Gabe, gemeint ist das zugesandte Exemplar von
Herder,
Maran Atha
; Herders Begleitschreiben nicht überliefert; dass es ein solches gab, geht aus
HKB 586 ( IV 175/26 )
hervor.
Gestern am Tage
Simonis Judä
Ihr
Munus
erhalten, da ich eben
einen

23
Brief an Claudius
Matthias Claudius
, nicht überliefert
Brief an
Claudiu
s zumachen wollte und auch an Sie schreiben wollte, weil ich

24
vor Ungedult nicht länger aushalten konnte. Den Titel hatte schon aus dem

25
Meß Catalogo
vgl. die Ankündigung im
Messkatalog für Michaelis 1779
,
S. 759
Meß
Catalogo
kennen gelernt. Dies ist die
erste
und
einzige
Schrift von

26
Ihnen, die mit meinen Fibern und Nerven recht harmonirt. Ich fieng noch

27
gestern Abends zu einer feyerlichen Stunde an – war im Stande,

28
abzubrechen
– und bin heute ausdrücklich den ganzen Tag zu Hause geblieben und

29
habe alles mit naßen Augen und warmen Herzen zu Ende gelesen. In keiner

30
einzigen Ihrer Schriften herrscht so eine
fromme
und so eine
gelehrte

31
Beredsamkeit! Kurz meine Erwartung und Sehnsucht ist nicht nur erfüllt

32
sondern auch, muß ich sagen, übertroffen worden. Zugleich meinen

33
GeneralSuperintendentin … Audiui
Caroline Herders
Rolle als Lektorin (und Verbesserin des Stils) von Herders Schriften; Herder berichtete zuvor vom Vorlesen des
Maran Atha
, vgl.
HKB 562 ( IV 100/32 )
ehrerbietigsten Dank der Frau GeneralSuperintendentin für Ihr sorgfältiges
Audiui

34
– denn einige kleine Muttermälchen und Pockengrübchen der Schreibart

35
zeichnen blos, ohne zu verstellen.

S. 125
Surtout
Mantel, hier im Sinne von Verpackung
Ich schüttelte mit meinem Michelchen
Surtout
u
Enveloppe
aus, fand aber

2
keine Zeile
keinen Begleitbrief
Sechswochen
das Wochenbett von
Caroline
mit
Adelbert Herder
keine Zeile – vermuthe also, daß die Sechswochen glücklich überstanden – und

3
alles wächst und gedeyt nach Herzenslust und Wohlgefallen.

4
Der arme K. hat seinen Christoph und wir unser Pathchen verloren. Er macht

5
Hauchwitz
vmtl.
Christian Heinrich August Curt von Haugwitz
gemeint, Bedeutung unklar, wohl Reisepläne zum
Schloss Krappitz in Schlesien
mit seiner Frau einen zieml. Umweg nach seinem Hauchwitz. Heut vor 8 Tagen

6
Buchladen
wohl der
Kantersche Buchladen
Schweitzer Kaufmanns … Wechselsache
vgl.
Johann Heinrich Steiner
, vgl.
HKB 559 ( IV 91/1 )
und
HKB 558 ( IV 88/30 )
erhielt aus dem
Buchladen
eine Nachricht wegen eines Schweitzer Kaufmanns

7
der nach Petersb. durchgegangen und einer Wechselsache, an die ich einigen

8
Antheil hatte nehmen müßen. Den Nachmittag besuchte mich der hiesige

9
Einl. von Pf.
von
Johann Konrad Pfenninger
, nicht überliefert
Polnisch reformirte Prediger u zugl.
Rector Wanowsky
mit einer Einl. von Pf.

10
Pack von Ehrmann
von
Johann Christian Ehrmann
,
HKB 563
und bey seinem Abschiede kam der Postbote mit einem ganzen Pack von

11
2 Probestücke von Schellinger
Wohl Kupferstiche von
Johann Rudolph Schellenberg
im Zusammenhang seiner
Schweizerprospekte
(vgl. die Rezension im
Teutschen Merkur, 4. Vj 1779, S. 190f.
und Hamanns Anzeige in
KGPZ
, St. 88, 4.11.1779 (KGPZ-Beitrag verlinken?!?); vgl. ebenso
HKB 570 ( IV 132/17 )
.
Ehrmann. Letzteres enthielt 2 Probestücke von Schellinger mit weitläuftigen u

12
zum Theil
interessant
en
Relation
en unsern K. betreffend – seine
häusliche

13
Schicksale
– und
politische Ebentheuer
. Zu den erstern gehört die

14
Schloßes mit 25 Zimmern
Schloss Glarisegg
vgl.
HKB 563 ( IV 104/16 )
Acquisition
eines neuen Wohnsitzes und geräumigen Schloßes mit 25 Zimmern

15
Art von Inquisition
vgl.
HKB 563 ( IV 105/34 )
¼ Stunde von Steckborn am Unter-Zellersee – zum letztern eine Art von

16
Polypragmosyne
Vielgeschäftigkeit
Inquisition,
die gegen ihn ergangen. Ein wenig
Polypragmosyne
scheint wohl

17
zum republicanischen Geist und zur individuellen Lage zu gehören. Es liegt

18
aber alles über meinem Horizont und außer meiner Sphäre um die Sache

19
beurtheilen zu können.

20
Pf. mir meldt
Johann Konrad Pfenninger
, nicht überliefert
Was Pf. mir meldt, geht Sie auch an: „Gott hat Licht gegeben über Apok.

21
Apok. dem Heß
wohl
Hess,
Von dem Reiche Gottes
von 1774 gemeint
Uebersetzung …
Lavaters Versepos
Jesus Messias
dem Heß u Lav., ich denke daß ich so sagen darf. Eine Uebersetzung und

22
Commentar
in Hexametern, oder so was von L. wirds Ihnen
beweisen –“ /
Ich

23
halte es für
Sie
und für
Jene
gut, daß Sie der Erste sind. – Ihr

24
Gesichtspunct
des
Ganzen
ist recht für mein
Auge
und mein
Herz
getroffen – recht

25
Rad im Rade
nach
Hes 1,16
, in
Herder,
Maran Atha
, auf S. 49 kommt das zumindest vor ?!?
für die
Angeln
meiner
Philosophie
und
Patriotismus
– bis auf das
Rad

26
im
Rade
und den Mechanismus dieses göttl.
Wagenthrons
– Ich habe seit

27
מעשה מרכבה
Werk des Merkaba, rabbinische Bezeichnung für die Hesekiel-Vision des Wagens Gottes in
Hes 1
opus quadrigae
dt. Werk des Vierspänners, nach
Hes 1,16
8 Tagen ein deutsches Wort für das
מעשה מרכבה
opus quadrigae
gesucht,

28
wie ich nun aus einem tollen Scherz unsere 3 Familien nenne, Ihre

29
männliche
Herders Familie mit nunmehr vier Söhnen
Claudius weibl
Claudius’
Familie mit vier Töchtern
vermischte
Hamanns Familie mit einem Sohn und drei Töchtern
männliche
, Claudius
weibl
.
u
meine
vermischte
.

30
Wink S. 296. c.)
Herder,
Maran Atha
, ED, S. 296 (zu den apokalyptischen Aussagen der Apostel): „Paulus erklärt sich über die Nähe des schnellen Tages; aber nicht also, daß er ihn ins Endlose fortschiebt“. Dazu Anm.: „
2 Thess. 2
conf. Koppii N. T. excurs. II. ad h. I.“
Koppen’s Testament
vgl. die Excursion II in
Koppe,
Novum Testamentum Graece
, 2. Aufl., S. 112–136
Aus einem
Wink
S. 296.
c.
) scheint es mir, daß Sie von
Koppen’s

31
Testament
eben so wie ich denke. Ich bin eben so mistrauisch gegen den Mann als

32
gegen die Stimme des Publici und desto aufmerksamer auf die Fortsetzung

33
des Werks selbst. Ihr Gesangbuch fehlt mir schlechterdings zu meiner

34
Hausandacht bey Hahn’s Postill, die mir beßer schmeckt als sein
N. T.
wegen

35
der daselbst angeführten Lieder, bester Gevatter. Ich hoffe daß Sie eine Beyl.

36
davon bey Hartkn. oder Hart. werden besorgt haben, wo nicht erwart ich es

37
auf Ostern 780.

S. 126
Sohn von Karl Berens
Arend Berens
, Sohn von
Carl Berens
Hab ich Ihnen schon gemeldt daß ein Sohn von Karl Berens diesen

2
Sommer angekommen mit einem gewißen
Musico
Halter den mir Hartknoch

3
empfahl. Ohngeachtet jener keine Anweisung von seiner Familie an mich mit sich

4
brachte, freut ich mich wie ein Kind u liebte den jungen Menschen als einen

5
Herzeleid
vgl. die ausführliche Schilderung im Brief an Hartknoch,
HKB 567 ( IV 118/14 )
Bruder. Diese Freude ist mir zu lauter Herzeleid geworden, und ich habe

6
rechte Wehen für den Menschen gelitten in seines armen Vaters Namen und

7
aus eigner Sympathie. Der arme Mann hat schon einen halb gelähmten Sohn

8
epileptische Zufälle
vgl.
HKB 567 ( IV 120/1 )
und dieser giebt das dummste Zeug an, bekommt epileptische Zufälle, die ich

9
aber zum Glück oder Unglück meistens für Verstellung halte. Glaubte einen

10
ächten Berens an ihm zu finden, nur ein einziger Fehler,
Lügen
, beunruhigte

11
Hartk. u Arend in Petersb. nebst einem Konxompax
Johann Friedrich Hartknoch
,
Christian Gottlieb Arndt
und ein
Konxompax-
Exemplar für ihn, vgl.
HKB 567 ( IV 120/7 )
mich. Ein paar Einschlüße an Hartk. u Arend in Petersb. nebst einem

12
Konxompax für letztern ist von ihm untergeschlagen worden, ohne daß ich wißen kann,

13
wo es geblieben ob es aus Bosheit oder Wahnsinn von dem Menschen

14
geschehen. Ich hab eine schreckl. Scene in seines Herrn Hause u. Bruinvisch

15
Gegenwart von ihm erlebt, wo ich meinen armen Bruder vor mir eine seiner

16
Rollen spielen zu sehen glaubte aber mit mehr Theaterstärke.

17
Brief von Hartkn.
von
Johann Friedrich Hartknoch
, nicht überliefert; wohl vom 14. Oktober 1779, vgl.
HKB 567 ( IV 117/32 )
Vor 14 Tagen erhielte einen Brief von Hartkn. der wider im klägl.

18
Fragmente
Hamann,
Konxompax
, wohl im Zusammenhang der angedachten
Sammlung von Hamann-Schriften
, vgl.
HKB 561 ( IV 95/35 )
Zustande ist, wegen meiner Fragmente mir allerhand schreibt, woraus ich nicht

19
Briefe noch Beyl.
weder Briefe von Hamann noch Beilagen von Herder, vgl.
HKB 567 ( IV 118/7 )
klug werden kann, aber wenigstens ersehe daß er weder Briefe noch Beyl.

20
Lenzens kleine Aufsätze
Lenz,
Flüchtige Aufsäzze
erhalten. Den Sonnabend vorher bringt mir jemand Lenzens kleine Aufsätze,

21
die ich mit vielem Antheil lese und an sein Schicksal mit rechter Schwermuth

22
denke. Dienstags drauf bestellt Hartk. einen Gruß von ihm, lobt ihn als den

23
bescheidensten liebenswürdigsten jungen Menschen, deßen Vater Gen.

24
Superintendent wäre, aber des Sohns Aussichten schlecht und ohne Hofnung

25
sein Glück zu machen – Ich muß Ihnen sagen, liebster Gevatter, daß ich einen

26
starken Zug für diesen Mann fühle, u bitte um einiges Licht über seinen

27
Schloßers Behandl.
Johann Georg Schlosser
Character. Hier hieß es, daß er vollends durch Schloßers Behandl. rasend und

28
unheilbar geworden wäre. Desto überraschender war mir die Nachricht aus

29
Riga.


30
Dom. XXII.
22. Sontag nach Trinitatis, 31. Oktober 1779
Dom. XXII.

31
Kennen Sie nicht den Verf. der wahren Lehre des heil. Apostels
Pauli

32
vom Gesetz
? Dies Buch ist heute mein Frühstück gewesen und hat mir sehr

33
Walchs neue Schrift
Walch,
Kritische Untersuchung
Streit …
der
Fragmentenstreit zwischen
Lessing
und
Johann Melchior Goeze
wohl gethan. Walchs neue Schrift scheint durch den Streit des Leßings mit

34
Götze veranlaßt zu seyn; und ich freue mich drauf; aber mit unsern

35
Buchläden
der
Kantersche
und der
Hartungsche
Buchladen
Buchläden geht es zu Ende. Bahrdt spielt seine Rolle zu Berl. Man vermuthete

36
ihn hier an Kypke Stelle. Der König will eine Probeschule hier
errichten

37
Oberhofpr. Schultz
Johann Ernst Schulz
Vorigen Mittwoch besuchte zum ersten mal unsern Oberhofpr. Schultz

S. 127
acht Tage nach seiner Hochzeit mit des Kr. Buchholtz Tochter. Ich bin die

2
lange Zeit über seiner Bräutigamschaft nicht bey ihm gewesen und er ein

3
verunglimpfenden Aufsatz …
In dem lutherisch-orthodox ausgerichteten Beitrag
Itziger Zustand der Theologie auf der Universität Königsberg
(anonym eingesendet), in:
Schneider,
Acta historico-ecclesiastica nostri temporis
, Bd. 5, Tl. 37, S. 696–707 befindet sich zuletzt eine abschätzige Bewertung von
Johann Ernst Schulz
: Er wird als ungelehrter Anfänger dargestellt; dass „er ein unansehnliches Exterieur, und schlechte Kantzelgabe hat“, werde ihm jedoch kein Kluger „zum Vorwurf machen“ (S. 706).
einzig mal angesprochen. Ich hatte lange schon von einem verunglimpfenden

4
Aufsatz in den
Actis Eccl.
über ihn gehört ohne mich darum bekümmert zu

5
haben.
Eine
Abschriften davon lauf
t
en in der Stadt u im ganzen Lande

6
herum. Ich erwarte das Stück vielleicht noch heute und nehm an dem

7
Kummer dieses Mannes Antheil, der mir rechtschaffen, dienstfertig und gefällig

8
Verfaßer
nicht ermittelt
scheint – Sollte es Ihnen nicht mögl. seyn den Verfaßer dieses Aufsatzes zu

9
W.
Weimar
erfahren, da diese
Acta
wo ich nicht irre zu W. verlegt oder gedruckt werden?

10
Erhalt ich das
Corpus delicti
selbst; so würde ich vielleicht mehr ersehen. So

11
viel ich davon gehört, geschieht dem guten Mann zu viel und Unrecht. Wenn

12
Sie meine Neugierde zu befriedigen im stande sind: so geschieht mir dadurch

13
ein großer brauchbarer Gefalle für meine vaterlandsche Grillen und

14
Verbindungen.

15
Michaelis Einl.
Michaelis,
Einleitung in die göttlichen Schriften
(3., erweiterte Aufl. 1777)
Erhalte eben jetzt Michaelis Einl. und habe die
Apoc.
daselbst

16
neuesten Ausleger
Herder, in
Maran Atha
durchgelaufen. In einigen Stellen scheint er mir den neuesten Ausleger im Geist

17
pp. 1323. 1347. 1348.
Michaelis,
Einleitung in die göttlichen Schriften
, 3. Aufl. (1777), Bd. 2, S. 1323 u. 1347f. (meist zu sprachlich-poetischen Aspekten der Johannes-Offenbarung)
Griesbachs N. T.
Griesbach,
Novum Testamentum Graece
, Bd. 2 (1775) mit der Johannes-Offenbarung
geschildert zu haben –
pp.
1323. 1347. 1348. – nebst
Griesbach
s N. T. das ich noch

18
gar nicht kenne, um Ihre Uebersetzung zu studiren. Erster nennt zwar auch

19
Hyppolitum
Hippolyt von Rom
;
Michaelis,
Einleitung in die göttlichen Schriften
, 3. Aufl. (1777), Bd. 2, S. 1297f.
Hyppolitum den
ersten Vertheidiger
der Offenbarung setzt ihn aber
ad

20
Melito
Melito von Sardes
Michaelis,
Einleitung in die göttlichen Schriften
, 3. Aufl. (1777), Bd. 2, S. 1289f.
letzte der Erste
Mt 19,30
annum
220. und
Melito
170. Nun so wäre der letzte der Erste, wie geschrieben

21
Sinn der Dedication …
nicht ermittelt?!? Weder Herders
Maran Atha
noch Michaelis’
Einleitung in die göttlichen Schriften
haben eine Widmung oder ausführliche Vorrede. – Mglw. lässt Hamann den Plan für einen kurzen Text in der Art einer der drei ‚Dedicationen‘ für die
Schürze von Feigenblättern
(vgl.
HHE 5
, S. 314–327) anklingen. Im Spiel der Identifikationen mit frühchristlichen Schriftstellern wäre Herder demnach
Melito
(
s.u.
), Hamann als
„St. Hippolyt“
der Verteidiger von Herders
Maran Atha-
-Schrift und Cajus einer der publizistischen Feinde, die sich bald durch Rezensionen bemerkbar machen und „dergl. es kaum unter unserm respectiven Publico fehlen dörfte.“
steht. Es mag übrigens mit dem Sinn der
Dedication
bewandt seyn, wie es

22
wolle: so wünscht ich den neuen Namen eines St. Hippolyts durch ein

23
Capitel gegen Cajus
Hippolyts Buch
Von dem Evangelio und der Offenbahrung Johannis
enthielt unter dem Titel
Die Vertheidigung der Offenbahrung
ein Kapitel gegen einen Cajus. Dieser dürfte ein römischer Presbyter gewesen sein, der die Offenbarung verworfen und sie dem Cerinthus zugeschrieben hat, nach
Eus.
hist. eccl.
III,c. 28 u. VII,25.?!? (Eusebius-Zitat noch verifizieren?!?)
Capitel gegen Cajus
verewigen zu können, an dergl. es kaum unter unserm

24
lieben Schweizer Propheten …
Johann Caspar Lavater
und
Johann Jakob Hess
,
s.o.
respecti
ven
Publico
fehlen dörfte. Das Verhältnis unserer lieben Schweizer

25
Propheten zu Ihrem Aufschluß ist ein neues Aas für meinen Geschmack. Die

26
Zeit mag lehren, – so ist mir Ihr Buch das Erste, welches ich aus der Fülle

27
des Herzens und Mundes lieben und loben kann. Gott schenk Ihnen so viel

28
Titel im Meßkatalog
s.o.
Freude, als ich mir noch davon verspreche und bereits genoßen. Der Titel

29
im Meßkatalog machte mich noch glimmender und sehnsüchtiger. – Ich

30
küßte den Brief vor Freuden, und hatte doch nicht das Herz zu lesen noch eher

31
anzufangen als nach meinem Abendseegen – weil ich in der Urkunde und den

32
Liedern der Liebe
Herder,
Lieder der Liebe
Liedern der Liebe mehr in Theilen, aber hier im
Ganzen
einstimmig bin, und

33
ein
Ganzes
dem feinsten und artigsten Stückwerk vorziehe. Der heutige

34
Waßergalle
Regenbogen
Sontag zeichnete sich frühe mit einer Waßergalle aus, die richt über meinem

35
Mühle auf dem Butterberge
in der Nähe der Wallanlage in Steindamm (später Sitz der Sternwarte)
Fenster nach Norden an der Mühle auf dem Butterberge stund. Ich habe kaum

36
im ganzen Jahr einen mit so viel Ruhe und Zufriedenheit gefeyret.


S. 128
Den 1
Nov.

2
todtes Tagewerk
als Packhofverwalter am
Königsberger Licent
Mein todtes Tagewerk und demselben ähnlicher Kopf werden mir kaum

3
erlauben. Ich wäre noch gern ein paar Tage zu Hause geblieben, wegen des

4
Billets-doux über die Liebe des Vaterlandes
Friedrich II.,
Briefe über die Liebe zum Vaterland
kümmerl. Monatsschlußes will lieber ausgehen. Haben Sie die
Billets-doux

5
über die Liebe des Vaterlandes gelesen? Hier geht alles zu Grunde – Aus

6
Morungen
aus
Mohrungen
von
Herders Schwester
Morungen habe noch keinen Laut erhalten, muß dort auch das Kreutz zu Hause seyn.

7
Vergleichung
der Übersetzung der Johannes-Offenbarung in
Maran Atha
mit dem
Novum Testamentum Graece
,
s.o.
Bin heute in der Vergleichung Ihrer Uebersetzung mit dem Grundtext bis

8
zum 6 Kapitel gekommen. Wenn es der Mühe lohnt, werde Ihnen das

9
Simonis Judä
Gedenktag der Apostel Simon und Judas, 28. Oktober
Resultat
meiner Bemerkungen mittheilen. Mit
Simonis Judä
ist hier der Herbst

10
eingetreten. Das Land hat nach Waßer gedurstet. Gott seegne Sie mein

11
Melito
nach
Melito von Sardes
,
s.o.
Sieben Engeln
nach
Offb 1,16 u. 20
bzw. Herders Kindern, vgl.
HKB 562 ( IV 101/15 )
liebster
Melito!
mit
a
e
llen
dem Guten, was Er Seinen Sieben Engeln und den

12
Ueberwindern verheißen –

13
Hier kommt Kreutzfeld, den ich seit 8 Tagen nicht gesehen und hat mir einen

14
Freunde Lilienthal
Ernst Gottlieb Lilienthal
Haufen von einem aus Berl. kommenden Freunde Lilienthal erzählt, der nach

15
Krata repoa
Köppen,
Crata Repoa
Memel als
Licent-Assessor
kommt. Ist Ihnen der Wisch
Krata repoa
bekannt,

16
welchen ein gewißer Köppen geschmiert. Ich hatte den Kraus deshalb Aufträge

17
gethan aber umsonst und erfahre daß alle die geheimen Wörter Cophtisch seyn

18
sollen. Morgen
denke
den
Man
selbst zu sehen und vielleicht auch die Gräfin

19
Kayserlingk mit Ihrer Plastick, um die Sie mich ersuchen laßen; auch Ihre

20
Lieder der Liebe wider heimzuholen
Herder,
Lieder der Liebe
, vgl.
HKB 565 ( IV 113/4 )
Lieder der Liebe wider heimzuholen.

21
Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrer aller Gesundheit.

22
Meinen zärtlichsten Handkuß und Empfehl der frommen, schönen, würdigen

23
heiliges Viereck
Herders vier Söhne, vgl.
HKB 562 ( IV 101/16 )
Männin, Mutter und Gevatterin. Ich umarme Sie und Ihr heiliges Viereck,

24
wie ein blinder Jakob
1 Mo 48,10
das ich so oft im Geist sehe – und drauf warte, wie ein blinder Jakob und

25
armer Job – mit diesen meinen Augen – Ist es Ihnen mögl. etwas vom Verf.

26
Aufsatzes in den Actis Ecclesiasticis
Itziger Zustand der Theologie auf der Universität Königsberg
(anonym eingesendet), in:
Schneider,
Acta historico-ecclesiastica nostri temporis
, Bd. 5, Tl. 37, S. 696–707,
s.o.
des Aufsatzes in den
Actis Ecclesiasticis
zu erfahren und heraus zu bringen:

27
Liebe, Leben, Licht
vgl.
Herder,
Erläuterungen zum Neuen Testament
, ED, S. 62 (SWS VII, 392); Kombination von
Joh 1,4
und
1 Joh 4,9
Mglw. eine Anspielung auf Herders Siegel?!? Ab wann benutzte er es?
Straßberger,
„Licht Liebe Leben“ – Johann Gottfried Herders Siegel
, S. 191–195 gelingt nur eine ungefähre datierung: vor 1788, vmtl. 1778, vielleicht aber auch erst später; vgl.
HKB 536 ( IV 30/24 )
.
so werd ich unter Ihren Bedingungen davon Gebrauch machen. Liebe, Leben,

28
Licht sey mit uns allen Amen! Gottlob! in meinem Hause ist alles wohl und

29
Platons Eutyphron
Plat.
Euthyphr.
niemand glücklicher als Pathchen. Platons Eutyphron mit Hänschen heute

30
Arithmetick im Ernesti
Kapitel 1 in
Ernesti,
Initia doctrinae solidioris
angefangen und die Arithmetick im
Ernesti.
Auf allen Fall,
wenn ich nicht

31
Engel zu Sardis
Offb 3,11
schreiben könnte
ein glücklich Neujahr! Der Engel zu Sardis kann nicht so

32
schläfrich
u
ohnmächtig
gewesen
seyn
als Ihr alter ewig verpflichteter

33
Johann Georg Hamann.


34
Adresse:

35
HErrn / HErrn
General-Superintendenten
pp /
Herder
/ zu /

36
Weimar

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 184–185.

Bisherige Drucke

ZH IV 124–128, Nr. 569.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
124/22
einen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
meinen
125/22
beweisen –“ /
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
beweisen“ –
; Absatzwechsel.
125/29
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
125/34
N. T.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
N. T.,
126/36
errichten
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
errichten.
128/11
Melito!
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Melito!
128/11
a
e
llen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
allen
128/18
Man
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mann