575
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Brief
nicht überliefert; eine kurze Zusammenfassung von Kraus’ Brief gibt Hamann in
HKB 574
Königsberg den 2 Jänner 80.

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Liebster Freund Kraus,

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Gestern des Morgens erhielt Ihren lang erwarteten Brief, nachdem ich

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beynahe alle Hofnung aufgegeben hatte, zum Neuen Jahr. Ich habe diesmal

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keiner Seele eins gewünscht, nicht einmal mir, bin weder Weynachten noch

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heuer aus dem Hause gewesen. Kreutzfeld hat sich Gottlob! ein wenig erholt,

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mich gestern u heute besucht u läßt Sie bestens grüßen, zweymal. Ihre

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Anekdote
nicht ermittelt
Anekdote soll niemand von mir erfahren, kann ihm aber schwerlich ein Geheimnis

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seyn. Sein Husten hält noch an, und scheint schwindsüchtig zu seyn; ein

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Erbtheil seines Vaters. Unterdeßen da Sie beyde Freunde sind, so wird Gott für

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beyde sorgen.

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Müllerschen Hause
bei
Ernst Egidius Müller
Ich hoffe morgen oder übermorgen Ihren Auftrag im Müllerschen Hause

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zu bestellen, wo ich in langer langer Zeit nicht gewesen bin. Das
Thibet
sche

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Weimarschen David
Johann Gottfried Herder
Alphabeth hab ich Hoffnung durch meinen Weimarschen David zu erhalten.

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Als einen Auftrag von mir will ich eben nicht zumuthen Nachfrage zu thun.

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Sollten Sie aber Gelegenheit haben den gelehrten Mann kennen zu lernen,

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oder bey einer anderweitigen Veranlaßung denken Sie
in petto
an das

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Problem
die Entdeckung der Ursprünge des Wortes
Konxompax
im Tibetischen, vgl.
HKB 560 ( IV 93/3 )
Gesellschafters
Johann Friedrich Hermes
Problem
und meine hungrige Neugierde. Den Namen Ihres Gesellschafters,

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an dem mir so viel gelegen gewesen, hab ich schon zum voraus erfahren. Ich

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habe vorigen Sommer seinen Namensvetter, den Verf. der reisenden Sophie

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Milch- und Obst Diät
vgl.
HKB 574 ( IV 146/19 )
kennen gelernt. Ein Mann den ich wie Ihre Milch- und Obst Diät bewundere;

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aber ich habe nicht das Gebiß, desto mehr den Magen eines fleischfräßigen

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Thieres, und könnte Ihnen Wunder erzählen von den Rinder- Enten- und

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Sauerbraten, die ich dies Jahr so jung es ist, bereits verzehrt. Ihr Geschmack an

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Paauwsche Aeschylus
Aischylos,
Tragoediae superstites
der griechischen Litteratur ist mehr der meinige. Daß der
Paauw
sche

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Aeschylus
nichts taugt hab ich gewußt; aber des
Askew
Ausgabe die nur eine

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Guinee
kostet, hatte ich mehr zugetraut. Mit Hänschen les ich jetzt im

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Plato
und zwar den
Phaedo.
Mit den 4
Speciebus
nach
Ernestii Initia

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sind wir auch im alten Jahr fertig geworden. Ihr Graf
Muschepuschi

S. 154
ist vor 14 Tagen hier durchgegangen und ich habe das Glück gehabt ihn zu

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sehen bey Ihro Excellenz. Er geht mit seiner Gemalin, die es mir leid thut

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nicht beßer ins Auge gefaßt zuhaben, nach Stockholm, wenn ich recht gehört.

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Vergeßen Sie doch nicht HE von Auerswald zu schreiben. Er setzt seine

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Freundschaft mit mir fort und besucht mich öfters zu Pferde auf dem Wege nach

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Gemeint ist vmtl. die
Dreikronenloge
in Hamanns Nachbarschaft; laut
Fischer:
Geschichte der Johannisloge zu den drei Kronen
, S. 178 trat Auerswald erst 1785 in die Loge ein, hatte aber wohl auch zuvor schon Kontakte dahin.
dem ▭ erinnert sich Ihrer mit den wärmsten Wünschen. Vielleicht wären Sie

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Auszuge
vgl.
Voigt:
Das Leben des Professor Christian Jacob Kraus
, S. 77: „Unter andern erzählte er mehrmals, der
Minister
habe ihm aufgetragen, Auszüge aus wichtigen Werken zu machen;
Lamberts Architectonik
, aus welcher er für ihn ‚den reinen deutlichen Geschmack‘ oder das darin aufgestellte System in einen Auszug bringen sollte, habe ihm aber gewißt einige Jahre seines Lebens gekostet und doch habe er aus dem Werke nichts herausbringen können.“
mit Ihrem Auszuge schon fertig, wenn es nicht mehr um Ihre eigene

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Befriedigung als des Mäcens zu thun wäre. Haben Sie nicht auch dem Kant an

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diesem Auszuge gedacht?

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poetische Blumenlese
Preußische Blumenlese
Des HE von Baczko preuß. Tempe und die neue poetische Blumenlese

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der HErrn Mohr u
Comp.
und des HE
Wannow
Eleonore sind die neueste

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Phänomene. Statt
D.
Crichton wird Hofger. R. Graun Unternehmer der

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gelehrten Zeitungen.

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Lilien auf dem Felde
Mt 6,28
Meine 3 Gratien thun es Gottlob! den Lilien auf dem Felde zuvor. – Wie

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gefällt Ihnen denn Meiners. Falls Ihnen die sibyll. Fragmente aufstoßen

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Brauchs
Hamann,
Konxompax
, N III,226/30, vgl.
HKB 560 ( IV 92/20 )
sollten, bitte S. 27. anstatt
Brauchs
:
Bauchs
zu lesen. Alles übrige versteht

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sich am Rande.

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Beym nächsten Neujahrswunsch bitte nicht ein Gegen
Compliment
an

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Ihre
Cousine
zu vergeßen; und daß Sie weder Ihr noch dem HE

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Oberhofprediger
Johann Ernst Schulz
peccatum … materialibus
eine Unterlassungssünde in formalen Angelegenheiten als eine Begehungssünde in materiellen Angelegenheiten werten; Zusammenhang nicht ermittelt
Oberhofprediger das kleine
peccatum omissionis in formalibus
zu einem
peccato

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commissionis in materialibus
anrechnen. Ich habe für Ihre philosophische

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Denkungsart und Unterscheidungskraft zwischen Freundschaft
in petto
und

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au bout de la plume
‚aus der Feder‘, ‚spontan gesagt‘
Höflichkeit
au bout de la plume
gutgesagt. Erfreuen Sie mich bald mit guten

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Entbindung
wohl von einer Übersetzung, an der Kraus schrieb, die er aber nicht beendete, vgl.
Voigt:
Das Leben des Professor Christian Jacob Kraus
, S. 82
Nachrichten von Ihrer Entbindung, und ohne ein Staatistiker zu seyn, lohnt

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es gar nicht der Mühe ein Sclav viel weniger ein Märtyrer seines Wortes

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gegen Leute von der großen Welt zu seyn. Laßen Sie mich wider ein Jahr auf

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einen Brief warten, so schick ich einen
Extract
der sich gewaschen hat, in Ihrem

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Namen, und hiemit Gott empfohlen!

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Johann Georg Hamann.


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Brahl
Johann Brahl
D. B.
wohl
Doktor Biester
Brahl
hat Antwort erhalten. Haben Sie auch
D. B.
deßhalb einen Wink

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Vale et faue
dt. lebe wohl und sei mir gewogen
gegeben?
Vale et faue!
Es macht uns doch immer eine kleine Freude wenn

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ein vornehmer Mann sich herunterläßt uns selbst zurecht zu weisen über ein

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quid pro quo.


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Adresse mit Mundlackrest:

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à Monsieur / Monsieur Kraus / homme de lettres / à /
Goettingue
. /

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Abzugeben in der
/
Grünenstraße
.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 116 f.

ZH IV 153 f., Nr. 575.