580
165/20
Hamann sandte Anfang Februar 1780 – nach dem
31. Januar
und vor
dem 5. Februar
– ein undatiertes Manuskript der
Zwey Scherflein
an Herder nach Weimar. Auf der Rückseite des vierten Blattes befinden sich Druckanweisungen an Herder, die hier zunächst ediert werden. Auf einem neuen Blatt schrieb Hamann den „Fortsetzung“ genannten Begleitbrief (
s.u.
). Die Datierung auf Anfang Februar 1780 betrifft das Begleitschreiben, das Manuskript der
Zwey Scherflein
wurde wohl einige Tage zuvor beendet, vgl.
HKB 580 ( IV 167/5 )
.
Wünschte zum Abdruck, daß selbiger 2 Bogen betrüge; daher ich bäte das

21
2 Scherfl.
der 2. Abschnitt von
Hamann,
Zwey Scherflein
ab N III,236
Titel …
vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,229/5
2 Scherfl. mit einer neuen Seite anzufangen. Auf dem Titel komt in der

22
griechischen Stelle ein hebräisches
Jot.
י

23
Alemberts
d’Alembert,
Éloge de Milord Maréchal
; Hamann gelangt bald daran (vgl.
HKB 581 ( IV 169/27 )
), wohl über
Auerswald
, dem er es mit
HKB 597
zurückgibt. – Vgl. die Randbemerkung Hamanns mit einem Verweis auf dieses Buch in
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,231/7 und 40f.
Ich habe seit einigen Tagen nach des
Alemberts
Eloge
des Mylord

24
Marschall
herumgeschickt ohn es auftreiben zu können, weil die Exempl.

25
Monopolkram
infolge des Buchhandelsmonopols der
Hartungschen Buchhandlung
in Königsberg, nach dem Niedergang des
Kanterschen Buchladens
, vgl.
HKB 576 ( IV 157/9 )
Bitte … einzusetzen … Pater Prior
Im Manuskript der
Zwey Scherflein
, das Hamann an Herder sandte, ist an der Stelle, wo im Druck „Pater Abbas“ (N III,231/9) steht, eine Lücke gelassen, die Hamann hier bittet, zu vervollständigen; Herder trug, nach Hamanns präzisierender Anweisung in
HKB 581 ( IV 169/31 )
„Pater Abbas“ ins Manuskript ein und druckte es auch so; bei
d’Alembert,
Éloge de Milord Maréchal
, S. 51 steht über Friedrich II. und Sans Souci: „Aussi Milord Maréchal disoit-il de ce prince, dont le Palais étoit pour lui une espèce de Couvent, où il se trouvoit très heureux:
Notre Pere Abbé est l’homme du monde le plus aisé à vivre.
[…]“ (dt. Auch sagte Milord Maréchal über diesen Fürsten, dessen Palast für ihn eine Art Kloster war, in dem er sich sehr glücklich fühlte:‚Unser Pater Abt ist der umgänglichste Mensch der Welt.‘“)
Sobriquet
dt. Spitzname
schon in unserm Monopolkram vergriffen sind. Bitte das
Sobriquet
unsers

26
Semper Augusti
Friedrich II.
, über den in
d’Alembert,
Éloge de Milord Maréchal
viele Anekdoten mitgeteilt werden; im Hintergrund der Bezeichnung ‚Semper Augusti‘ steht einerseits
Augustus
und die Anekdote über ihn in den
Zwey Scherflein
, N III,231/20–232/5; andererseits die Titulatur des Römisch-deutschen Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (‚allzeit vermehrer des Reichs‘)
Semper Augusti
einzusetzen. Ich weiß nicht ob es
Abt
oder
Pater Prior
war?

27
Note 10
Im Manuskript an Herder wie in ED, S. 21 ist Note 10: „– – für Molinisten, wegen seiner Vertraulichkeit mit einem Fräulein von Moleon. Siehe
Histoire d’un Voyage litteraire fait en 1733. par Jourdain a la Haye 735.
oder Memoires anecdotes de la Cour et du Clergé de France p. 108.“ (N III,239/26–29). – Hintergrund der gestrichenen Erwähnung hier unklar, das Wortspiel um Moliniste/Moleoniste hat mit der Anekdote um Friedrich II. nur indirekt etwas zu tun und erfolgt im Text wesentlich später.
und eben dies Wort zur Note 10 hinzuzufügen.

28
neuste … neueste
zu ‚neuste‘ siehe den Titel der
Zwey Scherflein zur neusten Deutschen Literatur
, zu ‚neueste‘ etwa den Verweis auf
Kindleben,
Die allerneueste deutsche Orthographie des achtzehnten Jahrhunderts
in N III,235/10
Ich schreibe
neuste
, und wenn ich andere anführe besonders Titel:
neueste
.

29
Bitte in Anführung auch die verschiedene Orthographie zu beobachten.

30
engl. Denksprüche
nicht ermittelt?!? mglw. „out-heroding Herod“ aus
Shakespeare,
Hamlet
, 3,2,13
In Anbringung der engl. Denksprüche bitte ihren Mangel, wo es nöthiger,

31
zu ersetzen.

32
monachischer
in der Art eines Mönchs (von gr. μοναχός, einzeln, alleinlebend), anstatt von Monarchie, Herrschaft eines Einzelnen; vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,234/5
Otographie
Ohr-Schrift (von gr. ὠτός und γράφειν), Wortspiel um Klopstocks Orthographie-Reform nach dem Prinzip ‚Schreibe, wie du hörst‘; vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,234/7
monachischer, – nicht monarchischer   Otographie, eben so mit Fleiß,
i. e.

33
Orco, nicht Orkod.
„Orcodoxie“ (
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,240/14), nach dem römischen Gott der Unterwelt, nicht mit griechischem ‚k‘
Sueton hat ipsi …
vgl. die Anekdote über
Augustus
in
Suet.
Aug.
88
(Übers. in Kommentar zu
HKB 576 ( IV 156/16 )
) und Hamanns Zitierung in den
Zwei Scherflein
, N III,232/4
Ohrgraphie. Orco, nicht Orkod.
Sueton
hat
ipsi;
ich mit Fleiß
isti,
weil ich

34
mir die Verwechselung des c und t mit
s
u.
k
so leichter vorstelle als bey

S. 166
p. 7. ein klein Schlangen s und ß
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,240/19
ipsi.
/
p.
7. ein klein Schlangen s und ß, das Kl. nicht leiden kann, statt:

2
Allgem. Bibl …
in der Rezension von
Campes
Kleiner Kinderbibliothek
befindet sich in
Allgemeine deutsche Bibliothek
,
Bd. 39, St. 1, S. 263
eine Paraphrase der Vorrede: „In der Vorrede bekennt Hr. C. daß er ungerne, und um allgemeiner Vorurtheile willen, sich der neuen Klopstockschen Rechtschreibung enthalten habe, (die willkührliche Behandlung des y, des h und der doppelten Buchstaben ausgenommen) und daran hat er wohl gethan, und wird ferner wohl thun: denn es sey die Beybehaltung der alten Schreibart immer Vorurtheil; so ist die vorgeschlagene Veränderung derselben nichts bessers – Vorurtheil der Eigenliebe, Neuheit oder der eignen Erfindung, gegen das Vorurtheil des Alterthums und der Gewohnheit.“
Schlangen
u
Otterngezüchte. Siehe Allgem. Bibl.
XXXIX.
B. 1 St. S. 263 die ich

3
gestern zufällig zu lesen bekommen und wo mein Argument gegen den Anfang

4
anticipirt
ist

5
In Hermes …
Hermes,
Gelegenheitspredigten
, S. 175
Leß u Luther
Gottfried Leß
und
Martin Luther
, vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,239/3 und 239/30f.
In Hermes neuesten Casualreden ist Leß
u
Luther gepaart in einer Note.

6
Pis-aller
dt. Notlösung, vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,238/22 und 238/36f.
Samml. älterer Predigten
Hermes,
Predigten an die Kunstrichter und Prediger
, S. 129
Sein
Pis-aller
findt sich auch in einer Samml. älterer Predigten.

7
p. 4 angeführte Leberreim
„Man schreibe, was man denkt, man schreibe, was man spricht“ (
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,237/1f.)
Der
p.
4 angeführte Leberreim ist von meinem seel.
Oncle.
Den Theil u

8
quo anno
herausgekommen weiß ich nicht. Ich glaube in dem Theil wo

9
Genest übersetzt ist.

10
Echoe
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,239/16
p.
5.
Echoe
; nicht Echos

11
Das
I.
Scherflein ist hauptsächlich gegen den Herausgeber: das
II.
gegen

12
den Urheber der neuesten Rechtschreibung.

13
Bestie …
vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,233/31; vmtl. im Kontext der Codicis, die Hamann auf der Königsberger Schlossbibliothek mit
Heinrich von Hesler,
Apokalypse
las, vgl.
HKB 576 ( IV 155/13 )
; darin nicht ermittelt?!?
Das Wort
Bestie
habe in der alten Uebersetzung der Apokalypse gefunden.

14
beyde Motto nicht auf dem Titel … in fronte abbreviirt erscheint
Ein Titelblatt, auf dem Motti nicht oder nur verkürzt angeführt sein könnten, ist im Zusammenhang des Manuskripts der
Zwey Scherflein
mit den Druckanweisungen an Herder nicht überliefert; vgl. zuvor
HKB 576 ( IV 157/30 )
.
p. 4. das lateinsche nachgeholt
Das erste Titelmotto der
Zwey Scherflein
lautet: „REM POPVLI TRACTAS? – –“ („Du betreibst die Sache des Volkes?“
Per.
saturae
, 4,1). Im Text bzw. auf S. 4 des Manuskripts (N III,237/21–23) gibt Hamann den Zusatz wieder: „Barbatum haec crede magistrum / Dicere, sorbitio tollit quem dira cicuta. PERSIVS IV. 1. 2.“ („Nimm an, dies sage der bärtige Lehrer, den das grausige Schlürfen des Schierlings hinwegnahm“,
Per.
saturae
, 4,1f.).
Weil die
beyde
Motto nicht auf
dem Titel angeführt sind; so habe
p.
4. das

15
Namen Persius auch das που eingerückt
Der Name „PERSIVS“ und das που (gr. ‚wo‘, meint vmtl. die Stelle, also „IV. 1. 2.“) wurden nachträglich ins Manuskript eingefügt.
Nr. 14 … in extenso
das zweite Motto der
Zwey Scherflein
aus
Mt 5,18
ausführlich angegeben in Anmerkung 14 des Manuskripts (N III,240/38)
lateinsche
nachgeholt u dem Namen
Persius
auch das
που
eingerückt
wie Nr. 14.

16
das griechische
in extenso,
das
in fronte
abbreviirt erscheint.

17
Schluß Motto aus dem Lucan
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,242/19f. (wie im ED): „–
saxis tantum
volucresque, feraeque / Sculptaque seruabant
magicas
animalia
linguas
.
Lucan,
De bello civili
, 3,223f. Übers.: „[Phönizier unternahmen es, wenn man dem Hörensagen glauben darf, als erste, die Sprache dauerhaft in einfachen Buchstaben aufzuzeichnen, als Ägypten noch nicht Nilpapyrus zusammenzufügen wußte] und nur Vögel und Vierbeiner in Steine ritzte, Priestersprüche durch Getier festhielt“.
Die 14 Noten bitte numerirt zu lassen. Ob ich das Schluß Motto aus dem

18
mit saxis tantum oder volucresque
„saxis tantum“ (‚nur Steine‘) schrieb Hamann im Manuskript nachträglich über zwei der ursprünglich drei Gedankenstriche des Zitats; Herder hat sich im Druck offenbar eher an das Manuskript als an diese kryptische Anmerkung gehalten.
Lucan mit
saxis tantum
oder
volucresque
setze überlasse Ihrem Gutbefinden.

19
Sollte aus dem Abdruck etwas werden: so bespreche ich 1. für
Klopstock

20
2.
Leßing
. 3. Wieland. 4. den
andern Nachbar
5. nach
Erfurt
6.

21
Darmstadt
. 7. Landsmann Reichard 8.
Mos.
Mendelsohn 9. Lavater. 10.
Kleuker
.

22
11. NB. Kraus in Göttingen in der
Grünenstraße u 12–14.
für die

23
verwittwete Frau Verfasserin
Hamann selbst
verwittwete Frau Verfasserin. Auch ein
halb Dutzend
wäre nicht zu viel.
Könnte

24
Hartknoch … Briefe
Johann Friedrich Hartknoch
und die
HKB 578
vorausgehende Sendung vom 25. Januar 1780
nicht Freund Hartknoch, der mich vorige Woche mit einem Briefe, Fäßchen

25
Caviar u einem Päckchen Bücher erfreut, ohne daß er was davon wüste, zum

26
Verleger gemacht werden?

27
sibyll. Fragmente
Hamann,
Konxompax
Das Format der sibyll. Fragmente
    
Geschmack. Eher kleiner, als größer.

28
Was für ein schönes Abend
          he
4 Uhr –

29
Fortsetzung
.


30
Fortsetzung
s.o.
Fortsetzung

31
Liebster und bester Gevatter, Landsmann und Freund,

32
Geschmier
Die übersandte Handschrift der
Zwey Scherflein
ist tatsächlich recht eng und unsauber geschrieben und weist (für eine Reinschrift) viele Streichungen und Einfügungen auf.
Was sagen Sie zu meinem Geschmier ohne daß ich weiß ob die Ferien Ihrer

33
eignen Autorschaft Ihnen Lust
u
Muße zur Hebammenschaft der meinigen

34
lassen. Vor allen Dingen schenke Ihnen der liebe Vater im Himmel, Ihnen

35
und allen lieben Ihrigen gute Gesundheit – Hier erhalten Sie die jüngste

S. 167
abermal Hebammenstelle
Herder brachte bereits Hamanns
Konxompax
auf eine Briefsendung Hamanns hin sehr schnell und mit wenig Fehlern zum Druck, vgl.
HKB 555 ( IV 80/2 )
Geburt meines alten grauen Kopfs mit der Bitte abermal Hebammenstelle bey

2
selbiger zu
vertreten
.
,
und meine
Freude
über schneller u. glückl. (Gott gebe)

3
Entbindung derselben vollkommen zu machen durch einen
ähnlichen

4
Abdruck

5
peccatum omissionis
Unterlassungssünde, wohl die versehentliche Auslassung von
Matthias Claudius
in der Empfängerliste für den Druck der
Zwey Scherflein
,
s.o.
Mein
peccatum omissionis
auf der Liste bitte nach Wandsbeck zu ersetzen.

6
Asmo mitifico à silentiis
‚Asmus‘ nach Claudius’ persona im
Wandsbecker Bothen
; ‚mitifico à silentiis‘ etwa im Sinne von ‚der mythische Schweiger‘ (wegen seiner langen Nichtbeantwortung von Briefen)
26 pr. … Handschreiben
Claudius’ Brief, der am 26. Februar in Königsberg eintraf, nicht überliefert, vgl.
HKB 578 ( IV 162/16 )
Endl. hat es dem
Asmo miti
fi
co à silentiis
gefallen mich den 26
pr.
mit einem

7
Handschreiben zu erfreuen mit einem sehr langen drolligen Briefe für sein

8
hartnäckiges Stillschweigen. Weil ich der
losen Worte
viel habe: so hat er

9
praecaviren
Vorkehrungen treffen
sich
praecaviren
wollen und lieber den Verdacht eines faulen
Studiosi

10
literarum risquiren
– Wenn bis zum nächsten May nicht die Mode mit den

11
gebratnen Tauben u dem offnen Maul
durchgreift;
so dörfte der Knüppel wohl

12
wieder beym Hunde liegen und Herr
Asmus
nicht
manquiren
auf eine

13
Fortsetzung … Werke
wohl eine Anspielung auf die Fortsetzung von
Claudius,
Asmus omnia sua secum portans
, Tl. 4 erschien 1782
Talanderstyl
Hamann ahmt Claudius’ scherzhaft-altertümliche Neigung zu barock-französischen Lehnwörtern nach; ‚Talanderstyl‘ meint den ‚galanten‘ Stil der exotisch-höfischen Romane
August Bohses (Pseudonym Talander)
Fortsetzung (seiner guten Werke) zu
entrir
en. In was vor einem Talanderstyl er

14
französische Bastardreime zu bröckeln weiß, wenn er artig
u
schön thun

15
will.

16
Brahl … gelehrten Articuln
Johann Brahl
, als Redakteur des gelehrten Teils der
KGPZ
, vgl.
HKB 577 ( IV 159/16 )
Kreutzfeld hat mich seit 8 Tagen nicht
besucht;
u Brahl arbeitet
ad interim

17
an unsern gelehrten Articuln. Mein nagelneuer Freund Pleßing hat diese

18
Lücke ausgefüllt u scheint Vertrauen zu mir zu haben. Er hat mich gebeten

19
Geh R. Göthe
Johann Wolfgang Goethe
sich Ihnen u durch Sie dem HE Geh R. Göthe, der sein Freund zu seyn

20
scheint, bestens zu empfehlen. Von seiner
deutschen u französischen
Autorschaft

21
hier hab ich schon neul. wo ich nicht irre, ein Wort fallen lassen.

22
Quarantaine
seinen häuslichen Rückzug wegen Krankheit
Ich denke mit dieser Woche meine
Quarantaine
zu schließen und nächsten

23
Esto mihi
Sonntag vor der Fasten, 6. Februar 1780
Sonntag
Esto mihi
meinen
ersten Kirchengang
in diesem Jahre zu halten

24
und mich auch vielleicht mit meinen bisher vernachläßigten Freund- und

25
Bekanntschaften wider auszusöhnen. Ich habe wie in der Wüste gelebt, in

26
Ansehung meines Herzens, das eben so viel Verdacht schöpft als giebt. Nichts

27
als Misverständnis in mir selbst und mit andern! Ich besorge nicht, daß die

28
Zu- und Aufdringlichkeit meiner Arbeiten auch nicht überlästig werden dürfte.

29
Mehr hab ich nicht auf dem Herzen für dieses erste Jahr einer neuen
Decade

30
meines Lebens.

31
Claudius … Voß
Matthias Claudius
, nicht überliefert, vgl.
HKB 578 ( IV 162/16 )
;
Johann Heinrich Voß
ging jedenfalls nicht nach Riga.
Claudius schreibt mir von einer Art des Rufs für Voß nach Riga und

32
Hartkn.
Johann Friedrich Hartknoch
, nicht überliefert, vgl.
HKB 578 ( IV 160/32 )
Lenz ein ähnl. Versuch mislungen
Lenz hatte sich im Herbst 1779 erfolgos um die Stelle als Rektor der Rigaer Domschule beworben.
Mathan atha
Herder,
Maran Atha
; die Schreibung „Mathan“ karikiert mglw. ein Falschschreibung Hartknochs, vgl.
HKB 379 ( III 19/34 )
.
Hartkn. daß Lenz ein ähnl. Versuch mislungen u
ad interim
Hofmeister bey

33
Berg in Allasch geworden. Der Herr Verleger erbaut sich auch an Ihrem

34
Mathan
atha.

35
Lupus in fabula
dt. der Wolf in der Geschichte. Antike Redewendung; wenn jemand erscheint, von dem man spricht, etwa
Cic.
Att.
, 13, 33, 1
Lupus in fabula
†feld ist hier
gewesen
.
,
und hat mir an ein ander
Mst
auf

36
der Schloß Bibl. gedacht da
ß
s
Distinctiones in
Apocalypsin
heißen soll.

37
Werde Ihnen auch zu seiner Zeit ein Wort davon mittheilen.

S. 168
p. 7. No. 2
vgl.
Hamann,
Zwey Scherflein
, N III,241/32–37
Was meynen Sie, ob ich
p.
7. No. 2.) noch mit einem Gedanken vermehre,

2
weil bey … Sinlichkeit ist
So die Stelle im an Herder gesandten Manuskript der
Zwey Scherflein
der mir entfallen und die Stelle etwa so gebe: weil bey Ausstellung des

3
Grundgesetzes im Zweck der Rechtschreibung ein Misverständnis zum

4
Grunde liegt, und das ganze Universalmittel selbst nichts als ein leidiges

5
keine wahre Quadratur …
So die intendierte Einfügung. Herder markierte die Stelle in der „Fortsetzung“ mit Einfügungszeichen in roter Tinte; auch ins Manuskript fügte er es mit roter Tinte ein (S. 7): „keine wahre Quadratur der Verhältnis zwischen Aussprache u Schrift, und ihrer auszugleichenden Incommensurabilität, ohne Fragmente noch Fictionen.“ (vgl. N III,462). – Auch im ED der
Zwey Scherflein
ist die Stelle abgedruckt, mit „Fictionen“. – Später tat Hamann „Fictionen“ als Lesefehler Herders ab und wollte eine Änderung zu „Fractionen“ (vgl.
HKB 592 ( IV 191/18 )
); in den meisten Handexemplaren änderte Hamann es „Fractionen“, wie es auch in N III,241/37 ediert ist.
Ohrenpolster der
Sinlichkeit
ist;
keine
wahre
Quadratur
der

6
Incommensurabilität
Verhältnis zwischen Aussprache und Schrift, und

7
ihrer auszugleichenden
Incommensurabilität,
(
ohne
Fragmente
und

8
noch
Fictionen
)
.

9
Ich überlasse Ihrem Gutachten den ganzen und kleinen Endzusatz dieses

10
Perioden.

11
Semlers Lebensbeschreibung … Rthl.
Hamann bezieht sich auf die Ankündigung bzw. Aufforderung zur Subskription für
Semler,
Lebensbeschreibung
, deren 1. Tl. 1781 erschien; etwa im
Hanauischen Magazin, St. 8, S. 72
, aber vmtl. auch in den
KGPZ
, vgl.
HKB 577 ( IV 159/16 )
wird die Subskription für „1 Rthlr“ angekündigt.
Was denken
Sie
zu Semlers Lebensbeschreibung und seinem Verhältnis

12
gegen Barth u. Steinbart. Ich bin willens meinen Rthl. redlich beyzutragen.

13
Aber Nösselt handelt schlecht, der als ein reicher u kluger Mann dies

14
Supplement
annimmt und den Mäcen nicht zurecht weist, und seinen Bruder darben

15
läßt.

16
Mein erschöpfter Kopf ist von allerhand voll – Gott gebe Ihnen Glück

17
liebster bester Herder zum Abdruck, daß er Ihnen nicht zu viel Mühe macht,

18
uns beyden aber Freude und keine Schande.

19
Gevatterin
Caroline Herder
Meiner verehrungswürdigen
Gevatterin
den zärtlichsten treusten

20
Handkuß. Ich umarme Sie u alle Ihre liebe Kinder. Sein guter freudiger

21
Geist erhalte Sie!

22
quantaque nostrae …
Per.
saturae
, 5,22–24; Übers.: „[Dir gebe ich, weil die Camene mich jetzt dazu treibt, zur Prüfung mein Inneres, und,] welch großer Teil meiner Seele dir gehört[, Cornutus,] lieber Freund, dir zu zeigen macht mir Freude.“
– – quantaque nostrae

23
Pars TVA sit – animae, tibi dulcis amice

24
Ostendisse iuuat – – –


25
Hausmutterchen
Anna Regina Schumacher
Rose
vgl.
Adelung, Bd. 3, Sp. 1157, s.v. 1. Rose
: „eine Entzündung auf der Oberfläche des menschlichen Körpers, welche von dem daselbst stockenden Blute, oder auch von der gehemmten Ausdünstung entstehet“
Mein Hausmutterchen hat die Rose im Gesicht und heute den Schreck

26
gehabt mir die Augen zuzudrücken u ihr ganzes Haus sterben zu sehen. Sie hat

27
mir Sonntags u Montags gelegen – wir wollten eben Mariannchen

28
entwöhnen, nun ist es ausgesetzt zum nächsten abnehmenden Licht. Alles übrige nach

29
Agurs Wunsch
Spr 30,8
Gottes Willen
u.
Agurs Wunsch – –
là là
tout doucement.
Schneckengang

30
ist besser als Krebsgang; aber
in petto
immer ein Hang zu
Extrem
en
, der curirt

31
werden soll und wird durch einen guten Abend! und gute Nacht! von Ihrem

32
alten Freund u Diener

33
Johann Georg H.


34
Vergeßen Sie doch nicht sich nach dem
verlornen
Päckchen zu erkundigen.

35
franquiren
vorauszubezahlen, sodass Hamann die Bezahlung beim Empfang übernehmen müsste
Bitte die mir ausgebetnen
Exempl.
nicht zu
franquiren,
höchstens bis zur

36
Gränze oder Berlin.
Vale et faue!
und hiemit nochmals Gott empfohlen.

37
Amen!

Provenienz

Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 2). – Das Konvolut aus 5 Blättern enthält auf S. 1–7 die Druckvorlage für Hamanns
Zwey Scherflein
, auf S. 8 die Druckanweisungen und auf S. 9–10 den „Fortsetzung“ genannten Begleitbrief, zur Datierung vgl.
HKB 580 ( IV 165/20 )
. – Hamanns Handschrift der
Zwey Scherflein
auf S. 1–7 wurde von Herder gemäß Hamanns Anweisungen partiell vervollständigt und ging für den Druck in Weimar auch durch die Zensur in Jena: S. 1 oben ist von fremder Hand notiert: „Vidi quoad theologica adspersa
J. J. Griesbach
. vidi quoad reliqua
CG Schütz
“.

Bisherige Drucke

Abdruck der zweiten Hälfte, HKB 580 (IV,166/30–168/37): Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 330–331.

Abdruck der ersten Hälfte, HKB 580 (IV,165/20–166/29): Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 457–458.

ZH IV 165–168, Nr. 580.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
165/22
Jot.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Jot:
165/22
י
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
י
.
165/34
u.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
166/1
/
]
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
166/2
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
166/4
ist
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ist.
166/5
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
166/7
Oncle.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Oncle.
166/14
Motto nicht auf
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Motto auf
166/14
beyde
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
beide
166/15
eingerückt
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
eingerückt,
166/15
lateinsche
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
lateinische
166/21
Mos.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Moses
166/22
Grünenstraße […] 12–14.]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Grünenstraße. 12–14.
166/27
    
]
Textverlust; ein Teil der unteren Hälfte des Blattes wurde herausgeschnitten, wohl bereits von Hamann (Herders Handschrift weicht in einer Anmerkung der ausgeschnittenen Partie aus); mglw. wurde dabei das Datum entfernt. – Von ZH mit Halbgeviertstrichen dargestellt.
166/28
          he
]
Textverlust; ein Teil der unteren Hälfte des Blattes wurde herausgeschnitten.
166/30
Fortsetzung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Fortsetzung.
166/33
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
167/2
vertreten
.
,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
vertreten,
167/4
Abdruck
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Abdruck.
167/11
durchgreift;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
durchgreift:
167/14
u
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
167/16
besucht;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
besucht,
167/20
deutschen […] französischen]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
deutsch-französischen
167/34
Mathan
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Maran
167/35
gewesen
.
,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gewesen,
167/36
Apocalypsin
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Apocalipsin
168/5
keine
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
„keine
(in der Handschrift befinden sich keine Anführungszeichen, sondern von Herder später eingefügte Einfügungszeichen, welche die Erstreckung der Einfügung anzeigen)
168/7
(
ohne
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ohne
168/8
Fictionen
)
.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Fractionen
.
; die Fehllesung in ZH geht auf Hamanns späte Änderung in den Handexemplaren der Zwey Scherflein zurück; der handschriftliche Befund für diese Fassung (sowohl hier als auch in Herders Abschrift) ist jedoch eindeutig. – In der Handschrift befinden sich keine Anführungszeichen, sondern von Herder später eingefügte Einfügungszeichen, welche die Erstreckung der Einfügung anzeigen.
168/11
Sie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sie
168/19
Gevatterin
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Frau Gevatterin
168/29
u.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
u
168/29
là là
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
à la
168/30
Extrem
en
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Extremen